Zwischen uns das Meer (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
319 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-101-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zwischen uns das Meer -  Emily Crown
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Evelyn und Gabriel - wieviel Schmerz erträgt die Liebe?

Die Erinnerung an Evelyn schmerzt immer noch. Zu groß waren Gabriels Gefühle für sie. Doch da ist auch Grace, die mit ihrer Fröhlichkeit und ihrem Verständnis einen festen Platz in Gabriels Herzen hat. Nach und nach wachsen sie zu einer  Einheit zusammen und Gabriel versucht alles, um neu anzufangen. Dann jedoch holt ihn die Vergangenheit wieder ein und Gabriel muss schließlich die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen ...

'Emily Crown zaubert mit Worten und verwebt die Zeilen mit so viel Gefühl, dass ich mich mit den Charakteren verliebt und mit ihnen gelitten, jede Emotion bis tief in mein Herz gespürt habe.' Maren Vivien Haase

Dritter Band der großen 'Zwischen uns das Leben' Trilogie.



Emily Crown, geboren 1998, lebt als freie Autorin und Sprecherin am Bodensee. Schon als Kind liebte sie es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und sich in ferne Welten zu träumen. Nicht verwunderlich also, dass sie ihre erste große Liebe in der Literatur fand. Es folgten einige Jahre als begeisterte Leserin, ehe sie im Alter von 12 Jahren begann, eigene Geschichten zu Papier zu bringen. Heute schreibt sie über die Höhen und Tiefen der Liebe und all die Gefühle dazwischen.

Auf ihrem Instagram-Kanal @autorin_emilycrown tauscht sie sich mit ihren Leser:innen aus.

Kapitel 1


Evelyn

Ich war ein Mädchen, das davonrannte. Damals wie heute.

Ich rannte, ohne den Weg zu kennen. Flüchtete, ohne zu wissen, wohin. Meine Füße gruben sich in den nassen Sand unter mir, Wasser umspülte erst meine Waden, schlug gegen mein Becken, spritzte gegen mein ertrinkendes Herz und verschlang irgendwann meinen ganzen Körper. Ich steuerte unaufhörlich auf ein Meer aus Flammen zu, doch bevor ich verbrennen konnte, schnappte ich nach Luft und ließ mich fallen. Ich schwebte, trieb tiefer und tiefer, in eine alles umfassende Stille, in der lediglich mein pulsierender Herzschlag widerhallte, wo weder Raum noch Zeit existierten. In der es nur mich gab. Ein Tropfen auf offenem Meer.

Ich hatte die Augen geschlossen, weinte, obwohl um mich herum nichts als Wasser war, trieb in der Stille umher, weil ich wusste, sobald ich auch nur einen einzigen Gedanken zuließ, würde ich explodieren – vor Schmerz, Wut, Trauer, vor diesem unerträglichen Gefühl eines gebrochenen Herzens, das zwar irgendwie noch schlug, aber eigentlich auch nicht mehr, das nur noch ein Organ war, dem die Seele entflohen war.

Eine Hand berührte mich am Arm, zog mich nach oben. Haut an Haut, Stoff an Stoff, Schmerz an Schmerz. Zwischen uns nichts als das Wasser und die Last ungesagter Worte. Er schlang die Arme um mich, zwang mich in eine Umarmung, die so fest, so innig war, dass ich seinen Herzschlag spüren konnte. Er bohrte sich in meine Brust, schnell und heftig – im Einklang mit meinem. Es waren die Herzen zweier Menschen, die einst im Takt der Liebe pulsiert und nun nur noch durch Schmerz miteinander verbunden waren. Zwei Herzen, die nur noch schlugen, um zu überleben.

»Nicht«, flehte er, mit dieser tiefen Stimme, die mir die Welt bedeutete. »Lauf nicht davon.« Drei Worte, gewispert im Wind, drei Worte, die alles sagten, was ich hören wollte, und doch nicht genug.

Ich rang um Atem, hustete, und mit jedem Atemzug schienen die Bilder in meinem Kopf klarer zu werden. Blonde Löckchen, meine Hand am Geländer der Treppe, hektische Schritte, die durchs Treppenhaus hallten, das Kreischen der Bremsen, ein dumpfer Aufprall, der dem gleichkam, wie ich mich gefühlt hatte, als ich das Wort Papa hörte.

Kraftlos sank ich in Gabriels Arme. Die Arme, die mich schon einmal aufgefangen hatten.

»Du lebst«, wisperte er. »Du lebst!«, rief er noch einmal aus. Ungläubig diesmal. »Du lebst, du lebst, du lebst!« Er löste sich von mir, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände, sah mich an. Da waren sie wieder. Die tiefblauen Augen, in denen ein ganz eigener Ozean seine Wellen schlug. »Du lebst«, flüsterte er noch einmal, dann schlang er erneut die Arme um mich, hob mich hoch und schwang mich durchs Wasser, fast so, als wäre ich schwerelos. Als meine Füße erneut im Sand versanken, sah er mich ein weiteres Mal an, fuhr mir über die Haare, die Arme. Er berührte mich, als wollte er sich vergewissern, dass ich keine Fata Morgana war. Und ich?

Ich stand einfach nur da. Wie gelähmt vor Schmerz und Fassungslosigkeit. Seine Augen unter den dichten, dunklen Brauen funkelten heftiger als das kristallklare Wasser, seine Zähne blitzten im Morgenlicht, als er mich anstrahlte, und seine Tränen vermischten sich mit den salzigen Tropfen des Meeres.

»Du lebst«, wiederholte er noch einmal, und als er mit seinen rauen Händen meine Wangen berührte, verschwand die anfängliche Euphorie aus seinen Augen. An die Stelle von Freude und Erleichterung trat eine Erkenntnis, die mich beinahe zu Boden zu werfen drohte. Ich schluckte, weil ich das Gefühl hatte, zu ersticken, und noch während ich in seine Augen sah, begann die Trauer mich zu durchfluten, als würde das Wasser durch meine Haut in meinen Körper sinken. Mich beschweren und mir die Last der Vergangenheit auferlegen. Meine Lungen brannten, Tränen drückten mir hinter den Lidern.

»Ja«, wisperte ich. »Ich lebe.« Jedes einzelne Wort hing in der Luft wie eine Gewitterwolke, die einen rauen Sturm ankündigte. Und obwohl es niemand laut auszusprechen wagte, vibrierte die Luft von der Spannung des Ungesagten.

Ich lebe, und du warst nicht da, als ich aufgewacht bin.

Wir schauten einander an und konnten die stummen Worte in den Augen des anderen lesen: der Vorwurf in meinen, die Erkenntnis in seinen. Er kam auf mich zu, schloss die Arme erneut um mich, als befürchtete er, das Meer könnte mich sonst davonspülen.

Keiner von uns gab auch nur einen Ton von sich. Stattdessen legte Gabriel seinen Kopf in meine Schulterbeuge, und obwohl mein Körper nass vom Wasser war, spürte ich die Tränen, die heiß auf meine Schulter tropften.

Ich wollte ihn wegstoßen und ihn zugleich noch fester an mich ziehen. Wollte, dass er mich losließ, jedoch weiterhin seine Arme spüren. Konnte nicht mit ihm, aber auch nicht ohne ihn. Ich wollte zu viel. Es war die Erkenntnis, dass ich nichts mehr von ihm verlangen durfte, dass ich kein Teil mehr seines Lebens war, die mich zu Boden drückte. Meine Knie wurden weich, gaben der Schwere meiner Emotionen nach. Gabriel hielt mich fester, krallte sich beinahe in meine Seiten. Sein dunkelblonder Bart pikste meine Haut wie kleine Nadelstiche, und er war im Begriff, mich mit seinen starken Armen zu erdrücken.

»Es tut mir so leid«, wisperte er erneut, doch seine Worte trieben mit dem Wind davon, waren kurz darauf nur noch eine Erinnerung. So wie die Worte in seinen Briefen. Nichts als Erinnerungen.

»Wieso?«, fragte ich, bebend vor Schmerz.

»Wieso?«, schrie ich, während ich mich noch fester an ihn drückte, nur um ihn im selben Moment von mir stoßen zu wollen. Wieso hatte er mir nicht gesagt, dass er einen Sohn hatte? Wieso hatte er mir das all die Monate verheimlicht? Wieso war er gegangen? Was machte diese Frau hier? Was war passiert?

Er löste sich von mir, packte mich sanft, aber bestimmt an den Oberarmen. Seine blauen Augen waren so nah, dass ich mich darin zu verlieren drohte. Im Sturm, der darin zu wüten schien. Weitere Tränen drängten unter meinen Augen hervor.

»Wieso nur, Gabriel, wieso?« Ich begann mit den Fäusten gegen seine Brust zu hämmern, wusste nicht, wohin mit all der Wut und dem Schmerz, der mich schier aufzufressen, zu verschlingen drohte.

»Wieso hast du uns aufgegeben?«

Gabriel weinte ebenfalls. Nicht laut und rasend wie ich. Nicht vor Wut. Seine Tränen waren still und schmerzerfüllt. Sie standen für all das, was zwischen uns geschehen und nun vorbei war. Sie standen für das »Wir« der Vergangenheit, das es in Zukunft nicht mehr geben würde.

»Evelyn«, flehte er und nahm sanft meine Fäuste. »Es tut mir so leid, hörst du?« Ich stieß seine Hände weg, nur um im nächsten Moment doch zuzulassen, dass er mich zurück in seine Arme zog.

»Wieso?«, fragte ich erneut, während ich einfach nur weinte, dem Schlagen seines Herzens lauschte, die Trauer zuließ, die jeden Zentimeter meines Körpers auszufüllen begann. Doch plötzlich fanden die Worte von allein zu mir. Seine Worte. Die Briefe setzten sich vor meinem inneren Auge wieder zusammen. Die Entschuldigungen, der Schmerz, die Sehnsucht. Wo sich zuvor Wut mit Trauer vermischt hatte, Schock mich elektrisierte, stellte sich nun eine alles überwiegende Erkenntnis ein. Während ich beinahe taub vor Schmerz in seinen Armen lag, dem Rauschen der Wellen lauschte, als könnten sie all meine Gefühle wegspülen, sagte Gabriel immer und immer wieder: »Es tut mir so leid«, während sein Körper unter mir bebte und er leise schluchzte.

Ich lehnte mich etwas zurück, um sein Gesicht sehen zu können. Lange, blonde Strähnen fielen ihm in die Stirn. In seinen Augen standen Tränen, und alles an ihm schien verkrampft. Die tiefen Falten auf seiner Stirn, der angespannte Kiefermuskel. Da war diese Starre in seinem Gesicht, und doch war nicht zu verkennen, welcher Schmerz in jeder einzelnen Zelle seines Körpers wütete. Welche Schuld.

Gabriels Hand glitt liebevoll über meine Wange. Langsam schloss ich die Lider und ließ mich in seine Berührung sinken.

»Es tut mir so leid«, sagte er noch einmal, und als ich die Augen wieder öffnete, prallte mir der Sturm in seinen Augen entgegen. All die Fragen, all die ungesagten Worte. Doch obwohl ich zornig auf ihn sein wollte, konnte ich es nicht. Ich hasste ihn für das, was er mir angetan hatte, für die Lügen. Aber ihn an der Seite einer anderen Frau – das war nichts, was ich nicht schon einmal gesehen hatte. Denn wenn ich während der letzten Nächte im Bett gelegen hatte und die Anstrengungen des Reisens von mir abgefallen waren, hatte sich mir dieses Bild mehr als einmal aufgedrängt. Immer und immer wieder. Allerdings mit dem Unterschied, dass ich es hatte verdrängen können, was mir mit der Wahrheit wohl nicht so leicht gelingen würde.

Sanft legte ich meine Hand an seine Wange, sog alles an ihm in mich auf. Die plötzlich schulterlangen blonden Haare. Die sonnengebräunte Haut. Seine altertümliche Hornbrille, die über und über mit Wassertropfen besprenkelt war. Die blonden Bartstoppeln, die unter meinen Fingerkuppen kratzten. Diese vollen Lippen, die er so oft auf meine gepresst hatte oder die sanft mein Ohr berührten, wenn er mir leise Versprechen hinein geflüstert hatte. Er sah aus wie eine Mischung aus glücklich und todtraurig. Neu entdeckt und immer noch der Alte.

Er schloss die Augen, und seine Wimpern warfen einen dunklen Schatten auf seine Wangen. Sehnsüchtig schmiegte er sein Gesicht in meine Hand, legte seine Finger um meine. Diese simple Berührung reichte aus, und alles in mir zog sich...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2022
Reihe/Serie Zwischen uns das Leben
Zwischen uns das Leben
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte abgewiesene Liebe • All in • April Dawson • Bianca Iosivoni • Book Boyfriend • Dance into my world • Emma Chase • Emma Scott • happily ever after • Happy End • Helena Hunting • Jennifer Snow • Katy Evans • KEEP • Kylie Scott • Lauren Layne • Liebe • Lisa Renee Jones • Louise Bay • Lyx • Maren Vivian Haase • Meghan March • Mona Kasten • New Adult • Piper Rayne • Romance • Sarina Bowen • scandal • Still Broken • Vi Keeland • Young Adult
ISBN-10 3-96797-101-5 / 3967971015
ISBN-13 978-3-96797-101-9 / 9783967971019
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