Kein Sommer ohne dich (eBook)
432 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45704-7 (ISBN)
Emily Henry studierte kreatives Schreiben in New York und arbeitet heute als Autorin und Lektorin in Cincinnati, Ohio.
Emily Henry studierte kreatives Schreiben in New York und arbeitet heute als Autorin und Lektorin in Cincinnati. Ihrem Debüt "Verliebt in deine besten Seiten" gelang auf Anhieb der Sprung auf die New-York-Times-Bestsellerliste.
Prolog
Im Urlaub kann man sein, wer immer man sein will.
Wie ein gutes Buch oder ein tolles Outfit lässt einen der Urlaub zu einer anderen Version seiner selbst werden.
Im Alltag schafft man es vielleicht nicht einmal, mit dem Kopf im Takt zu einem Song aus dem Radio zu nicken, ohne dass es einem peinlich ist, aber auf der richtigen, mit glitzernden Lichtern geschmückten Terrasse, mit der richtigen Band im Hintergrund, wirbelt man herum wie ein Profi.
Im Urlaub verändert sich auch das Haar. Das Wasser ist anders, vielleicht auch das Shampoo. Vielleicht wäscht oder bürstet man sich überhaupt nicht mehr die Haare, weil das Salzwasser sie so schön lockt.
Man denkt: Vielleicht könnte ich das zu Hause auch so machen. Vielleicht kann ich auch dort dieser Mensch sein, der sich die Haare nicht kämmt, dem es egal ist, ob er verschwitzt ist oder überall Sand hat.
Im Urlaub spricht man völlig Fremde an und vergisst die Risiken. Wenn es ganz schrecklich peinlich wird – völlig egal! Man sieht sie ohnehin nie wieder.
Man ist, wer man sein will. Kann tun, was man will.
Na gut, vielleicht nicht alles. Manchmal zwingt einen das Wetter in eine bestimmte Situation wie zum Beispiel die, in der ich mich gerade befinde, und man muss einen Plan B finden, um Spaß zu haben, während man das Ende des Regens abwartet.
Auf meinem Weg zurück von der Toilette bleibe ich stehen. Teilweise deshalb, weil ich immer noch an meinem Plan tüftele. Hauptsächlich aber, weil der Fußboden so klebrig ist, dass ich meine Sandale verliere und zurückhumpeln muss, um sie zu holen. Theoretisch liebe ich alles an diesem Lokal, aber praktisch bin ich mir sicher, dass ich hier gute Chancen habe, mir eine von diesen seltenen Krankheiten einzufangen, die sie in den tiefgefrorenen Reagenzgläsern eines geheimen Seuchenzentrums aufbewahren, sobald ich mit dem bloßen Fuß das schmutzige Laminat berühre.
Halb hüpfend, halb tanzend, gelange ich zurück zu meinem Schuh, gleite mit den Zehen durch die dünnen orangefarbenen Riemchen und drehe mich zur Bar um: die Menge klebriger Körper, die Ventilatoren an der Decke, die sich träge drehen, die aufgesperrte Tür, die hin und wieder einen regennassen Windstoß aus der schwarzen Nacht in die verschwitzte Menge durchlässt. In der Ecke spielt eine Jukebox, die in allen Neonfarben leuchtet, »I Only Have Eyes for You« von den Flamingos.
Es ist zwar ein Feriendorf, doch die Bar ist für Einheimische – ohne bedruckte Strandkleidchen und Tommy-Bahama-Shirts, aber leider auch ohne Cocktails mit Spießchen, auf denen tropische Fruchtstückchen stecken.
Wenn das Unwetter nicht wäre, hätte ich meinen letzten Abend hier woanders verbracht. Die ganze Woche lang hat es ununterbrochen wie aus Eimern gegossen und ständig gedonnert, sodass meine Träume von schneeweißen Stränden und glänzenden Schnellbooten zerstört wurden. Zusammen mit den anderen enttäuschten Reisenden habe ich meine Tage damit verbracht, Piña Coladas in jeder brechend vollen Touristenfalle zu kippen, die ich finden konnte.
Aber heute konnte ich keine Menschenmengen, langen Wartezeiten oder grauhaarige Männer mit Eheringen mehr ertragen, die mir über die Schultern ihrer Ehefrauen zuzwinkerten. Deshalb bin ich heute hier.
In einer Bar mit klebrigem Fußboden, die schlicht BAR heißt, suche ich in der Menschenmenge nach meinem Ziel.
Es sitzt in der Ecke der BAR-Bar. Ein Mann, ungefähr in meinem Alter, fünfundzwanzig, sandfarbenes Haar und groß gewachsen mit breiten Schultern, wobei er so zusammengesunken dasitzt, dass man die letzten beiden Eigenschaften vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennt. Er hat sich über sein Handy gebeugt. Ich sehe den konzentrierten Ausdruck in seinem Profil. Er kaut auf seiner vollen Unterlippe herum und streicht langsam über das Display.
Obwohl es hier nicht so voll ist wie in Disney-World, ist es dennoch laut. Auf halbem Weg zwischen der Jukebox, aus der schreckliche Songs aus den späten Fünfzigern jaulen, und dem an der Wand befestigten Fernseher gegenüber, aus dem der Wettermann schreiend über alle Rekorde brechende Regenfälle informiert, steht eine grölende Männergruppe, in der immer wieder plötzlich lautes Gelächter aufbrandet. Hinter dem Tresen klatscht der Barmann mit der Hand auf die Theke, um zu betonen, was er einer gelbhaarigen Frau erzählt.
Das Unwetter macht die ganze Insel unruhig, und das billige Bier macht die Leute rauflustig.
Aber der Mann mit dem sandfarbenen Haar, der in der Ecke sitzt, ist so ruhig, dass er auffällt. Eigentlich schreit alles an ihm: Ich gehöre nicht hierher. Trotz der fast dreißig Grad und einer Million Prozent Luftfeuchtigkeit trägt er ein zerknittertes langärmeliges Hemd und eine marineblaue Hose. Er hat außerdem verdächtig wenig Sonnenbräune, lacht nicht, benimmt sich nicht lustig oder leichtsinnig. Bingo.
Ich schiebe mir die blonden Locken aus dem Gesicht und mache mich auf den Weg zu ihm. Er schaut weiter auf sein Handy, die Finger ziehen langsam nach oben, was er liest. Ich kann die fett geschriebenen Worte Kapitel neunundzwanzig erkennen.
Der liest doch tatsächlich ein Buch in einer Bar.
Ich gleite neben ihn, stütze die Ellbogen auf die Theke und wende mich ihm zu. »Hallo, Tiger.«
Seine haselnussbraunen Augen sehen mich an und blinzeln. »Hallo?«
»Bist du häufiger hier?«
Er betrachtet mich eine Weile, offenbar wägt er die möglichen Antworten darauf gegeneinander ab. »Nein«, sagt er schließlich. »Ich wohne hier nicht.«
»Oh«, sage ich, aber bevor ich weitersprechen kann, fährt er schon fort.
»Und selbst wenn ich hier wohnte – ich habe eine kranke Katze, die besonderer Pflege bedarf. Da kann ich schwer ausgehen.«
Ich muss bei jedem Teil dieses Satzes die Stirn runzeln. »Tut mir ja so leid«, bringe ich endlich heraus. »Es muss schrecklich sein, sich um all das zu kümmern, während man gleichzeitig mit einem Todesfall fertigwerden muss.«
Er zieht die Brauen zusammen. »Einem Todesfall?«
Ich beschreibe einen Kreis mit der Hand und zeige auf sein Outfit. »Bist du nicht für eine Beerdigung in dieser Stadt?«
Er presst die Lippen fest aufeinander. »Bin ich nicht.«
»Und was führt dich dann hierher?«
»Eine Freundin.« Sein Blick fällt wieder aufs Handy.
»Wohnt sie hier?«
»Hat mich hierhergezerrt«, korrigiert er mich. »Um Urlaub zu machen.« Die letzten Worte spricht er voller Verachtung aus.
Ich verdrehe die Augen. »Du meine Güte! Sie hat dich von deiner Katze fortgezerrt? Ohne eine gute Entschuldigung, nur zum Vergnügen und zur Erheiterung? Bist du sicher, dass du sie wirklich eine Freundin nennen kannst?«
»Mit jeder Sekunde weniger«, versetzt er, ohne aufzuschauen.
Er gibt mir nicht viel, womit ich arbeiten kann, aber ich gebe nicht auf. Also hake ich nach: »Wie ist diese Freundin denn so? Heiß? Klug? Reich?«
»Klein«, antwortet er und liest weiter. »Laut. Hält nie den Mund, labert Ewigkeiten über jedes Kleidungsstück, das sie oder ich anziehen, hat eine schreckliche Vorstellung von Romantik, schluchzt sich durch die Werbeclips für die Volkshochschule – die, in denen die alleinerziehende Mutter spätnachts an ihrem Computer arbeitet, und wenn sie einschläft, kommt ihr Sohn und legt ihr lächelnd eine Decke über die Schultern, weil er so stolz auf sie ist. Was noch? Oh, sie ist besessen von beschissenen Spelunken, die schon von Weitem nach Salmonellen stinken. Ich fürchte mich schon davor, hier nur das Bier aus der Flasche zu trinken – hast du die Rezensionen auf Yelp gesehen?«
»Soll das jetzt ein Witz sein?« Ich verschränke die Arme vor der Brust.
»Na ja, Salmonellen haben keinen Geruch, aber ja, Poppy, du bist ziemlich klein.«
»Alex!« Ich gebe ihm einen Klaps auf den Oberarm. Damit habe ich meine Rolle verlassen. »Ich versuche doch, dir zu helfen.«
Er reibt sich den Arm. »Wie willst du mir denn helfen?«
»Ich weiß, dass Sarah dir das Herz gebrochen hat, aber du musst wieder rausgehen. Und wenn dich eine heiße Braut an der Bar anspricht, solltest du auf gar keinen Fall die Abhängigkeitsbeziehung zwischen dir und deiner Arschlochkatze erwähnen.«
»Erst einmal, Flannery O’Connor ist kein Arschloch. Sie ist nur schüchtern.«
»Sie ist fies.«
»Sie mag dich einfach nicht«, beharrt er. »Du hast eben eine starke Hundeenergie.«
»Ich habe nur versucht, sie zu streicheln. Wozu ein Haustier haben, wenn es nicht gestreichelt werden will?«
»Sie will gestreichelt werden«, erwidert Alex. »Du näherst dich ihr nur immer mit diesem, na ja, wölfischen Glitzern in den Augen.«
»Tu ich nicht.«
»Poppy, du näherst dich allem mit einem wölfischen Glitzern in den Augen.«
In diesem Moment stellt die Kellnerin den Drink auf die Theke, den ich bestellt habe, bevor ich aufs Klo musste. »Miss? Ihre Margarita.« Sie schubst das eisgekühlte Glas die Theke entlang zu mir, und in meiner Kehle entsteht sofort ein begeisterter Durst, als ich es abfange. Ich hebe es so hastig an, dass ein ziemlich großer Schluck Tequila über den Rand schwappt, und mit übernatürlicher und erprobter Schnelligkeit reißt mir Alex den anderen Arm von der Theke, bevor ich Alkohol darüberkleckere.
»Siehst du? Wölfisches Glitzern.« Alex sagt es leise und ernsthaft, so, wie er so ziemlich jedes an mich gerichtete Wort ausspricht, außer an jenen seltenen und heiligen Abenden, an denen Weirdo-Alex ausbricht und ich ihn zum Beispiel beim Karaoke auf dem Boden liegen sehe, wie er mit...
Erscheint lt. Verlag | 1.7.2022 |
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Übersetzer | Katharina Naumann |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
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ISBN-10 | 3-426-45704-0 / 3426457040 |
ISBN-13 | 978-3-426-45704-7 / 9783426457047 |
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