Dünenleuchten (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
320 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-365-00010-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dünenleuchten -  Tanja Janz
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Ein nordfriesischer Sommer zum Verlieben

Bente liebt es, sich den Nordseewind um die Ohren wehen zu lassen, und kostet es aus, dass sie jetzt die Schutzstation am Westerhever Leuchtturm leitet und in St. Peter-Ording Zwergseeschwalben und Seeregenpfeifer beobachten kann. Nirgendwo sonst hat sie sich bisher so frei und gelassen gefühlt. Als sie in den Salzwiesen dann den attraktiven Kitesurfer Tilo kennenlernt, scheint das Glück ganz auf ihrer Seite zu sein. Aber da ahnt Bente noch nichts von Tilos wahrem Interesse am Naturschutzgebiet und den Hoffnungen, die er in eine Freundschaft mit ihr setzt ...



Tanja Janz wollte schon als Kind Bücher schreiben und malte ihre ersten Geschichten auf ein Blatt Papier. Heute ist sie Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen im Ruhrgebiet. Neben der Schreiberei und der Liebe zum heimischen Fußballverein schwärmt sie für St. Peter-Ording, den einzigartigen Ort an der Nordseeküste.

Prolog

Ein Jahr zuvor

Bente streckte die Arme zum Himmel und atmete tief ein. »Geschafft!«

»Deine Kondition möchte ich haben.« Johannes traf wenige Augenblicke nach ihr auf dem Eagle Rock im Topanga State Park ein. Er schob sich die Sonnenbrille ins Haar und stützte sich außer Atem mit seinen Händen auf den Oberschenkeln ab.

»Ich weiß gar nicht, was du hast … dein Durchhaltevermögen ist schon viel besser geworden«, sagte Bente lächelnd.

Johannes richtete sich wieder auf und zog eine Augenbraue hoch. »Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie oft du mich hier hochgescheucht hast, seit wir uns kennen.« Er nahm eine Wasserflasche aus seinem Rucksack und trank sie in einem Zug bis zur Hälfte leer.

Bente stemmte ihre Hände in die Hüften. »Ach, es ist einfach herrlich hier. Diese Aussicht werde ich vermissen.« Seufzend ließ sie den Blick über die bewachsenen Berge von Santa Monica schweifen. Es war Hochsommer in Kalifornien, und die Sonne schien von einem tiefblauen Himmel. Kaum ein Tag verging, an dem die Temperaturen nicht die 30-Grad-Marke knackten.

Aus ihrem Rucksack nahm sie ihr Handy und machte einige Aufnahmen. »Diese Natur ist einfach unbeschreiblich! Ein wahres Kunstwerk.«

»Sagt die Biologin.«

»Küstensalbei-Gestrüpp, Wildblumen, Lorbeer- und Walnusswälder und herrliche Graslandsavannen, so weit ich sehen kann.« Sie spürte, wie sich ihre Brust weitete vor Freude. »Das ist einfach nur wunderschön!«

»Du hast die wunderschönen Klapperschlangen vergessen, die hier regelmäßig unseren Weg kreuzen.« Verschmitzt lächelnd verstaute er seine Flasche im Rucksack, trat zu ihr und schlang von hinten die Arme um ihren Körper. »Berge wirst du jedenfalls in der nächsten Zeit nicht häufig zu Gesicht bekommen.«

Sie ließ das Handy sinken und drehte sich zu ihm um. »Dafür jede Menge Dünen und Deiche. Und Schafe. Vielleicht auch mal einen verirrten Wal oder eine Ringelnatter.«

»Scheint an der Nordsee eigentlich auch die Sonne?«, fragte er sie in scherzhaftem Ton.

»Gelegentlich schon.« Sie verdrehte die Augen. »Ich kann immer noch nicht fassen, dass mein Studium tatsächlich vorbei ist und ich heute Abend schon im Flieger nach Hamburg sitze.«

Johannes zuckte die Schultern. »Du hättest auch einfach durch die Prüfungen fallen und im nächsten Jahr mit Auszeichnung bestehen können.«

»Eine Ehrenrunde wäre nicht in meinem Stipendium drin gewesen«, widersprach sie.

»Na und? Ich hätte dir einen Nebenjob in meiner Bäckerei angeboten. Immerhin bist du vom Fach.«

Bente schüttelte den Kopf. »Dann hätte ich die Bäckerei meiner Eltern auch zusammen mit meiner Schwester übernehmen können. Nein, nein, dafür hätte ich doch nicht studieren müssen.«

»Ich weiß.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Hast du schon einen Plan für Deutschland?«

»Erst mal ankommen und dann Stellenanzeigen studieren. Wie gehabt.«

»Gut.« Er löste sich von ihr, hielt aber ihre rechte Hand fest. »Und du bist dir sicher, dass ich dich nachher nicht zum Flughafen bringen soll?«

Der Abschied stand ihr unweigerlich bevor, aber sie wollte es sich nicht schwerer machen als nötig. »Nein, bloß nicht! Sonst bleibe ich am Ende doch hier.«

»Was nicht das Schlechteste wäre …« Er lächelte sie schwermütig an und gab ihr einen kurzen Kuss.

»Wir skypen jeden Tag«, versprach sie. »Wenn andere Leute Fernbeziehungen schaffen, dann packen wir das auch.«

Er nickte. »Wir sehen uns bald.«

»Im Dezember, wenn du mit deinen Eltern auf Weihnachtsbesuch in München bist. Das sind ja nur noch vier Monate.« Sie bemühte sich, zuversichtlich zu klingen.

»Nur vier.« Er verdrehte die Augen und räusperte sich. »Wann musst du einchecken?«

»Halb acht. Das Taxi habe ich eine Stunde eher bestellt. Sicher ist sicher bei dem Verkehr.« Sie strich ihm zärtlich eine Strähne aus der Stirn. »Ich würde gerne ewig die Aussicht mit dir hier oben genießen, doch ich fürchte, wir müssen langsam den Rückweg antreten, damit ich pünktlich mit allem fertig werde.«

»Die Trennung von Johannes ist ja nur vorübergehend.« Bente warf einen letzten Blick in den Schrank und vergewisserte sich, dass sie nichts darin vergessen hatte. Dann wandte sie sich zu ihrer Mitbewohnerin Anni um. »Und du musst mich auch unbedingt besuchen kommen, wenn du das nächste Mal in Rostock bei deiner Familie bist.«

»Auf jeden Fall!« Anni zwirbelte eine dunkle Locke um ihren Finger und legte den Kopf schräg. »Willst du nicht doch einfach für einen Tag nach Mexiko fahren und so deinen Aufenthaltsstatus verlängern?«

Bedauernd schloss Bente die Schranktür. »Meine Familie wartet sehnsüchtig auf mich. Sie wären wohl ziemlich enttäuscht, wenn ich nicht zurück nach Deutschland fliegen würde. Nach der langen Zeit. Wir haben uns das letzte Mal vor zwei Jahren gesehen.«

»Ja, das verstehe ich ja.« Anni verzog den Mund. »Ich finde es immer noch ganz schön verrückt, dass wir uns ausgerechnet hier über den Weg gelaufen sind.« Sie machte eine ausschweifende Handbewegung. »Ich meine, ein Nordsee- und ein Ostseekind treffen sich ausgerechnet in einer WG in West Hollywood. Das ist so unrealistisch, dass es einem keiner glaubt.«

»Und das ist alles nur Susan zu verdanken!« Lächelnd dachte Bente an ihre ehemalige Gastmutter. Es war pures Glück gewesen, dass sie als Maklerin zufällig auf Annis Suchanzeige gestoßen war. Hätte Bente nicht zwei Jahre als Au-pair für die Familie gejobbt, wäre sie Anni womöglich nie begegnet. Sie drückte den Koffer zu und verschloss ihn. »Ich wäre dann so weit.«

»Soll ich dich nicht doch zum Flughafen fahren?«, fragte Anni zum wiederholten Male.

Entschlossen schulterte Bente ihre Reisetasche und griff nach dem Koffer. »Immer noch nein. Das hat Johannes vorhin auch gefragt. Wie sollte ich es denn dann noch übers Herz bringen, in den Flieger zu steigen? Und dazu noch die ganzen Tränen beim Abschied …«

»Aber bis zum Tor begleite ich dich«, bestand Anni und legte einen Arm um Bentes Schulter.

Als Bente auf die Straße trat, wartete das Taxi bereits auf sie. Der Fahrer nahm ihr das Gepäck ab und verstaute es im Kofferraum. Seufzend drehte Bente sich um und warf einen letzten Blick auf den Appartementkomplex, in dem sie vier Jahre mit Anni in einer Zweier-WG gelebt hatte. Ein großes Zimmer mit Gemeinschaftsküche und Swimming-Pool-Nutzung im Innenhof waren inklusive gewesen, sie hatten hier so viel erlebt. Außerdem war die Miete mit 500 US-Dollar ein wahres Schnäppchen für West Hollywood. Bente wusste, dass sie noch oft an die Zeit hier zurückdenken würde.

In den Jahren war Anni zu ihrer besten Freundin geworden, obwohl sie nicht immer die gleiche Sicht auf die Dinge gehabt hatten. Anni war Lebenskünstlerin, jobbte mal hier und mal da. Während Bente fleißig Mitschriften in Vorlesungen an der Uni angefertigt hatte, war Anni dann meistens mit ihrem Surfbrett auf dem Weg zum Strand gewesen. Insgeheim hatte Bente sie für ihren lockeren Lebensstil beneidet. Doch für sie selbst kam so ein Leben nicht infrage. Sie war immerhin schon dreißig und hatte vor ihrem Studium genügend Zeit mit Ausprobieren und Engagements in verschiedenen Umweltprojekten verbracht, bevor sie ihren Beruf gewählt hatte. Davon bereute sie nichts. Trotzdem spürte sie, dass nun der Moment gekommen war, um den nächsten Schritt zu tun, um nach Deutschland zurückzukehren und eine passende Stelle als Biologin zu finden.

Anni lief zum Eingang der Wohnanlage und blieb dort stehen. Sie winkte. »Melde dich, wenn du in good old Germany angekommen bist!«

»Mache ich!« Bente lächelte ihr ein letztes Mal zu und meinte, ein verdächtiges Glitzern in Annis Augen bemerkt zu haben. »Bis bald!«

Dann stieg sie ins Taxi, und kurz darauf fuhr der Wagen an. Bente hielt den Blick stur nach vorne gerichtet, um den aufkeimenden Abschiedsschmerz im Zaum zu halten. Bis zum Flughafen konnte es eine Weile dauern. Mit dem Taxifahrer hatte sie vorab eine Pauschale ausgemacht. Jetzt stellte er sich ihr als Joe vor und erzählte während der Fahrt von Prominenten, die er bereits befördert hatte, und abstruse Geschichten, die ihm mit Hollywood-Stars passiert waren.

Bente hörte bloß mit halbem Ohr zu, lächelte jedoch höflich und gab hin und wieder einen Kommentar zu den Erzählungen ab. Je näher sie dem Flughafen kamen, umso mehr wurde ihr bewusst, dass dies tatsächlich ein Abschied von ihrem aufregenden Leben in Los Angeles war, von ihrer Studienzeit, von ihren amerikanischen Freunden, von Anni und von Johannes. In ihren Gedanken ging sie die letzten Jahre durch. Ihre erste Zeit als Au-pair, der Beginn ihres Biologiestudiums an der California State University, der Bezug ihres WG-Zimmers bei Anni. Bis hin zu dem Tag vor einem Jahr, an dem sie eigentlich nur hatte frühstücken wollen und zufällig die deutsche Bäckerei mit Café entdeckt hatte, die Johannes zusammen mit seinen Eltern betrieb. Nie würde sie den Augenblick vergessen, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.

Da alle Tische besetzt waren, hatte sie sich an die Bar gesetzt. Zwei Servicemitarbeiterinnen waren durch den Laden gewuselt und hatten alle Hände voll mit Abräumen und Servieren zu tun. Er hatte mit dem Rücken zu ihr gestanden und war mit einem defekten Kaffeeautomaten beschäftigt gewesen. Dabei hatte er laut auf Deutsch geflucht und der Maschine die Pest an...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Liebesgeschichten • Liebesroman • nordsee buch • Nordsee Roman • Sommerroman • St. Peter-Ording • Urlaubslektüre • Urlaubsroman
ISBN-10 3-365-00010-0 / 3365000100
ISBN-13 978-3-365-00010-6 / 9783365000106
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99