Zwischen Himmel und Meer (eBook)

Frühling in Sallys Bed & Breakfast | Die perfekte Urlaubslektüre für den Sommer
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
367 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77340-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zwischen Himmel und Meer -  Anna Fredriksson
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Sally lebt mit Anfang fünfzig allein in Stockholm. Sie hat nie erfahren, warum ihre Mutter sie als Kind verlassen hat, und auch heute kämpft sie noch mit dieser Erfahrung - und auch damit, zu ihrer eigenen Tochter Josefin nur sporadisch Kontakt zu haben.

Als Sally das Haus ihres Onkels in ihrem Heimatdorf erbt, scheint dies die perfekte Gelegenheit, einen Neuanfang zu wagen - denn Josefin lebt mittlerweile wieder in Österlen und betreibt einen Biohof. Doch Sally ahnt nicht, dass auch ihre eigene Mutter Vanja wieder dort lebt - und zu Josefin eine enge Bindung aufgebaut hat.

Da sitzt Sally nun, in einem baufälligen Haus, in einem Dorf, das sie kaum wiedererkennt, mit einer Tochter, die nichts mit ihr zu tun haben will, und einer Mutter, der sie am liebsten aus dem Weg gehen würde ... Sally entschließt sich, neu anzufangen: Aus dem alten Haus soll ein wunderschönes Bed&Breakfast werden, und für Josefin will sie endlich die Mutter zu werden, die sie immer sein wollte.

Frühling, Sommer und Herbst im Bed&Breakfast von Sally in Skåne: Drei Frauen, drei Generationen und drei Geschichten darüber, was es bedeutet, Mutter und Tochter zu sein.



Anna Fredriksson, geboren 1966, ist eine schwedische Autorin. Sie ist bekannt als »Queen of Feel Real«. Ihre Bücher haben sich in Schweden über 700.000 Mal verkauft. Sie lebt mit ihren drei Söhnen in Stockholm.

Sally


Ihr Rücken tat weh und dabei hatte der Tag gerade erst begonnen. Sally stützte sich auf die Theke und massierte die schmerzhafte Stelle oberhalb des Steißbeins. In der vergangenen Woche hatte sie jeden Tag kurzfristig einspringen und von frühmorgens bis Kneipenschluss arbeiten müssen. Was besser war, als gar keine Schichten zu bekommen.

Die Bauarbeiter und Handwerker waren eingetrudelt und warteten auf ihre Bestellungen. So gut wie alle waren Stammgäste, saßen auf festen Plätzen, hatten Lieblingsgerichte und kannten Sallys Namen. Sie unterhielten sich lautstark zu dritt oder zu viert und nur ein paar saßen auch allein und starrten in die Zeitung oder auf die Startlisten der Trabrennen.

Sally richtete sich wieder auf und lächelte einem Gast zu, der an ihr vorbei zur Toilette ging. Ihr eigenes Lokal würde eine ganz andere Atmosphäre haben. Ruhig, gemütlich und rundherum angenehm entspannt. Sie konnte ihr einladendes Restaurant direkt vor sich sehen. Ließ die Fantasie schweifen, erspann ein ganzes Hotel mit Zimmern, in denen es an nichts fehlte. Sie sah vor ihrem inneren Auge jedes Detail der kleinen Lobby. Malte es sich mehr und mehr aus, wie schon so oft, schon ihr halbes Leben lang.

Der Gast kam von der Toilette zurück, und Sally schenkte ihm erneut ein höfliches Lächeln. Er setzte sich an einen Tisch in der Ecke, in der normalerweise einer der Stammgäste saß. Aber der Ecktisch war leer. Oh nein. Sie hatte ihn völlig vergessen.

Die Leuchtstoffröhre an der Betondecke des Kellers flimmerte, die Luft war muffig. Sally kniete sich auf die Matratze und berührte den Mann am Oberarm. Er schlief tief und reagierte nicht.

»Zeit zum Aufwachen.«

Sie rüttelte ihn sanft. Seine Augen waren geschlossen, öffneten sich aber ruckartig und wurden weit wie graugrüne Untertassen. Starrten angsterschrocken, bis er sie erkannte und sich beruhigte. Sally streckte ihm den runden Pappbecher mit Deckel hin.

»Hier. Ich habe dir ein bisschen heiße Suppe mitgebracht, falls du möchtest. Und dann raus mit dir, bevor dich mein Chef entdeckt.«

Der Mann atmete schwer und rappelte sich langsam hoch. Er wirkte noch immer betrunken. Stank nach kaltem Rauch und Alkohol. Sie fasste ihn unter der Achsel und half ihm hoch.

»Beeil dich, ich muss arbeiten.«

Er stolperte über die Ecke der Matratze und fand mit ihrer Hilfe das Gleichgewicht wieder. Auf wackligen Beinen drehte er sich zu ihr. Machte ein Gesicht, das die Furchen in seiner Haut noch deutlicher hervortreten ließ.

»Du hast es so gut. Was weißt du schon vom Leben? Bist frisch und jung. Du hast die ganze Zukunft noch vor dir.«

»Danke für das Kompliment, aber ich bin fünfzig. Einundfünfzig, um genau zu sein.«

»Ach? Na, dann bestimmt glücklich verheiratet. Mit Familie, Einfamilienhaus und Ferienhäuschen. Alles perfekt.«

Sie zog ihn Richtung Ausgang.

»Ich wohne allein in einer kleinen Zweizimmerwohnung. Also: Nein. Stimmt nicht.«

»Keine Kinder?«

»Eins. 600 Kilometer entfernt.«

Er blieb stehen.

»Wollen wir mal einen Kaffee trinken gehen?«

Sie ließ lachend seinen Arm los und schob ihn vor sich her.

»Das fragst du jedes Mal. Nein, danke. Jetzt los.«

Sally deutete auf die Kellertür.

»Tschüss, bis morgen. Nüchtern und durch den normalen Eingang.«

»Ja, ja.«

»Vergiss deine Suppe nicht.«

Sie drückte ihm den Pappbecher in die Hand und er schlurfte davon, die Treppe hoch.

»Pass auf dich auf«, rief sie ihm nach.

Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, ging sie rasch zurück und stopfte die Matratze wieder in den Verschlag mit dem Sperrmüll.

Der Gastraum war fast vollständig gefüllt und der Lärmpegel unerträglich wie immer. Zusätzlich zu den lautstark quatschenden Gästen und der sowieso miserablen Akustik musste auf einem Fernsehapparat an der Decke auch noch pausenlos eine Sendung nach der anderen flimmern. Meist lief Sport, oder Realityformate mit schreienden, streitenden Leuten.

Sally balancierte auf jedem Unterarm zwei Teller. Zweimal Hamburger, einmal Köttbullar und einmal Fleischwurst. Sie blickte durch das kleine, fettverschmierte Fenster der Schwingtür in den Gastraum. Die Bauarbeiter und Handwerker waren weg, jetzt waren die Büroleute dran.

Hinter ihr im Bratdunst lärmte die Küchenbelegschaft mit Töpfen und Pfannen, als wäre sie ein Orchester.

»Sally, Telefon für dich.«

Cedric war aus seinem Büro gekommen. Sally zog den Bauch möglichst weit ein und richtete ihre Schürze, auf der vorne ein Fettfleck prangte, sie hatte keine zum Wechseln dabei. Auf Cedrics Anordnung musste sie das Waschen der Arbeitskleidung selbst übernehmen und sie wollte das abends erledigen, falls im Waschkeller eine Maschine frei war.

»Ich bin rangegangen«, sagte er. »War doch okay?«

Sally blieb mit den Tellern in der Hand stehen. Machte er Scherze? Er, der seit seinem ersten Tag ein absolutes Handyverbot während der Arbeitszeit predigte, und zwar selbst wenn keine Gäste da waren.

Aber Cedric lächelte nicht einmal. Machte nur eine schnelle Kopfbewegung in Richtung Flur.

»Deine Tochter. Du kannst im Büro telefonieren.«

Josefin? Ihr Herz fing wild an zu schlagen. Warum rief Josefin an?

Cedric donnerte die Schwingtür auf.

»Aber erst servieren! Mann, echt.«

Er fuhr sich in einer Geste der Hoffnungslosigkeit über die Stirn. Der Küchenchef am Herd lachte auf. Sie eilte in den Gastraum und servierte die Teller.

»Åke ist tot.«

Josefin am anderen Ende klang gefasst. Sally wagte kaum, sich zu bewegen.

»Åke? Was sagst du?«

»Es war das Herz.«

»Was ist passiert?«

»Er ist einfach zusammengebrochen, in Simrishamn.«

Sally riss sich die Schürze ab, band sie dann mit umständlichen Verrenkungen wieder um, während sie sich das Telefon ans Ohr presste. Aus dem Gastraum drang trotz geschlossener Tür Gemurmel und Porzellanklirren. Der Rock spannte an Bauch und Schenkeln, die Bluse klebte an der Taille.

»Wann?«

»Gestern Nachmittag. Mitten auf dem Marktplatz.«

Sally setzte sich langsam hin und stützte den Ellbogen auf Cedrics Schreibtisch. Josefin hustete. Zog etwas Rotz hoch.

»Er wurde direkt ins Krankenhaus eingeliefert, aber es war trotzdem zu spät. Es ging wohl sehr schnell.«

Wie alt war Åke gewesen? Sally rechnete an den Fingern nach. Geboren fünfunddreißig. Einundachtzig also. War er wirklich schon über achtzig gewesen? Ja, das musste stimmen.

Josefin putzte sich die Nase.

Sally ritzte mit dem Zeigefingernagel Kreise in die zerschrammte Tischplatte. Sie hörte zum ersten Mal seit drei Jahren von Josefin. Davor, das gesamte erste Jahr über, hatte sich in erster Linie Sally gemeldet. Ein paarmal im Monat, per Mail oder SMS oder Telefon.

»Ich kann gut verstehen, dass du traurig bist«, sagte sie.

Keine Antwort, nur weiter Weinen. Was konnte sie sonst sagen? Was fürsorglich klang.

»Ist jemand bei dir?«

Wie hieß Josefins Freund gleich wieder? Ihr Kopf war mit einem Mal wie leergefegt.

»Ja, Harald ist hier.«

»Harald, gut. Und die Beerdigung? Wann soll die sein?«

»Weiß ich nicht. Ist noch zu früh, um das zu sagen.«

Natürlich. Sally bereute die Frage, aber sie musste versuchen, das Gespräch noch ein wenig am Laufen zu halten. Wenn sie schon einmal die Chance auf eines hatte.

»Die Kirche in Vitaby würde gut passen. Die ist schön.«

Josefin antwortete nicht. Das Begräbnis war momentan das falsche Thema. Trotzdem musste Sally es ansprechen. Alles andere wäre ebenfalls falsch.

»Ich komme runter. Schließlich war er mein Onkel.«

Noch immer keine Antwort. Sie versuchte es weiter.

»Als Kind habe ich jeden Sommer bei ihm verbracht.«

»Ich weiß.«

Sally schwieg. Josefin wusste, dass sie kein besonders enges Verhältnis zu ihrem Onkel gehabt hatte. Åke war ziemlich schwer zugänglich, niemand, der einen leicht in sein Leben ließ. Niemand wie ihr Vater, der laut, warm und lustig gewesen...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2022
Reihe/Serie Die Jahreszeiten-Saga
Übersetzer Elke Ranzinger
Sprache deutsch
Original-Titel Mellan himmel och hav
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestseller • feel good • feelgood • Frauenliteratur • Frauenroman • Frühling • Gefühle • Geschenk zum Muttertag • Inga Lindstöm • insel taschenbuch 4902 • IT 4902 • IT4902 • Jahreszeiten • Mutterschaft • Muttertag • Mütter und Töchter • neues Buch • Oma • Oma und Enkelin • Schmöker • Selbstfindung • Trilogie • wohlfühlen • Wohlfühlroman
ISBN-10 3-458-77340-1 / 3458773401
ISBN-13 978-3-458-77340-5 / 9783458773405
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