Die Frau von früher (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
576 Seiten
Diana Verlag
978-3-641-29251-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frau von früher - Liane Moriarty
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Ellen und Patrick haben sich gesucht und gefunden. Ihr verliebtes Glück ist für alle eine Freude. Außer für Saskia, seine Ex-Freundin. Sie möchte Patrick um jeden Preis zurückgewinnen und stalkt ihn seit Jahren. Lange Zeit kann Patrick sein Geheimnis für sich behalten, doch dann vertraut er sich Ellen endlich an. Die bleibt gelassen. Als Therapeutin ist sie vor allem interessiert an den Beweggründen der jungen Frau und würde sie gern treffen. Was Ellen nicht weiß: Sie hat längst schon deren Bekanntschaft gemacht. Fast zu spät wird ihr die wahre Tragweite von Saskias Obsession klar ...

Dieser Roman erschien zuvor unter dem Titel »Alles aus Liebe«.

Liane Moriarty lebt mit ihrer Familie in Sydney und ist seit Jahren auf den internationalen Bestsellerlisten vertreten. Ihre Romane verkauften sich weltweit über 20 Millionen mal und werden insgesamt in 46 Ländern veröffentlicht. Mit den Filmadaptionen von »Big Little Lies« und »Nine Perfect Strangers« eroberte die Autorin zudem Hollywood: Die Dramaserien von Produzent David E. Kelley, mit Nicole Kidman jeweils in der Hauptrolle, basieren auf den Romanen von Liane Moriarty.

1

Beim Stichwort Hypnose denkt jeder an schwingende Pendel, an den Satz »Sie werden schläfrig« und an Leute, die in Shows auf der Bühne dazu gebracht werden, wie Hühner zu gackern. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele meiner Patienten ziemlich nervös sind, wenn sie das erste Mal zu mir kommen. Aber Hypnose hat nichts Widernatürliches oder Beängstigendes an sich. Es ist sogar sehr gut möglich, dass Sie diesen tranceartigen Zustand aus eigener Erfahrung kennen. Sind Sie jemals eine vertraute Strecke gefahren und konnten sich, als Sie am Ziel angekommen waren, überhaupt nicht an die Fahrt erinnern? Sehen Sie, das kommt daher, dass Sie sich in einer Art Trance befunden haben!

AUS DER INFORMATIONSBROSCHÜRE ELLEN O’FARRELL, PRAXIS FÜR HYPNOTHERAPIE

Ich bin noch nie hypnotisiert worden. Ehrlich gesagt glaubte ich auch nicht wirklich an Hypnose. Ich hatte vor, einfach dazuliegen und so zu tun, als ob es funktionieren würde – und zu versuchen, nicht zu lachen.

»Die meisten Menschen sind überrascht, wie sehr sie es genießen, hypnotisiert zu werden«, sagte die Hypnotiseurin sanft.

Sie trug weder Make-up noch Schmuck. Ihre Haut wirkte so fein und zart und durchscheinend, als ob sie sich ausschließlich mit dem klaren Wasser von Gebirgsbächen wüsche. Sie duftete wie einer dieser überteuerten Kunstgewerbeläden, die in ländlichen Gegenden zu finden sind: nach Sandelholz und Lavendel.

Es war warm in dem winzigen Zimmer, einem ungewöhnlichen Raum, der seitlich an das Haus angebaut war wie ein verglaster Balkon. Der Teppich mit seinen verschossenen rosaroten Rosen hatte schon bessere Zeiten gesehen, aber die Fenster, die vom Fußboden bis zur Decke reichten, waren neu und durchfluteten den Raum mit Licht. Ich hatte das Gefühl, dass eine frische Brise durch meinen Kopf wehte. Es roch tatsächlich nach Meer.

Wir standen nebeneinander ganz nah am Fenster, die Hypnotiseurin und ich. Mit der Nase so dicht an der Scheibe konnte man den Sandstrand unterhalb des Hauses nicht sehen, nur das Meer, das sich bis zur blassblauen Linie des Horizonts erstreckte. »Als ob man auf einem Schiffsbug stünde«, sagte ich zu der Hypnotiseurin. Sie schien sich unbändig über diese Bemerkung zu freuen und riss die Augen weit auf. Ihr gehe es ganz genauso, meinte sie.

Wir setzten uns einander gegenüber, ich in einen Ruhesessel aus weichem grünem Leder, sie in einen rot-beige gestreiften Lehnsessel. Auf einem niedrigen Beistelltisch zwischen uns lag eine Schachtel Papiertaschentücher. Wahrscheinlich muss der eine oder andere weinen, wenn er sich an sein früheres Leben als hungernder Bauer erinnert; daneben standen ein Krug eisgekühltes Wasser, auf dem zwei kreisrunde Zitronenscheiben schwammen, sowie zwei hohe Gläser, eine kleine Silberschale mit Konfekt und ein flaches Tablett mit kleinen bunten Glasmurmeln.

Ich besaß einmal eine große, altmodische Murmel, die meinem Vater gehört hatte, als er noch ein kleiner Junge war. Ich hatte sie bei Prüfungen und Bewerbungsgesprächen immer als Glücksbringer in der Hand gehalten. Aber dann, vor ein paar Jahren, habe ich sie verloren und mein Glück mit ihr.

Ich schaute mich um. Das gleißende Licht wurde vom Meer wie von einem Prisma an die Wände zurückgeworfen, was in der Tat eine hypnotisierende Wirkung hatte. Die Hypnotiseurin hatte die Hände im Schoß gefaltet und ihre Füße nebeneinander auf den Boden gestellt. Sie trug flache Ballerinas, schwarze Strümpfe, einen bestickten Rock im Folklorelook und einen cremefarbenen Wickelcardigan – New Age und klassisch zugleich.

Was für ein herrliches, ruhiges Leben du haben musst, dachte ich. Jeden Tag in diesem außergewöhnlichen Zimmer sitzen zu dürfen, in tanzendes Licht gehüllt. Keine E-Mails, die deinen PC-Bildschirm bombardieren, keine erbosten Anrufe, die deinen Kopf überschwemmen. Keine Besprechungen, keine Tabellen.

Ich konnte ihre Zufriedenheit förmlich riechen, Übelkeit erregend wie der Geruch eines billigen Parfüms. Nicht, dass sie jemals ein billiges Parfüm benutzen würde. Ich schmeckte den sauren Geschmack von Neid. Um ihn loszuwerden, nahm ich mir ein Konfekt.

»Oh, gute Idee, ich werde mir auch eins nehmen«, sagte die Hypnotiseurin mit kumpelhafter Herzlichkeit, als wären wir alte Freundinnen.

Sie ist dieser Typ. Sie hat wahrscheinlich eine ganze Schar kichernder, reizender Freundinnen, die immer für sie da sind, die sich zur Begrüßung umarmen und Sex-and-the-City-DVD-Abende veranstalten und lange Telefonate mit viel Gekreische führen, in denen es nur um Männer geht.

Sie klappte das Notizbuch, das in ihrem Schoß lag, auf und fing, den Mund auf bezaubernde Weise voll mit Schokolade, zu reden an. »Bevor wir anfangen, werde ich Ihnen ein paar Fragen stellen«, sagte sie. »O je, ich hätte mir was anderes nehmen sollen. Das Karamell ist ganz schön klebrig.«

»Was machen Sie beruflich?«, »Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?«, »Was essen Sie am liebsten?« So viele Fragen hatte ich nicht erwartet. Die meisten beantwortete ich ehrlich. Sie waren ziemlich harmlos. Um nicht zu sagen ein bisschen erbärmlich.

Schließlich lehnte sich die Hypnotiseurin zurück, lächelte und fragte: »Erzählen Sie, was führt Sie zu mir?«

Diese Frage habe ich natürlich nicht hundertprozentig ehrlich beantwortet.

Er sagte: »Ich muss dir etwas sagen.«

Er hatte Messer und Gabel auf den Tellerrand gelegt und sich kerzengerade hingesetzt, so als ob er sich endlich dazu durchgerungen hätte, den Dingen ins Auge zu blicken. Er wirkte bedrückt und ein wenig verlegen.

Ellen spürte sofort, wie ihr Magen sich schmerzhaft verkrampfte. Ein Teil ihres Verstandes registrierte, wie ihr Körper zuerst reagierte. Es war immer wieder faszinierend, dieses Zusammenspiel von Kopf, Körper und Seele in Aktion zu erleben. Ihr glückliches, offenes Lächeln blieb dummerweise auf ihrem Gesicht festgefroren.

Sie war fünfunddreißig. Sie wusste, was das zu bedeuten hatte. Dieser nette Mann, dieser selbstständige Vermessungsingenieur, dieser alleinerziehende Vater, der Zelten und Kricket und Countrymusik liebte, war im Begriff, etwas zu sagen, was ihr ihren Barramundi in Weißweinsoße gründlich verderben würde. Er war im Begriff, etwas zu sagen, was ihr den ganzen restlichen Tag verderben würde, und es war ein so schöner Tag gewesen, und der Fisch schmeckte wirklich ganz ausgezeichnet.

Bedauernd legte sie ihre Gabel aus der Hand.

»So? Was denn?«, fragte sie in angenehm verwundertem Ton, während sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte, als mache er sich darauf gefasst, geschlagen zu werden.

Sie würde es schon verkraften. Die Welt würde deswegen nicht untergehen. Das war schließlich erst ihre vierte Verabredung. Sie hatte noch nicht allzu viele Gefühle investiert. Im Grunde kannte sie den Mann kaum. Großer Gott, er war ein Fan von Countrymusik! Das hätte ihr gleich eine Warnung sein sollen. Sicher, sie hatte sich vor dem Essen in der Badewanne ein paar hoffnungsvollen Tagträumen hingegeben, aber diese Gefahr brachte ein Date immer mit sich. Sie dachte bereits voraus, arbeitete an ihrer seelischen Gesundung. Bis Mittwoch würde sie darüber hinweg sein. Donnerstag, spätestens. Gott sei Dank hatte sie nicht mit ihm geschlafen.

Sie hatte keine Kontrolle über das, was passieren würde, nur über ihre eigene Reaktion darauf. Eine Sekunde lang sah sie ihre Mutter vor sich, wie sie vielsagend die Augen verdrehte. Sag mal, Ellen, Schatz, glaubst du diesen simplen Selbsthilfequatsch, den du da von dir gibst, wirklich?

Ja, sie glaubte tatsächlich daran. Felsenfest. Ihre Mutter hatte sich später für ihre Bemerkung entschuldigt. »Ich glaube, das war ein bisschen herablassend«, sagte sie, und Ellen tat, als falle sie ob dieser unerwarteten Entschuldigung gleich in Ohnmacht.

»Äh … Würdest du mich einen Augenblick entschuldigen?« Er stand auf, und seine Serviette rutschte ihm vom Schoß und fiel auf den Boden. Er bückte sich, hob sie mit rotem Kopf auf und legte sie behutsam neben seinen Teller.

Ellen schaute zu ihm auf.

»Ich will nur schnell …« Er machte eine Handbewegung zum hinteren Teil des Restaurants hin.

»Sicher, geh nur«, meinte sie beruhigend.

»Dort hinten links, Sir.« Ein Kellner deutete diskret in die Richtung, in der sich die Toiletten befanden.

Ellen sah ihm nach.

Patrick Scott. Eigentlich gefiel ihr schon sein Name nicht – Patrick. Das klang irgendwie so affig. Das war ein Name für einen Friseur. Seine Freunde nannten ihn anscheinend Scottie, was … na ja, was in Australien unter guten Kumpels absolut akzeptabel war.

Wenn er jetzt Schluss machte, würde es wehtun, keine Frage. Ein kleiner Stich, aber ein schmerzhafter. Patrick Scott war kein außergewöhnlich toller Mann. Er hatte ein gewöhnliches, nettes Gesicht (lang, schmal, Stirnglatze im Anfangsstadium), eine gewöhnliche Figur (mittelgroß, ziemlich breite Schultern, von Natur aus breite Schultern, keine »He-seht-her-ich-trainiere-im-Fitnessstudio«-Schultern), einen gewöhnlichen Beruf, ein gewöhnliches Leben. Das Außergewöhnliche an ihm war nur, dass sie sich praktisch vom ersten Moment an so wohl gefühlt hatte in seiner Gesellschaft, gleich bei ihrem allerersten Treffen in diesem Café, das so unangenehm leer gewesen war.

Sie selbst hatte es vorgeschlagen, und sie war ganz entsetzt gewesen,...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2022
Übersetzer Sylvia Strasser
Sprache deutsch
Original-Titel The Hypnotist's Love Story
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • alles aus liebe • Apples Never Fall • Australien • australische Autorin • bestseller frauen • Dreiecksbeziehung • eBooks • Eine perfekte Familie • Frauenromane • Liebesromane • Neuerscheinung • Nicole Kidman Big little lies • Nicole Kidman Nine Perfect Strangers • Romane für Frauen • Stalkerin • Urlaubslektüre Frauen • Weltbestsellerautorin
ISBN-10 3-641-29251-4 / 3641292514
ISBN-13 978-3-641-29251-5 / 9783641292515
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