Die Familienfeier (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
432 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-28849-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Familienfeier - Sophie Kinsella
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Drama, Geheimnisse und große Liebe: Willkommen auf der Familienfeier des Jahres!
Seit ihr Vater mit der unmöglichen Krista zusammen ist, spricht Effie kaum mehr ein Wort mit ihm. Als das Paar auch noch das Familienanwesen Greenoaks verkauft und zu diesem Anlass eine große Abschiedsparty schmeißt, hat Effie endgültig genug. Sie beschließt, sich auf die Feier zu schleichen, um heimlich ein paar Erinnerungsstücke aus ihrer Kindheit zu retten. Prompt läuft sie in Greenoaks Joe in die Arme - ihre Jugendliebe und inzwischen umschwärmter Herzchirurg. Während Effie unbemerkt von den anderen Gästen durch Greenoaks schleicht, lernt sie nicht nur Joe, sondern auch ihre Familie von einer ganz neuen Seite kennen. Und sie muss sich fragen, ob nicht jeder eine zweite Chance verdient hat?

Sophie Kinsella ist ehemalige Wirtschaftsjournalistin. Ihre romantischen Komödien und Shopaholic-Romane werden von einem Millionenpublikum verschlungen und erobern regelmäßig die Bestsellerlisten. Sie lebt mit ihrer Familie in London.


EINS


Ich weiß, ich krieg das hin. Ich weiß, dass ich es hinkriege. Egal, was alle anderen sagen. Es ist nur eine Frage des Durchhaltevermögens.

»Effie, lass es dir sagen: Dieser Engel wird da oben nicht halten«, sagt meine große Schwester Bean, als sie mit einem Glas Glühwein in der Hand herüberkommt, um mir zuzusehen. »Nie im Leben.«

»Doch, wird er.« Entschlossen wickle ich weiter Bindfaden um unseren geliebten Silberschmuck, ohne auf die Tannennadeln zu achten, die mir in die Hände piksen.

»Wird er nicht. Gib es auf! Er ist zu schwer!«

»Ich werde nicht aufgeben!«, entgegne ich. »Dieser Silberengel sitzt immer oben auf dem Weihnachtsbaum.«

»Aber dieser Baum ist ja nur halb so groß wie die Bäume, die wir sonst hatten«, erklärt Bean. »Ist dir das noch nicht aufgefallen? Der ist doch spindeldürr.«

Ich sehe mir den Baum kurz näher an, wie er da in seiner üblichen Nische in der Diele steht. Selbstverständlich habe ich gemerkt, dass er klein ist. Normalerweise haben wir einen eindrucksvollen, ausladenden Baum, während dieser einen eher mickrigen Eindruck macht. Aber dafür habe ich jetzt keinen Kopf.

»Es muss gehen!« Mit großer Geste binde ich meinen letzten Knoten, dann lasse ich los – woraufhin der ganze Zweig abknickt und unser Engel kopfüber hängt, sodass sich das Kleid umstülpt und sein Höschen zu sehen ist. Mist.

»Na, das sieht ja superfestlich aus«, sagt Bean prustend vor Lachen. »Wollen wir ›Frohe Weihnachten‹ auf das Höschen schreiben?«

»Na gut.« Ich binde den Engel los und trete zurück. »Am besten verstärke ich die Spitze mit einem kleinen Stock oder so.«

»Setz doch einfach irgendwas anderes auf den Baum!« Bean klingt halb amüsiert, halb genervt. »Effie, warum musst du bloß immer so stur sein?«

»Ich bin nicht stur, ich bin beharrlich

»Gib’s ihnen, Effie!«, mischt Dad sich ein, der mit einem Arm voller Lichterketten vorbeikommt. »Lass dich nicht unterkriegen!«

Seine Augen blitzen, seine Wangen sind leicht gerötet, und ich lächle liebevoll zurück. Dad versteht mich. Er ist einer der hartnäckigsten Menschen, die ich kenne. Er wurde in einer winzigen Wohnung in Layton-on-Sea von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen, und in der Schule herrschten raue Sitten. Aber er hat durchgehalten, war auf dem College und ist dann bei einer Investment-Firma eingestiegen. Jetzt ist er, was er ist: im Ruhestand, gut situiert, zufrieden, alles super. Das erreicht man nicht, wenn man schon bei der ersten Hürde aufgibt.

Okay, seine Hartnäckigkeit kann sich manchmal auch zur irrationalen Halsstarrigkeit auswachsen. So wie damals, als er bei einem 10km-Spendenlauf partout nicht aufgeben wollte, obwohl er schon humpelte. Am Ende stellte sich heraus, dass er einen Muskelfaserriss in der Wade hatte. Hinterher meinte er nur, entscheidend sei doch, dass er das Geld gesammelt und seine Aufgabe erfüllt habe. Er würde es schon überleben. Als wir klein waren, sagte Dad immer »Du wirst es überleben!«, was manchmal aufmunternd, manchmal unterstützend und manchmal total unangemessen war. (Manchmal will man nicht hören, dass man etwas überleben wird. Man will sein blutendes Knie anstarren und heulen und jemanden freundlich sagen hören: »Ach, du Ärmste, was bist du für ein tapferes Kind!«)

Dad hatte sich offenbar schon am Glühwein bedient, bevor ich heute angekommen war – aber warum auch nicht? Es ist Weihnachten und sein Geburtstag und der Tag, an dem der Baum geschmückt wird. Es hatte bei uns schon immer Tradition, den Baum an Dads Geburtstag zu schmücken. Obwohl wir mittlerweile alle erwachsen sind, kommen wir doch immer wieder zurück nach Greenoaks, unser Elternhaus in Sussex, jedes Jahr.

Während Dad in der Küche verschwindet, trete ich näher an Bean heran und frage leise: »Wieso hat Mimi dieses Jahr so einen kleinen Baum besorgt?«

»Weiß nicht«, sagt Bean nach einer Pause. »Vielleicht ist der praktischer? Schließlich sind wir alle inzwischen erwachsen.«

»Vielleicht«, sage ich, ohne dass mich die Antwort zufriedenstellen würde. Unsere Stiefmutter Mimi hat eine künstlerische, kreative Ader und ist für ihre eigenwillige Art bekannt. Sie mochte immer gern den Baum schmücken, je größer, desto besser. Warum sollte sie plötzlich praktisch denken? Ich beschließe, nächstes Jahr mitzugehen, wenn sie den Baum kauft. Ich werde sie ganz subtil daran erinnern, dass wir auf Greenoaks schon immer einen eher großen Baum hatten und es keinen Grund gibt, mit dieser Tradition zu brechen, obwohl Bean immerhin dreiunddreißig ist und Gus einunddreißig. Ich selbst bin sechsundzwanzig.

»Endlich!«, höre ich Bean bei einem Blick auf ihr Telefon sagen.

»Was?«

»Gus. Er hat gerade das Video rübergeschickt. Endlich ist es fertig.«

Vor etwa einem Monat meinte Dad, er wollte in diesem Jahr keine Geschenke bekommen. Als hätte er die Wahl. Allerdings hat er zugegebenermaßen schon ziemlich viele Pullis und Manschettenknöpfe und so Sachen, also haben wir beschlossen, kreativ zu werden. Bean und Gus haben ein Video zusammengebastelt, dem Gus noch den letzten Schliff verpasst hat. Ich selbst habe auch ein Überraschungsprojekt und kann es kaum erwarten, es Dad zu zeigen.

»Ich könnte mir vorstellen, dass Gus ziemlich beschäftigt ist mit Romilly«, sage ich und zwinkere Bean zu, die mich angrinst.

Unser Bruder Gus hat sich vor kurzem diese atemberaubende Freundin namens Romilly geangelt. Was uns nicht überrascht, wirklich nicht, aber … na ja. Die Sache ist die: Er ist eben Gus. Immer mit den Gedanken woanders. Irgendwie nicht greifbar. Er sieht ganz gut aus, auf seine eigene Art, ist liebenswert und sehr gut in seinem Software-Job. Aber er ist nicht gerade das, was man als »Alphatier« bezeichnen würde. Wohingegen sie ein erstaunliches Energiebündel mit makelloser Frisur und schicken, ärmellosen Kleidern ist. (Ich habe sie gegoogelt.)

»Ich will mir das Video mal ansehen«, sagt Bean. »Komm doch kurz mit nach oben.« Während sie auf der Treppe vorausläuft, fügt sie hinzu: »Hast du dein Geschenk für Dad schon eingepackt?«

»Nein, noch nicht.«

»Denn ich hab extra noch ein bisschen Papier mitgebracht, für den Fall, dass du was brauchst. Und Geschenkband auch. Übrigens habe ich den Präsentkorb für Tante Ginny bestellt«, fügt sie noch hinzu. »Ich sag dir noch, was du mir schuldest.«

»Bean, du bist die Größte«, sage ich liebevoll. Was wirklich stimmt. Sie denkt immer voraus. Sie kriegt immer alles hin.

»Ach, und noch was.« Auf dem Treppenabsatz fängt Bean an, in ihrer Tasche zu kramen. »Es gab da ein Drei-für-zwei-Angebot.«

Sie reicht mir ein Vitamin-D-Spray, und ich beiße mir auf die Lippe, um nicht laut loszulachen. Bean wird noch zur Gesundheitsfanatikerin. Letztes Jahr hat sie mir ständig Lebertrankapseln mitgebracht, und davor Grüntee-Extrakt.

»Bean, du brauchst mir doch keine Vitamine zu kaufen! Aber … danke«, füge ich etwas verspätet hinzu.

In ihrem Zimmer blicke ich mich lächelnd um. Es sieht immer noch genauso aus wie früher, mit den handbemalten Möbeln, die sie schon seit ihrem fünften Lebensjahr hat – zwei weiße Holzbetten, eine Kommode, ein Schrank und ein Frisiertisch, allesamt mit Peter Rabbit verziert. Als Teenager wollte sie das Zimmer etwas cooler gestalten, brachte es aber nie übers Herz, sich davon zu trennen, also sind die Kindermöbel immer noch da. Ich verbinde dieses Zimmer so sehr mit ihr, dass ich unweigerlich »Bean« denke, wenn mir irgendwo Peter Rabbit über den Weg läuft.

»Hast du Dominic für heute auch eingeladen?«, fragt Bean, während sie ihr iPad aufklappt, und mir wird ganz warm ums Herz, als ich seinen Namen höre.

»Nein, es ist noch etwas zu früh, um ihn der Familie ›vorzustellen‹. Wir haben uns ja erst ein paar Mal getroffen.«

»Und war das gut?«

»Ja, das war gut.« Ich lächle glücklich.

»Ausgezeichnet. Okay, los geht’s.« Sie stellt ihr iPad auf den Frisiertisch, und gemeinsam sehen wir uns eine pompöse Titelsequenz an, die da lautet Der unvergleichliche, unverwechselbare … Tony Talbot! Als Nächstes erscheint ein Foto von Dad aus der Lokalzeitung von Layton-on-Sea, als er mit elf Jahren einen Mathe-Preis gewonnen hat. Dann kommt ein Bild vom Schulabschluss, gefolgt von einem Hochzeitsfoto mit unserer leiblichen Mutter Alison.

Ich betrachte ihr hübsches Gesicht mit den großen Augen und empfinde diese seltsame Unverbundenheit, wie immer, wenn ich sie auf Bildern sehe, wobei ich wünschte, ich könnte mich ihr verbundener fühlen. Ich war erst acht Monate alt, als sie starb, und drei Jahre, als Dad Mimi geheiratet hat. Ich erinnere mich daran, wie Mimi mir vorgesungen hat, wenn ich krank war, wie sie in der Küche Kuchen gebacken hat, wie sie immer für mich da war. Mimi ist meine Mum. Für Bean und Gus ist es was anderes – sie können sich noch an Alison erinnern. Ich dagegen sehe ihr nur ähnlich – das allerdings sehr. Wir kommen alle nach ihr, mit unseren breiten Gesichtern, den ausgeprägten Wangenknochen und weit auseinanderstehenden Augen. Ich wirke immer irgendwie erstaunt, und Beans große blaue Augen haben so einen fragenden Ausdruck. Gus dagegen wirkt normalerweise eher abwesend, als würde er nicht zuhören (was daran liegt, dass er es nie tut).

Auf dem Bildschirm flackern alte, selbstgedrehte Videos, und ich beuge mich vor. Da ist Dad mit der kleinen Bean auf dem Arm … ein Familienpicknick … Dad baut eine Sandburg für...

Erscheint lt. Verlag 18.7.2022
Übersetzer Jörn Ingwersen
Sprache deutsch
Original-Titel The Party-Crasher
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Bestseller • eBooks • Frauenromane • Liebesromane • Neuerscheinung • Romane für Frauen • Softcover • Taschenbuch
ISBN-10 3-641-28849-5 / 3641288495
ISBN-13 978-3-641-28849-5 / 9783641288495
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