Heimvorteil (eBook)

Roman
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2022 | 1. Auflage
336 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45720-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Heimvorteil -  Susanne Fröhlich
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Mit Herz, Humor und Heimvorteil: Im humorvollen Roman von Susanne Fröhlich zeigt Mama ihren Kindern, wie altersgerechtes Wohnen geht!  Geht's eigentlich noch? Drei erwachsene Kinder wollen ihre verwitwete 68-jährige Mutter ganz charmant aus dem Eigenheim komplimentieren - weil sie das Haus lieber selbst nutzen möchten. Ob Mama nicht auch finde, dass so viel Platz für eine allein nur unnötig Arbeit macht? Mama findet, dass sie jetzt erst mal ganz in Ruhe durchs Land reist und sich die unterschiedlichsten Alterswohnsitze anschaut. Da tun sich nämlich ganz neue Welten auf. Unterwegs findet Mama neue Freunde, verliert ein bisschen ihr Herz und hat eine grandiose Idee, was sie mit ihrem »viel zu großen« Haus anfangen will. Bestseller-Autorin Susanne Fröhlich ist auch abseits ihrer Andrea-Schnidt-Romane eine Garantin für empathischen, aus dem Leben gegriffenen Humor. »Ein Mutmach-Roman [...]. Schwungvoll und überraschend.« FÜR SIE über Susanne Fröhlichs lustigen Roman »Ausgemustert«  

Susanne Fröhlich ist eine der bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Die Schriftstellerin und Journalistin arbeitet außerdem als Moderatorin, seit 2005 etwa für die MDR-Literatursendung 'Fröhlich lesen'. Sowohl ihre Sachbücher wie Fröhlich fasten als auch ihre Romane, zuletzt Getraut, wurden alle zu Bestsellern, darunter Moppel-Ich mit über 1 Million verkauften Exemplaren. Susanne Fröhlich lebt in der Nähe von Frankfurt am Main.  

Susanne Fröhlich ist eine der bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Die Schriftstellerin und Journalistin arbeitet außerdem als Moderatorin, seit 2005 etwa für die MDR-Literatursendung "Fröhlich lesen". Sowohl ihre Sachbücher wie Fröhlich fasten als auch ihre Romane, zuletzt Getraut, wurden alle zu Bestsellern, darunter Moppel-Ich mit über 1 Million verkauften Exemplaren. Susanne Fröhlich lebt in der Nähe von Frankfurt am Main.  

 

 

Sie war überrascht, wie schnell Sterben gehen kann.

So lautlos und ohne jedwedes Aufsehen.

 

Auf den Tag genau vor zehn Jahren ist Klaus gestorben. Da war sie gerade mal achtundfünfzig Jahre alt. Es war ein sonniger Frühlingstag, harmlos, ein ganz gewöhnlicher Morgen. Klaus und sie haben gefrühstückt, 6.45 Uhr, wie immer. Als er sich die erste Zigarette des Tages an­stecken wollte, hatte sie gemeckert. Auch wie immer. »Sei nicht so eine zickige Ziege!«, hatte er erwidert. Und als sie in die Küche ging, um für beide eine weitere Tasse Kaffee zu holen, ist er vornüber auf den Tisch gesunken und war, als sie mit dem Kaffee ins Esszimmer zurückkam, tot.

Ein Herzinfarkt. »Nichts zu machen, das war heftig!«, hatte der Notarzt nur gesagt und bedauernd den Kopf geschüttelt.

Sie hatte sich hingesetzt und eine Zigarette aus Klaus’ Packung genommen. Sie, die Nichtraucherin. Er braucht sie ja nicht mehr, hatte sie nur gedacht. »Zickige Ziege« war das Letzte, was er zu ihr gesagt hatte. Weil sie, wie ­eigentlich jeden Morgen, genörgelt hatte. Über seine Raucherei. Jetzt war es zu spät für jegliche Freundlichkeit. »Gehen Sie nie schlafen oder getrennter Wege, ohne jede Streitigkeit aus dem Weg geräumt zu haben!«, lautet eine Weisheit aus Frauenzeitschriften. Aber sie war bloß mal eben in die Küche gegangen. Und statt zu rauchen, stirbt Klaus. Das kann man nun wirklich nicht ahnen. Da dürfte man ja nie was sagen. Er hat die kurze Gelegenheit genutzt, um sich davonzustehlen. So jedenfalls hat sie es eine Weile gesehen. Inzwischen ist sie milder gestimmt, zehn Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Genug, um Tatsachen zu akzeptieren.

Zweiundvierzig Jahre waren sie zusammen, seit der Schule. Sie haben die Mittlere Reife gemeinsam gemacht. Sie nennt es noch immer Mittlere Reife. Passt besser als Realschule, findet sie. Und Klaus macht sich einfach aus dem Staub. Stirbt. Nach all den Jahren, ohne jede Vorwarnung. Das hatte sie sich anders vorgestellt.

Noch heute wird sie ein klein bisschen wütend, wenn sie daran denkt. Nie ist er zur Vorsorge gegangen, egal, wie sehr sie gedrängt hat. »Brauche ich nicht, keine Zeit, ich geh zum Arzt, wenn ich krank bin!«, waren seine Ausreden. »Das kommt davon!«, hätte sie ihm gerne am Grab hinterhergerufen. »Jetzt hast du wirklich keine Zeit mehr!«

 

Diese Wut hat ihre Trauer all die Jahre überschattet. Vielleicht auch erträglicher gemacht. Heute, zum zehnjährigen Todestag, will sie rausfahren zum Grab. Das macht sie nur noch selten. Wozu auch? Es ist kein Ort, an dem sie Klaus nah ist. Aber waren sie sich je wirklich nah? Funktioniert haben sie, sich etwas aufgebaut, und gut verstanden haben sie sich zumeist auch. Verlässlich war er gewesen. Berechenbar. Kein schlechter Ehemann.

Ist das Nähe? Oder braucht es da mehr? Sie weiß es nicht, sie kennt es ja nicht anders. Vielleicht ist diese ­romantische Vorstellung, diese oftmals zitierte Seelen­verwandtschaft nur ein Mythos, eine Überhöhung. Etwas, was zu einer immerwährenden Enttäuschung führt. Vielleicht ist das, was sie beide hatten, das, was man auf der langen Strecke im besten Fall erwarten kann. Diese Sehnsucht nach dem Mehr impliziert auch immer das Vermissen. Eine latente Unzufriedenheit.

Und trotzdem: Jutta hatte insgeheim immer auf die Rente gehofft. Die Zeit ohne Arbeit. Da werden wir uns mal was gönnen. Da durchbrechen wir diesen unsäg­lichen Kreislauf von Arbeit und noch mehr Arbeit. Klaus und der Betrieb. Sie und ihre Filiale. Für viel mehr war nie Muße. Und dann war der Kreislauf abrupt unterbrochen. Aber eben nicht durch die herbeigesehnte Rente, sondern durch Klaus’ Tod. Das Danach war erledigt. Ohne dass sie entscheiden konnte. Es würde keines geben. Keines, an dem sie beide teilhaben konnten.

Zumindest das Haus war abbezahlt. Das Haus. Das war Klaus wichtig. All die Jahre hatten sie sich abgerackert, um die Hypotheken für das Haus zu bezahlen. Und jedes Jahr noch ein paar Euro Sondertilgung obendrauf erwirtschaftet. Als wäre die schuldenfreie Immo­bilie das angestrebte Klassenziel. Zu welchem Preis? Wenig Urlaub und wenig Zeit. »Die Kinder sollen mal alle Möglichkeiten haben!«, war sein Credo. Wie stolz war er gewesen, als die Zwillinge mit dem Studium angefangen hatten. Seine Söhne auf dem Weg ins Akademikerdasein. Die Jungs.

Die beiden haben ein wirklich prima Abitur hingelegt und dann an der Uni irgendwie nicht die Kurve gekriegt. Vielleicht gut, dass er das nicht erlebt hat. Er wäre sehr enttäuscht gewesen von Mads und Pelle. Die Namen hat Klaus ausgesucht. Jutta fand sie nie gut. Noch heute bereut sie, vor allem zu Pelle Ja gesagt zu haben. Immer muss sie an Wurst denken, wenn sie den Namen ausspricht. Dänische Vornamen, was für eine Schnapsidee!

Klaus hat Dänemark immer geliebt. Wenn es mal in den Urlaub ging, dann nach Dänemark. Eine Woche, selten zehn ganze Tage. Mehr ging nicht. Die immer gleiche Ferienwohnung. Günstig und zentral gelegen. Klaus war kein Mann für Experimente. Wenn was gut ist, sollte man daran festhalten, fand er. Und Dänemark war gut für ihn. Nicht so heiß und nicht so weit weg. Sie wäre gern mal woanders hingefahren. Hätte sich gern mehr von der Welt angeguckt. Hätte gern mal nicht gekocht und geräumt und geputzt im Urlaub. Hätte und wäre. Der ewige Konjunktiv steht stellvertretend für ihr Leben. Aber sie hat sich gefügt. Für die Familie, das große Ganze. Hat sich selbst nie in den Fokus gestellt. So ist sie nicht erzogen. »Wir statt ich« lautete die Devise.

Nach dem Tod von Klaus hat sie sich die erste wirk­liche Unvernünftigkeit ihres Lebens gegönnt. Eine neue Küche. Jahrelang hatte sie darum fast schon gebettelt. »Die tut es doch noch!«, war die Antwort ihres Mannes gewesen. Es stimmte ja. Kaputt war nichts, aber diesen Holzcharme der Achtziger war sie nach all den Jahren einfach leid. Sie wollte was Modernes. Helles. »Ich kaufe mir doch auch kein neues Auto, nur weil mir die Farbe nicht mehr gefällt!«, hatte Klaus ihren Wunsch immer abgetan. Die neue Küche war eine Form der besonderen Trauerbewältigung. Ein Zeichen dafür, dass sie ab sofort allein für sich verantwortlich ist. Entscheidungen selbst trifft. Ohne Rücksprache.

Die Kinder waren entsetzt. Obwohl sie beim Preis nicht die Wahrheit gesagt hat. Zwanzigtausend hat sie behauptet. Sie haben es geschluckt. Daran sieht man, dass die drei von Küchen keinen Schimmer haben. Für zwanzigtausend hätte sie eine solche Küche nicht bekommen. »IKEA hat auch schöne Sachen, und bisher war die Küche schließlich gut genug!«, hat ihre Tochter gemeckert. »Dafür ist das Geld aber wirklich zu schade!«, fanden die Zwillinge. Alle drei waren sich einig, dass es wirklich sinnvollere Verwendungszwecke für diese Summe gegeben hätte. Sie selbst zum Beispiel. »Du bist allein, was musst du da groß kochen?«, war ein weiteres Argument. Aber obwohl sie sonst nicht zu Alleinentscheidungen neigt, wie auch – jahrelang hatte Klaus bestimmt, welche Anschaffung wichtig ist und getätigt wird –, hat sie die Sache durchgezogen. Und die Kinder vorab auch nicht über ihre Pläne informiert. Sie wollte über den Kauf nicht diskutieren.

Geplant, gekauft und auch noch aufbauen lassen. Etwas, was für Klaus an Dekadenz sicherlich kaum zu überbieten wäre. »Was man selbst machen kann, dafür zahlt man doch nicht!«, hatte er immer gesagt. Die Kinder waren ziemlich baff, als sie ihre Superküche gesehen haben. Erster Kommentar: Lohnt sich das denn noch? Sie war gekränkt. »Ich bin sechzig und nicht achtundachtzig!«, hatte sie nur gesagt. Und gedacht: Alles muss man sich ja nicht gefallen lassen. »Kann man die zurückgeben?«, wollte Mads, der eine Minute ältere der Zwillinge, wissen. Eine Einbauküche zurückgeben? Nein. Zum Glück nicht, denn sie liebt ihre neue Küche bis heute. Nicht nur weil sie neu und schön und praktisch ist, sondern weil sie ihre ist. Weil sie sie einfach gekauft hat. Ohne Zögern, ohne Handeln, ohne Angebot. Ein Wunsch, den sie sich einfach erfüllt hat. Es ist mehr als eine Küche, es ist ein Zeichen. Dafür, dass sie nicht länger jemand ist, der so gar nichts zu melden und zu entscheiden hat. Diesmal hat sie sich von niemandem reinreden lassen. Die Hälfte ihrer Ersparnisse hat sie für die Küche ausgegeben. Fünfunddreißigtausend Euro. Einmal nicht knausern, einmal kein Sonderangebot. Wenn die Kinder das wüssten, würden sie sie einweisen lassen. Siebzig­tausend Euro hatten Klaus und sie zusammengespart. Ein Teil davon war das Erbe ihrer Eltern, schon deshalb hält sich ihr schlechtes Gewissen in Grenzen. Dass sie überhaupt was geerbt hat, hat sie damals erstaunt. Ihre Eltern waren sogenannte kleine Leute. Der Vater Bäcker, die Mutter Aushilfe im Laden.

Immer Streuselkuchen, nie Geld. Kein Urlaub, und wie der Vater sagte: keine Ausgaben für Fisimatenten. Unter Fisimatenten fiel alles, was nicht lebensnotwendig war. Markenjeans, ein zusätzlicher Badeanzug, undenkbar. Und dann knapp dreißigtausend Euro Erbe. Für jeden ihrer Brüder noch mal dasselbe. Da wären die ein oder anderen Fisimatenten ab und an durchaus drin gewesen. Neunzigtausend Euro auf dem Konto und immer geknausert.

Sie ist das Nesthäkchen der Familie, ungeplant, wie ihre Mutter ihr mal ungefragt erzählt hat. Kontakt zu ihren Brüdern hat sie eher selten. Sie streiten nicht, selbst dafür sind nicht genug Emotionen da. Hans und Peter sind nicht unrecht, aber drei sind halt eine zu viel, hat sie oft gedacht. Beide Brüder sind Handwerker geworden, reich ist keiner, aber, wie sagt man immer, sie haben ihr Auskommen. Auf dem Land in Schleswig kann man auch mit wenig...

Erscheint lt. Verlag 25.1.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte abgeschoben • Alten-Comedy • Alter Humor • Altersheim • Alterswohnsitz • Andrea Schnidt • andrea schnidt reihenfolge • aus dem leben gegriffen • Beste Freundin • Bestseller-Autorin • Comedy • comedy humor deutsch • Drama • egoistische Kinder • Familiengeschichten Romane • Familienpackung • Frau • Frauenromane • Frauenromane ab 50 • Frauenromane Bestseller • Frauenromane lustig • Freundin • Frisch gepresst • Geschenk beste Freundin • Geschenk Freundin • gutes Leben im Alter • Haus zu groß • Humor • Humor Bestseller • Humor Bücher • humorvolle Bücher für Frauen • humorvolle Romane • ins Heim abgeschoben • Komik • Konflikt mit den Kindern • Lachen • Leben im Alter • lebensklug • lebensnah • Light Novel • lustige Bücher für Frauen • lustige Frauenromane • lustige Romane • Mitte des Lebens • Mutter • Mutter soll ausziehen • Oma • Romane ältere Frauen • Romane für Frauen • Romane heiter • Romane zum Lachen • Roman Mutter • Situationskomik • Spiegelbestseller • Streit mit den Kindern • Susanne Fröhlich Bücher • sympathisch • Unterhaltungsliteratur • Witwe • witzig • Wohnen im Alter • Zweite Hälfte des Lebens
ISBN-10 3-426-45720-2 / 3426457202
ISBN-13 978-3-426-45720-7 / 9783426457207
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