Vögelwild (eBook)

Erotischer Roman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
416 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-25455-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vögelwild -  Sophie Andresky
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Nach Mareis vögelfreiem Jahr ohne Tabus und Regeln kommt nun ihre Nichte Louise zum Zug: Ein Jahr Auszeit und nichts als Sex. Ihren prüden Ex hat sie abserviert und einen Traumjob in den Südtiroler Bergen ergattert. Als Mädchen für alles soll sie einem freizügigen Galeristenpaar zur Hand gehen. Sie steht Modell, trainiert die Hausherrin und assistiert bei der einen oder anderen Orgie. Und hat nebenbei Sex en masse. Das wird der Sommer ihres Lebens, und er wird heiß und feucht.

Sophie Andresky, geboren 1973, lebt als freie Autorin in Berlin. Mit dem Bestseller Vögelfrei und den folgenden Romanen wurde sie zur erfolgreichsten Erotik-Autorin Deutschlands. Ihre Artikel erschienen in zahlreichen Magazinen, derzeit schreibt sie für den Playboy.

KAPITEL 2

Auf dem kleinen schmalen Bahnhofsplatz steht der von Nikola angekündigte weiße SUV mit getönten Scheiben. Zwei Männer erwarten mich, sie sehen sehr verschieden aus, sind aber beide auf ihre Art attraktiv. Das fängt schon mal gut an.

Der eine, mittelgroß und geschmeidig wie ein Panther, telefoniert über ein Headset in einer Sprache, die ich nicht verstehe und auch nicht einordnen kann. Er winkt mir zu und nickt kurz, dann wendet er sich ab und spricht weiter in diesen fremden, gutturalen Lauten. Ich nutze den Moment, in dem er nicht hersieht, um ihn mir genauer anzuschauen. Und das lohnt sich. Zuerst fallen mir seine ungewöhnlich hohen Wangenknochen auf und dann, als er sich umdreht und sich unsere Blicke treffen, seine grauen Augen. Kein verwaschenes Blau, sondern das tiefe, helle Grau einer dichten Schicht Eis. Sein Mund ist fast feminin geschwungen, die dunkelblonden Haare sind im Nacken ausrasiert und fallen ihm in einem dichten Pony ins Gesicht bis zur Nasenspitze. Er ist eher schmal und nicht übermäßig groß, aber er bewegt sich wie jemand, der Kampfsport oder Freeclimbing betreibt. Oder doch eher wie einer, der auf Pilates schwört und nur Avocado mit Haferflocken isst? Ich tippe darauf, dass dieser Mann mit dem schicken schwarzen Hemd und dem katzenhaften Gang Titus ist, der von Nikola erwähnte Privatsekretär. Und er hat es drauf, einen sehr wichtigen Eindruck zu machen. Manche Männer haben ja schon diese Superhelden-Ausstrahlung, wenn sie bloß die Kaffeemaschine anschalten. Lassen Sie mich durch, ich bin Espresso-Man und werde die Menschheit vor Koffeinmangel beschützen. Ob Titus so einer ist, weiß ich noch nicht. Jedenfalls lässt er sich bei seinem Telefonat von meiner Ankunft nicht stören, und obwohl ich seine Worte nicht verstehe, klingen sie so, als würde er ununterbrochen Anweisungen geben. Er hebt nicht einmal die Stimme, er bleibt immer gleich höflich und gelassen, doch ich könnte wetten, dass man ihm besser gehorcht, und zwar zack, zack.

Ich muss unbedingt früh herauskriegen, wie das innerhalb des Chalets funktioniert, wer wem etwas zu sagen hat. Ich kenne zwar alle Staffeln von Haus am Eaton Place, und auch in Downton Abbey bin ich sehr zu Hause, aber meine Eltern hatten nicht mal eine Putzkraft, Dienstmädchen habe ich höchstens im Porno gesehen, und die verstanden unter Bohnern und Staubwedeln etwas anderes als Großputz. Ein Haushalt mit richtigem Personalstab ist mir in etwa so fremd wie ein exotischer Stamm.

Der andere Mann verkörpert, obwohl auch er ein gutes Gesicht hat, das Gegenteil vom ersten, lehnt groß und massig an dem weißen SUV und ist eher der Bärchentyp. Sein Poloshirt spannt überm Bauch. Sein Bart ist strubbelig, als hätte er sich einige Tage nicht darum gekümmert, und er wirkt irgendwie verkatert – er könnte einen Schurken in einem Italowestern spielen. Ich finde diesen moppeligen, griesgrämigen Typ Mann ja irgendwie niedlich. Es muss nicht immer alles durchtrainiert und top sein. Nicht jeder ist ein Siamkater, auch mit Grumpy Cat wollte ich immer kuscheln.

Ich und mein Koffer haben gleich den SUV erreicht. So, Louisa, wer soll nun dein Herzblatt sein?, lispelt es in meinem Kopf wie in einer dieser altmodischen Datingshows, die sich Marei so gern reinzieht, wenn sie stoned ist und halb aufgetauten Käsekuchen direkt aus der Packung löffelt.

Ich sehe von einem zum anderen, als wäre ich Produzentin für Frauenpornos. In meinem Kopf entsteht sofort eine Casting-Szene: Ich sitze auf einem plüschigen Thron, lasse mir Champagner reichen und wedele mit der Hand, damit der Kandidat die Hüllen fallen lässt.

»Du willst also mein Star werden in ›Vier Schwänze für ein Halleluja‹? Hast du denn Referenzen, Kohabitationskompetenz, ärztliche Spritzatteste, irgendwelche Special Skills?«

Ich öffne die Beine und lege sie über die Thronarmstützen, dabei gleitet mir der schwarze Kimono von den Schultern.

»Na dann, improvisier doch mal, Brummbär. Du kannst meine Muschi anspielen. Das finstere Gesicht darf bleiben, viele unserer Zuschauerinnen stehen auf Bad Boys. Mach mich feucht.«

In der Wirklichkeit räuspert sich der große Bärtige unwillig und holt mich damit unsanft aus meiner Fantasie zurück auf den Brixener Bahnhofsplatz. Er verschränkt die Arme vor der Brust und macht keine Anstalten, mir mit meinem Gepäck zu helfen. Sehr zuvorkommend. Der Koch, der sauer ist, dass er die Neue abholen muss? Bestimmt stehe ich in der Hackordnung unter dem Kulinarienkünstler, keine Frage, aber als Bedienstete, die wir doch wohl beide sind, sollte man zusammenhalten.

»Hallo«, sage ich und versuche, verbindlich zu lächeln. »Ich bin Louisa, die neue Kollegin. Kannst du mir mal mit dem Koffer helfen?« Er zieht die Augenbraue hoch, zögert und geht dann provozierend langsam ums Auto herum, ohne sich auch nur einen Deut zu beeilen.

Ich warte ab. Der fette weiße SUV weckt bei mir negative Assoziationen.

Es war im Hotpants-Sommer etwa ein Jahr vor dem Abi. Die Mädels meiner Klasse nannten ihn so, weil wir alle winzige Jeans trugen, die kaum über die Pobacken gingen. Bei vielen waren die eingenähten Taschen länger als der ausgefranste Saum. Es gab einen Wettbewerb, wer die knappsten trug, und meine Freundin Wanda und ich waren ganz vorn dabei. Wir lachten, wenn uns die alten Männer auf der Straße hinterherstarrten und nicht wussten, ob sie geifern oder schimpfen sollten.

Wanda hatte damals einen Nebenjob, sie arbeitete vor dem Freibad im Kiosk, den ein Freund ihrer Eltern betrieb, und verkaufte dort Süßigkeiten und Zigaretten. Daneben parkte der Kioskbesitzer oft seinen weißen Mercedes-Geländewagen, der fast so groß und dick war wie der, vor dem ich jetzt stehe.

Auch er gaffte uns an, wie wir nur in den superkurzen Höschen und Bikinioberteilen vor dem Laden herumtänzelten und die ganze Zeit kicherten. Wir fanden es lustig, ihn zu ärgern, und taten so, als bemerkten wir ihn nicht. Dann schmiegten wir uns aneinander und fingen an, uns zu küssen und dann zu knutschen. Wir hatten viel Spaß in diesem Hotpants-Jahr rund ums Freibad, aber dann gerieten die Dinge außer Kontrolle.

Denn gegen Ende des Sommers fand ich mich plötzlich zu Hause im Wohnzimmer wieder, vor einem Tribunal aus zwei Polizistinnen und meinen Eltern, die verstört, enttäuscht und fassungslos dem Bericht der Ordnungshüterinnen lauschten, während meine Mutter mir eine ihrer kratzigen Wolljacken umlegte.

»Brandstiftung, Diebstahl eines Fahrzeugs, Fahren ohne Führerschein, das sind alles keine Lappalien«, zählte die eine Polizistin auf, und meine Eltern wurden mit jedem Wort grauer im Gesicht, bis sie dasaßen wie Brunnenfiguren, unbeweglich und versteinert.

Nur meine Tante Marei, die an dem Abend zu Besuch war, versuchte, mich zu verteidigen oder wenigstens aus mir herauszukriegen, warum ich das getan hatte. Denn es stimmte, ich hatte hinter dem Kiosk am Freibad den Abfallkorb angezündet, und den Mercedes des Kioskbesitzers hatte ich auch geklaut und war damit losgefahren, obwohl ich noch keinen Führerschein besaß. Schuldig im Sinne der Anklage. Ich nickte zu allem, was sie mir vorwarfen, und schwieg weiter hartnäckig.

Die Polizistinnen kündigten an, dass die Sache noch ein Nachspiel haben würde, schließlich sei ich ja schon fast volljährig. Dann verließen sie endlich die Wohnung.

Sobald sie weg waren, fing meine Mutter an, hektisch aufzuräumen, und mein Vater quetschte sich in seine Laufklamotten, um sich abzureagieren. Und nachdem meine Mutter noch gemurmelt hatte, ich solle mir endlich was Vernünftiges anziehen, sprachen beide kein Wort mehr mit mir.

Marei und ich blieben allein im Wohnzimmer.

»Loulou, du machst so was doch nicht einfach aus Jux und Tollerei«, sagte sie, denn sie war eigentlich immer auf meiner Seite. Und daraufhin rückte ich endlich mit der ganzen Geschichte heraus.

Nämlich dass der Kioskbesitzer meine Freundin Wanda an dem Tag gedrängt hatte, mit ihm auf seinen angeblichen Geburtstag anzustoßen, und sie dann so abgefüllt hatte, dass sie kaum noch stehen konnte. Als ich zufälligerweise dazukam, hatte er sich bereits die Hose aufgeknöpft und sie hinter dem Verkaufstresen eingezwängt.

Ich musste diesen schweren, großen Kerl irgendwie von ihr wegbekommen, und da fiel mir nichts Besseres ein, als den Abfalleimer draußen anzuzünden und »Es brennt!« zu rufen. Was auch klappte. Er rannte aus seinem Kiosk und suchte laut fluchend nach irgendetwas, um das Feuer zu löschen, während auch schon die Kartons neben dem Abfallkorb in Flammen aufgingen. Wanda lallte nur. Ich griff reflexartig nach den Autoschlüsseln, die offen herumlagen. Dann schleppte ich meine Freundin, so schnell es ging und solange der Ladenbesitzer noch mit Fluchen und Löschen beschäftigt war, zu seinem großen Mercedes-Geländewagen. Ich bereitete mich zwar erst auf die Führerscheinprüfung vor, aber wir mussten da weg, also setzte ich mich hinters Steuer und fuhr los. Dummerweise wurde während der Fahrt eine Polizeistreife auf uns aufmerksam, und dann ging alles sehr schnell. Noch während wir kontrolliert wurden, hatte der Ladenbesitzer bereits Anzeige erstattet. Wanda flehte mich in einem ihrer kurzen wacheren Momente an, bloß nichts zu sagen, weil ihr das alles unheimlich peinlich war und sie sich fragte, ob sie nicht doch mit ihm geflirtet oder sich zu knapp angezogen hatte.

»Und das war dein einziger Fehler heute.« Marei unterbrach mich und drehte mein Gesicht zu ihr.

»Dass du auch nur erwogen hast, sie könnte recht haben mit diesem...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • eBooks • Erotik • Freizügig • Geschlechtsverkehr • Körper • Leidenschaft • Liebesromane • Lust • Neuerscheinung • Orgien • Porno für Frauen • Sex • sexuelles abenteuer • Stellungen • Tabus
ISBN-10 3-641-25455-8 / 3641254558
ISBN-13 978-3-641-25455-1 / 9783641254551
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