12 Frauenmorde (eBook)

KAPITEL 04

DIE 11 PROSTITUIERTEN-MORDE

Im Folgenden werden die 11 Fälle in zeitlich aufsteigender Reihenfolge (Datumsmäßig) nach viktimologischen, kriminalistischen und gerichtsmedizinischen Gesichtspunkten dargestellt. Zum Zwecke der Übersichtlichkeit wird den einzelnen Fällen eine zeitliche Tabelle vorangestellt.

Ein Tatzusammenhang zu den Mordfällen im Ausland ( Blanka B., Shannon E. , Irene R. und Sherry L. ) konnte erst durch eine InterPol. Anfrage hergestellt werden. Siehe dazu Kapitel 6.4.

4.1. Mord an Blanka B., 15.9.1990 in Prag/CSF

Tatzusammenhang durch IP-Anfrage (Anm.: IP = Interpol)

• Zur Person des Opfers:

Sie arbeitete als Verkäuferin in einem Fleischergeschäft und war nicht als Prostituierte bekannt. Sie wechselte jedoch häufig ihre Männerbekanntschaften. Obwohl verheiratet, ging sie öfters alleine aus und ließ sich von sog. „schwarzen Taxifahrern“ nach Hause bringen, wobei sie sich auch anstatt der Bezahlung auf einen GV eingelassen haben soll.

• Personenbeschreibung:

162 cm groß, mittlere Statur, guter Ernährungszustand, hellbraune längere Haare, grau-blaue Augen.

• Kleiderbeschreibung:

Blaue Jeanshose, weißes Trikot mit kurzen Ärmeln und knöpfbarer Bluse, blaue Jacke, schwarze Mokassins-Schuhe. Schmuck: Ring und Armband.

• Zeitpunkt, Ort und Umstände des verschwindens:

Sie verschwand am 14.9.1990 gegen 23.45 Uhr in Prag, Nähe Wenzelsplatz. Besuchte zuvor mit ihrem Arbeitskollegen Martin O. ein Weinlokal nähe Wenzelsplatz und trennte sich gegen 23.45 Uhr von ihrem Begleiter.

• Auffindungszeit, -ort und -lage:

Sie wurde am 15.9.1990 gegen 07.30 Uhr im Fluss des Brezanytales im Bezirk Prag West aufgefunden. Sie lag im Bachbett in Rückenlage, mit dem Kopf gegen den Wasserstrom, nackt, nur an den Beinen graue Nylonstrümpfe und am Ringfinger der linken Hand einen Ring aus Gelbmetall.

• Entfernung zwischen dem Ort des Verschwindens und der Auffindung:

Auffindungsort der Leiche liegt entlang der Moldau in Verlängerung zum Wohnort des Opfers.

• Verletzungen:

Zahlreiche Hämatome (Misshandlungen?), Fesselungsspuren an den Unterarmen, Stich im Gesäß.

• Todesursache:

Erwürgen und Erdrosseln

• Verschwundene Gegenstände:

Bekleidung, Handtasche, möglicherweise Armreifen. Personalausweis wurde aus der Moldau gefischt.

• Besonderheiten:

Leiche war teilweise mit Zweigen bedeckt, Rückenlage, gespreizte Beine, angewinkelte Arme. Es konnte kein Hinweis auf eine sexuelle Aktivität gefunden werden. Tampon wurde in der Vagina gefunden.

• Spuren:

Das Opfer hatte die Blutgruppe B, an den Fingernägeln der linken Hand wurden Hautreste gesichert und die Blutgruppe B festgestellt. An der rechten Hand wurden Blutgruppenbestimmungen AB, A und B durchgeführt. Die Blutgruppenbestimmung lässt keine Schlüsse auf den Täter zu.

4.2. Mord an Brunhilde M., 26.10.1990 in Graz / Österreich

• Zur Person des Opfers:

Sie galt als eine langjährig erfahrene Prostituierte. Sie wird als eher forsch und ruppig beschrieben. Standort: Graz, Griesgasse.

• Personenbeschreibung:

176 cm groß, kräftige Statur, ca. 80 kg, kurze, brünette Haare.

• Kleiderbeschreibung:

Schwarze Lederjacke Größe 46-48, Blue Jeans, schwarzer Pullover, Turnschuhe und Lederumhängetasche.

• Zeitpunkt, Ort und Umstände des Verschwindens:

Sie wurde letztmalig am 26.10.1990, ca. 00.15 Uhr an ihrem Standort in Graz, Griesgasse gesehen. Bekannter Straßenstrich.

• Auffindungszeit, -ort und -lage:

Sie wurde am 5.1.1991 in einem Waldstück nahe Gratkorn in Bauchlage in einem Bachbett gefunden. Ihr linker Arm war angelegt, rechter Arm ausgestreckt, Kopf nach Norden, teilweise mit Zweigen bedeckt. Der Schmuck befand sich am Körper, komplett nackt, es wurden keine Kleidungsgegenstände gefunden.

• Entfernung zwischen dem Ort des Verschwindens und der Auffindung:

Ca 8 km; Das Waldstück ist mit Pkw erreichbar.

• Verletzungen:

Tierfraß am Gesäß. Erfahrungsgemäß liegt Tierfraß zuerst dort vor, wo bereits eine Verletzung vorhanden war. Verletzung möglicherweise Stichwunde (Parallelen zu Verletzungen am Gesäß von Blanka B..)

• Todesursache:

Nicht mehr exakt feststellbar, da Leiche bereits stark verwest war. Kein Drosselwerkzeug. Angenommen wurde Erdrosseln mit weichem, breitflächigem Drosselwerkzeug.

• Verschwundene Gegenstände:

Bekleidung, Handtasche, Reisepass, Schlüsselbund mit Schlüsselanhänger.

• Besonderheiten:

Leiche teilweise mit Zweigen bedeckt, komplett nackt. Auch hier lag die Leiche in einem Bachbett, ähnlich dem Prager Fall. Schmuck komplett vorhanden.

• Spuren:

Keine, Leiche war bereits stark verwest.

4.3. Mord an Heidemarie H., 6.12.1990 in Bregenz / Österreich

• Zur Person des Opfers:

Heidemarie H. war seit 10 Jahren in Bregenz als Prostituierte tätig, wobei sie sowohl den Straßenstrich ausübte, als auch in ihrer Unterkunft Freier bediente. Sie war schon mehrmals Opfer von gewalttätigen Angriffen und galt daher als vorsichtige Dirne. Sie nahm regelmäßig Aufstellung auf dem Gehsteig der Bahnhofstraße in Bregenz.

• Personenbeschreibung:

170 cm groß, schlank, blondes Haar.

• Kleiderbeschreibung:

Enge schwarze Jeanshose der Marke Martinus, blaues Sweatshirt, rosa-farbenes, gefüttertes Blouson, weiße Lederstiefel.

• Zeitpunkt, Ort und Umstände des Verschwindens:

Sie wurde am 5.12.1990 in der Zeit zwischen 23.00 und 24.00 Uhr letztmalig vom Zeugen Johann E. lebend gesehen, als sie zusammen mit Jack Unterweger ihr Wohnhaus in Richtung Tiefgarage verließ.

• Auffindungszeit, -ort und -lage:

31.12.1990, 11.00 Uhr, in einem abgelegenen Waldstück im sogenannten Lustenauer Ried, Gemeinde Lustenau. Die Leiche lag in Bauchlage. Sie war offensichtlich zur Ausübung sexueller Handlungen entkleidet und danach wieder angekleidet worden (Strumpfhose fehlt, Slip wurde als Knebel verwendet).

• Entfernung zwischen dem Ort des Verschwindens und der Auffindung:

Der Auffindungsort ist von Bregenz aus, über 2 verschiedene Wege erreichbar, wobei die eine Wegstrecke 10,9 km und die zweite Wegstrecke 12,9 km beträgt.

• Verletzungen:

Zahlreiche Hämatome. Im Bereich der Außenseite des linken Handgelenkes eine ca. 1 cm große, bläuliche Blutunterlaufung (lt. ger. med. Nachtragsgutachten kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Verletzung durch eine Handfesselung ohne Hautabschürfung, z.B. Handschellen zustande gekommen sein könnte).

• Todesursache:

Ersticken, kombiniert mit Würge- und Drosselakt. Der Slip diente als Knebel.

• Verschwundene Gegenstände:

Handtasche mit Inhalt, Armbanduhr und Strumpfhose. Schmuck war vollständig vorhanden.

• Besonderheiten:

Keine.

• Spuren:

An den Kleidungsstücken des Opfers wurden zwei Fremdfasertypen festgestellt (rote Chemie-, grüne Wollfasern), die keinem Textil aus dem Lebensbereich der Heidemarie H. zugeordnet werden konnten. Auch wurden keine Übereinstimmungen mit Textilien der bis dahin überprüften Personen festgestellt. Daher wurden die beiden Fasertypen zu „Leitspuren“.

4.4. Mord an Elfriede S. , 7.3. 1991 in Graz / Österreich

• Zur Person des Opfers:

Sie galt als langjährige, erfahrene Straßenprostituierte, mit Standort in Graz, Volksgarten.

• Personenbeschreibung:

35 Jahre alt, 152cm groß, schlank, braune, schulterlange Haare, blaue Augen.

• Kleiderbeschreibung:

Schwarzes, hüftlanges Stoffblouson, olivgrüner Wollpullover mit Goldfäden durchzogen und Fuchsmotiv; schwarze Steghose, schwarze kniehohe Lederstiefel, mit braunem sternförmigen Motiv, schwarze Lederumhängetasche. Darin befanden sich ein Schlüsselbund, Reisepass und Prost.-Ausweis.

• Zeitpunkt, Ort und Umstände des Verschwindens:

Nicht genau fixiert. Bei der Ausübung des Straßenstriches letztmalig am 7.3.1991 gegen 22.30 Uhr im Bereich der Volksgartenstraße gesehen. Dieser Zeitpunkt muss aber nicht der Zeitpunkt des Verschwindens sein.

• Auffindungszeit, -ort und -lage:

Am 5.10.1991 in einem Waldstück westlich der A2 in Lichendorf,...