FERRIS (eBook)

Ich habe alles außer Kontrolle. Kein Roman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
320 Seiten
Edel Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-8419-0810-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

FERRIS -  Sascha Reimann,  Helena Anna Reimann
Systemvoraussetzungen
17,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Ferris MC, das 'Reimemonster' namens Sascha Reimann, startete seine Karriere in schwierigen familiären Verhältnissen und unter schlechtesten Voraussetzungen. In seiner Autobiografie reflektiert er seine Entwicklung vom blassen dünnen Jungen aus einem Bremer Ghetto-Vorort mit Hang zu erhöhtem Graskonsum hin zu einem ernstzunehmenden (aber immer noch drogenanfälligen) Musiker in Hamburg, der in den 90er-Jahren größerer Bekanntheit erlangt Mit locker-leichtem Hang zur Selbstironie nimmt Ferris die Leser*innen mit in die Anfänge seiner Karriere, in die Zeit der Mongo Clikke und der aufsteigenden Hip- Hop-Szene in Hamburg. In die Phase, in der er sein Alter Ego Ferris MC begräbt, einen Entzug hinter sich bringt, Deichkind beitritt und wieder verlässt und vieles mehr. Eine heitere wie verrückte Achterbahnfahrt durchs Leben mit norddeutschem Lokalkolorit und einem sympathisch-verpeilten Protagonisten, der in sich in seinen jungen Erwachsenenjahren von einer haarsträubenden Episode zur nächsten hangelt, der mehrmals am Boden ist, aber immer wieder aufsteht und am Ende sein Glück findet.

Sascha 'Ferris' Reimann, geboren 1973 in Neuwied, aufgewachsen in Bremen, zählt zu Deutschlands bekanntesten Rappern und lebt seit 25 Jahren in Hamburg. Hier schloss er sich der Mongo Clikke an und wird zur 'lebenden Legende' des deutschen Hip-Hops. 2008 bis 2018 ist er Mitglied der Band Deichkind und findet 2019 eine neue künstlerische Heimat in der Formation Missglückte Welt. Heute ist er sowohl als Musiker als auch als Schauspieler erfolgreich und engagiert sich als Pate im Deutschen Kinderverein. Er lebt mit seiner Ehefrau Helena Anna Reimann und den gemeinsamen Kindern in Hamburg.

Sascha "Ferris" Reimann, geboren 1973 in Neuwied, aufgewachsen in Bremen, zählt zu Deutschlands bekanntesten Rappern und lebt seit 25 Jahren in Hamburg. Hier schloss er sich der Mongo Clikke an und wird zur "lebenden Legende" des deutschen Hip-Hops. 2008 bis 2018 ist er Mitglied der Band Deichkind und findet 2019 eine neue künstlerische Heimat in der Formation Missglückte Welt. Heute ist er sowohl als Musiker als auch als Schauspieler erfolgreich und engagiert sich als Pate im Deutschen Kinderverein. Er lebt mit seiner Ehefrau Helena Anna Reimann und den gemeinsamen Kindern in Hamburg. Helena Anna Reimann, geboren 1985 in Hamburg, hat Modejournalismus und Medienkommunikation an der Akademie für Mode und Design studiert und arbeitet seit ihrem Abschluss 2011 als freie Redakteurin und Texterin für Magazine, Rundfunkanstalten und Werbung. Bis zu der Geburt ihres Kindes 2018 war sie zusätzlich als Produktionsleitung, Creative und Art Director für Werbe-, Mode- und Videoshootings sowie als Dozentin im Studienfach Modejournalismus tätig. Nachdem sie einige Zeit in Berlin und Köln gewohnt hat, lebt Helena Reimann mit ihrem Ehemann Sascha "Ferris" Reimann und den gemeinsamen Kindern in ihrer Heimat Hamburg.

Ferris macht Bau


Zugegeben, mein Leben ist eine Aneinanderreihung komplett absurder Ereignisse – immer schon. Nicht immer schön, aber zumindest rückblickend überwiegend unterhaltsam.

Eine der beklopptesten Geschichten ist mit Sicherheit die meines Verschwindens.

Die Geschichte, die Mitte Dezember auf Tobis Mofa in Altona beginnt und einen Tag vor Heiligabend 1999 mit der Entlassung aus der Untersuchungshaftanstalt Hamburg endet.

Von Anfang an geht sie so:

Ich war allein zu Hause in meiner Wohnung in der Palmaille in Altona. Zwar hatte ich, realistisch betrachtet, noch ausreichend Weed für den Abend und den nächsten Tag, aber die Vorräte waren nach Bela B.s völlig aus dem Ruder gelaufenen Geburtstagsparty vor ein paar Tagen doch erheblich geschrumpft.

Nichts war damals für mich unerträglicher als das Gefühl, zu wenig Gras im Haus zu haben, um mich in die Besinnungslosigkeit zu kiffen.

Da Tobis Mofa als Dauerleihgabe bei mir vor der Haustür stand, war ich theoretisch einsatzfähig und nur ein paar knatternde Meter vom Dealer meines Vertrauens entfernt. Also raffte ich mich auf und tuckerte in Richtung Eimsbush Basement – nach etwa 200 Metern mitten rein in eine allgemeine Verkehrskontrolle und den diensthabenden Beamten direkt zwischen die reflektierenden Kellen.

Dass ich weder einen Helm trug noch im Besitz eines gültigen Führerscheins war, dass es zum Tobi-Mobil keine passenden Papiere gab sowie die Tatsache, dass ich offensichtlich total breit war und dann doch noch – hoppla – drei Packen Weed à fünf Gramm, in Jackentaschen verteilt, vergessen hatte, interessierte die Polizisten alarmierend wenig.

Aufgeregt flatterten sie um meinen Perso herum, reichten ihn hin und her, nuschelten in Funkgeräte und warfen mir böse Blicke zu. Richtiggehend unfreundlich waren sie.

Natürlich war ich mir keiner Schuld bewusst. Okay, ich hatte eine kleine Menge Gras dabei und eben in der Wohnung noch einen Joint geraucht, aber immerhin nicht während der Fahrt, so wie sonst.

Unvermittelt grapschten mich zwei uniformierte Kerle, warfen mich bäuchlings auf die Kühlerhaube ihres Peterwagens und legten mir zu zweit Handschellen an, als hätte ich mich gewehrt. Dazu wäre ich allerdings viel zu perplex und bekifft gewesen.

Eine Piepsstimme, die einer kleinen Polizistin mit blondem Pinselzopf entwich, japste irgendwas von Haftbefehl und Holstenglacis. Bitte was?

Ich bekam einen Lachflash – diese Situation war zu bekloppt. Prustend schlug ich vor, am besten direkt die Presse zu informieren. Was für eine abgefahrene Story war das denn? Diese Anregung wurde aber leider ebenso ignoriert wie meine Nachfragen zum angeblichen Haftbefehl gegen mich.

Nur ein Polizist gab mir den womöglich gut gemeinten Rat: „Hör auf zu sabbeln, Junge, du bist doch völlig drupp“, als ich im Streifenwagen auf das Revier gekarrt wurde.

Dort angekommen versuchte ich mittlerweile recht ratlos irgendjemanden dazu zu bringen, mich telefonieren zu lassen oder wenigstens für mich meinen Manager, meine Plattenfirma oder zumindest Tobi anzurufen – wobei eh nur Letzterer ans Telefon gegangen wäre, mittlerweile war es 20 Uhr und kein Büro mehr besetzt.

Freitagabend, ab ins Wochenende.

Auf der Wache wurde ich nach spitzen Gegenständen abgetastet, bis auf meinen Schlüssel, der als ungefährlich eingestuft wurde, hatte ich aber nichts dabei, und so kassierten sie bloß mein Handy ein. Portemonnaie, Schlüssel und, am wichtigsten, mein Weed blieben bei mir. Das hatten die Schwachköpfe, unglaublich, aber wahr, in ihrer überbordenden Aufregung übersehen.

Ein Teil der Belegschaft erkannte mich und feierte sich so richtig darauf ab, das „Reimemonster“ eingefangen zu haben – was für ein Haufen Idioten.

Das Monster wurde dann artgerecht in einem Gefangenentransporter eingepfercht. Ein riesiger Bus mit separaten Minizellen für Schwerverbrecher, Mörder, Kinderfresser – und mich.

Ich wusste nicht, was da gerade passiert. Es gab in der etwa Dixi-Klo-großen Buszelle natürlich kein Fenster, mit der Destination „Holstenglacis“ konnte ich nichts anfangen.

Zu allem Übel kam erschwerend hinzu, dass ich nach Belas Party immer noch Chemie abbaute. Jeder, der schon mal Pillen in Kombination mit einer größeren Menge Kokain konsumiert hat, weiß, wovon ich rede.

Für alle anderen: Der Körper fährt ganz ekelhaft runter, versucht diese chemische Bombe mit allen Mitteln zu entschärfen und abzutragen.

Ich war extrem emotional, körperlich wie seelisch äußerst sensibel und über alle Maßen geräuschempfindlich. Ich fror und schwitzte gleichermaßen, hatte brutale Kopfschmerzen und Ohrensausen.

Eigentlich wollte ich in dieser Verfassung nur liegen, kiffen und TV glotzen. Alles in allem also keine sonderlich erquickende Konstitution, um in den Knast einzufahren.

Dass ich tatsächlich gerade in den Bau wanderte, wurde mir erst klar, als ich übertrieben ruppig aus dem Gangstergroßraumtaxi gezerrt wurde und mich in einem gefliesten Raum mit Metalltisch wiederfand.

Die Handschellen wurden mir hier endlich abgenommen – leider bloß, um mich von Kopf bis Fuß zu filzen. Alles wurde durchsucht, alles, was ich noch bei mir trug, wurde konfisziert: Portemonnaie, Schlüssel und, am schlimmsten, mein Weed. Das Geld würde ich demnächst ausgehändigt bekommen, sagten die Beamten. Den Rest nicht.

Dabei hatte ich schon überlegt, wo ich hier am besten, bevorzugt liegend, gemütlich einen durchziehen könnte.

Wortlos wurde ich ein Zimmer weitergeschoben, hinter mir fiel eine Tür schwer ins Schloss.

„So, der Herr – Leibesvisitation. Entkleiden, komplett“, sagte einer der umstehenden Männer, die sich mittlerweile zu einer bunten Truppe aus dunkelgrüner und dunkelblauer Dienstkleidung in dem kleinen Raum zusammengefunden hatten. JVA-Beamte, Polizisten, einer von ihnen sah aus wie der Hausmeister.

Dass ein weiterer „Gefangener“ die ganze Zeit über eine Armlänge entfernt neben mir stand, bemerkte ich erschreckend spät. Hatte auch er im Hannibal-Lecter-Reisebus gesessen?

Er verstand offenbar kein Deutsch, so auch nichts von dem, was die Beamten ihm entgegenblafften – auch nicht, als sie anfingen, ihn anzuschreien.

Also orientierte er sich an mir. Ich zog meine Jacke aus, er hatte keine. Ich zog meinen Pulli und mein Shirt aus, er tat es mir gleich. Ich zog die Schuhe aus, er auch. Ich öffnete meinen Gürtel und sein ratloser Blick wurde ängstlich. Ich zog die Hose runter, er guckte panisch.

Ich stand vor ihm und allen anderen in Boxershorts da, guckte ihn an und zuckte mit den Schultern.

Unendliche, sehr unangenehme Minuten später, akustisch untermalt von mehrstimmigen Pöbeltiraden seitens des Uniformpotpourris, hatte er sich ebenfalls dazu durchringen können und präsentierte unfreiwillig seine Unterhose.

So standen wir da, ich fluoreszierend weiß mit abstehenden, blonden Locken bis zu den Schultern, er tiefschwarz mit superkurz geschorenem, dunklem Haar. Was für ein Paar.

„Komplett entkleiden!“, forderte mich eine Stimme auf, die ihre Schadenfreude nicht mal zu verstecken versuchte. Eine andere fiel mit ein: „Komplett entkleiden bedeutet nackt!“

Ich war zu fertig, um mich zu wehren, hätte sowieso nichts gebracht. Also zog ich erst die Socken aus, legte selbige auf den stetig wachsenden Haufen Klamotten vor mir auf den Tisch und zog die Boxershorts runter.

Mein neuer Kumpel guckte mich jetzt nicht mehr an, sondern zu Boden.

Mit schwächelndem Kreislauf und mittlerweile ebenso schwacher Stimme verlangte ich wieder danach, telefonieren zu dürfen. Aus diversen Filmen hatte ich schließlich gelernt, dass jedem Knastimport ein Anruf zusteht – dieser eine berühmte Anruf.

Was in Hollywood Gesetz ist, galt, jedenfalls in Hamburg, nicht. „Wen willste denn jetzt anrufen, zu später Stunde?“, fragte mich röchelnd ein Kaventsmann in Dunkelblau. „Plattenfirma, Manager, egal! Digga, ich bin Rap-Star!“, entgegnete ich, so laut ich konnte, mit dem kläglichen Rest Lungenvolumen, das mir in meinem erbärmlichen Zustand noch zur Verfügung stand.

Er lachte. Seine Kollegen lachten, lachten mich aus. Als sie sich einigermaßen beruhigt hatten, antwortete einer von ihnen: „Das ist ja schön für dich, bringt dir aber nix. Da hatten wir hier schon ganz andere Promis sitzen“, und ein anderer ergänzte: „Hier sind alle gleich, wirste schon sehn.“ Na toll.

„Ich bin unschuldig, ihr Wichser!“, brüllte ich und die Beamten lachten wieder, noch lauter und noch länger. „Scheiß Spackos!“, krakeelte ich in die Runde, die auch daraufhin nicht verstummte.

Mein Leben hatte doch gerade erst angefangen, endlich Spaß zu machen – sollte es das schon gewesen sein? Warum zur Hölle war ich eigentlich hier? Durften die mich einfach einschließen, ohne mir zu sagen, wofür? Es musste einfach eine Verwechslung vorliegen, anders konnte ich es mir nicht erklären.

Eine Woche zuvor hatte ich, zusammen mit DJ Stylewarz, einen Gig in Santa Fu, Hamburgs Justizvollzugsanstalt, gespielt. Bevor wir auf die Baubühne durften, mussten wir diverse Schleusen passieren: Personalausweise vorzeigen, zugegeben ein etwas salopper Sicherheitscheck, aber immerhin, Auflistung unseres Equipments, das volle Programm.

Warum, wenn ich mir denn etwas zuschulden hatte kommen lassen, war ich da nicht schon festgenommen worden?

Nach unserem Auftritt, bei dem der komplette Saal nach meiner Ansage...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2022
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte 90er • Biografie • Biographie • Bremen • buch musiker • Deichkind • Deutschrap • Eimsbusch • Eimsbüttel • Ferris • Ferris MC • Freaks Association Bremen • Hamburg • Hip Hop • Mongo Clikke • Musik • Punk • Rap • Reeperbahn • Reimemonster • Samy Deluxe • Sido • St. Pauli • Tenever
ISBN-10 3-8419-0810-1 / 3841908101
ISBN-13 978-3-8419-0810-0 / 9783841908100
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,6 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Erinnerungen 1954 - 2021

von Angela Merkel; Beate Baumann

eBook Download (2024)
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
29,99
Mein Leben in der Politik

von Wolfgang Schäuble

eBook Download (2024)
Klett-Cotta (Verlag)
29,99
Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise

von J. D. Vance

eBook Download (2024)
Yes-Verlag
13,99