Golden Hill Nights (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
336 Seiten
MIRA Taschenbuch (Verlag)
978-3-7457-0301-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Golden Hill Nights - Nicole Böhm
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»Einfühlsam, humorvoll und wortgewandt entführt Nicole Böhm ihre Leser:innen in die Idylle der Golden Hill Ranch.« SPIEGEL-Bestsellerautorin Laura Kneidl

Seit Jake auf der Golden Hill Ranch eingestellt worden ist, packt er tatkräftig zu und ist zu einer unerlässlichen Hilfe für Parker und seine Familie geworden. Nur dass der Cowboy hartnäckig über seine Vergangenheit schweigt, macht Parker misstrauisch. Die Einzige, zu der Jake Vertrauen fasst, ist Sadie, Parkers Schwester. Zaghaft nähern sich die beiden an. Doch dann wird Jake von einem düsteren Geheimnis eingeholt, und er muss sich entscheiden: Kann er auf Golden Hill und an Sadies Seite bleiben, obwohl er sie damit in Gefahr bringt?



Nicole Böhm wurde 1974 in Germersheim geboren und lebt heute in Speyer. Mit zwanzig reiste sie nach Phoenix, Arizona, um Zeichen- und Schauspielunterricht am Glendale Community College zu nehmen. Es folgte eine Schauspielausbildung an der American Musical and Dramatic Academy in New York. Sie lebte insgesamt drei Jahre in Amerika und bereiste diverse Städte in den USA und Kanada, die nun als Schauplätze ihrer Geschichten dienen.

1.

Jake

»Das macht dann sechs Dollar dreißig, Jake«, sagte Kit und lächelte mich an. Ich blickte in ihr strahlendes Gesicht. Kit grinste breiter, was dafür sorgte, dass sich feine Falten um ihre Mundwinkel und Augen bildeten.

Sie lachte oft. Wenn ich es recht überlegte, hatte ich sie in den zwei Monaten, in denen ich nun in Boulder Creek lebte, nur gut gelaunt erlebt. Eine beneidenswerte Eigenschaft.

Ich versuchte, ebenfalls zu lächeln, aber es fühlte sich an, als wollte ich mein Gesicht mit Gewalt in eine unpassende Form quetschen. Die Fähigkeit, von Herzen lachen zu können, hatte ich schon in meiner Kindheit verloren. In meinem Inneren waren seit Langem nur noch Dunkelheit und eine allumfassende Leere, die sich in jeder meiner Zellen ausgedehnt hatte.

Ich sah auf die beiden Bambusbecher, die ich von Kit mit Kaffee hatte auffüllen lassen. Einer war für mich, einer für Parker, der draußen im Range Rover auf mich wartete. Wir waren gerade aus Billings gekommen, wo Parker Eisenpanels für ein neues zweites Roundpen gekauft hatte. Auf der Ranch, auf der ich vorher gearbeitet hatte, hatten wir alles mit diesen Panels abgesteckt. Sie verwitterten nicht so schnell wie die aus Holz und konnten leicht umgesetzt werden.

Ich legte Kit eine Zehndollarnote hin und gab ihr zu verstehen, dass sie den Rest behalten sollte.

»Oh, danke«, sagte sie und zählte ihr Trinkgeld ab.

Ich tippte mir an den schwarzen Cowboyhut, den ich so gut wie immer trug. Er war ein Geschenk von Jordan, meinem vorherigen Arbeitgeber, gewesen. Jordan meinte, dass ein richtiger Cowboy auch einen richtigen Hut benötigte, und hatte ihn mir eines Morgens einfach auf den Kopf gesetzt. Mittlerweile hing ich an dem Ding und fühlte mich fast schon nackt, wenn ich ihn nicht trug. Ich nahm die Becher und genoss die Wärme, die von ihnen aufstieg. Es war erst Ende August, aber die Natur schickte bereits ihre Vorboten für den kommenden Herbst. Der Wind wurde merklich kälter, die Luft roch nach Frische und dem ersten welken Laub. Völlig anders als in Norfolk Valley, wo ich vorher gearbeitet und gelebt hatte. Da war es um diese Jahreszeit noch recht warm, und im Sommer bekamen wir mitunter Temperaturen bis zu fünfzig Grad. Ich hatte mich nie richtig daran gewöhnen können und war froh, dass ich das nicht mehr mitmachen musste.

Kit hatte mich mal gefragt, ob ich wegen des Wetters aus Norfolk Valley nach Boulder Creek gekommen sei, und ich hatte einfach genickt. Nicht weil es stimmte, sondern weil es leichter war, den Leuten einen banalen Grund zu liefern, als zuzugeben, dass ich ein unsteter Geist war, der nie lange an einem Ort bleiben konnte. Für Jordan zu arbeiten war toll gewesen, aber ich hatte immer gewusst, dass es nur eine Zwischenstation war. Sobald ich mich irgendwo einlebte und mir die Menschen ans Herz wuchsen, zog es mich in die Ferne.

So oder so war es eine glückliche Fügung gewesen, dass Parker gerade zu der Zeit eine Stelle in Boulder Creek auf der Golden Hill Ranch ausgeschrieben hatte.

Ich nickte Kit noch mal zu, drehte mich um und prallte voll mit jemandem zusammen.

»Verfluchte Scheiße!«, platzte es aus mir heraus, als der heiße Kaffee über den Becherrand schwappte, mein Shirt an der Brust durchweichte und einen brennenden Schmerz auslöste.

»Oh! Verdammt!«, stammelte Tommi und lief knallrot an. »Mist, Mist, Mist. D-das t-tut mir … das tut mir leid, Jake.« Er schnappte sich Servietten von der Theke und wollte mir die Brust trocken tupfen, aber ich schüttelte nur den Kopf. »I-ich h-hab … nicht … aufgepasst.«

»Hab ich bemerkt.« Ich stellte einen der Becher zurück auf die Theke, nahm ihm ein Papiertuch ab und rieb notdürftig über den Fleck. Tommi räusperte sich und gab ein merkwürdiges Glucksen von sich, das wie eine Mischung aus Wimmern und einem Schluckauf klang. Er arbeitete drüben im Sheriff-Büro am Empfang und war eigentlich ein netter und vor allen Dingen ruhiger Typ. Aber leider auch ziemlich tollpatschig.

Ich knüllte die Serviette zusammen und steckte sie in meine Hosentasche. Tommi war so rot angelaufen, dass ich Sorge hatte, er würde gleich Feuer fangen. Jeden anderen hätte ich hierfür ordentlich in den Boden gestampft, aber der Junge hatte das Selbstbewusstsein einer Schnecke. Ich wollte ihn nicht komplett zerstören.

»Pass das nächste Mal einfach besser auf, ja?«, sagte ich und nahm den Becher wieder, der nur noch zur Hälfte gefüllt war.

»Soll ich dir einen frischen Kaffee machen?«, fragte Kit, die alles von ihrem Platz hinter der Theke beobachtet hatte.

»Nein. Danke.«

Tommi trat beiseite und brabbelte weiter Entschuldigungen. Ich schüttelte den Kopf und ging mit meinem Kaffee davon. Meine Haut an der Brust brannte, aber ich würde es überleben. Mit Schmerzen kam ich klar. Die hatte ich bereits in meiner Kindheit kennengelernt, und nichts, was Tommi oder sonst irgendjemand mir zufügen könnte, wäre schlimmer als das, was ich durchgemacht hatte. Wenn man am Ende einer Sackgasse geboren war und dort den größten Teil seines Lebens verbracht hatte, war alles andere ein Zuckerschlecken. Ich drückte die Tür auf und trat in die kühle Luft, die nach einem Rest Sommer und dem kommenden Herbst duftete. Mich schüttelte es, als mich eine Windböe streifte, wodurch mein durchweichtes Shirt an der Haut festklebte.

Mit leichter Gänsehaut lief ich zur Straße, wo Parker im Range Rover mit dem Pferdehänger auf mich wartete. Die Eisenpanels hatten wir hinten geladen und festgezurrt, damit sie während der Fahrt nicht ständig klapperten.

Ich trat zur Fahrerseite und reichte ihm einen Kaffeebecher durch das geöffnete Fenster.

»Alles klar bei dir?«, fragte er und deutete auf den dunklen Fleck auf meinem beigen Shirt.

»Ja. Ist nur Kaffee. Meiner, nicht deiner.«

Er sah in seinen Becher und schürzte die Lippen.

»Hatte einen kleinen Auffahrunfall.«

»Passiert in diesem Diner irgendwie öfter«, sagte er. Vermutlich spielte er auf seinen Freund Ajden an, der diesen Sommer auf Golden Hill verbracht hatte und dort mit der Journalistin Arizona zusammengekommen war. Die beiden hatten vor dem Diner einen kleinen Autounfall gehabt, was letztlich der Auslöser gewesen war, dass sie sich nähergekommen waren. Eigentlich legte ich keinen Wert auf Klatsch und Tratsch, aber Granny – Parkers Großmutter – hatte mir die Geschichte bereits dreimal erzählt. Die Frau hatte Spaß daran, über das Liebesleben anderer zu philosophieren.

Ich umrundete den Wagen und stieg auf der Beifahrerseite ein. Parker parkte rückwärts aus und rollte fünfhundert Meter weiter bis zu Stews Grocery Store. Boulder Creeks Innenstadt bestand im Grunde genommen aus dieser Hauptstraße, die am Rathaus endete. Es gab zwar ein paar Läden, wie den Souvenirshop, ein Klamottenoutlet, ein weiteres Café und seit zwei Wochen auch eine Buchhandlung, aber viel los war hier eigentlich nie. Boulder Creek besaß diesen urigen Kleinstadtcharme. Überall schwang ein Hauch von Nostalgie und Geschichte mit. Die Gebäude waren zum Großteil aus rotem Backstein, manche von ihnen so alt wie die Stadt selbst. Am zehnten September wären das exakt zweihundertfünfzig Jahre. Es war unmöglich, das zu übersehen, denn alle paar Meter hingen Plakate und Schilder, die das diesjährige Gründerfest ankündigten.

»Die ziehen ganz schön was auf für das Fest«, sagte Parker und deutete auf zwei Arbeiter, von denen einer auf einer Leiter stand und eine große Lichterkette quer über der Straße befestigte.

Seit dieser Woche hatten sie angefangen, die Stadt zu schmücken. Aus dem Rathaus waren einige Ausstellungsstücke wie Spaten oder alte Goldsiebe, die aus der Gründerzeit stammten, geholt und in den Schaufenstern der Geschäfte ausgestellt worden. Sie hatten sogar eine alte Kutsche angekarrt, mit der früher das Gestein aus den Minen transportiert worden war, und sie auf Stews Parkplatz gestellt. Zur Deko hatten sie das Holzpferd, das normalerweise vor der Eingangstür des Lebensmittelladens aufgebaut war, davorgespannt.

»Hab gehört, dass auch Livemusik geplant ist«, sagte Parker und stellte den Rover ab.

»Organisiert ihr wieder diese Band?«, fragte ich und schnallte mich los. Eigentlich interessierte es mich nicht, aber ich bemühte mich um Small Talk.

»Beyond Sanity?«

Ich nickte. Vor ein paar Wochen hatten Arizona und Ajden die Band nach Boulder Creek geholt und eine Art Benefizkonzert in einer der Minen veranstaltet. Das Ganze war wohl ’ne ziemlich große Nummer gewesen. Ich hatte die Band vorher nicht gekannt und konnte auch nicht behaupten, dass es meine Art von Musik war, aber der Abend war ganz okay gewesen.

»Nein«, sagte Parker. »Die sind gerade auf Tour. Auf dem Gründerfest spielen ein paar Leute aus Boulder Creek. Jessie und Kit sind auch dabei.«

Ich nickte und gab mich so hoffentlich einigermaßen interessiert. Wir stiegen aus und traten auf Stews Laden zu. Dabei merkte ich Parkers fragenden Blick. Das tat er oft. Vermutlich irritierte ihn meine Schweigsamkeit. Seit ich für ihn arbeitete, wollte er, dass ich mich ihm gegenüber öffnete und mehr von mir preisgab. Zwar fragte er mich nie direkt aus, aber ich spürte deutlich, dass es ihm unter den Nägeln brannte, mehr über mich und meine Vergangenheit zu erfahren, genau wie seine Schwester Sadie, die mit auf der Ranch lebte. Die beiden verwickelten mich häufig in Gespräche und interessierten sich für meinen Werdegang und was ich vor meiner Zeit bei Jordan getrieben hatte. Bis jetzt war ich immer ausgewichen, aber früher...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2022
Reihe/Serie Golden-Hill-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amerika • bücher für frauen • Bücher Liebesroman • Frauenroman • Golden Hill 3 • Kleinstadt • Kleinstadtromance • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Montana • New Adult • Pferde • Pferdetherapie • Romance • Roman Frauen • USA
ISBN-10 3-7457-0301-4 / 3745703014
ISBN-13 978-3-7457-0301-6 / 9783745703016
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