Saved Dreams (eBook)

Spiegel-Bestseller
Whitestone Hospital

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
379 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-1558-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Saved Dreams - Ava Reed
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MANCHE LEBEN KANN MAN NUR RETTEN, INDEM MAN ANDERE LOSLÄSST

Der Job als Assistenzärztin am Whitestone Hospital gibt Jane Miller mehr Kraft, als sie jemals für möglich gehalten hätte - bis sie in die Gynäkologie versetzt wird und dort mit der Oberärztin Dr. Abby Clark zusammenarbeiten muss. Abby berührt sie. Aber am schlimmsten ist, dass sie hinter Janes Fassade zu blicken und ihre dunkelsten Momente zu erkennen scheint. Kann Jane das zulassen und ihr Herz noch einmal für einen anderen Menschen öffnen?
Band 4 der Serie rund um die jungen Ärzt:innen des WHITESTONE HOSPITALS von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Ava Reed

Ava Reed wird schon immer von Büchern begleitet und entdeckte schließlich auch das Schreiben und Bloggen für sich. Sie lebt mit ihrer Familie in Nähe von Frankfurt am Main.

»Saved Dreams ist eine Geschichte, die sicher kein Auge trocken lässt. Hochemotionale Patientinnengeschichten und eine herzzerreißend ehrliche Slow-Burn-Liebe, die sehnsüchtig auf jeden Kuss warten lässt!« – ANNE LÜCK

1. Kapitel


Jane

Ich kann nicht sterben, denn ich bin längst tot.

Das ist das Erste, was mir durch den Kopf geht, als ich herumgerissen werde und die kühle Klinge des Messers an meiner Kehle spüre; das Messer, die verschwitzte Hand an meinem Arm und das wilde Klopfen meines Herzens.

Der Geruch von Alkohol und Schweiß dringt in meine Nase, und ich höre Dutzende Geräusche, die in meinem Kopf zu einer chaotischen Arie werden. Nach und nach kommen immer mehr Menschen auf mich zu, drängen sich in den Gang oder bleiben an der Ecke stehen, von der aus man zielsicher zu jedem Bereich der gynäkologischen Station findet. Ich erkenne, wie sich ihre Münder zu einem stummen O formen, sich ihre Augen erschrocken weiten und sich auf ihren Gesichtern Schock, Wut oder Unglauben abzeichnet. Sie halten an, scharen sich um die Szenerie wie Geier um ein dahinscheidendes Tier.

Und dieses Tier bin ich.

Weil sie nichts tun können.

Nicht hingucken.

Nicht wegsehen.

Nicht helfen.

Nein, sie können nichts tun – außer warten.

Warten, bis es vorbei ist …

»Ich will zu meiner Frau!«, brüllt der Mann, der mich bedroht und an sich drückt, in mein Ohr, und ich zucke unwillkürlich zusammen – trotz der scharfen Waffe an meinem Hals. Ich warte auf die Panik, die mich ergreifen, und auf die Angst, die mir bis in die Knochen kriechen sollte. Doch sie kommen nicht, sie sind nicht da. Auch wenn ich schneller atme, mein Herz zu heftig klopft und ich zu schwitzen beginne, ist die Welt um mich herum klar und die in meinem Kopf ruhig.

»Ich will zu meinem Kind!« Die Stimme meines Angreifers bricht am Ende des Satzes, während ihm ein verzweifelter Laut entweicht und er so sehr an mir festhält, dass er kurz das Gleichgewicht verliert.

Ich torkle mit ihm nach hinten. Es ist wie ein Tanz auf Glas. Ein, zwei Schritte, bis er sich wieder fängt. Trotzdem keuche ich leise, denn er ruckt weiterhin von einer Seite zur nächsten, und obwohl ich ihn nicht sehen kann, spüre ich jede seiner Bewegungen.

Spüre seine Furcht und seinen Ärger. Seine Verzweiflung. Den unbändigen Drang, die Realität nicht anzuerkennen.

Ich kenne das.

Dieses Gefühl ist wie ein Gift, das ich überlebt habe, aber nie wieder losgeworden bin. Ein Gift, das mich ausfüllt, durchdringt und in die Knie zwingt. Eines, das mich den Abgrund sehen lässt, ohne es zu Ende zu bringen. Es macht mich zu einem Menschen, den ich nicht mehr kenne und der ich nie sein wollte. Tag um Tag.

»Wo ist meine Familie, verfluchte Scheiße! Wo?« Mit seinem Gebrüll reißt er mich aus meinen Gedanken. Ich erschrecke mich, bekomme eine Gänsehaut und spüre, wie meine Hände mitsamt dem Schweißfilm kalt werden.

»Wer … wer sind Sie?«, bringe ich schließlich hervor und ziehe damit seine Aufmerksamkeit auf mich. »Wer ist Ihre Frau?«

»Lili«, antwortet er. »Ich muss zu ihr.«

Der Name sagt mir etwas. Er klingt wie …

»Liliana Scott«, murmle ich nachdenklich und bemerke, wie er erleichtert durchatmet, weil ich sie zu kennen scheine.

»Ja. Liliana. Sie ist hier irgendwo. Mit unserem Kind. Ich muss wissen, wo genau. Ich muss wissen, dass es den beiden gut geht.«

Der da hinter mir mit der Alkoholfahne und der Waffe kann niemand anderes als Andrew Scott sein. Anfang zwanzig und Lilianas Mann, der gerade gegen seine Auflagen verstößt. Ich bin sicher, die Familie, von der Maisie mir berichtet hat – die junge Frau, der süchtige Mann –, das waren sie. Außerdem hat mich Dr. Abby Clark zu Beginn der Schicht eingeweiht und mir die Akte vorgelegt, weil Liliana auf Station lag und Wehen verzeichnet wurden. Sie kam bereits wenige Minuten später in den Kreißsaal, und ein Alarm ging los. Liliana musste in den OP, weil das Baby nicht gut auf den Wehenstress reagierte und die Herztöne zu langsam waren. Zudem hat der Kopf sich bei jeder Presswehe gegen das Becken gedrückt. Die Stirn des Babys ist am Ende so stark angeschwollen, dass es kaum mehr eine Chance hatte, durch den Geburtskanal zu kommen. Daher der Kaiserschnitt. Abby hat ihn durchgeführt, ich habe derweil eine andere Patientin betreut, die ambulant reinkam und einen Termin hatte. Sie wollte sich über die Vor- und Nachteile einer Spirale informieren und hat einen Termin für das Einsetzen ausgemacht. Gerade als diese ging und Liliana kurz darauf aus dem OP kam, wurden die Stimmen im Flur lauter. Ich ging hin, sah nach – und das hier ist das Ergebnis davon.

Die wichtigste Frage ist jedoch, woher ihr Mann, der sie nicht nur misshandelt hat, sondern dem zudem ein Kontaktverbot auferlegt wurde, Bescheid weiß.

»Woher wissen Sie von der Geburt?«, hake ich nach, und sein Griff verstärkt sich, sodass ich meinen Kopf aus Reflex noch ein Stückchen mehr in den Nacken lege. Für einen Augenblick habe ich die Klinge vergessen und irgendwie auch meine beschissene Situation, doch der Druck an meinem gestreckten Hals erinnert mich wieder sehr deutlich daran.

»Was?« Seine Stimme wirkt panisch, seine Bewegungen fahrig. Ich kann sie und seine Rastlosigkeit an meinem Rücken spüren. Und so ruhig meine Gedanken sind, so wenig Angst ich habe, mein Körper reagiert anders und absorbiert diese Hektik. Es ist schwer, still zu stehen, doch ich zwinge mich dazu.

Da Andrew meine Frage anscheinend nicht verstanden hat, versuche ich es noch einmal.

»Sind Sie rein zufällig hergekommen?«

»Nein … nein … man hat mich angerufen. Man hat mich informiert, dass meine Frau in den Wehen liegt.«

Scheiße. In Gedanken fluchend schließe ich einen Moment die Augen. Jemand hat nicht aufgepasst. Nicht nachgedacht. Hat den Vermerk in der Akte ignoriert oder übersehen. Ein Fehler. Einer der passieren kann, aber nicht passieren darf.

Was soll ich tun? Besser meinen Mund halten? Einfach warten?

Müsste ich, verflucht noch mal, nicht weinen und zittern und ängstlich sein?

»Sie sollten gehen«, höre ich mich stattdessen sagen. Mit ruhiger, klarer Stimme, während jedes Paar Augen in unmittelbarer Nähe auf mich gerichtet ist. Ich spüre sie, als wären sie große und viel zu helle Scheinwerfer. »Sie sollten das Messer einstecken, gehen und Ihre Frau in Ruhe lassen.«

»Ich soll was?« Ich höre sein Keuchen. »Und mein Kind etwa auch? Mein Kind auch?«

»Ja«, bringe ich hervor.

»Willst du mich verarschen?«, zischt er, und der Druck an meinem Hals nimmt zu.

Ich kann nicht sterben, denn ich bin längst tot.

Mein Blickfeld ist jetzt eingeschränkt, so, wie ich meinen Kopf halten muss, aber ich erkenne plötzlich bekannte Gesichter in der Menge. Maisie. Grant. Sie stehen in ein paar Metern Entfernung, aber sie sind da und müssen sich das hier ansehen, ohne etwas tun zu können. Maisie will vortreten, aber Grant hält sie zurück. Zum Glück. Wehe, sie bringt sich in Gefahr.

»So, wie ich das sehe«, beginne ich und atme schwer dabei, »haben Sie nicht viele Alternativen.«

»Red keine Scheiße, was weißt du schon? Das ist meine Frau. Das ist mein Kind. Und die will ich jetzt sehen.«

»Nein.«

»Halts Maul, Schlampe!« Seine Stimme überschlägt sich und dröhnt in meinen Ohren.

Ein kollektives Luftanhalten durchdringt den Raum. Keuchen. Leise und laute Töne des Schocks. Und auf einmal ist da dieses Ziehen an meiner Kehle. Dieser feine Schmerz, den man verspürt, nachdem man sich an einem Stück Papier geschnitten hat.

Zweier Dinge bin ich mir sicher: Die Klinge ist scharf – und Blut rinnt an meinem Hals hinab. Sickert vermutlich gleich in den Kragen meines Kasacks. Nicht viel. Ich glaube nicht, dass die Wunde allzu tief oder groß ist. Noch nicht. Aber seine Drohung ist unmissverständlich. Und doch kann ich nicht anders. Wenn es schon egal ist, was mit mir passiert, kann ich zumindest alles tun, um Liliana und dem Baby zu helfen.

»Sie haben Ihre Frau bereits verloren. Ihr Kind auch. Und zwar, als Sie angefangen haben, sie zu schlagen – sie und das Ungeborene in ihrem Bauch. Sie haben sie verloren, als sie süchtig wurden und Ihnen die Kontrolle über sich abhanden gekommen ist. Das Beste, was Sie jetzt tun können, ist, zu verschwinden.« Meine Worte sind laut. Selbstbewusst. Sicher. Alles, was ich gerne wäre.

Ich höre sein Schluchzen. Spüre die tiefe Verzweiflung in jedem seiner Atemzüge beinah körperlich.

»Ich sagte, halt dein Maul!« Er klingt, als würde er mich am liebsten schütteln.

Keine zwei Atemzüge später dreht er sich ruckartig mit mir nach links, als eine fremde Stimme zu ihm spricht und nicht länger ich.

»Sie hat recht, Andrew. Die Polizei ist bereits auf dem Weg. Sie werden Lili nicht sehen und das Kind auch nicht.« Abby steht keine sechs Schritte von mir entfernt, mit ernstem Gesichtsausdruck. Gefasst und aufmerksam.

»Ich werde sie umbringen!«, blafft Andrew, und mir ist klar, dass er mich meint.

Mich.

Mich.

Mich.

Bin ich dafür bereit? Will ich das? Darf ich das wollen? Darf es mir egal sein und gleichzeitig nicht? Was sollte und müsste ich jetzt fühlen und denken und sagen und tun?

Was nur?

Abby lässt ihren Blick von ihm zu mir wandern, trifft meinen, verhakt sich mit ihm, und ich schaue nicht weg. Ich halte stand.

Wir sind keine Freundinnen. Wir sind Kolleginnen. Genau genommen ist sie mein Boss. Aber in Gedanken schreie ich ihr ins Gesicht: Wehe, du gibst nach. Wehe, du lässt ihn zu ihr! Das bin ich nicht...

Erscheint lt. Verlag 2.8.2024
Reihe/Serie Whitestone Hospital
Whitestone Hospital
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abby Clark • Aktion Kulturpass • Arzt • Ärztin • Assistenzarzt • Assistenzärztin • Bianca Iosivoni • Bookstagram • Booktok • Chicago Med • deeply • dramatisch • Dr. House • Emergency Room • Emotional • ER • Grey's Anatomy • Große Gefühle • In aller Freundschaft • Instagram • Jane Miller • kulturpass • Laura Kneidl • Leidenschaft • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Madly • Medizin • Nähe • New Adult • Romance • Romantik • romantisch • Sarah Sprinz • scrubs • TikTok • Truly • Whitestone Hospital
ISBN-10 3-7363-1558-9 / 3736315589
ISBN-13 978-3-7363-1558-7 / 9783736315587
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