Das Grand Hotel - Die der Brandung trotzen (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
416 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-27654-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Grand Hotel - Die der Brandung trotzen - Caren Benedikt
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Ein elegantes Hotel an der Ostsee, ein verruchtes Varieté in Berlin und eine Familie, deren Geschichten von der ersten bis zur letzten Seite fesseln - das Finale!
Bernadette von Plesow, Inhaberin des feudalen Grand Hotels in Binz auf Rügen, hatte einen Traum: Sie sah ihren Sohn Constantin vor sich, der vor ihren Augen stirbt. Sie weiß, es war nur ein Traum, aber sie macht sich große Sorgen. Constantin hat sich mit der Unterwelt angelegt und befindet sich zur Zeit im Gefängnis, wo er auf seinen Prozess wartet. Sogar die Todesstrafe könnte ihn erwarten. Natürlich muss Bernadette etwas tun, sonst wäre sie nicht die Frau, die sie ist. Während ihre Tochter Josephine das Grand führt, versucht Bernadette alles, um ihrem Sohn einen Freispruch zu garantieren. Dabei kommt sie der Unterwelt gefährlich nah und verärgert einen äußerst gefährlichen Mann ...

Die Grand-Hotel-Trilogie:

Das Grand Hotel. Die nach den Sternen greifen.

Das Grand Hotel. Die mit dem Feuer spielen.

Das Grand Hotel. Die der Brandung trotzen.

Caren Benedikt ist das Pseudonym der SPIEGEL-Bestsellerautorin Petra Mattfeldt. Sie liebt den Norden, eine steife Brise und das Reisen an die Orte, über die sie schreibt. Nach einer Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten arbeitete sie als freie Journalistin. Inzwischen ist die Schriftstellerei ihr Hauptberuf. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in der Nähe von Bremen.

1. Kapitel


Binz, Montag, 24. August 1925


Für den Erfolg braucht es keine Rechtfertigung, für das Versagen gibt es keine.

BERNADETTE VON PLESOW

Gleich am Morgen hatte Bernadette in Berlin angerufen, um mit ihrem Sohn Constantin zu sprechen. Zwar erzählte sie ihm nichts von dem eigenartigen Traum, doch konnte sie auch nicht gänzlich die Sorge um ihn aus ihrer Stimme vertreiben. In drei Tagen, am Donnerstag, dem 27. August 1925, stand der erste Prozesstag an, und Bernadette ging davon aus, dass es längst nicht so einfach werden würde, die gegen ihn vorliegende Anklage aus der Welt zu schaffen, wie Constantin sie glauben machen wollte. Sie hatte des Öfteren mit Dr. Wilhelm Rebenschlag, Constantins Rechtsanwalt, telefoniert, und dieser sah die Sache ebenso kritisch wie Bernadette. Womöglich wollte er auch nur die Erwartungen an ihn dämpfen, doch Bernadette hielt den Juristen für einen klugen und vor allem realistischen Menschen, dessen Einschätzung sie weit mehr traute als der übermäßig optimistischen, ja sogar fast schon überheblichen Siegesgewissheit ihres Sohnes.

Doch das war eben Constantins Art. Wahrscheinlich hatte er nie genug kämpfen müssen für das, was er heute besaß. Das lag zum einen daran, dass Bernadette ihm – wie auch ihren anderen Kindern – nur allzu gern geholfen hatte und ihm, ohne zu zögern, unter die Arme gegriffen hatte, als er mit dem Vorschlag gekommen war, in Berlin ein Hotel mit angeschlossenem Varieté zu eröffnen. Zum anderen jedoch hatte Constantin sehr rasch begriffen, was notwendig war, um in Berlin bestehen zu können, und sich bereitwillig in die Rolle des skrupellosen Machers begeben, der über Leichen ging. Ja, sie hatte früher nicht wahrhaben wollen, wozu Constantin bereit war, wenn es darum ging, seine Macht zu sichern oder weiter auszubauen. Doch inzwischen hegte sie nicht mehr den geringsten Zweifel daran, wer und vor allem was Constantin war. Ihr Sohn war ein skrupelloser Gangster geworden, dem jedes Mittel recht war, um seine Ziele zu erreichen. Prostitution, Drogenhandel, Glücksspiel und Bestechung waren sein tägliches Geschäft, und wenn es nötig war, schreckte er selbst vor Mord nicht zurück. Doch diesen Mord, der ihm nun vorgeworfen wurde und für den er sogar eine kurze Zeit im Gefängnis gewesen war, hatte er nicht begangen. Zum Glück hatte Dr. Rebenschlag dafür gesorgt, dass er gegen Zahlung einer Kaution und mit der Auflage, die Stadt nicht zu verlassen, bis zum Prozess auf freien Fuß gesetzt wurde. Und aus diesem Grund und einfach weil er ihr Sohn war, würde Bernadette alles tun, um für Constantin zu kämpfen. Vor allem aber ging ihr der nächtliche Traum einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er war für sie wie eine Warnung gewesen, dass Constantin schon bald auf der anderen Seite landen könnte, dort, wo die Toten waren. Und das durfte sie nicht zulassen, auf gar keinen Fall. Bernadette wusste, dass sie es nicht verkraften würde, noch eines ihrer Kinder zu Grabe zu tragen. Maximilian war im Krieg gefallen. Ungeachtet der offiziellen Todesnachricht, hatte sie noch lange nach Kriegsende die Hoffnung auf seine Rückkehr nicht aufgeben wollen und weiter auf ihn gewartet. Sie hatte seinen Tod einfach nicht akzeptieren können, zumal sie niemals seinen toten Körper gesehen hatte. Genau das machte es ihr so schwer, das Endgültige zu akzeptieren.

Bei Alexander war es anders gewesen. Ein Unfall, ein vollkommen sinnloser Tod. Doch ihn hatte sie aufgebahrt gesehen, mit geschlossenen Augen und einer Miene, die verriet, dass er nicht mehr bei ihr war. Das hatte ihr das Abschiednehmen erleichtert. Einen weiteren Tod würde sie allerdings nicht verkraften. Niemand sollte eines seiner Kinder überleben. Bei ihr waren es nun schon zwei, die sie hatte gehen lassen müssen.

Sie trat ans Fenster ihres Arbeitszimmers im Grand und ließ den Blick über die See schweifen. Soeben hatte Hauptmann Winkler, der Akkordeonspieler, seinen Platz an der Promenade eingenommen und begonnen, seinem Instrument die ersten Töne zu entlocken. Bernadette lächelte. Nur sie wusste, dass dort ein überaus vermögender Mann saß, der trotz seines Reichtums offenbar seine Lebensaufgabe darin sah, an der Promenade zu sitzen und für die Gäste zu spielen. Was Bernadette früher vollkommen unverständlich gewesen war, konnte sie heute verstehen. Seit Johannes Blumberg, der Halbbruder ihres verstorbenen Mannes, in ihr Leben getreten und ebenso rasch wieder daraus verschwunden war, hatte bei Bernadette ein Umdenken stattgefunden. Sie war nicht mehr die gleiche Frau wie noch im letzten Jahr oder gar vor fünf Jahren oder mehr. Damals hatte sie alles darangesetzt, das Grand immer weiter voranzubringen und so aufzustellen, dass sie keine Sorgen mehr zu haben brauchte. So viele Jahre hatte sie nichts anderes gesehen als den Erfolg und den Status, der damit verbunden war. Sie hatte bis zur vollkommenen Erschöpfung gearbeitet und war sich für nichts zu schade gewesen. Doch nach Alexanders Tod und dem damit einhergehenden Verlust eines Nachfolgers hatte vieles für sie an Bedeutung verloren. Erst durch Josie und deren Pläne, das Palais zu neuem Leben zu erwecken – ein ehedem wunderschönes Hotel an der Promenade von Binz und der größte Konkurrent des Grand –, hatte Bernadette neuen Mut fassen können und freute sich nun sogar darauf, dieses Projekt gemeinsam mit ihrer Tochter anzugehen. Doch erst einmal musste die Sache mit Constantin bereinigt werden. Es war wichtig, dass es ihr endlich gelang, Margrit, ihre Schwiegertochter, ausfindig zu machen, die einfach ihre knapp vierjährigen Zwillinge zurückgelassen hatte und deren Spur sich am Bahnhof in Berlin verlor. Josie kümmerte sich wirklich rührend um ihre Neffen, doch so konnte es nicht weitergehen. Die Jungen waren zwar noch klein, aber beiden war anzumerken, dass sie ihr nicht länger glaubten, wenn sie wieder einmal die dringende Angelegenheit vorschob, derentwegen Margrit so überstürzt hatte abreisen müssen. Erich und Paul würden bald eine bessere Erklärung verlangen, denn auch wenn sie momentan noch keine Zusammenhänge herstellen konnten, spürten sie doch, dass etwas an dem Verhalten der Mutter nicht stimmte. Und auf die Fragen, die hieraus erwuchsen, wusste Bernadette zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Antwort zu geben. Wie auch? Sie hatte nicht das geringste Verständnis für eine Mutter, die ihre Kinder zurückließ. Und zwar nicht aus Verzweiflung, Angst um Leib und Leben oder weil sie versuchen wollte, für sich und die Zwillinge etwas Neues, Besseres aufzubauen – nein, Margrit war gegangen, weil sie ein verantwortungsloses, egoistisches Miststück war, das sich nicht im Geringsten um die Zwillinge oder sonst jemanden scherte. Für sie ging es immer nur um sie selbst. Das war die einfache, hässliche Wahrheit.

Bernadette lauschte einige Momente den Klängen des Akkordeons, dann wandte sie sich vom Fenster ab und schloss es wieder. Anschließend ging sie zu ihrem Schreibtisch und hatte sich gerade auf ihren Stuhl gesetzt, als es an der Tür klopfte.

»Herein!«

»Guten Morgen, maman«, flötete Josephine, als sie das Büro ihrer Mutter betrat.

»Guten Morgen, Josie.« Bernadette betrachtete ihre Tochter, ein liebes, wenngleich ein wenig ungestümes, mitunter naives Mädchen, das mit seiner ansprechenden äußeren Erscheinung so manchem männlichen Gast den Kopf verdrehte. Nach einem kurzen Moment wandte sie den Blick ab und hielt Josie die Wange hin, die einen Kuss darauf hauchte. »Wie ich sehe, bist du bester Laune.«

Josephine setzte sich auf den Besucherstuhl vor Bernadettes Schreibtisch und lächelte zufrieden. »O ja. Und willst du auch wissen, warum?«

»Bitte.«

»Ich weiß jetzt, was ich will.«

»Wunderbar! Das freut mich für dich.«

Josephine zog die Stirn in Falten und strich sich über die inzwischen wieder langen, dunklen Haare, die denen ihrer Mutter so ähnlich waren. »Ach, maman, du musst jetzt fragen, was es ist. Oder interessiert es dich gar nicht?«

»Natürlich interessiert es mich. Doch du wirst es mir sicherlich gleich erzählen.«

»Liebe Mutter, mitunter bist du wie eine sich absenkende Bahnschranke, die ein Weitergehen unmöglich macht«, schmollte Josie.

Bernadette schmunzelte. »Soll das etwa eine Beleidigung sein?«

»Es ist natürlich keine Beleidigung, aber doch eine kritische Feststellung«, bemerkte Josephine.

»Nun gut«, befand Bernadette, dann fragte sie mit gespielt förmlicher Stimme: »Möchtest du mir mitteilen, welche Erkenntnis dir im Hinblick auf das, was du willst, gekommen ist, mein Kind?«

»Von Herzen gern, maman.« Josephine deutete eine Verbeugung an und musste lachen. Sie liebte es, die Mutter zu necken. Vor allem aber genoss sie die Nähe zwischen ihnen, die früher so nicht bestanden hatte.

»Also, raus mit der Sprache«, forderte Bernadette ihre Tochter auf. »Was sind deine Pläne?«

»Es geht ums Palais«, begann Josephine, was Bernadette nicht überraschte. Nachdem sie das Hotel von Johannes mehr oder weniger geschenkt bekommen hatte, war ihr immer wieder der Gedanke gekommen, Josephine als Geschäftsführerin einzusetzen – eine Überlegung, die bei ihrer Tochter großen Anklang gefunden hatte. Natürlich waren erst einmal umfangreiche Umbauten notwendig, außerdem musste das Gebäude vom Keller bis zum Dachgeschoss renoviert werden. Doch dann, in ein paar Jahren, wenn alles fertig war, konnte Bernadette sich durchaus vorstellen, dass Josephine hier ihren Platz fand.

Josie strahlte ihre Mutter an. »Ich weiß jetzt endlich, was wir daraus machen.«

»Und?«

»Ein...

Erscheint lt. Verlag 21.3.2022
Reihe/Serie Die Grand-Hotel-Saga
Die Grand-Hotel-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Babylon Berlin • Berlin • Bestseller 2022 • Binz • Buch für den Urlaub • Downton Abbey • eBooks • Familiensaga • Filmstoff • Frauenromane • Generationenroman • Geschenk für die Freundin • geschenk für die mutter • Geschenk zu Ostern • Goldene Zwanziger • Historische Romane • Historischer Roman • Liebesromane • Neuerscheinung • ostern geschenke • Ostsee • Rügen • schokoladenvilla • spiegel bestseller • Tuchvilla • Urlaubslektüre • Varieté • Zwanziger Jahre
ISBN-10 3-641-27654-3 / 3641276543
ISBN-13 978-3-641-27654-6 / 9783641276546
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