Zwischen uns der Himmel (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
403 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-100-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zwischen uns der Himmel -  Emily Crown
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Evelyn und Gabriel - eine Liebe, die niemals sein sollte?

Für Gabriel ist eine Welt zusammengebrochen. Evelyn bedeutete ihm alles und niemals wollte er, dass sein Geheimnis ihre Beziehung zerstört. Gabriel möchte nur noch eines: weg aus Boston und von den Erinnerungen. Zurück lässt er nur eine Schachtel mit Briefen an Evelyn, in denen er ihr endlich alles erklärt und von seinen wahren Gefühlen erzählt. Doch Gabriel weiß: Diese Briefe schrieb er zu spät ...

'Eine Geschichte, die mich auf jeder Ebene berührt, mein Herz zerrissen und Stück für Stück wieder zusammengesetzt hat. Tiefgründig, mitreißend, dramatisch und süchtigmachend bis zur letzten Seite.' Maren Vivien Haase

Zweiter Band der großen 'Zwischen uns das Leben' Trilogie.



Emily Crown, geboren 1998, lebt als freie Autorin und Sprecherin am Bodensee. Schon als Kind liebte sie es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und sich in ferne Welten zu träumen. Nicht verwunderlich also, dass sie ihre erste große Liebe in der Literatur fand. Es folgten einige Jahre als begeisterte Leserin, ehe sie im Alter von 12 Jahren begann, eigene Geschichten zu Papier zu bringen. Heute schreibt sie über die Höhen und Tiefen der Liebe und all die Gefühle dazwischen.

Auf ihrem Instagram-Kanal @autorin_emilycrown tauscht sie sich mit ihren Leser:innen aus.

Kapitel 2


Evelyn

10 Wochen später

Mitte Juni 2016

Zeit. Ein Wort, das unser ständiger Begleiter ist. Doch wer versteht die Zeit schon wirklich? Zeiger, die ticken. Kalenderblätter, die abgerissen werden. Ein Planet, der sich dreht. Und während ich früher immer auf der Flucht vor der Zeit, hatte ich mittlerweile begriffen, dass es Konstanten gibt, die wir Menschen schlichtweg nicht kontrollieren können. Zeit ist eine davon. Sie vergeht einfach, rennt an uns vorbei. Und sosehr wir uns auch bemühen … am Ende können wir sie ja doch nicht aufhalten.

Eine Lektion, die ich lernen musste: Zeit vergeht. Egal, ob man sich darüber im Klaren war, egal, ob es mich gab oder nicht. Zeiger tickten weiter, Kalenderblätter wurden weiterhin abgerissen, unser Planet drehte sich.

Mittlerweile war es gut zehn Wochen her, seitdem ich aus dem künstlichen Koma aufgewacht war. Zehn Wochen der Tränen, des Schmerzes und eines unnachgiebigen Kampfes zwischen mir und meinem Körper. Aber ich hatte es geschafft. Angetrieben durch puren Lebenswillen und Liebe, hatte ich wieder die Kontrolle über mich erlangt. War wieder eins mit meinem Körper geworden. Ich hatte mich zurück in ein Leben gekämpft, das ich früher nicht einmal wirklich gelebt hatte. Ein Leben, das mehr unreflektierte Vergangenheit als wirklich lebenswert war. Aber hier stand ich nun. Auf zwei Beinen, die laufen konnten. Fingern, die greifen konnten. Einem Geist, der sich nicht länger über seine Kindheit definierte.

Als man mich damals ins Reha-Zentrum brachte, erklärte man mir, dass es schwer werden würde. Wie schwer tatsächlich, sollte ich noch herausfinden. Ich verbrachte täglich acht bis zehn Stunden mit einem Team von Fachärzten und Physiotherapeuten, die versuchten, mir das zurückzugeben, was ein gesunder Mensch eigentlich können sollte. Was ich immer gekonnt hatte. Es war eine furchtbar entwürdigende Sache, nichts alleine zu können. Immerhin war mein Sprachzentrum durch den Unfall nicht beschädigt worden, so dass ich schon bald wieder sprechen konnte. Doch es war ein Alptraum, nicht wirklich laufen zu können oder vom Gang zur Toilette so erschöpft zu sein, dass ich erst mal eine Verschnaufpause brauchte, sobald ich dort ankam.

Es war schwer gewesen, unter diesen Umständen zu akzeptieren, dass ich Glück gehabt hatte. Ich hörte das wahnsinnig oft. Von Ärzten. Von Therapeuten. Von meinem Psychologen. Von Nana. Von meiner Grandma. Ich hatte Glück, dass ich aufgewacht war. Dass ich keine nennenswerten Folgeschäden davongetragen hatte. Dass meine Wirbelsäule nicht gebrochen war, und ich auch sonst keinen wirklichen Schaden außer ein paar unschönen Narben davongetragen hatte. Lediglich meine Muskeln waren während des künstlichen Komas derart geschrumpft, dass ich sie wiederaufbauen musste. So auch meine Atemmuskulatur.

Ja, ich hatte so viel Glück gehabt. Und während ich mich zu Beginn noch fühlte, als sei ich mit einem Fluch belegt, hatte ich das mittlerweile verstanden. Es stimmte, was sie sagten, auch wenn ich das in der Anfangszeit der Reha nur zu gern vergaß. Mich lieber in meinem Leid suhlte wie Maden im Speckmantel.

Obwohl mir zu Beginn nicht klar gewesen war, was diese Reha für mich wirklich bedeuten sollte, bereute ich keinen einzigen Tag, dass ich mich dazu entschlossen hatte, Gabriel nicht anrufen zu lassen, denn ich wollte es selbst tun.

Gott sei Dank war ich auch nie wirklich alleine. Nana kam fast täglich vorbei. Sie hatte nach ihrer Rückkehr aus New Orleans und meinem Unfall ihr Business von Ebay und Etsy auf eine eigene Homepage verlegt – sie erklärte, das sei ihre Art von Ablenkung gewesen. Arbeit. Arbeit. Arbeit. Doch nun, da ich wach war, arbeitete sie die Aufträge vor allem abends ab, während sie tagsüber so oft wie möglich bei mir war. Das klappte natürlich nicht immer, weil sie manchmal zu Kunden fuhr, um Maß zu nehmen, aber sie versuchte es. Und wann immer sie kam, brachte sie auch meine Grandma mit.

Während meiner Reha hatte ich unzählige Kurzgeschichten verfasst. Es war eine Übung gewesen, um meine Finger zu trainieren. Zu Beginn hatte ich unfassbar viel geweint, weil ich die Tasten nicht traf, den Stift nicht halten konnte, aber mit jedem Tag, den ich es weiter versuchte, schaffte ich es, mir meine Feinmotorik wieder anzutrainieren. Und ganz nebenbei füllte ich Seiten über Seiten.

Ich tat das für mich, aber auch für Gabriel. Für den Tag, an dem ich die Reha beenden und die Taste für einen Anruf treffen konnte.

Aber um an diesen Punkt zu gelangen, musste ich viele Steine überwinden. Ich schlief wenig, um bis in die Nacht an meinem Fingerspitzengefühl zu arbeiten. Kämpfte mich durchs Wasser und später entlang des Barrens zurück auf meine Beine. Trotzte den Grenzen, die die Therapeuten mir setzten, und wuchs über mich hinaus. Minuten, Stunden und schließlich Tage quälte ich mich zurück ins Leben. Angetrieben von der Macht der Sehnsucht. Die Sehnsucht nach einer Zukunft, aber auch nach ihm.

Und jetzt war es so weit. Ich war wieder ich. Zwar mochte ich noch Probleme beim Treppensteigen haben und auch das Schließen kleiner Verschlüsse machte mir Schwierigkeiten – aber davon abgesehen, ging es mir hervorragend. Es war, als wäre ich neu geboren worden. Die Ärzte nannten das Restitutio ad integrum – die völlige Wiederherstellung der normalen Körperfunktionen.

»Wirf deine Sachen einfach erst mal ins Wohnzimmer, wir können sie nachher hochräumen. Ich nehme an, du wirst ihn gleich besuchen wollen?« Nana hatte mir zwar eine Frage gestellt, doch ihre Stimme hatte den Unterton einer Aussage. Grinsend warf sie die Tür ins Schloss, kam mit den restlichen meiner Sachen zu mir herüber. Sie ließ sie achtlos fallen und stemmte seufzend die Hände in die Hüfte.

»Tja, also hier hat sich nicht wirklich viel verändert. Alles beim Alten, wie man so schön sagt.« Dennoch sog ich jedes noch so kleine Detail in mich auf. Die heruntergebrannten Kerzen, das alte, durchgesessene Ledersofa, die grellen Wände. Wie lange hatte ich auf diesen Tag gewartet?

»Deine Blumen habe ich gegossen …«, erklärte sie beiläufig, während sie zum Kühlschrank ging und eine Flasche Wasser herausholte. Ich kniete mich zu meiner Forellenbegonie, strich sacht über die dunkelgrünen, breitschultrigen Blätter. Die lachsfarbenen Blüten strahlten mich an. Ich biss mir auf die Lippe und warf ihr einen schnellen Blick zu.

Erneut seufzte sie. »Mist. Was hat mich verraten?«

»Ich hätte dir geglaubt, dass sie überlebt … Aber nicht, dass sie blüht.«

Sie rieb sich lachend die Stirn. »Du hast dich zurück auf die Beine gekämpft und traust mir nicht zu, zu lernen, wie ich deine Pflanzen zu gießen habe?«

Grinsend zog ich eine Braue hoch. Niemand hatte so einen schwarzen Daumen wie Nana. Bei ihr gingen selbst Kakteen ein.

»Na schön«, gestand sie. »Hauptsache, sie sind da, oder?«

»Du hättest nicht extra eine neue kaufen müssen«, erklärte ich und nahm ihr das Glas Wasser ab, das sie mir entgegenhielt.

»Ich weiß«, sagte sie schulterzuckend. »Aber ich wollte es.«

Ich schenkte ihr ein Lächeln, erhob mich und umfasste den goldenen Anhänger meiner Kette, die Gabriel mir geschenkt hatte. »Ich glaube, ich bin soweit«, erklärte ich. Nana atmete noch einmal tief durch, dann kehrten wir zum Auto zurück und machten uns auf den Weg.

Reglos starrte ich auf die Nummer, die in metallenen Ziffern an der Tür prangte: 57. Ich wusste, dass ich nach unserem Streit noch einmal hier gewesen war. Schließlich hatte Nana mir detailliert erklärt, dass sich der Unfall vor diesem Haus ereignet hatte. Nur wieso ich fortgerannt war, wusste keiner. Außer vielleicht Gabriel.

Also tappte ich im Dunkeln, erinnerte mich nicht einmal mehr daran, dass ich überhaupt hier gewesen war – vor dieser Tür. Es war schon merkwürdig, dieses Gedächtnis. Man merkte sich so viel Unnötiges, doch kam es mal drauf an …

Ein Bing ertönte und riss mich aus meinen fortwährend rotierenden Gedanken. Sofort drehte ich mich um. Es war nicht Gabriel, der aus dem Fahrstuhl trat. Es war eine Dame, die sich an die Griffe ihres Rollators klammerte. Ihr Blick war starr auf ihre Füße gerichtet, und sie murmelte ein leises »Hallo«, wobei sie sich an mir vorbei schleppte. Sie sah dabei nicht auf, sondern versteckte sich unter ihren voluminösen, weißen Locken.

Ich holte noch einmal tief Luft, ehe ich den Knopf für die Klingel drückte. Die folgenden Sekunden erschienen mir wie eine Ewigkeit. Es war mir unmöglich zu sagen, wie lange ich dort stand. Wartete, dass er mir endlich aufmachte, obwohl er ganz offensichtlich nicht da war.

Ganze drei Mal legte ich den Finger auf die Klingel, wartete. Aber es war vergebens. Also beschloss ich mich an den einzigen Ort zu begeben, wo man mir sagen konnte, wo er war.

Als ich das Gebäude verließ, blieb ich kurz stehen, starrte auf die Stelle, wo der Unfall passiert war. Nichts erinnerte mehr daran, was hier vor gut sechs Monaten geschehen war. Irgendwie hatte ich erwartet, der Asphalt wäre verfärbt. Reifenabdrücke würden eine Spur zeigen. Aber nichts. Da war nur grauer Asphalt. Als hätte es den Tag meines Unglücks niemals gegeben.

Amanda hatte sich Sorgen gemacht, dass es mich triggern könnte, hierher zurückzukehren. Aber es löste nichts in mir aus. In Filmen war es meistens so, dass die Rückkehr an den Ort des Geschehens oder das Erblicken einer involvierten Person dazu führte, dass die Protagonistin...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2022
Reihe/Serie Zwischen uns das Leben
Zwischen uns das Leben
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte abgewiesene Liebe • All in • April Dawson • Bianca Iosivoni • Book Boyfriend • Dance into my world • Emma Chase • Emma Scott • happily ever after • Happy End • Helena Hunting • Jennifer Snow • Katy Evans • KEEP • Kylie Scott • Lauren Layne • Liebe • Lisa Renee Jones • Louise Bay • Lyx • Maren Vivian Haase • Meghan March • Mona Kasten • New Adult • Piper Rayne • Romance • Sarina Bowen • scandal • Still Broken • Vi Keeland • Young Adult
ISBN-10 3-96797-100-7 / 3967971007
ISBN-13 978-3-96797-100-2 / 9783967971002
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