Die sieben Männer der Evelyn Hugo (eBook)
304 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2753-2 (ISBN)
Taylor Jenkins Reid ist die internationale Bestsellerautorin von Die sieben Männer der Evelyn Hugo, Daisy Jones & The Six und Carrie Soto is Back. Ihre Romane sind millionenfach gelesen, in über zwanzig Sprachen übersetzt, werden verfilmt und stürmen zahlreiche Bestsellerlisten. Sie lebt mit ihrer Familie in Los Angeles.
Taylor Jenkins Reid wurde in Massachusetts geboren, studierte am Emerson College in Boston und lebt heute mit ihrem Mann in Los Angeles. Bevor sie ihr erstes Buch Neun Tage und ein Jahr schrieb, war sie für verschiedene Zeitungen tätig. Ihr Roman Daisy Jones and The Six verhalf ihr zu internationalem Durchbruch, wurde in über zwanzig Länder übersetzt und stand auf zahlreichen Bestsellerlisten.
1
»Könnten Sie in mein Büro kommen?«
Ich werfe einen Blick zu den Tischen neben mir und dann wieder zu Frankie, um herauszufinden, mit wem genau sie spricht. Schließlich zeige ich auf mich. »Meinen Sie mich?«
Frankie wirkt ziemlich ungeduldig. »Ja, Monique. Darum habe ich gesagt: ›Monique, könnten Sie in mein Büro kommen?‹«
»Tut mir leid, ich habe nur den letzten Teil gehört.«
Frankie dreht sich um, und ich folge ihr mit meinem Notizblock.
Frankie ist eine bemerkenswerte Person. Ich weiß nicht, ob man sie als attraktiv im herkömmlichen Sinne bezeichnen würde – sie hat strenge Gesichtszüge und weit auseinanderstehende Augen –, aber man muss sie unwillkürlich ansehen und bewundern. Schlank und einen Meter achtzig groß, mit ihrem kurzen Afro und einer Vorliebe für leuchtende Farben und auffälligen Schmuck zieht sie alle Blicke auf sich, wenn sie einen Raum betritt.
Sie war einer der Gründe, warum ich die Stelle hier angenommen habe. Seit meiner Zeit auf der Journalistenschule habe ich zu ihr aufgeschaut und ihre Artikel in genau der Zeitschrift gelesen, die sie jetzt leitet und für die ich heute arbeite. Ich finde es ermutigend, dass eine schwarze Frau den Laden schmeißt. Als Frau mit hellbrauner Haut und dunkelbraunen Augen von meinem Schwarzen Vater und reichlich Sommersprossen von meiner weißen Mutter – stärkt Frankie meine Zuversicht, dass ich eines Tages auch Chefin sein kann.
»Setzen Sie sich«, sagt Frankie, während sie selbst Platz nimmt, und deutet auf einen orangefarbenen Stuhl vor ihrem Lucite-Schreibtisch.
Schweigend setze ich mich, schlage die Beine übereinander und lasse Frankie zuerst reden.
»Eine mysteriöse Wendung der Ereignisse«, sagt sie und schaut auf ihren Computer. »Evelyn Hugos Leute erkundigen sich nach einem Feature. Einem Exklusivinterview.«
Mein Bauchgefühl sagt mir: Heilige Scheiße, aber auch: Warum erzählst du mir das? »Zu welchem Thema genau?«, frage ich.
»Ich denke, es hat mit der Kleiderauktion zu tun, die sie veranstaltet«, sagt Frankie. »Vermutlich hofft sie darauf, so mehr Geld für die amerikanische Brustkrebsstiftung einzunehmen.«
»Aber das haben sie nicht bestätigt?«
Frankie schüttelt den Kopf. »Alles, was sie bestätigen, ist, dass Evelyn etwas zu sagen hat.«
Evelyn Hugo ist einer der größten Filmstars aller Zeiten. Sie muss noch nicht einmal etwas zu sagen haben, damit die Leute ihr zuhören.
»Das könnte eine große Titelgeschichte für uns sein, oder? Ich meine, sie ist eine lebende Legende. War sie nicht achtmal verheiratet oder so?«
»Siebenmal«, korrigiert Frankie. »Und ja. Das hat großes Potenzial. Deshalb hoffe ich für den nächsten Teil der Geschichte auf Ihr Verständnis.«
»Wie meinen Sie das?«
Frankie atmet tief durch und sieht aus, als wollte sie mich gleich feuern. Doch dann sagt sie: »Evelyn hat ganz konkret nach Ihnen verlangt.«
»Nach mir?« Schon das zweite Mal innerhalb von fünf Minuten bin ich überrascht, dass jemand mit mir sprechen will. Ich muss an meinem Selbstvertrauen arbeiten. Man könnte sagen, dass es in letzter Zeit stark gelitten hat. Aber warum sollte ich so tun, als sei es jemals wirklich stark gewesen?
»Um ehrlich zu sein, war das auch meine Reaktion«, sagt Frankie.
Nun will ich ehrlich sein, ich bin etwas beleidigt. Obwohl ich ihren Standpunkt natürlich nachvollziehen kann. Ich bin noch nicht einmal ein Jahr bei Vivant und habe überwiegend Lobeshymnen auf mittelmäßige Bücher oder Filme verfasst. Davor habe ich für den Diskurs gebloggt, eine Event- und Kulturseite, die sich selbst als Nachrichtenmagazin versteht, in Wirklichkeit aber ein Blog mit reißerischen Überschriften ist. Ich habe hauptsächlich für die Rubrik Modern Life kleinere Kolumnen über aktuelle Lifestyletrends geschrieben.
Nachdem ich jahrelang freiberuflich gearbeitet hatte, war der Job bei Diskurs meine Rettung. Aber als Vivant mir eine Stelle anbot, konnte ich nicht widerstehen. Ich ergriff die Chance, zu einer Institution zu gehören und unter Legenden zu arbeiten.
An meinem ersten Arbeitstag ging ich an Wänden vorbei, an denen kultige Titelbilder hingen, die die Öffentlichkeit verändert haben – das der Frauenaktivistin Debbie Palmer, die 1984 nackt und sorgfältig in Szene gesetzt auf dem Dach eines Wolkenkratzers steht und auf Manhattan blickt. Das Bild des Künstlers Robert Turner aus dem Jahr 1991, das ihn beim Malen vor einer Leinwand zeigt, während der Text erklärt, dass er Aids hat. Es fühlte sich surreal an, ein Teil der Vivant-Welt zu sein. Ich habe schon immer davon geträumt, irgendwann meinen Namen auf diesen Hochglanzseiten zu sehen.
Aber leider habe ich in den letzten zwölf Ausgaben nichts anderes getan, als Leuten mit altem Geld altbackene Fragen zu stellen, während meine Kollegen beim Diskurs versuchen, die Welt zu verändern, und mit ihren Meldungen viral gehen. Kurz gesagt: Ich bin nicht gerade beeindruckt von mir selbst.
»Hören Sie, es ist nicht so, dass wir Sie nicht mögen, ganz und gar nicht«, sagt Frankie. »Wir denken, dass Sie bei Vivant Großes erreichen können, aber ich hatte gehofft, eine unserer erfahreneren Autorinnen auf diese Sache anzusetzen. Deshalb möchte ich Ihnen ganz offen sagen, dass wir Sie Evelyns Team nicht vorgeschlagen hatten. Wir haben denen fünf große Namen geschickt und diese Antwort hier zurückerhalten.«
Frankie dreht ihren Computerbildschirm zu mir und zeigt mir eine E-Mail von einem Thomas Welch, der wohl Evelyn Hugos Pressebetreuer ist.
Von: Thomas Welch
An: Troupe, Frankie
Cc: Stamey, Jason; Powers, Ryan
Entweder Monique Grant oder Evelyn ist raus.
Verblüfft sehe ich wieder zu Frankie hoch. Ich kann ehrlich gesagt kaum glauben, dass Evelyn Hugo etwas mit mir zu tun haben will.
»Kennen Sie Evelyn Hugo? Steckt das dahinter?«, fragt Frankie mich, während sie den Computer wieder auf ihre Seite des Schreibtischs dreht.
»Nein«, sage ich, überrascht, dass sie mich das überhaupt fragt. »Ich habe nur ein paar ihrer Filme gesehen.«
»Sie stehen in keiner persönlichen Beziehung zu ihr?«
Ich schüttle den Kopf. »Ganz sicher nicht.«
»Kommen Sie nicht aus Los Angeles?«
»Ja, aber die einzige Verbindung, die ich zu Evelyn Hugo haben könnte, ist wohl, dass mein Vater möglicherweise an einem ihrer Filme mitgearbeitet hat. Er war Standfotograf beim Film. Ich kann meine Mutter fragen.«
»Großartig. Ich danke Ihnen.« Frankie sieht mich erwartungsvoll an.
»Soll ich sie jetzt fragen?«
»Ginge das?«
Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und schreibe meiner Mutter eine Nachricht: Hat Dad jemals bei einem Evelyn-Hugo-Film mitgearbeitet?
Ich sehe drei Punkte auftauchen und schaue nach oben, um festzustellen, dass Frankie versucht, einen Blick auf mein Display zu erhaschen. Sie scheint zu merken, dass das etwas aufdringlich ist, und lehnt sich zurück.
Mein Telefon meldet den Eingang einer Nachricht von meiner Mutter.
Vielleicht? Es waren so viele, es ist schwer, den Überblick zu behalten. Warum?
Lange Geschichte, antworte ich, aber ich versuche herauszufinden, ob ich irgendeine Verbindung zu Evelyn Hugo habe. Glaubst du, Dad hat sie gekannt?
Mum antwortet: Ha! Nein. Dein Vater hat sich nie mit Berühmtheiten am Set angefreundet. Egal, wie sehr ich ihn dazu bringen wollte, ein paar prominente Freunde für uns zu gewinnen.
Ich lache. »Sieht nicht so aus. Keine Verbindung zu Evelyn Hugo.«
Frankie nickt. »Okay. Die andere Theorie ist, dass ihre Leute jemanden weniger Erfahrenen gewählt haben, in der Hoffnung, mehr Einfluss auf ihn und damit auf die Geschichte haben zu können.«
Ich spüre, wie mein Handy erneut vibriert. Das erinnert mich daran, dass ich dir einen Karton mit den alten Arbeiten deines Dads schicken wollte. Wunderschöne Sachen. Ich habe sie gerne hier, aber ich glaube, dir würde es noch mehr bedeuten. Ich schicke ihn dir diese Woche.
»Sie denken, die suchen jemand Schwaches«, sage ich zu Frankie.
Frankie lächelt milde. »Irgendwie schon.«
»Evelyns Leute sehen sich also das Impressum an, finden meinen Namen in der unteren Zeile und denken, dass sie mich herumkommandieren können. Ist das ihre Theorie?«
»Ich fürchte, ja.«
»Und Sie erzählen mir das, weil …«
Frankie wägt ihre Worte sorgfältig ab. »Weil ich nicht glaube, dass Sie sich herumkommandieren lassen. Ich glaube, man unterschätzt Sie. Und ich will diesen Titel haben. Ich will, dass er Schlagzeilen macht.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, frage ich und verändere leicht meine Haltung.
Frankie faltet die Hände vor sich, stützt sich auf den Tisch und lehnt sich zu mir vor. »Ich frage Sie, ob Sie den Mumm haben, sich mit...
Erscheint lt. Verlag | 31.3.2022 |
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Übersetzer | Babette Schröder |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Bestseller aus USA • BIPOC • book club • Booktok • Daisy Jones • Ehemänner • Empfehlung • Empfehlung Reese Witherspoon • Evelyn Hugo • Geschenkbuch für Frauen • Glamour • Hello Sunshine • Hello Sunshine Bookclub • Hollywood • Hype • Ikone • LGBTQ • Liebesgeschichte • Love Story • Netflix • Reese Witherspoon • Reese Witherspoon's Book Club • Reich • reich und schön • Scheidung • Schön • Stars • TikTok • USA |
ISBN-10 | 3-8437-2753-8 / 3843727538 |
ISBN-13 | 978-3-8437-2753-2 / 9783843727532 |
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