Endlich muss ich nicht mehr wollen, was ich alles darf (eBook)

Wie du entspannst, wenn du niemanden mehr beeindrucken willst

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
224 Seiten
mvg Verlag
978-3-96121-820-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Endlich muss ich nicht mehr wollen, was ich alles darf -  Hanna Dietz
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Alter ist das, was passiert, während du dabei bist, dich jung zu fühlen. Ganz plötzlich ist dir nach Ingwertee zur Happy Hour und Relaxsessel statt Party, und die neueste Mode der Jugend verstehst du auch nicht mehr. Irgendwo Mitte 40 ist dir die Coolness abhandengekommen. Das Überraschendste daran ist: Sie fehlt dir gar nicht. Im Gegenteil! Es ist total befreiend, niemanden mehr beeindrucken zu müssen. Nicht mal mehr dich selbst. Mit viel Witz und Charme erzählt Bestsellerautorin Hanna Dietz von den Überraschungen, die die zweite Hälfte des Lebens bereithält, und erklärt, warum man sie die besten Jahre nennt: Weil es am schönsten ist, wenn wir endlich so sein können, wie wir schon immer sein wollten.

Hanna Dietz, geboren 1969 in Bonn, wollte eigentlich Sportlehrerin werden, musste dann aber feststellen, dass es ziemlich kompliziert ist, Kindern den Felgaufschwung beizubringen, wenn man ihn selbst nicht kann. Also wurde sie Journalistin. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Mittlerweile hat sie zwanzig Bücher geschrieben. Mit Männerkrankheiten schaffte sie es ganz nach oben auf die Spiegel-Bestsellerliste.

Hanna Dietz, geboren 1969 in Bonn, wollte eigentlich Sportlehrerin werden, musste dann aber feststellen, dass es ziemlich kompliziert ist, Kindern den Felgaufschwung beizubringen, wenn man ihn selbst nicht kann. Also wurde sie Journalistin. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Mittlerweile hat sie zwanzig Bücher geschrieben. Mit Männerkrankheiten schaffte sie es ganz nach oben auf die Spiegel-Bestsellerliste.

DAS SELTSAME IMPONIERVERHALTEN DES HOMO SAPIENS


COOLER WIRD‘S NICHT. ABER BESSER SCHON! – QUALITÄTSMANAGEMENT FÜR DIE BESTEN JAHRE


Nichts ist so beständig wie der Wandel, wusste schon der griechische Philosoph Heraklit vor mehr als 2000 Jahren. Sich dagegen wehren bringt nichts. Und wäre auch schade. Denn jede Veränderung bringt neue Chancen mit sich. Oder, um es mit Molière zu sagen: »Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.« Man muss sie nur finden. Am besten möglichst schnell. Denn eine Sache ist leider klar: Ich habe nicht ewig Zeit, um aus dem, was man die besten Jahre nennt, auch wirklich die besten zu machen.

Um die gute Aussicht so lange wie möglich genießen zu können, sollte man aufs Sonnendeck kommen, lange bevor man in den Zielhafen einläuft.

Mein Plan dafür ist einfach:

Das, was mir guttut, machen.

Das, was mir nicht guttut, lassen.

Die Herausforderung – das Gute vom Schlechten zu unterscheiden.

Einfach zu sagen: »Ich mach jetzt nur noch, was ich will, und wenn euch das nicht passt, ist mir das völlig schnuppe«, ist zwar verlockend, aber keine wirkliche Option. Ich brauche ja meine Leute! Meine Familie, meine Freunde. Komplett auf Anerkennung zu verzichten, geht auch nicht. Ich muss also einen Mittelweg finden. Mich mit der Regisseurin meiner eigenen Telenovela arrangieren und die Erwartungshaltungen an mich neu definieren. Und da fangen die Schwierigkeiten an. Die Erwartungshaltung wächst nämlich mit. Mit allem, was man kann und schon mal gemacht hat, setzt man neue Messlatten. Die Möglichkeiten, mit seinen Taten und Unternehmungen Eindruck zu schinden, sind dabei unheimlich groß.

Auch in Sachen imagebildender Maßnahmen leben wir in einer Überflussgesellschaft. Zu Schulzeiten reichten Fruit of the loom-Sweatshirts, schicke Dauerwellen, mit »No Future« bekritzelte Army-Rucksäcke, Adidas Allround Sneaker, Nietengürtel oder Buttons mit »Atomkraft – nein danke!«, um zu imponieren. Seitdem allerdings hat sich mit jedem Lebensjahr das Potenzial für Prestige vergrößert. Im Erwachsenenalter kennt es scheinbar keine Grenzen mehr.

Man kann auftrumpfen mit Premierenabos, mit handgezogenen Tomaten (alte Sorten!), mit Erfolgen am Aktienmarkt und Immobilienkäufen, mit unglaublichen Anekdoten aus dem Berufsleben, mit einem stets geputzten Zuhause, mit modischen Schnäppchen aus dem Schlussverkauf, mit modischen Extravaganzen aus teuren Boutiquen, mit Urlauben (ob luxuriös oder wie früher mit Rucksack und auf eigene Faust), mit selbstgebackenen Tortenmeisterstücken, mit Fünf-Gänge-Menüs, mit Marathons und Triathlons und Ultrathons, mit Wissen und Belesenheit, mit Karriereschritten und mit Elektroautos und mit außergewöhnlichen Hobbys und mit seinen Kindern und mit dem, was man alles an einem Tag geschafft hat, und mit den Projekten, die man jetzt in Angriff nimmt, und mit selbstgebackenem Brot und eigenhändig renovierter Gartenlaube und mit tollen Kurztrips am Wochenende, wo man stramm ein paar Berge hoch und runter latscht und nebenbei noch eine Galerie mit Schablonengraffiti besucht, über die es reichlich zu diskutieren gibt.

Und anstatt wie früher nur zu versuchen, die coolen Leute aus der Stufe zu beeindrucken, gibt es heute gar keine Grenzen mehr für das Publikum der eigenen Performance. Chefs, Kolleginnen, Freunde, Familie. Eltern von Schulfreunden der Kinder. Leute, die man für interessant hält. Leute, die einen selbst für interessant oder unterhaltsam oder lustig halten, was man jedes Mal glaubt, unter Beweis stellen zu müssen.

Selbst Leuten, die einen gar nicht mögen, möchte man imponieren, damit sie vielleicht ihre Meinung ändern oder man ihnen wenigstens eins auswischen kann. Man hat den Eindruck, andere beeindrucken zu wollen, ist eine Art Volkssport geworden.

Umso wichtiger ist, dass jeder sich überlegt, wo sich ein Einsatz lohnt. Welche Energie gewinnbringend eingesetzt werden kann und welche reine Verschwendung ist. Um das für mich herauszufinden, wende ich ein Qualitätsmanagement für mein eigenes Leben an. Gewohnheiten, Ansichten, Einstellungen, berufliches Engagement, Freizeitverhalten, soziale Kontakte – alles darf mal auf den Prüfstand. Dabei frage ich mich zum Beispiel:

  • Für wen mache ich das eigentlich?

  • Tut mir das gut oder nicht?

  • Will ich beeindrucken oder kann das weg?

DER FLEIßIGE-BIENCHEN-CONTEST


Es gibt Leute in meinem Alter, die vor Energie nur so strotzen. Sie scheinen kein bisschen Ermüdungserscheinungen zu haben und erledigen jeden Tag das Pensum einer Heerschar von Heinzelmännchen.

So ein Mensch ist Daniela.

Daniela ist eine Freundin und ehemalige Kollegin. Wir haben zusammen Volontariat gemacht und sind ungefähr gleich alt. Sie hat zwei Kinder und arbeitet in der Pressestelle eines Energieversorgers. Ich mag sie. Glaub ich. In letzter Zeit haben wir uns nicht mehr so oft gesehen, aber sie ruft regelmäßig an. Wenn ich ihre Nummer auf dem Display sehe, freue ich mich, dass sie an mich denkt. Außerdem erfährt man sehr viele interessante Sachen. Zum Beispiel, was eine Frau in 24 Stunden alles leisten kann. Heute berichtete sie, dass sie die Spülmaschine repariert, ein Gemüsebeet angelegt und für ihren Sohn, der für ein paar Monate auf eine Highschool in Denver gehen wird, eine Weltkugeltorte gebacken hat. Noch bevor ich nachfragen konnte, wie sie die Weltkugel in Form bekommen hat, dachte sie laut darüber nach, ob sie sich ein paar Bienenvölker anschaffen soll, wo sie doch am Wochenende so einen spannenden Imkerkurs gemacht hat. »Ach ja«, sagte sie und schob ein fröhliches Lachen hinterher, als wäre das Leben Ponyhof und Jahrmarkt in einem. »Und dann muss ich noch dieses große Marketingprojekt durchziehen und Lukas’ Abschiedsfest vorbereiten.«

»Wow!«, sagte ich und überlegte, was ich heute schon alles Produktives gemacht hatte. Zum Mittag hatte ich mir ein schönes Butterbrot mit Fleischwurst geschmiert. Und ich hatte einen Kaffeespritzfleck von meiner Küchenfront weggewischt, der ein bisschen ausgesehen hat wie die linke Gesichtshälfte von Che Guevara. Aber dann fiel mir noch was ein, was ich erzählen konnte. »Ich hab eben alle Blumen gegossen!«, sagte ich beflissen. »Das dauert ja ewig bei dem Dschungel allein im Wohnzimmer. Mein Orangenbaum ist übrigens super gewachsen. Du weißt doch, den ich aus dem Kern gezogen hab.«

»Hm. Kann sein«, sagte Daniela abgelenkt.

»Und ich werde jetzt bald den Hochdruckreiniger testen, den wir uns endlich gekauft haben.«

»Ja, die sind praktisch. Ich hab auch schon unsere ganzen Gartenmöbel und Fahrräder damit gereinigt und die Kellertreppe.«

Natürlich hatte sie das, dachte ich und war ganz froh, als sie verkündete, dass sie jetzt ihren Apfelbaum schneiden müsse. Nachdem ich aufgelegt hatte, gönnte ich mir nur einen Moment der Ruhe, dann eilte ich in die Küche, um die braungesprenkelten Bananen in ein wundervoll schmackhaftes Bananenbrot zu verwandeln und einen Pizzateig anzusetzen. Ich machte schnell Beweisfotos und schickte sie an Daniela, damit sie wusste, wie aktiv und fleißig ich sein kann. Ich wollte ja nicht wie eine totale Amateurin dastehen, während sie offensichtlich Wonderwoman war.

Ein paar Wochen später rief sie wieder an. Als ich ihre Nummer im Display sah, spürte ich eine leichte Welle des Unbehagens, aber der Automatismus Klingeln und Drangehen war schon aktiviert. Der Mensch ist manchmal auch nicht besser als ein Pawlow’scher Hund.

»Hi, wie geht’s?«, hatte ich kaum gesagt, schon ging es wieder los. Sie hat dem Idioten von der Sanitärinstallationsfirma erklärt, wie er seinen Job zu machen hat, ihre Tochter zu einem Leichtathletikwettbewerb gefahren und einem Nachbarn geholfen, die Einfahrt zu pflastern. Was an sich schon im totalen Profi-DIY-Bereich ist. Doch mir fiel noch was anderes auf, während sie redete. Auch die Art, wie sie von ihrem Alltag erzählt, erzeugt das Gefühl, es mit einer Art übernatürlichen Erscheinung zu tun zu haben. Dieser Nachdruck in ihrer Stimme, der nach Daueralarm klingt, die Bandwurmsätze, die vermutlich zeigen sollen: »Siehst du, ich hab nicht mal Zeit, beim Sprechen eine Pause zu machen! Aber wer braucht schon Pausen, wenn es doch so viel zu tun gibt!« Das dazwischengeschobene Lachen, das wohl bedeuten soll, dass sie gar nichts aus der Bahn werfen kann und sie alles mit Humor nimmt.

Ich versuchte das auch mal. »Ich war beim Altglas«, stieß ich alarmiert aus und schnappte nach Luft, »überall lagen Scherben rum, wirklich, ich hab schon überlegt, ob ich mich bei der Stadt beschwere, ich meine, wenn da Kinder reintreten!«

Ambitionen, die das Gemeinschaftswohl in den Mittelpunkt stellen, sind sehr wichtig. »Andererseits, was wollen Kinder beim Altglas? Ihre Schnapsflaschen entsorgen?« Ich lachte und fühlte mich einen Moment lang sehr gut. Dann sagte...

Erscheint lt. Verlag 19.6.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Alltagsgeschichten • Bücher für zwischendurch • Buch zum Lachen • erwachsen für Anfänger • Erwachsen werden • gute laune buch • gute laune geschenke • lustige Autorin • lustige bücher für erwachsene • lustige Bücher für Frauen • Spießer • spießig
ISBN-10 3-96121-820-X / 396121820X
ISBN-13 978-3-96121-820-2 / 9783961218202
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