Hoffnung in der Mulberry Lane (eBook)

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2022 | 1. Auflage
346 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2516-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hoffnung in der Mulberry Lane - Rosie Clarke
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Ein trostloser Winter liegt über London, aber die Freundschaft zueinander wärmt die Herzen in der Mulberry Lane...

1943, Mulberry Lane, London. Rose Merchant ist der Neuzugang in der Mulberry Lane und schnell fühlt sie sich dort Zuhause. Aber ein dunkles Geheimnis lastet auf ihren Schultern. Kann sie sich den anderen Frauen anvertrauen und ihnen davon erzählen? Oder wird sie ihre neue Heimat wieder verlieren? Ellie wohnt und arbeitet mittlerweile bei Mabel Tandy, die das kleine Wollgeschäft in der Straße führt. Mabel wird für Ellie und ihre kleine Tochter immer mehr zur Familie und mit bangem Herzen fragt sich Ellie, wie Peter wohl auf ihre kleine Tochter reagiert, wenn er aus dem Krieg heimkehrt. Ganz ähnliche Sorgen plagen auch Peggy, denn ihre Zwillinge werden immer größer und Laurence ist nach wie vor im Kriegseinsatz. Als die Nachricht eintrifft, dass er heimkehrt, weiß Peggy, dass es an der Zeit ist ihm die Wahrheit zu erzählen. Aber wie wird Laurence damit umgehen? Liebe, Tod und Hoffnung - Das Schicksal der Mulberry Lane in den Zeiten des Zweiten Weltkrieges.

Die große London-Saga für alle Fans von Donna Douglas, Katharina Fuchs und Ulrike Renk. Alle Titel der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.



Rosie Clarke ist eine englische Autorin, die bereits seit vielen Jahren Romane schreibt. Sie lebt in Cambridgeshire, ist glücklich verheiratet und liebt das Leben mit ihrem Mann. Wenn sie nicht gerade faszinierende Geschichten über starke Frauen schreibt, dann verbringt sie ihre Zeit gerne in Marbella und genießt das gute Essen und die spanische Sonne. Allerdings hält sie es dort nie allzu lange aus, denn das Schreiben neuer Romane ist ihre größte Leidenschaft.

1


Gerade als Peggy Ashley ihre Marmeladentörtchen in den Ofen schieben wollte, erklang eine laute Explosion, die sie vor Schreck zusammenfahren ließ. Krachend fiel das Kuchenblech auf den Linoleumboden, denn das schreckliche Geräusch der grässlichen V2-Raketen war so nah gewesen, dass sie sicher davon ausging, eins der Gebäude in der Nähe ihres Pubs war getroffen worden. Sie lief zur Tür und sah hinaus, aber die Rauchsäule stieg in der Ferne in den Himmel auf, was hieß, dass die direkte Nachbarschaft noch mal verschont geblieben war.

Die ersten Explosionen dieser Art hatten sie auf geborstene Gasleitungen geschoben, und erst im November 1944, nach der Katastrophe in New Cross in Südost-London, bei der während eines Angriffs auf das Kaufhaus Woolworth hundertsechzig Menschen umgekommen und hundert weitere schwer verwundet worden waren, hatte die Regierung ihnen offenbart, dass Deutschlands grauenhafte neue Waffe schuld an den geheimnisvollen Detonationen war.

»Da haben wir aber gerade noch mal Glück gehabt.«

Die Wirtin drehte sich nach ihrer Freundin Nellie um. Die hob bereits das Kuchenblech und das einzelne Törtchen, das daneben lag, vom Boden auf, schob es in den Ofen und entsorgte das Gebäck, das auf dem Fußboden gelandet war.

»Es hätte auch viel schlimmer kommen können.« Nellie bezog sich auf ihre Törtchen, doch Peggy wusste, dass bei dieser Explosion bestimmt jemand gestorben war, und lachte unter Tränen auf.

Als Nellie ihr Gesicht sah, legte sie ihr tröstend eine ihrer großen, abgearbeiteten Hände auf den Arm.

»Du darfst das nicht zu nah an dich heranlassen, Liebes«, bat sie in mitfühlendem Ton. Inzwischen waren Nellies Haare grau, und auch ihrem Gesicht waren die Spuren des Alters anzusehen. »Es ist nicht halb so schlimm wie die verdammten Bombenangriffe, denen wir 1940/41 ausgeliefert waren.«

»Nein, aber zumindest wussten wir da, wenn die Bomben kamen«, rief ihr Peggy in Erinnerung, denn damals hatten ihnen der Lärm der Flugzeuge und die Sirenen noch genügend Zeit gegeben, um sich irgendwo in Sicherheit zu bringen, und sie selbst hatte ihre Nachbarinnen, Nachbarn, Freundinnen und Freunde regelmäßig in den Keller ihres Pubs geführt, wo sie gemeinsam abgewartet hatten, bis die Angriffe vorbei gewesen waren. Doch im Dezember 1944 fielen die Bomben ohne Vorwarnung, und wenn die Explosionen zu hören waren, wusste man, es hatte wieder einmal irgendwen erwischt. Sie fuhr sich mit dem Ärmel ihres dünnen Wollpullovers durchs Gesicht. »Vor allem sind es nicht nur die verfluchten Bomben …«, fügte sie hinzu, weil in den letzten Jahren einfach eins zum anderen kam und bereits allzu viele Menschen, die ihr am Herzen lagen, umgekommen waren.

»Ich weiß.« Nellie bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. »Am besten setzt du dich erst einmal hin, und ich mache uns einen Tee, Peggy.«

Sie hätte widersprechen wollen, schließlich hatte sie alle Hände voll zu tun, dann aber merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte, und nahm gehorsam Platz. Ihre Tochter Janet ging mit Peggys Zwillingen spazieren, bevor sie mittags ihre eigene Tochter Maggie aus dem Kindergarten holen würde, und im Grunde hatte Peggy schon den größten Teil der morgendlichen Arbeiten geschafft.

»Ein Tee wäre jetzt schön«, erklärte sie und lächelte ihre Freundin an. »Was täte ich bloß ohne dich?«

»Das frage ich mich auch. Da ist es gut, dass meine Tochter mich im Augenblick nicht braucht. Ihr Mann ist momentan zu Hause und ganz vernarrt in seine kleine Tochter, aber das ist eigentlich jeder, der sie sieht. Mit ihren großen blauen Kulleraugen und den blonden Löckchen ist sie einfach allerliebst. Ich sage dir, wenn unsere Pearl erst größer ist, wird sie mal eine echte Herzensbrecherin.«

Peggy lachte, denn sie wusste, was für eine Freude einem Kinder machten, ganz egal, wie anstrengend sie manchmal auch waren. Ihre Zwillinge waren inzwischen drei und voller Energie. Der kleine Freddie war der Stärkere der beiden, und wenn er sich das von Fay gewollte Spielzeug oder Brötchen schnappte und damit davonlief, brüllte sie vor Zorn. Die beiden kosteten sie jede Menge Kraft, und trotzdem liebte sie sie mehr als alles andere. Sie waren Ables Kinder, und sie hatte sich bereits oft gefragt, was er wohl von den beiden halten würde, wenn er plötzlich in die Wirtschaft käme und erleben würde, wie sich das Geschwisterpaar nach Leibeskräften stritt.

Vor über einem halben Jahr hatte sie den von ihrem Ehemann vor ihr versteckten Brief von Ables Freund entdeckt, in dem er schrieb, dass Able schwer verwundet und nach einer langen Zeit in einem Schweizer Krankenhaus heim nach Amerika geflogen worden wäre, um sich dort in einem Lazarett von den Verletzungen zu erholen. Lange Zeit hatte sie gefürchtet, dass der Vater ihrer Zwillinge nicht mehr am Leben wäre, aber eines Abends hatte jemand eine eindeutig von ihm geschriebene Karte durch den Briefschlitz in der Tür des Pubs geschoben, war dann allerdings sofort wieder verschwunden, ohne dass sie hätte sehen können, wer der Bote war. Dennoch hatte diese Karte sie auf die Idee gebracht, dass Able ihr vielleicht auch vorher schon einmal geschrieben haben könnte, und auf ihr Befragen hatte ihr der Postbote erklärt, er hätte ein paar Wochen vorher einen Luftpostbrief für sie dabeigehabt und Laurence übergeben, weil der gerade in der Küche stand. Darauf hatte sie die Sachen ihres Ehemanns durchsucht und tatsächlich in seinem Koffer den von Ables Freund an sie geschickten Brief entdeckt. Sie war vor Zorn so außer sich gewesen, dass sie Laurence umgehend verlassen hätte, wenn er damals nicht im Krankenhaus gelegen hätte, nachdem er bei einem Messerangriff, als er einer ihrer Freundinnen hatte helfen wollen, schwer verwundet worden war. Also hatte sie sich erst einmal damit begnügt, mehrere Briefe an den Mann, den sie von ganzem Herzen liebte, zu verfassen und zu hoffen, dass ihn einer dieser Briefe irgendwo erreichen würde, weil sie keine Ahnung hatte, ob er in den Staaten oder hier in England war. Bisher hatte er nicht noch einmal etwas von sich hören lassen, aber falls er eins der Schreiben, die sie ihm geschickt hatte, erhalten hatte, wüsste er, dass er der Vater ihrer beiden jüngsten Kinder war. Ach, käme er doch endlich zu Besuch oder riefe sie an, damit sie ihm erklären könnte, was geschehen war.

Seufzend nippte Peggy an dem ihr von Nellie eingeschenkten Tee. Warum nur war das Leben derart kompliziert? Selbst wenn ihr Liebster auf einmal bei ihr in der Küche stünde, könnte sie wohl kaum die beiden Kinder nehmen, um mit ihm fortzugehen. Ihr Ehemann, von dem sie sich bereits vor Jahren entfremdet hatte, war in einem Sanatorium an der Ostküste, wo sie ihn nicht besuchen und ihm nicht mal schreiben durfte, weil es hieß, man müsste dem Patienten jede Aufregung ersparen. Im Grunde aber hätte sie ihm sowieso nicht schreiben wollen, weil sie immer noch zutiefst verletzt und wütend über sein Verhalten war. Ihre Gefühle für den Mann, den sie einmal geliebt hatte, waren gemischt. Seine Verletzung rührte von dem heldenhaften Einsatz, um Maureen vor Schaden zu bewahren, doch sie als seine Frau hatte er ein ums andere Mal im Stich gelassen, und am Ende hatte seine Untreue dazu geführt, dass sie sich selbst mit Able Ronoscki, dem jungen amerikanischen Soldaten, eingelassen hatte, dem inzwischen ihre ganze Liebe galt. Trotz allem aber fühlte sie sich nach wie vor verpflichtet, weiterhin dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft ihres Mannes lief. Nicht ihm zuliebe, sondern weil sie selbst, Janet und die Kinder dort zu Hause waren, obwohl sie schon seit Längerem die Eröffnung eines eigenen Teesalons erwog. Ihr Unbehagen und die Unentschlossenheit, die deshalb an ihr nagten, waren der Grund dafür, dass sie den Tränen nahe war.

»Mr. Ashley ist noch immer ansteckend, und die Behandlung ist sehr schwierig«, hatte ihr der Arzt im Krankenhaus erklärt und Laurence mit dem Krankenwagen in das Sanatorium geschickt. »Vor allem ist er selbst sehr anfällig für weitere Infektionen. Wir können deshalb nicht erlauben, dass er in dem Sanatorium Besuch bekommt. Auch Briefe sind verboten, denn die regen ihn womöglich auf, und augenblicklich ist der Teil der Küste sowieso für die Zivilbevölkerung gesperrt.«

Peggy wusste, was er damit hatte sagen wollen. Seit dem D-Day, als die Alliierten ihren Gegenangriff in der Normandie gestartet hatten, brauchte man eine besondere Erlaubnis, wenn man an die Küste wollte, und woher sie die hätte bekommen sollen, hätte sie beim besten Willen nicht gewusst. Die Deutschen waren erst aus der Normandie und später aus Paris vertrieben worden, und die »Freien Franzosen« hatten den Triumphzug durch die Hauptstadt ihres Landes angeführt. Die Deutschen waren an vielen Orten in der Defensive, setzten ihre Kämpfe aber weiter fort und schafften es, die Alliierten immer noch zu überraschen, zum Beispiel, als sie aus den Ardennen ausgebrochen waren.

Hier in Großbritannien und diversen anderen Ländern in Europa richteten die grässlichen V2-Raketen fürchterliche Schäden an und riefen grenzenlose Panik unter den Bewohnern wach. Noch einmal hatten viele Londoner Familien ihre Kinder auf dem Land in Sicherheit gebracht, und Janet hatte überlegt, ob sie mit ihrer Tochter ebenfalls aufs Land fahren sollte, doch im Frühling würden sie und Ryan heiraten und in ein Haus in Hampstead ziehen.

»Er meint, wir könnten auch im Zug getroffen werden, während wir versuchen, irgendwo aufs Land zu fliehen«, hatte Janet ihr erklärt, denn auch die Gleise und die Züge wurden immer wieder bombardiert.

Und Peggy selbst blieb keine andere Wahl,...

Erscheint lt. Verlag 18.2.2022
Reihe/Serie Die große Mulberry Lane Saga
Übersetzer Uta Hege
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Carmen Korn • Die Wunderfrauen • Donna Douglas • Eva Völler • Familie • Frauen als Täter • Katharina Fuchs • Krieg • Liebe • London • Michaela Jary • Mulberry Lane • Soldaten • Stefanie Gregg • Stephanie Schuster • Susanne Abel • Tod • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-8412-2516-0 / 3841225160
ISBN-13 978-3-8412-2516-0 / 9783841225160
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