Wellengesang -  Stella Cornelius-Koch

Wellengesang (eBook)

Drei Freundinnen in Heiligenhafen
eBook Download: EPUB
2020 | 4. Auflage
304 Seiten
Edition Forsbach (Verlag)
978-3-95904-116-4 (ISBN)
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Sina, Karin und Louise sind drei Frauen, wie sie auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein können. Sie haben aber eines gemeinsam: Sie brauchen dringend einen Ortswechsel, um sich über ihr weiteres Leben klar zu werden. Durch einen Zufall treffen sie sich in Heiligenhafen an der Ostsee und verbringen gemeinsam einige Wochen in einem Ferienhaus. Der Roman erzählt von der generationsübergreifenden Freundschaft zwischen Frauen und zeigt, dass es sich lohnt, seinen Weg zu gehen und an das Glück zu glauben - auch dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Eine Geschichte mit Humor, Romantik und Spannung: alles, was man zum Lesevergnügen braucht.

Stella Cornelius-Koch, Jahrgang 1967, lebt mit ihrer Familie in Bremen. Sie ist Medizin-Journalistin, Herausgeberin eines Pressedienstes, Sachbuchautorin sowie Mental- und Stresscoach. Als 'Leseratte' liebt sie Romane, die humorvoll, romantisch und ernsthaft zugleich sind. Schon als Kind fuhr sie regelmäßig mit ihren Eltern nach Heiligenhafen in den Urlaub. Seither zieht es sie immer wieder in das Ostseebad zurück, wo sie sich entspannt und neue Energie tankt. Durch ihre eigenen Erfahrungen hat sie vielfach erleben dürfen, wie wertvoll und hilfreich Freundschaften zu Frauen unterschiedlichen Alters sein können - ohne Neid und Zickereien.

Eins

Sina fühlte sich, als wäre sie gerade von einemZug überrollt worden. Vor ein paar Minuten war ihre (ziemlich) perfekte Welt noch in Ordnung. Jetzt saß sie da, starrte auf das halbleere Rotweinglas in ihrer Hand und wischte gedankenverloren den Abdruck vom Rand, den ihr Lipgloss hinterlassen hatte.

Hatte sie das alles gerade nur geträumt? Ausgerechnet sie – sitzengelassen von Alex. Dem Alex, mit dem sie die letzten fünf Jahre zusammen war und von dem sie sich eigentlich nie trennen wollte. Was ein paar Worte doch alles anrichten konnten, dachte Sina. Gerade ihr, einem Werbe- und Textprofi, war das Gespräch völlig entglitten …

Sie war mit Alex, wie schon so oft, bei ihrem Lieblingsitaliener gewesen. Es sollte ein harmonischer Abend werden. Das war es auch, bis plötzlich alles im Chaos endete. Sina war gerade dabei, sich mit der Gabel etwas Penne mit Ruccola-Tomatensoße in den Mund zu schieben, als Alex plötzlich ein kleines Kästchen aus seiner Jackentasche zog und vor ihr auf den Tisch legte. Sina hielt inne – ihre Gabel noch in der Luft – und starrte auf das dunkelblaue Kästchen mit der roten Schleife vor ihr.

„Na, nun mach‘ schon auf“, sagte Alex. Seine dunklen Augen blitzten sie erwartungsvoll an.

Zögerlich begann Sina, die Schleife zu lösen. Als sie die Schachtel aufgemacht hatte und sah, was sich darin befand, brauchte sie einen Moment, um sich zu sammeln. „Oh Alex, der Ring ist wunderschön. Aber was soll …“

„Sina“, unterbrach Alex sie, während er ihre Hand nahm. „Wir sind nun schon fast fünf Jahre zusammen – quasi eine Ewigkeit. In dieser Zeit sind wir durch Höhen und Tiefen gegangen. Aber ich liebe dich wie am ersten Tag – nein, mehr noch. Ich möchte gerne mein ganzes Leben mit dir teilen. Sag‘, willst du mich heiraten?“

Sina antwortete nicht, sondern wandte ihren Blick zu der Familie am Nachbartisch, die sich fröhlich zuprostete. Sie überlegte angestrengt, was sie sagen könnte. Alles in ihrem Inneren schien plötzlich in Aufruhr zu sein. Sie spürte förmlich, wie sich ihr Magen verkrampfte. Sina atmete ein paar Mal tief ein und aus, um sich zu sammeln, bevor sie Alex wieder anblickte. „Alex, du weißt, dass ich dich ebenfalls liebe. Doch eine Heirat ... Ich meine, für immer? So etwas will gut überlegt sein. Findest du nicht, dass wir dafür später immer noch Zeit haben? Es ist doch alles gut so, wie es ist.“

„Sina!“ Alex kam mit seinem Kopf näher an Sina heran, sodass sie sein Aftershave deutlich riechen konnte, und sah ihr fest in die Augen. „Ich dachte, zwischen uns ist alles klar. Alle rechnen damit, dass wir endlich heiraten – insbesondere meine Eltern. Du weißt doch, dass sie in Kürze die Maschinenbaufirma an mich übergeben und sich zur Ruhe setzen wollen.“

„Ach.“ Sina nahm ihre Serviette vom Schoß und warf sie auf den Tisch. „Und als neuer Geschäftsführer der ‚Seiler GmbH‘ fehlt dir noch eine Ehefrau? Ich glaub‘ es einfach nicht, dass du mich für deine Karriere benutzen willst.“ Auf Sinas Hals und Dekolleté wurden plötzlich rote Flecken sichtbar.

„Ich benutze dich doch gar nicht.“

„Doch, das tust du, Alex. Wenn du mich wirklich liebst, können wir auch noch in zwei oder drei Jahren heiraten. Ich brauche einfach noch etwas Zeit.“

„Zeit, Zeit, immer sagst du, du brauchst noch Zeit. Weißt du, was ich glaube, Sina? Du hast Angst, Verantwortung für dein Leben zu übernehmen.“

„Habe ich nicht“, entgegnete Sina verletzt.

„Hast du doch. Immer, wenn es um wichtige Entscheidungen in deinem Leben geht, schiebst du sie endlos vor dir her. Doch damit, mein Schatz“, Alex zeigte mit dem rechten Zeigefinger in ihre Richtung, „läufst du nur vor dir selbst davon.“

Alex sprang auf, sodass sein Stuhl mit einem Satz nach hinten rutschte und die Vase auf dem Tisch bedenklich wackelte. „Weißt du was? Lass‘ es mich einfach wissen, wenn du dich entschieden hast. Aber warte nicht zu lange.“ Alex winkte die Bedienung herbei. „Machen Sie mir bitte die Rechnung fertig? Ich zahle sie dann gleich am Tresen.“ Wortlos blickte Alex Sina noch einmal an, während er seine schwarze Lederjacke von der Stuhllehne nahm, sich umdrehte und einfach ging.

Sina seufzte. Was hätte sie nur tun sollen? Alex‘ Antrag annehmen, damit er endlich Ruhe gab? Aber das konnte sie einfach nicht. Wie denn auch? Jede Frau wünscht sich doch eine Heirat aus Liebe und nicht, weil es gerade so gut in die Karriere passt. Da braucht man doch gar nicht erst zu heiraten. Sina nahm die rote Rose aus der Vase und begann, die Blütenblätter einzeln abzuzupfen.

Und was hatte Alex gesagt: Sie schiebe wichtige Entscheidungen immer vor sich her? Das stimmte doch gar nicht! Sie wollte nur absolut sicher sein, dass sie das Richtige tat. Doch war es wirklich das Richtige, Alex zu heiraten – unter diesen Umständen? Sie war sich nicht mehr sicher.

„Signorina Bergheim, darf ich Ihnen noch etwas bringen?“

Sina erschrak, weil sie den Kellner neben ihr nicht bemerkt hatte. „Was? Oh, entschuldigen Sie. Nein, Carlo, nur die Rechnung.“

„Die hat Signore Seiler schon beglichen.“

„Ach ja, stimmt. Dann gehe ich jetzt mal.“

„Einen schönen Abend noch, Signorina Bergheim.“

„Danke.“ Müde stand Sina auf und schlüpfte in ihre helle Lederjacke, in die der Kellner ihr half.

„Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: l‘Amore ist manchmal schwer. Aber meistens renkt sich alles wieder ein.“

Sina drehte sich zu Carlo um und rang sich ein gequältes Lächeln ab.

„Danke, sehr lieb von Ihnen.“

„Buona notte.“

„Buona notte, Carlo.“

In der Nacht schlief Sina schlecht – so schlecht, dass sie gar nicht erst hätte ins Bett zu gehen brauchen. Morgens gegen fünf fiel sie schließlich in einen unruhigen Schlaf. Als Sina ihre Augen öffnete, brauchte sie eine ganze Weile, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Noch schlaftrunken tastete sie mit ihrer linken Hand zum Wecker auf dem Nachttisch und strich sich mit der rechten Hand ein paar blonde Haarsträhnen aus der Stirn, um die Uhrzeit besser erkennen zu können.

„Was, schon zehn nach neun? Warum hast du Mistding denn nicht rechtzeitig geklingelt?“

Sina schüttelte verzweifelt den Wecker, während sie sich aufrichtete, ihre Beine vor das Bett setzte und mit ihren Füßen nach ihren Hausschuhen tastete.

Kaum war sie aufgestanden, musste sie sich am Bettpfosten festhalten, da ihr schwindelig wurde. Sina beschloss, ganz langsam ins Bad zu gehen.

Als Sina das Bad nach scheinbar endlosen Sekunden erreichte, verspürte sie den dringenden Wunsch nach einer ausgiebigen Dusche. Sie streifte ihr teures Seidennachthemd ab, stieg in die Dusche und drehte das Wasser auf.

Oh, wie gut das tat! Sina spürte, wie ihre Lebensgeister nach und nach wieder erwachten und ihr Kreislauf sich immer mehr stabilisierte. Während ihr das warme Wasser über Kopf und Oberkörper rann, wurde ihr langsam bewusst, was gestern Abend passiert war.

Sie hatte noch nie viel geheult. Doch jetzt liefen ihr die Tränen nur so über die Wangen und vermischten sich mit dem warmen Wasser auf ihrer Haut. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder im Griff hatte.

Okay, sie hatte definitiv verschlafen. Inzwischen war es fast halb zehn. Um zehn Uhr sollte sie die Präsentation für die Firma „Pro Tags GmbH“ halten. Das heißt, sie hatte noch eine halbe Stunde Zeit. Das würde sie auf keinen Fall mehr schaffen und – um ehrlich zu sein – sie wollte es in ihrer momentanen Verfassung auch gar nicht. Also musste sie sich etwas einfallen lassen.

Sina stellte das Wasser ab, nahm sich ein Handtuch, wickelte es um ihren Körper, stieg aus der Dusche und ging in die Diele zum Telefon.

„Werbeagentur Wieland, Sie sprechen mit Beate Reimann.“

„Hallo Bea, hier ist Sina. Du, ich weiß, es ist äußerst unpassend, aber ich kann heute nicht kommen. Ähm, ich habe mir anscheinend so einen blöden grippalen Infekt eingefangen. Du weißt schon, mit Halsweh, Schnupfen und Husten. Und Fieber habe ich auch. Kannst du meine Präsentation um zehn Uhr ausnahmsweise übernehmen? Du kennst den Kunden doch auch. Die Unterlagen liegen alle auf meinem Schreibtisch.“

„Oh, du Ärmste. Du hörst dich auch ganz verschnupft an. Kurier‘ dich erst einmal aus. Ich sag‘ unserem Chef Bescheid. Keine Sorge, ich mach‘ das schon.“

„Danke dir, Bea, du bist ein Schatz. Ich denke, am Montag bin ich wieder fit.“

Sina legte auf und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Himmel, was hatte sie getan? Bea so schamlos anzulügen, obwohl sie mit ihrer Kollegin befreundet war. Von wegen...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-95904-116-0 / 3959041160
ISBN-13 978-3-95904-116-4 / 9783959041164
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