Altes Schloss- Neue Liebe -  Christine Stutz

Altes Schloss- Neue Liebe (eBook)

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2022 | 1. Auflage
108 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-1186-8 (ISBN)
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Geneviere Darwin ist wütend und traurig. Denn der neue Besitzer des alten Schlosses, will ein unersetzliches Kunstwerk einreißen lassen. Ein Gemälde, dass ihr sehr am Herzenn liegt. Um sich abzulenken, fährt sie in die Stadt. Dort trifft sie auf einen gutaussehenden Mann. Nach einem wunderschönen Abend landen beide in seinem Hotelzimmer. Am nächsten Morgen folgt die Ernüchterung. Geneviere flüchtet kopflos. In der Gewissheit, den Mann nie wieder zu treffen. Umso erschütterter ist sie als der Mann im Schloss auf sie wartet. Denn es ist niemand anderes, als Nikolaus Kilian von Eden. Der neue Herzog des Schlosses. Und der Mann ist verlobt. Bald will er heiraten. Hat er Geneviere nur ausgenutzt?

1 Kapitel


1 Kapitel


Vater überwachte den Umbau des Haupteingangs. Auch, wenn es ihn wütend machte, zusehen zu müssen, wie das wunderschöne, alte Marmordekor verschwand und durch moderneres Steingebilde ersetzt wurde. Es sah fürchterlich aus. Und das war nicht nur meine Meinung. Auch Vater und viele andere Menschen dachten ähnlich. Doch die Anordnungen kamen vom neuen Besitzer des Schlosses. Vater war der Verwalter und musste tun, was der arrogante Mann wollte. Auch wenn dessen Geschmack schrecklich war. Und jetzt sollte auch das uralte Wandgemälde weichen. Weil sich die zukünftige Frau des neuen Herzogs einen ungehemmten Zugang zum Garten wünschte. Dafür musste die große Mauer weichen. Ich dachte wieder an das wundervolle Gemälde und Wut stieg in mir auf. Das war die Geschichte des Schlosses, dachte ich bitter. Nikolaus und Bettina hatten diese Mauer errichten lassen. Und das aus gutem Grund. Sie hatten sich von einem, für ihre Zeit, berühmten Maler dort verewigen lassen. Das musste doch etwas wert sein. Nein nicht für den neuen Besitzer, dachte ich verärgert. Morgen schon sollte die Mauer fallen. Dann war sie für immer verloren.

Ich fand Vater auf der großen Freitreppe. Dort stand der große, immer noch kräftige Mann und trauerte den alten Marmor nach. Stück für Stück fiel dem Hammer zum Opfer. „Hallo, Schatz. Hast du endlich Feierabend? War es heute voll im Museum?“ fragte Vater mich liebevoll. Ich küsste ihm sanft auf die Wange und wich einen Marmorschauer aus. Schnell zog ich meinen Vater beiseite. „Heute war Schulausflug, Dad. Jede Menge Kinder, die alles anfassen wollten. Ja, es war ein anstrengender Tag. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes sagen sollte.“ Sagte ich schmunzelnd. Vater nickte etwas zerstreut. Immer wieder sah er zum Haupteingang. Ich hörte ihn leise fluchen. Das erinnerte mich daran, warum ich Vater gesucht hatte. „Dein Telefon hat geklingelt als ich Heim kam. Es war der neue Besitzer. Der neue Playboy- Herzog. Der Mann will morgen herkommen. Und einige Zeit bleiben. Das sagte er am Telefon. Ich sagte ihm, dass wir hier mitten in den Bauarbeiten sind. Der Herzog sagte nur, wenn wir hier wohnen können, dann kann er es auch.“ Berichtete ich Vater ernst. „Ich veranlasst, dass man ihm die Herrschaftszimmer herrichtet. Das ist dir doch recht, oder?“ fragte ich meinen Vater und versuchte zu lächeln. Doch Vater erwiderte das Lächeln nicht. „Die Zimmer sind direkt neben dem Gartenzugang. Dann wird der Mann den Lärm morgenfrüh mitbekommen. Ich wollte morgen den Abriss der Mauer in Angriff nehmen. Wozu das unvermeidliche noch rausschieben.“ Sagte Vater ebenso wütend wie ich, über diesen Verlust. Das Schloss würde mit der Mauer seinen ganzen Charm verlieren. Er sah, wie ich trotzig meine Unterlippe vorschob. Etwas, dass ich schon seit meiner Kindheit tat.

Ich kickte mit dem Fuß einen Marmorbrocken beiseite. Seit hunderten von Jahren hatte er das kleine Schloss vor Wind und Wetter geschützt, jetzt lag er hier vor mir im Dreck, dachte ich bitter. Unnütz geworden, weil er nicht mehr als modern galt. „Ja und? Es war doch seine Entscheidung, das wundervolle Kunstwerk abreißen zu lassen. Nur damit er und seine zukünftige Frau vom Schlafzimmer aus direkt in den Garten schauen können. Das war nicht einmal der Wille dieser dämlichen Architektin. Selbst diese Frau war für den Erhalt der Mauer. Wenn auch aus Gründen der Wertsteigerung. Soll er doch aus dem Bett fallen, wenn seine Vorfahren ein zweites Mal sterben müssen.“ Sagte ich wieder voller Wut.

Ich würde wirklich um das Gemälde trauern. Denn seit Vater damals den Job hier als Schlossverwalter, angenommen hatte, lebte ich mit Nikolaus und Bettina. Seit meinem fünften Lebensjahr, wohnten Vater und ich hier in der kleinen Wohnung. Mutter war damals gerade verstorben und Vater brauchte eine Arbeit, bei der er zwischendurch auch für mich sorgen konnte. Der alte Schlossbesitzer war ein guter Freund meiner Großmutter gewesen und gab Vater die Stellung hier. Und die Wohnung.

Für ein so kleines Mädchen konnte es hier sehr einsam werden. Doch zum Glück hatte ich Nikolaus und Bettina. Die beiden wurden zu meinen imaginären Freunden. Mit den beiden erkundigte ich das Schloss und erlebte viele Abenteuer. Wann immer ich Kummer hatte, kam ich zu der Mauer und ging getröstet. Die Mauer verströmte Magie, da war ich mir sehr sicher. Leider gab es dafür keinen Aufschub. Denn Magie konnte man nicht beweisen oder messen, dachte ich grimmig. Morgen würde man also meine besten Freunde ermorden.

Ich setzte mich wieder auf die kleine Bank und sah zum hochgewachsenen Mann auf dem Mauerbild. „Was hats du nur für idiotische Nachfahren, Nikolaus. Ich meine nicht den alten Herzog. Der war echt in Ordnung. Ich meine den jetzigen Herzog. Wie kann er zulassen, dass man eure Mauer wegreißt. Nur weil seine durchgeknallte Verlobte einen freien Blick in den Garten will.“ Schimpfte ich wieder. „aber was kann man auch von solchen Playboy- Idioten erwarten.“ Mein Blick suchte Bettina von Eden. „Wegen dem Schloss und wegen euch studiere ich Altertumswissenschaften. Wegen euch arbeite ich im Museum. Und jetzt sollt ihr mich verlassen. Das ist doch nicht gerecht.“ Sagte ich weiter.

Mein Telefon klingelte. Das erinnerte mich daran, dass ich noch mit meinem besten Freund Lukas verabredet war. Lukas hatte heute Geburtstag und wollte in der Stadt noch etwas mit mir trinken. Schnell suchte ich nach dem kleinen Ding. Diese Telefone wurden auch von Jahr zu Jahr kleiner, dachte ich schmunzelnd. Richtig, es war Lukas. „Hallo Genny. Ich bin noch unterwegs. Der Verkehr ist heute wieder höllisch. Wir treffen uns im Cercle. Ich habe dort zu um Acht einen Tisch reserviert. Ich freue mich. Ich habe dich lieb.“ Sagte Lukas mit seiner dunklen Stimme. „Alles klar. Ich werde dort sein.“ Sagte ich nur und legte das Telefon wieder in meine Tasche. Meine Gedanken waren wieder bei Nikolaus und Bettina. Wie oft schon hatte ich mir überlegt, wie ihr Leben hier im Schloss gewesen sein mochte. Die beiden hatten vier Kinder, das wusste ich aus den alten Büchern und Unterlagen. Drei stramme Jungen und ein Mädchen. Bettina hatte viele Tagebücher hinterlassen, aus denen man erlesen konnte, wie sie ihre Tage verbrachte.

Doch wie sah ihr alltägliches Leben aus? Wie war das Zusammenleben mit Nikolaus gewesen? Am Tage, in der Nacht? Hatten sie sich manchmal gestritten? Aus den Tagebüchern und den Aufzeichnungen ging hervor, dass Bettina sehr selbstbewusst und mutig gewesen sein sollte. Bestimmt war die Frau keine gehorsame Ehefrau, die ihre Zeit mit Sticken verbrachte. Manchmal wünschte ich mir, mich in die Zeit zurückbeamen zu können. Doch das war nur ein Wunschtraum. Also brachte es nichts, mich weiter in Tagträume zu flüchten. Ich sah auf meine Uhr und seufzte. Es wurde Zeit, mich umzuziehen. In die nächstgrößere Stadt fuhr ich immerhin eine Stunde. Und ich wollte Lukas nicht warten lassen.

Lukas und ich waren seit der Grundschule befreundet. Ich erinnerte mich gut, wie der damals etwas schüchterne Junge in meine Klasse kam. Sein Vater war der neue Direktor der Kreisbank. Niemand wollte, dass sich der fremde Junge zu ihm setzte. Gutmütig hatte ich Platz gemacht und Lukas zu mir gerufen. Ich, das merkwürdige Mädchen aus dem Schloss und der Junge, der nicht richtig reden konnte. Wir wurden die besten Freunde. Sollten sich die anderen Kinder doch lustig über uns machen. Das störte uns nicht. Lukas und ich blieben eng verbunden. Wir machten unseren Abschluss, teilten uns auf dem College ein Zimmer und arbeiteten beide in einer Fast-Food-Kette, um uns eine Wohnung leisten zu können. Damit jeder von uns seine Privatsphäre hatte. Ich entschied mich später für ein Studium, Lukas ging, dem Wunsch seines Vaters folgend, in die Wirtschaft. Doch so oft er konnte, kam er hierher zurück. So wie heute, um seinen Geburtstag mit mir zu feiern.

Ich entschied mich für ein kurzes, schwarzes Kleid, das meine langen Beine betonte. Dazu wählte ich halbhohe Slipper. Die eigneten sich gut zum Tanzen. Und ich war damit auch nicht zu groß für Lukas. Immerhin maß ich stolze 179 cm. Ziemlich groß für eine Frau, dachte ich wieder. Aber das war etwas, was ich nicht ändern konnte. Also musste ich das beste daraus machen. Ich bürstete mir die schulterlangen, dunkelbraunen Haare und streckte meinem Spiegelbild die Zunge heraus.

Vater saß im kleinen, gemütlichen Wohnzimmer, als ich die Treppe herunterkam. „Der neue Herzog rief eben an, Geneviere. Er schafft es heute nicht mehr bis hierher. Das wird dem Mann alles zu stressig. Er wird in der Stadt übernachten.“ Sagte Vater und sah mich liebevoll von oben bis unten an. „Du willst zu Lukas? Grüß den Jungen und gratuliere ihm von mir.“ Sagte Vater weiter als ich lächelnd schwieg. Ich lächelte, um nicht weinen zu müssen. Denn im Stillen hatte ich gehofft, dem Herzog morgen früh noch einmal die Mauer zeigen zu können. Vielleicht änderte der Mann dann seine Meinung. Verdammt, er war doch der Besitzer und der Herr hier über alles. Er konnte sich doch wohl einmal gegen die Wünsche seiner zukünftigen Frau entscheiden, dachte ich wieder schlechtgelaunt. Doch der Mann würde jetzt erst erscheinen, wenn die Mauer schon zerstört war. Besser, ich lenkte meine Gedanken ab. Sanft küsste ich Vater auf seine welke Wange. Womit hatte ich nur so einen tollen Vater verdient, dachte ich wieder. Nie, aber auch nie, hatten wir uns gestritten, dachte ich. Auch wenn meine Mutter früh verstorben war. So hatte ich doch eine wundervolle Kindheit. „Mach ich, Vater. Ich werde Lukas von dir grüßen. Warte nicht...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7543-1186-7 / 3754311867
ISBN-13 978-3-7543-1186-8 / 9783754311868
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