Caffè in Triest (eBook)

Roman

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2022 | 3. Auflage
448 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-7062-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Caffè in Triest -  Günter Neuwirth
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In der Stadt an der Adria gelingt Jure Kuzmin der Aufstieg vom einfachen Seemann zum Kaffeeimporteur. Als er sich in die Tochter eines Triester Großhändlers verliebt, macht er sich den Dandy Dario Mosetti zum Feind. Um seinen Nebenbuhler loszuwerden, ersinnt Dario einen perfiden Plan. Doch sein Vorhaben entfesselt einen Bandenkrieg und Inspector Bruno Zabini muss einschreiten. Dabei gestaltet sich sein Privatleben dieser Tage äußerst turbulent.

Günter Neuwirth wuchs in Wien auf. Nach einer Ausbildung zum Ingenieur und dem Studium der Philosophie und Germanistik zog es ihn für mehrere Jahre nach Graz. Der Autor verdient seine Brötchen als Informationsarchitekt an der TU Graz und wohnt am Waldrand der steirischen Koralpe. Günter Neuwirth ist Autodidakt am Piano und trat in jungen Jahren in Wiener Jazzclubs auf. Eine Schaffensphase führte ihn als Solokabarettist auf zahlreiche Kleinkunstbühnen. Seit 2008 publiziert er Romane, vornehmlich im Bereich Krimi. www.guenterneuwirth.at

Günter Neuwirth wuchs in Wien auf. Nach einer Ausbildung zum Ingenieur und dem Studium der Philosophie und Germanistik zog es ihn für mehrere Jahre nach Graz. Der Autor verdient seine Brötchen als Informationsarchitekt an der TU Graz und wohnt am Waldrand der steirischen Koralpe. Günter Neuwirth ist Autodidakt am Piano und trat in jungen Jahren in Wiener Jazzclubs auf. Eine Schaffensphase führte ihn als Solokabarettist auf zahlreiche Kleinkunstbühnen. Seit 2008 publiziert er Romane, vornehmlich im Bereich Krimi. www.guenterneuwirth.at

Dienstag,
10. September 1907


Nicht mehr lange. Sie hatten es fast geschafft.

Im Osten war bereits ein Silberstreif am Horizont zu erkennen, in einer Stunde würde sich der Golf von Triest mit dem Rot der Morgensonne füllen. Die letzte Nacht auf See ging zu Ende. Jure hielt das Steuerrad der Argo in Händen und ließ, wie er es von seinem Vater gelernt hatte, den Kompass nicht aus den Augen. Es war leicht, einen Dampfer auf offener See zu steuern, fand Jure, doch bei der Hafeneinfahrt würde wieder sein Vater am Steuer stehen.

Jure dachte zurück, wie lange es gedauert hatte, seinen Vater zu überzeugen, die nautische Schule zu besuchen. »Ich bin viel zu alt dafür. Wie schaut denn das aus, wenn ich Esel mich unter die jungen Männer mische? Das sind Flausen, schlag dir das aus dem Kopf!«, hatte sein Vater gesagt, aber Jure war hartnäckig geblieben. Und als Mutter nach einiger Zeit Jure in seinem Vorhaben unterstützt hatte, hatte sich Vater doch in der Schule einschreiben lassen. In Wahrheit hatte Franc Kuzmin nicht viel pauken müssen, nach zwanzig Jahren auf See hatte er längst alles Nötige gewusst, um einen Dampfer zu steuern. Natürlich hatte er das Seerecht und sonstige gesetzliche Regelungen auswendig lernen müssen, aber auf die Navigation oder die technische Wartung eines Dampfer verstand er sich als Bootsmann bestens. So hatte er nach und nach seine Scheu vor den Prüfungen abgelegt und schließlich das Kapitänspatent erlangt. Dieser Tag war für Franc Kuzmin und seine Familie ein großer gewesen.

Vater hatte Verwandte und Freunde zu einem Fest eingeladen, Jures Mutter, Schwester und Tante hatten groß aufgekocht, er und seine Brüder hatten die Tische und Stühle aufgestellt sowie Wein und Bier ausgeschenkt, Onkel Ivan hatte auf der Ziehharmonika gespielt. Es war ein schönes Fest. Und Jure hatte eine Rede gehalten. Die Verwandten hatten gestaunt, wie wortgewandt Jure vor ihnen sprechen konnte. Ja, Vater war auch erstaunt gewesen, und natürlich hatte er seinem Sohn vor allen dafür gedankt, dass er ihm so lange mit Forderungen auf die Nerven gegangen war, zur Schule zu gehen, bis er, Franc, sie erfolgreich absolvierte hatte.

Franc und Alojzija Kuzmin hatten fünf Kinder, Anton war ihr Ältester, er hatte selbst schon zwei Kinder, dann kamen Jure und Jože, die nur durch ein Jahr getrennt und seit der Kindheit praktisch unzertrennlich waren, das vierte Kind des Ehepaares war deren einzige Tochter Amalija und schließlich war da noch der jüngste Sohn, Miško, der sich als so gelehrig erwiesen hatte, dass er an der Universität zu studieren begonnen hatte. Ja, in stillen Momenten waren Franc und Alojzija auf ihre Kinder stolz, selbst wenn sich Jože wieder einmal auf eine Prügelei eingelassen hatte. Aber das mit den Raufereien hatte sich zum Glück gelegt, seit er Mitglied im neu gegründeten Boxverein war.

Alle hatten gesagt, dass Jure spinne, dass er sich verrannt habe, dass er es niemals schaffen würde. Sein ältester Bruder Anton hatte es gesagt, ebenso Onkel Ivan, seine Mutter, alle hatten Jures Pläne für unrealistisch gehalten, ja, sein Vater hatte mehrfach die Befürchtung geäußert, dass er sich in Teufels Küche begebe und entweder im Armenhaus oder im Gefängnis landen würde. Nur Jože hatte stets an Jures Seite gestanden. »Regt euch nicht auf«, hatte Jože achselzuckend gesagt, »Jure schafft das, es gibt nichts, was Jure nicht schafft.«

Drei Stunden noch bis zur Hafeneinfahrt.

Jure hatte alles riskiert, zum einen hatte er das gesamte Geld der Familie gesammelt, zum anderen hatte er ein beträchtliches Darlehen aufgenommen. Die großen Triester Banken und Versicherungsgesellschaften lagen in den Händen der Italiener und Deutschen. Jure hatte gar nicht erst versucht, bei ihnen Geld zu leihen, weil es kein Geheimnis war, dass die finanzstarken Institute die Slowenen zwar als tüchtige Arbeitskräfte schätzten, nicht aber als Geschäftspartner. Man blieb lieber unter sich. Deshalb hatten sich bereits Ende des vorigen Jahrhunderts slowenische Genossenschafts- und Konsumvereine gebildet, die es der Volksgruppe erlaubten, in bescheidenem Rahmen selbstständige Geschäfte zu betreiben. Doch erst 1905 gelang es mit der Gründung der Jadranska banka, der Adriatischen Bank, ein Bankhaus zu eröffnen, das konkurrenzfähige slowenische Unternehmen stützen konnte. Der Bankdirektor persönlich hatte sich viel Zeit genommen, um mit Jure, seinem Vater und Signor Cohn über das geplante Geschäft zu sprechen. Ohne das Darlehen wären Jures Pläne bloß abenteuerliche Ideen eines Träumers geblieben.

Sein Vater war der Kapitän, sein Bruder Anton war Matrose und Jože gehört zu den Heizern. Jure selbst arbeitete in seinem erlernten Beruf als Maschinist. Mit weiteren sieben Mann waren sie in Richtung Aden in See gestochen. Die Argo war das größte Schiff der Società Marittima R. Cohn Trieste. Die kleine Schifffahrtsgesellschaft gehörte Rolando Cohn, der in vierzig Jahren Arbeit seine Firma aufgebaut und solide geführt hatte und der schon längere Zeit daran dachte, die drei Trabakel, die kleine Dampfbarkasse und den mittlerweile betagten Hochseedampfer Argo zu verkaufen. Er wollte endlich den wohlverdienten Ruhestand antreten. Signor Cohn hatte sich in Triest umgesehen, wem er seine Firma übergeben konnte, hatte aber niemanden gefunden, dem er wirklich vertraute, bis er schließlich auf Jure getroffen war. Rolando Cohn war von der Tatkraft und der praktischen Vernunft des jungen Mannes sofort angetan gewesen. Cohn fand Jures Idee zum einen umsetzbar, zum anderen auf längere Sicht gesehen einträglich.

Jure kannte die Geschichte des Schraubendampfers genau. Die Argo war 1877 im Lloydarsenal für den Österreichischen Lloyd gebaut worden, ein mit rund eintausendvierhundert Tonnen Verdrängung eher kleiner Dampfer, der bis 1897 vor allem die adriatischen Linien befahren hatte. Danach hatte die Reederei Hadji Daout Farkouh aus Smyrna den Dampfer auf Vermittlung Rolando Cohns übernommen, ihn umbenannt und das Schiff in der Ägäis und im Schwarzen Meer eingesetzt. Doch 1902 war die Reederei in schwere finanzielle Not geraten und Cohn hatte den Dampfer zurückgekauft, ihn wieder Argo genannt und in Triest in das Schifffahrtsregister eintragen lassen. 1906 war der Dampfer in keinem guten Zustand, der Rost nagte an ihm und die Maschine benötigte eine Überholung. Cohn, so hatte er es Jure berichtet, hatte befürchtet, das Schiff verschrotten lassen zu müssen, was einen beträchtlichen Verlust bedeutet hätte. Und dann war er, Jure, aufgetaucht. Er hatte Cohn überredet, ihn und seine Brüder mit der Überholung des Schiffes zu betrauen. Jure hatte die Farbe für die neue Lackierung gekauft, seine Brüder und die weiteren Arbeiter entlohnt, während Cohn die Überholung der Maschine bezahlte.

Jures Plan war der Import von Kaffee. Er war als blutjunger Seemann des Österreichischen Lloyds mehrmals in Arabien gewesen und hatte in Aden mit verschiedenen Kaufmännern Kontakt aufgenommen, die mit Kaffee aus Ostafrika handelten. Weiters hatte er es geschafft, mit dem britischen Generalkonsulat in Triest einen Kontrakt für den Transport von Kohle zu schließen. In Aden unterhielten die Briten einen großen Seestützpunkt, der die Stadt zu einem der bedeutendsten Häfen im Indischen Ozean gemacht hatte. Die Kohledepots in Aden versorgten unzählige Schiffe der südlichen Hemisphäre.

Der Österreichische Lloyd stand zwar seit der Eröffnung des Suezkanals in scharfer wirtschaftlicher Konkurrenz zu den britischen Schifffahrtsgesellschaften auf dem Weg zwischen Europa und Indien, doch die Seebehörden in Triest zeigten lebhaftes Interesse, dass die Kriegsschiffe der Royal Navy im Roten Meer und im Indischen Ozean auf den Schifffahrtslinien für Sicherheit gegen Piraterie sorgten. Also billigte man, dass Triester Reeder Kohle für die Royal Navy nach Aden und andere britische Stützpunkte verschifften.

Jures Absicht war, mit der Argo zwischen Triest und Aden zu pendeln, auf dem Weg in den Süden war der Dampfer mit Steinkohle beladen, auf dem Weg nach Norden mit Kaffee. Während die Kohle Eigentum der Royal Navy war, war der Kaffee seiner.

Gegenwärtig war die Argo mit arabischem Kaffee und indischem Tee beladen, wofür Jure jeden Heller ausgegeben hatte, den er und seine Familie hatten zusammenkratzen können. Jure rechnete, dass noch sieben Fahrten nötig sein würden, um seine Schulden zu tilgen.

Die Tür zur Brücke öffnete sich und Franc Kuzmin trat ein.

»Guten Morgen.«

»Guten Morgen, Vater.«

»Meldungen?«

»Keine Meldungen.«

»Die Maschine?«

»Läuft gut geschmiert.«

Franc trat nahe an die Scheibe und hob das Fernglas. »Ich sehe schon die Leuchtfeuer.«

»Höchstens noch drei Stunden.«

»Zwei. Wecke deine Brüder. Die gesamte Mannschaft. Ich übernehme das Steuer. Und leg dich für ein Weilchen aufs Ohr.«

Jure lächelte bis über beide Ohren. »Unmöglich, Papa, ich kann jetzt nicht schlafen.«

»Wie du meinst.«

»Wir haben es geschafft!«

»Warte, bis wir am Molo liegen.«

»Was soll jetzt noch schiefgehen?«

»Und warte ab, ob Signor Pasqualini zu seinem Wort steht.«

»Signor Pasqualini ist ein Ehrenmann. Und er wird gute Geschäfte machen.«

Franc Kuzmin schaute seinen Sohn von der Seite an. »Du platzt ja fast.«

»Glaubst du, dass Signorina Elena mit mir einen Spaziergang unternehmen wird?«

Franc Kuzmin lachte. »Wenn du Narr so weitermachst, wird sie dich am Ende heiraten. Und jetzt wecke die Mannschaft und mach Kaffee.«

*

»Mein Mann hat nie bei mir...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2022
Reihe/Serie Historische Romane im GMEINER-Verlag
Inspector Bruno Zabini
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte 1900 • Brasilien • Graz • Historischer Roman • Italien • Kaffee • Kaffeehändler • Lloyd Dampfer • neue Bücher • neue Krimis • neue Romane • Österreich • Romane 2022 • Stadt des Kaffees • Triest
ISBN-10 3-8392-7062-6 / 3839270626
ISBN-13 978-3-8392-7062-2 / 9783839270622
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