Villa Amalfi (eBook)

Träume über dem Meer. Roman

****

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2022 | 1. Auflage
415 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2109-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Villa Amalfi -  Giulia Romanelli
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In ihrem von mediterranen Farben und Düften durchwehten Roman entführt Giulia Romanelli an die zauberhafte Amalfiküste während der 1950er Jahre und lässt mit ihrer liebenswerten Heldin Ida eine Zeit voller Hoffnungen und Träume lebendig werden.

Das süditalienische Küstenstädtchen Amalfi in den Fünfzigerjahren. Die junge Ida kann ihr Glück kaum fassen, als sie eine Anstellung in der Villa Amalfi erhält. Das an den Felsen geschmiegte kleine Hotel mit seiner besonderen Tradition verströmt für sie den Duft der weiten Welt. Schnell erobert Ida mit ihrer fröhlichen Offenheit und ihrem Fleiß das Herz des Eigentümerpaars. Sehr zum Missfallen von deren launenhafter Tochter Guendalina. Als Ida sich in den charmanten Reiseleiter Ranieri verliebt, scheint ihr Glück vollkommen. Doch auch die intrigante Guendalina hat ein Auge auf Ranieri geworfen und wird zur erbitterten Rivalin. Dann erkrankt die Hotelbesitzerin schwer, und Idas Zukunft ist mehr als ungewiss.



Giulia Romanelli ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Sie wurde in Bayern geboren und entdeckte während ihrer Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin ihre Liebe für das Schreiben. Seit vielen Jahren lebt sie mit ihrer Familie im Süden Italiens, wo sie an einem kleinen grünen Schreibtisch mit Blick aufs Meer ihrer Phantasie freien Lauf lässt.

Giulia Romanelli ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Sie wurde in Bayern geboren und entdeckte während ihrer Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin ihre Liebe für das Schreiben. Seit vielen Jahren lebt sie mit ihrer Familie im Süden Italiens, wo sie an einem kleinen grünen Schreibtisch mit Blick aufs Meer ihrer Phantasie freien Lauf lässt.

Tramonti, Sommer 1950

Idas neues Kleid kratzte am Hals. Der dunkelgrüne Stoff, aus dem ihre Mutter es genäht hatte, war steif und rau und nicht annähernd so anschmiegsam wie der ihres alten Gewandes. Und das Kleid betonte ihre Figur – an manchen Stellen zu sehr, wie sie fand, weshalb sie nun einmal scharf die Luft einzog, im Versuch, ihre Brust kleiner erscheinen zu lassen. Es half nichts. Sie sah trotzdem mehr wie eine Frau als wie ein Mädchen aus. Es war ihr unangenehm, dass dieses Kleidungsstück sie so klar definierte. Ganz anders als ihr altes Kleid, das sie achtlos über die Stuhllehne geworfen hatte. Sie drehte sich danach um, und so, wie es dalag, wirkte es, als sei es gestorben. Ida schluckte schwer und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie fühlte sich wie in Trauer. Nicht um das alte Kleid, das nicht. Viel mehr trauerte sie um die Freude, die auch diesmal an ihr vorbeigezogen war, ohne Halt zu machen. Denn was hatte sie gejubelt, als ihre Mutter Maß genommen und angefangen hatte, für sie zu nähen. Doch nun, da sie sich anzog, empfand sie keinerlei Herzklopfen. Ganz im Gegenteil. Wenn sie ehrlich war, kam sie sich fremd vor, und das Gefühl mochte sie nicht. Es machte sie nervös. Auch die aufgebrachten Stimmen ihrer Eltern aus dem anliegenden Raum, der als Küche, Wohn- und Esszimmer fungierte, trugen dazu bei, dass ihre Nervosität wuchs. Ihre Eltern hatten sich nie gut vertragen, so viel wusste Ida. Doch schien in den letzten Wochen einiges noch schlechter zu laufen als in den Jahren zuvor. Ida hatte die aufgeplatzte Lippe ihrer Mutter natürlich bemerkt, aber, wie so oft, nicht kommentiert. Über manche Dinge redete man nicht, das hatte Ida schon sehr früh gelernt.

Sie wusste, dass heute Besuch kam. Mehr hatte sie nicht erfahren. Aber sie war nicht dumm, und allein die Tatsache, dass der Besuch ein neues Kleid für sie erforderte, zeigte ihr, dass es um sie gehen würde. Und natürlich wusste sie, dass sie das Alter erreicht hatte, in dem man heiratete. Eine Hochzeit … in Weiß … Der Gedanke war absurd und weit entfernt von Idas Wirklichkeit. Und doch war bei der Vorstellung immer ein leichtes Zittern im Magen, das sich anfühlte, wie wenn sie ganz schnell bergab rannte. Dann sah sie sich vor ihrem inneren Auge zum Altar schreiten, mit einem kleinen Strauß in der Hand, wunderschön. Sie malte sich aus, wie der Stoff des Kleides bei jedem Schritt raschelte. Um sie herum, verteilt in der ganzen Kirche, duftende, prächtige Blumen und lächelnde Gäste, die jeden ihrer Schritte wohlwollend, bisweilen auch gerührt, beobachteten. Ihr Bräutigam, elegant gekleidet und gutaussehend, mit Augen nur für sie, wartete dann mit verliebtem Blick am Altar auf sie und konnte es kaum erwarten, sie zur Frau zu nehmen. Und sie zu küssen, sobald der Priester es nach der Trauung erlaubte.

Ida schüttelte den Gedanken ab. In ihrem richtigen Leben kannte sie Romantik nur aus Büchern oder aus einigen sehr wenigen Familien – natürlich nicht von ihren Eltern. Trotzdem musste es sie geben, denn wozu wurde man sonst ein Paar, wenn nicht, um sich zu lieben, lieben, lieben, bis es wehtat? Vor wenigen Monaten hatte sie miterlebt, wie Carmela geheiratet hatte, die Tochter ihrer nächsten Nachbarn, die ähnlich alt war wie sie. Idas Familie war eingeladen gewesen und hatte natürlich teilgenommen – ihr Vater ließ sich kein Fest entgehen, auf dem er trinken konnte, bis ein Auge das andere nicht mehr sah, wie man bei ihnen sagte. Eigentlich war es trotzdem schön gewesen, doch hatte sich Carmelas verwirrter, verängstigter Gesichtsausdruck in Idas Gehirn gebrannt. Einen ähnlichen Ausdruck hatte sie auf den Gesichtern der Lämmer ihres Vaters kurz vor der Schlachtung gesehen. Und so sollte es einer Braut doch nicht ergehen an ihrem Hochzeitstag, nein, so viel wusste Ida mit ihren sechzehn Jahren.

Ida fuhr zusammen, als die Haustür zugeschlagen wurde. Ein Zeichen dafür, dass ihr Vater gegangen war, nachdem er ihre Mutter eine Ewigkeit lang ausgeschimpft hatte – dazu fand er immer einen Grund. Ida blendete die Stimmen ihrer Eltern oft aus, zu ihrem eigenen Schutz, auch wenn sie sich deshalb manches Mal schuldig fühlte. Einmal, ein einziges Mal, war sie bei einem Streit dazwischengegangen – da war sie elf oder zwölf Jahre alt gewesen. Die Narbe auf ihrer Wange erinnerte sie noch immer an das, was dann passiert war. Die Ohrfeige ihres Vaters war so heftig gewesen, dass Ida quer durch das Zimmer geflogen und mit dem Gesicht auf die Tischkante aufgeschlagen war. Ihre Mutter hatte weinend die Wunden versorgt und ihr befohlen, das nie, nie wieder zu tun. Wie um sich selbst davon zu überzeugen, dass es dennoch richtig war, fuhr Ida sich vorsichtig mit der Fingerspitze über das vernarbte Stück Haut auf ihrer Wange. Sie hasste Gewalt, aber sie hasste es auch, klein beizugeben, zu kuschen. Hundert-, nein tausendmal hatte sie sich vorgestellt, ihrem Vater zu sagen, dass seine Schläge gemein und ungerecht waren. Und irgendwann … Ach, sie seufzte. Was konnte sie schon tun? Wenn sie so aufbegehrte, würde sie damit vermutlich ihr eigenes Todesurteil unterschreiben. Sie war nicht sicher, wie weit ihr Vater gehen würde, ob er tatsächlich imstande sein würde, sie ernsthaft – lebensbedrohlich – zu verletzen. Ja, sie hatte Angst vor ihm, denn er war stark, unerbittlich, so als hätte er gar keine schönen Gefühle, nur schlechte. Und Ida liebte das Leben eben doch ein bisschen mehr als ihren Stolz, sie liebte ihre Träume von Romantik und Freiheit und all den schönen Dingen, die auf sie warteten – irgendwo in der Ferne.

Entmutigt beschloss sie, sich die Haare zu machen, sie wollte fertig sein, wenn er zurückkam, um ihn nicht unnötig zu verärgern. Ida warf einen Blick in den kleinen Spiegel, der auf der alten Kommode aus dunklem Holz stand. Den hatte sie von Nonna Ida zur Kommunion bekommen, eine der wenigen schönen Erinnerungen, die sie in ihrem Herzen aufbewahrte. Das kleine Fest ihr zu Ehren hatte bei ihren Großeltern mütterlicherseits stattgefunden, fernab von Idas Elternhaus, in dem sie an jenem Tag die Probleme und Vaters Launen zurückgelassen hatten.

Nun flocht Ida sich eilig zwei Zöpfe und sprach ihrem Spiegelbild Mut zu, während ihr der Gedanke kam, dass das Dunkle in ihrer Seele auch einen Teil ihres Körpers einzunehmen schien, denn rabenschwarz war auch ihr Haar, und ebenso dunkel waren ihre Augen. Nur ihre Haut, die war olivfarben. Ihr Vater bezeichnete sie als brutta come la notte – hässlich wie die Nacht. Und für Ida wurde es zunehmend schwierig, ihm das nicht zu glauben. Ihre Mutter hingegen erzählte immer wieder mit leuchtenden Augen von der kalten Januarnacht, in der Ida geboren wurde. Der für ihre Mutter schönsten Nacht ihres Lebens. Ida fragte sich, warum es so viel leichter war, ihrem Vater mit seiner herabwürdigenden Meinung zu glauben.

Ihr Vater torkelte, als er schließlich zurückkam. Der Mann, den er durch die Eingangstür schob, schwankte ebenfalls, wenn auch ein bisschen weniger. Ida stand neben ihrer Mutter, die Hände gefaltet, den Kopf gesenkt. Sie sah die Beine, die zum Besuch gehörten und in schlechtsitzenden Hosen steckten – weiter nach oben wagte sie nicht zu blicken. In einer Geste der Demut verharrte sie auf der Stelle, während in ihr ein Gefühl wuchs, das sie nicht benennen konnte, das ihr jedoch das Atmen zunehmend erschwerte.

»Hörst du nicht?« Ihr Vater sprach in erbostem Ton mit ihr, trat zu ihr und rüttelte sie unsanft am Arm.

Ida hatte ihn in der Tat nicht gehört. »Es tut mir leid, Padre.« Ihre Mutter sagte nichts, das brauchte sie auch nicht, Ida konnte ihre Anspannung fühlen.

»Bring Wein, habe ich gesagt!«, bellte er.

»Natürlich, Padre!« Sie machte einen Knicks und schickte sich an, seiner Anordnung Folge zu leisten. Als sie in die Anrichte griff, um zwei der guten Gläser herauszunehmen, merkte sie, dass ihre Hände zitterten.

»Du wirst sie wohl noch ein bisschen erziehen müssen«, hörte sie ihren Vater zum Besuch sagen. »Ich habe es mit allen Mitteln versucht, aber ihre Mutter mischt sich immerzu ein …« Diesen Satz ließ er in der Schwebe, als hätte er gemerkt, dass er selbst sich damit wenig schmeichelte. »Notfalls nimmst du den Gürtel. Damit hat noch jede Frau gehorcht.« Er lachte wie jemand, der etwas sehr Witziges erzählt hatte.

Ida hingegen war erschüttert über seine Worte. Machtlos sah sie dem schweren Glas dabei zu, wie es ihr aus der kraftlosen Hand glitt und auf dem Boden zerschellte. Die Scherben schossen in alle Richtungen. Ida stand da wie gelähmt. Sie schrie nicht, atmete nicht, bewegte sich nicht. Ergeben wartete sie auf die Ohrfeige.

Doch sie kam nicht, ihr Vater unterhielt sich einfach weiter, als wäre nichts geschehen, und das beunruhigte Ida, wenn möglich, noch mehr, denn mit seinen Ohrfeigen kam sie zurecht. Gott allein wusste, was ihm sonst noch einfallen konnte.

Ihre Mutter trat leise zu ihr, half ihr beim Aufkehren der Scherben, die sich im bloßen Betonboden – zu Fliesen hatte es nie gereicht – in jeder noch so kleinen Unebenheit verfingen, drückte ihr ein neues Glas in die Hand und gab ihr das Zeichen, den Wein zu servieren.

Ida stellte die Gläser und die Flasche auf ein Tablett und tat, was man von ihr erwartete: Sie ging die wenigen Meter von der Anrichte zum Tisch, an dem ihr Vater mit dem Besuch saß und sich unterhielt. Bei jedem Schritt spürte sie eine Scherbe unter ihrer Schuhsohle. Bei jedem Schritt hörte sie das Knirschen. Bei jedem Schritt wünschte sie sich, einfach fliehen zu können. Doch sie erreichte die beiden ohne weitere Zwischenfälle, stellte das Tablett ab, goss Wein ein und servierte zuerst ihrem...

Erscheint lt. Verlag 27.5.2022
Reihe/Serie Villa-Amalfi-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 50er Jahre • Amalfi • Amalfiküste • Familie • feelgood • Freundschaft • Hotel • Italienische Küche • Italienisches Lebensgefühl • Kind • Lebenstraum • Liebe • mediterran • Nostalgie • Pension • Reiselust • Romantik • Saga • Starke Frau • Tourismus • Urlaub • URLAUBSFEELING • Urlaubsroman • Urlaub,Tourismus • Wohlfühlroman
ISBN-10 3-7517-2109-6 / 3751721096
ISBN-13 978-3-7517-2109-7 / 9783751721097
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