Chiemseesommer (eBook)

Roman. Ein Buch wie ein wunderschöner Sommertag

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
384 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-27487-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Chiemseesommer - Franziska Blum
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Willkommen in der Lakritzmanufaktur »Süße Liebe« am Chiemsee!
Mit klopfendem Herzen fährt die Berlinerin Nelly an den Chiemsee, um ihrer verstorbenen Mutter einen letzten Wunsch zu erfüllen: Nelly soll endlich ihren Vater kennenlernen. Als sie zum ersten Mal dessen kleine Lakritz-Manufaktur betritt, ist sie ganz verzaubert von den Aromen der schwarzen Leckerei - Jasmin-Lakritz, Brause-Lakritz-Bonbons, Lakritz-Toffees - und prompt wird sie für die neue Aushilfe gehalten. Überrumpelt fügt sich Nelly in ihre Rolle. Doch als sie den attraktiven Segellehrer Quirin kennenlernt, bei dem ihr Herz wie wild zu flattern beginnt, fällt es ihr immer schwerer, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten ...

Eine romantische Liebesgeschichte vor traumhafter Urlaubskulisse - ein Buch wie ein wunderschöner Sommertag.

Noch mehr Sommer- und Inselfeeling erleben Sie in Franziska Blums Roman »Chiemseeträume«.

Franziska Blum, geboren 1978, lebt am schönen Chiemsee im Süden Bayerns. Dort betreut sie zwei Kinder, zwei Katzen und ein gering motorisiertes Auto namens Wanderdüne, das zwar alt ist, aber dafür eine Sonne auf der Motorhaube trägt. Nach einigen sehr erfolgreichen Küstenromanen, die sie unter dem Pseudonym Lotte Römer veröffentlichte, wollte sie sich als Autorin nun endlich einmal ihrer Heimatregion zuwenden - denn ihre Liebe gilt seit langem schon der herrlichen Landschaft rund um den Chiemsee, in dem sich die Berge spiegeln.

1. Kapitel


Das Wasser glitzerte wie tausend Diamanten. Nelly saß am See und schaute hinüber in Richtung Herreninsel, hin zu dem imposanten Königsschloss. Das Ufer des Chiemsees bildete hier eine kleine Landzunge mit Bänken, einem Spielplatz und ganz vorne an der Spitze einem Pavillon. Nelly hatte es sich auf dem feinen Kies vorn beim Wasser gemütlich gemacht, während der Himmel sich langsam orange färbte. Es war wunderschön hier.

»Luftkurort« hatte es in einer der Infobroschüren in ihrem kleinen Pensionszimmer geheißen. Nelly nahm einen tiefen Atemzug und versuchte herauszufinden, ob es sich irgendwie anders atmete als in der Hauptstadt. Zu Hause in Berlin war die Luft voller Gerüche: die Currywurstbude gegenüber mit Bratfett und Knoblauch, Mareikes Roller mit seiner schwarzen Abgaswolke und, wenn Herr Hilger von gegenüber mal wieder auf dem Balkon sein Pfeifchen rauchte, der Tabakgeruch, der so intensiv war, dass er bis zu ihr herüberdrang und sich durch das gekippte Fenster hereinschlich. Das schwere Parfüm der Nachbarin von nebenan, das Nelly die Nase rümpfen ließ, weil es so gar nicht ihren Geschmack traf. Und im Winter Rauch, wie er beim Verheizen von Briketts entsteht. Sie hätte ewig weiter aufzählen können.

Hier am Chiemsee fühlte sich die Luft klar an, irgendwie rein. Nelly versuchte, den See zu riechen, ihre Nase erschnupperte den Duft von frischem Gras, feuchten Kieselsteinen, den frischen Geruch nach Algen und Feuchtigkeit. Sie schaute auf. Ein markanter Gebirgszug säumte das südliche Seeufer. Das Kreuz auf dem höchsten Gipfel wirkte selbst von hier aus imposant. Nelly fragte sich, wie der Berg wohl hieß. Nicht dass sie hinaufwollte, nein, das auf keinen Fall. Allein der Gedanke! Wenn sie eins nicht war, dann eine Sportskanone. Außer man zählte tanzen und feiern gehen zu den sportlichen Aktivitäten.

Der schroffe Gipfel sah nur eben besonders aus, so als sollte man seinen Namen kennen.

Nelly wusste kaum etwas über die Gegend. Sie war einfach losgefahren, mit ein paar Klamotten im Rucksack und einer Visitenkarte in der Hosentasche.

Sie dachte an die goldenen Buchstaben, die geschwungene Schrift, die goldenen Ranken, die wie ein Rahmen um den Namen des Geschäfts angeordnet waren. Sie tastete nach ihrer Hosentasche. Es war wie ein Zwang, dass sie sich immer wieder vergewissern musste, dass die Karte noch an Ort und Stelle war.

Ob das Wasser wohl warm genug war, um mit den Füßen darin zu baden? Sie zog ihre Socken und die Glitzerballerinas aus. Mit einer vorsichtigen Bewegung berührte sie mit ihrem großen Zeh die Wasseroberfläche. Eine kleine Welle schwappte über Nellys Fußrücken, und sie hielt eine Sekunde den Atem an, spürte in ihren Fuß. Nein, es war nicht wirklich kalt, fand sie und steckte auch den zweiten Fuß in das Wasser. Die Erfrischung tat ihr gut nach der stundenlangen Zugfahrt.

Sie fragte sich noch immer, ob sie überhaupt zu dem Laden gehen sollte oder ob sie besser einen Rückzieher machte und einfach zwei, drei schöne Tage hier verlebte. Denn egal, wie es weiterging, immerhin war sie der Stadt entkommen, in der alles sie schmerzlich an die Mutter erinnerte.

Ein Hund stand plötzlich neben ihr, ein zotteliger, brauner Wildfang. Sie wandte sich um und sah am anderen Ende der Leine einen Mann. Er nahm dem Tier die Leine ab, und der Vierbeiner wedelte wie verrückt mit dem Schwanz. Nelly beobachtete, wie der Mann einen Stein aufhob und in hohem Bogen ins Wasser warf. Der Hund sprang ohne Rücksicht auf Verluste in die Fluten, bis zu der Stelle, wo der Stein auf die Wasseroberfläche getroffen war. Immer wieder wiederholte sich das Schauspiel. Der Hund schwamm zurück, der Mann warf einen Stein, der Hund stürzte sich hinterher.

Als die beiden weiterspazierten, wandte Nelly ihre Aufmerksamkeit wieder dem See zu, wo sich gerade ein großer, altmodisch anmutender Schaufelraddampfer näherte. Ludwig Fessler stand an der Seite über dem Rad. Das Platschen der Schaufelräder übertönte das leise Geplätscher des Wassers. Die Menschen an Deck genossen sichtlich die Abendstimmung. Der Dampfer war jetzt so nah am Ufer, dass Nelly sich überrascht umsah. Erst jetzt wurde sie sich gewahr, dass sich der Anlegeplatz des Schiffes gleich hinter der Landzunge befand. Gespannt schaute sie zu, wie der Dampfer seine Fahrt schließlich verlangsamte und dann routiniert einparkte. Sagte man einparken? Bestimmt nicht, aber woher sollte Nelly als Großstadtpflanze wissen, wie es richtig hieß?

Sie holte erneut tief Luft und dachte an zu Hause. Vielleicht war es nichts als ein gigantischer Fehler gewesen hierherzukommen. Auf der anderen Seite: Was hatte sie denn noch zu verlieren?

Möglicherweise hatte Ingrid schon recht gehabt, sie sozusagen in die Welt hinauszuschubsen, ins große Unbekannte.

»Fahr deinen Vater kennenlernen, vielleicht bekommst du ein paar Antworten, hm? Sperr die Wohnungstür zu, und wenn du wiederkommst, kümmerst du dich um alles. Ich nehme Alfred mit zu mir und erzähl ihm, was passiert ist.«

Alfred war der Kaktus von Nellys Mutter und hatte einen Namen, weil Topfpflanzen angeblich besser wuchsen, wenn man sie regelmäßig ansprach. Zu finden, dass ein Kaktus aussähe wie ein typischer Alfred, war typisch für ihre Mutter Ruth gewesen. Ihre Fantasie hatte keine Grenzen gekannt. Sie war ein eigensinniger Mensch gewesen. Und dennoch hatte Nelly in ihr die stärkste Verbündete gehabt, egal, wie Nelly ihr Leben lebte: Ruth war stolz auf sie.

Nelly dachte an ihren Job in der Cocktailbar, an ihre seltsame Beziehung mit Marlon, die vielleicht gar keine war, ans Feierngehen, ihren lockeren Lebensstil. Viel zum Stolzsein hatte es da nicht gegeben. Aber dennoch brannte Ruth für ihr Kind, kam in die Cocktailbar und erzählte dem Kerl auf dem Hocker neben sich, dass ihre Tochter den weltbesten Sex on the Beach mixte. Oder sie kam sogar mit in den Club, um einen Abend lang mit Nelly zu tanzen, einfach um den Reiz, den das Nachtleben auf ihre Tochter ausübte, zu verstehen. So war es immer gewesen: Nelly entschied sich gegen ein Studium und brach ihre Ausbildung ab, Ruth schenke ihr ein Fahrrad und ein Buch über Weltreisen. Ruth sorgte dafür, dass Nelly immer das Gefühl hatte, Teil eines Zweierteams zu sein. Ruth und Nelly gegen den Rest der Welt. Gerade weil es nur sie beide gab in ihrer Familie, waren sie so sehr miteinander verwachsen.

Gewesen, fügte Nelly in Gedanken noch hinzu. Da war er sofort wieder, der raue Schmerz, wie ein Stein in ihrem Magen. Tiefe Einsamkeit und dann die Angst, die von dieser Einsamkeit heraufbeschworen wurde. Angst wovor eigentlich?

Nelly zog ihre kalt gewordenen Füße aus dem Wasser und umschlang ihre Beine mit den Armen. Das Licht wurde blasser und würde bald fahlem Abendlicht weichen. Sie legte ihren Kopf auf die Knie. Der See wurde immer ruhiger, man konnte schon erahnen, dass das Wasser bald wie ein Spiegel daliegen würde. Kein Wunder, dass hier so viele Erholungssuchende Urlaub machten. Die Stimmung, die der See vermittelte, war friedlich.

Heute war Freitag. Der Tag, an dem sie normalerweise tanzen ging. Aber Mareike war zu Giuseppe nach Italien gezogen, weil der in Bibione die Pizzeria seiner Eltern übernommen hatte, und Marlon war eben Marlon. Keine Ahnung, ob er da wäre, um mit ihr auszugehen. Trinken, feiern, ekstatisch tanzen. Es kam ihr gerade abwegig vor, zu lauter Musik herumzuhüpfen und Tequilashots zu trinken. Schon gar nicht nach ihrer letzten Nacht im Club, als Kevin, der Türsteher, sie von der Tanzfläche geholt hatte, um ihr zu sagen, dass sie zurück ins Krankenhaus musste, weil es ihrer Mutter schlechter ging.

Mitten in der Nacht war sie zurück ins Krankenhaus gefahren, und das nur, damit die Mutter sie gleich noch mal losschickte, um einen Steuerordner zu holen. Nelly löste die Arme von den Knien, reckte sich und holte die Visitenkarte aus der Gesäßtasche ihrer Jeans. Die Erinnerung daran, wie sie dazu gekommen war, war fast schon zu klar. Sie konnte bis heute nicht fassen, dass sie wegen dieses winzigen Stücks Karton den Tod ihrer Mutter verpasst hatte. Warum hatte Ruth nicht stattdessen mit ihr gesprochen? Sie hätte ihr ja einfach sagen können, dass sich in ihrer Wohnung, im Steuerordner, diese Karte befand. Aber nein! Weggeschickt hatte sie ihre Tochter, um »die Unterlagen zu holen«. Sie hätte etwas mit ihr zu besprechen, hatte sie gesagt. Und Nelly war gegangen, nicht wissend, dass das die letzten Worte waren, die sie mit ihrer Mutter wechselte. Unwirsch wischte Nelly sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Dennoch verschwammen die Buchstaben auf der Karte zu einem unleserlichen Durcheinander, als sie sich an den Tag erinnerte, an dem ihre Mutter gestorben war.

Sie hatte sich so beeilt, um schnell zurück ins Krankenhaus zu kommen. Ein Taxi zur Wohnung der Mutter, die ihren Bürokram zum Glück gut geordnet in einem Schrank aufbewahrte, der Griff nach dem Steuerordner, der überraschend schwer war, und schon war Nelly wieder auf dem Rückweg zu Ruth gewesen. Ohnehin hielt sie sich ungern in der Wohnung auf, die wieder ihre gemeinsame geworden war, seit die Mutter so krank war.

Nelly, längst ausgezogen, war zurückgekommen, als die Mutter an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte. Keine Heilung möglich. Die Erkrankung war ein Todesurteil. Nelly hatte ihr gemeinsames Zuhause immer geliebt. Die Räume waren randvoll bepackt gewesen mit Erinnerungen an glückliche Tage. Vielleicht war es deshalb so schlimm, dass die Mutter an diesem Ort so schwer krank gewesen war. Die Krankheit schien all das Lichte, Helle, das Nelly mit diesem Ort verband, zu verdunkeln.

Dann, im Krankenhaus, war Nelly routiniert...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2022
Reihe/Serie Die Chiemsee-Reihe
Die Chiemsee-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Alpenvorland • Bayern • Bergsteigen • eBooks • Frauenromane • Jenny Colgan • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Liebe • Liebesromane • Manuela Inusa • Meer • Neuerscheinung • Romane für Frauen • Romane Neuerscheinungen 2022 • Segeln • Sonne • Sport • Urlaub in Deutschland • Urlaubslektüre • Urlaubsromane für Frauen • Wandern
ISBN-10 3-641-27487-7 / 3641274877
ISBN-13 978-3-641-27487-0 / 9783641274870
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