Hinter dem Lächeln (eBook)

Autobiografie

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
256 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60072-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hinter dem Lächeln -  Michaela May
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Michaela May steht für vieles: das Urmünchnerische, Bodenständigkeit, unbändige Reiselust, Wohltätigkeit und schauspielerisches Können. Doch hinter ihrem strahlenden Lächeln verbirgt sich viel Ungesagtes. In ihrer Autobiografie beschreibt May ihre Familie - die lustige Oma Fanny, ihre Eltern, die ihr die Liebe zur Bühne und zur Musik in die Wiege legen, und die Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie erzählt von ihrem Weg über den Tanz zu den ersten Rollen in Film und Fernsehen, von ihrer Liebe zur Natur und dem Durst nach Freiheit. Michaela May öffnet dem Leser mit diesem Buch eine Tür, die bislang verschlossen blieb, zeigt sich nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Tochter, Schwester, Freundin und Partnerin.

Michaela May wurde am 18. März 1952 in München als Gertraud Elisabeth Berta Franziska Mittermayr geboren. Balletttanzend sammelte sie schon als Kind erste Bühnenerfahrung, ihr Leinwanddebüt hatte sie 1965 in Onkel Toms Hütte unter Géza von Radványi. Nach dem Fachabitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und besuchte nebenbei eine Schauspielschule. Auf den Rat ihrer Agentur trat sie seit dem Film Flucht ohne Ausweg (1967) unter dem Künstlernamen Michaela May auf. Es folgten einige Engagements am Theater, 1970 gab sie an der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin ihr Bühnendebüt. Mit der erfolgreichen Fernsehserie Münchner Geschichten (ab 1974) etablierte sie sich schließlich als vielbeschäftigte Schauspielern. 1980 heiratete sie den Rechtsanwalt Dr. Jack Schiffer, mit dem sie zwei Töchter hat - Alexandra (* 1982) und Lilian (* 1988). 2006 heiratete Michaela May in zweiter Ehe den Regisseur Bernd Schadewald. Sie lebt in München.

Die deutsche Schauspielerin Michaela May wurde am 18. März 1952 in München als Gertraud Elisabeth Berta Franziska Mittermayr geboren. Balletttanzend sammelte sie schon als Kind erste Bühnenerfahrung, ihr Leinwanddebüt hatte sie 1965 in Onkel Toms Hütte unter Géza von Radványi. Nach dem Fachabitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und besuchte nebenbei eine Schauspielschule. 1967 trat sie in einer Fernsehserie als Tänzerin auf. Auf den Rat ihrer Agentur trat sie seit dem Film "Flucht ohne Ausweg" (1967) unter dem Künstlernamen Michaela May auf. Dabei handelt es sich bei "Michaela" um einen von ihr frei gewählten Vornamen und bei "May" um einen Bestandteil ihres bürgerlichen Namens Mittermayr. Es folgten einige Engagements am Theater, 1970 gab sie an der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin ihr Bühnendebüt, 1972 trat sie dort in dem Stück "Eine Handvoll Brennnesseln" von Sauvajon auf. In München spielte sie unter anderem in dem Psychothriller "Gaslicht" in der Komödie im Bayerischen Hof. Mit der erfolgreichen Fernsehserie "Münchner Geschichten" (ab 1974) etablierte sie sich schließlich als vielbeschäftigte Seriendarstellerin. 1980 heiratete sie den Rechtsanwalt Jack Schiffer, mit dem sie zwei Töchter hat – Alexandra Schiffer (* 1982) und Lilian Schiffer (* 1988) sind ebenfalls Schauspielerinnen. 2006 heiratete Michaela May in zweiter Ehe den Regisseur Bernd Schadewald. Sie lebt in München.

Träumend unter einem Rosenstrauch


Meine Urmünchner Kindheit

Ich wurde am Dienstag, den 18. März 1952, im Krankenhaus in der Münchner Lindwurmstraße geboren, unweit der Straße, in der ich heute wieder lebe. Mein vollständiger Name lautete Gertraud Elisabeth Berta Franziska Mittermayr. Weil ich das erste Mädchen in der Familie war, fand die halbe Verwandtschaft in meinem Namen Niederschlag. Elisabeth hieß ich nach meiner Mutter Anna Elisabeth, von allen Anneliese genannt, Berta nach der Oma väterlicherseits und Franziska nach der Oma mütterlicherseits. Gertraud haben sich meine Eltern ausgedacht. Ich selbst fand diesen Namen altbacken und verzopft und seltsam germanisch. Vor allem als ich erfuhr, was der Name bedeutet: »Die Starke mit dem Speer.« Da mochte ich »Traudi«, wie mich bald alle riefen, schon lieber.

Ich war das dritte von vier Kindern. Mein großer Bruder Hans war 1943 mitten im Krieg geboren worden, mein jüngerer Bruder Karl, kam 1946, ein Jahr nach Kriegsende dazu. Meine Mutter hatte die Zeit des Krieges evakuiert in Truchtlaching am Chiemsee verbracht. Zwei Tanten, Verwandte ihrer Eltern, hatten sie aufgenommen und ihr ein Dach über dem Kopf gegeben. Doch das half nichts gegen die Ängste, die meine Mutter erfassten, als gegen Ende des Krieges die Alliierten ins Land kamen. Wie die meisten Frauen, deren Männer in Gefangenschaft oder im Krieg gefallen waren, fürchtete auch sie sich vor Vergewaltigungen. Kreativ wie meine Mutter war, ließ sie sich von ihrer Angst jedoch nicht lähmen, sondern heftete sich fortan ein rotes Kreuz an ihre Schürze und malte ein Schild mit der Aufschrift »Kinderklinik« an die Gartentür, um den Soldaten klarzumachen, dass bei ihr außer Masern und Diphtherie nichts zu holen war.

Mein Vater, 1916 geboren, hatte die Kriegsjahre als Gebirgsjäger an der Front verbracht – eine Zeit, die ihn bis in sein Innerstes geprägt hat. Noch Jahre später nahm er uns Kinder zur Seite, um uns Geschichten vom Krieg zu erzählen, die wir gar nicht hören wollten. Mit Inbrunst beschrieb er, wie er in Südfrankreich im Graben gelegen, wie er seine Kameraden auf eigene Faust angesichts der drohenden Einkesselung bei Stalingrad über Gebirgskämme zurück in die Heimat geführt hatte. Mein Vater war Offizier gewesen und noch immer erfüllt von der Erinnerung an den Zusammenhalt, die Kameradschaft, die damals in seinem Bataillon geherrscht hat. Und aus all seinen Erzählungen schwang immer mit: »Damals war doch nicht alles schlecht.«

Wenn ich mich heute, im Zuge meiner Arbeit mit dem Münchner Verein Retla, der sich um die Verbesserung der Lebenssituation von Senioren kümmert, mit Kriegsveteranen unterhalte, dann höre ich oft die Worte: »Ich würde so gerne einmal wieder vom Krieg erzählen, aber niemand will mir zuhören«, und sie geben mir zu denken – hat doch diese Generation einen Großteil ihres jungen Lebens auf dem Feld verbracht, was bis ins hohe Alter tiefe Spuren hinterlassen hat. Doch für mich als Kind war diese Zeit weit weg. Ich war in das erste Aufatmen nach dem Krieg, in die Zeit des Aufschwungs, des Wirtschaftswunders hineingeboren worden. Ich wollte die alten Geschichten von Heldenmut und Kameradschaft nicht mehr hören. Wir wollten die alte Zeit hinter uns lassen. Für uns sollte es immer weiter aufwärtsgehen.

Wir kauften die erste Waschmaschine, eine elektrische Nähmaschine, und endlich gab es auch warmes Wasser aus dem Boiler, und wir mussten nicht mehr alle nacheinander im selben Zuber baden – ich als lange Zeit jüngstes Kind als letzte in der schmutzigen Seifenbrühe meiner Brüder. Was nicht heißt, dass es nicht bisweilen auch ziemlich hart für uns war, aber in uns allen war da die feste, beschwingende, fröhlich machende Überzeugung: Alles wird gut. Alles wird besser.

Ich wuchs in einem Reihenhaus in der Stöberlstraße auf. Der Stadtteil Laim war damals ein eher kleinbürgerliches Viertel, in dem viele Familien mit noch mehr Kindern zusammenlebten. Der Kindergarten war gleich um die Ecke und der Agricolaplatz mit seinen Grünanlagen direkt gegenüber – ein idealer Treffpunkt für alle Kinder aus der Straße zum Klettern, Rollerfahren und Fußball spielen.

Gekauft hatten das Haus meine Eltern gemeinsam mit meinen Großeltern. Es hatte drei Stockwerke: das Erdgeschoss, in dem meine Eltern schliefen und sich unsere Wohnräume befanden, die Belle Etage, in der meine Großeltern lebten, und einen zweiten Stock, in dem sich meine Brüder Hans und Karl ein Zimmer teilten, während ich in den Genuss eines kleinen, aber eigenen Zimmers kam. Meine Schwester Gundula sollte ja erst acht Jahre nach mir zur Welt kommen.

Mein Großvater war ein sehr verschlossener, eigenbrötlerischer Mann. Vor dem Krieg war er Branddirektor der Münchner Feuerwehr gewesen. Meine Mutter war in einer Wohnung über der Feuerwehrwache in der Blumenstraße aufgewachsen, unweit des Viktualienmarkts. Jeden Feuerwehreinsatz hatte sie dort aus nächster Nähe miterlebt und war manchmal sogar mit dem Einsatzwagen zur Schule gefahren worden. Wenn ich mir meinen Großvater so ansah, dann konnte ich mir so eine gut gelaunte Aktion von ihm gar nicht mehr vorstellen.

Im Krieg war er von seinem Posten als Branddirektor abgesetzt worden – angeblich weil er sich irgendein Bild aus der Wache unter den Nagel gerissen hatte. Der wahre Grund war jedoch, dass mein Großvater sich geweigert hatte, in die NSDAP einzutreten. An der Degradierung ist er schließlich zerbrochen. Einst ein stolzer Mann in Führungsposition, nahm er dreißig Kilo ab und war für den Rest seines Lebens ein Schatten seiner selbst – zusammengeschrumpft vom stattlichen Feuerwehrhauptmann zum kleinen gedemütigten Menschen. Zwar wurde er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rehabilitiert – in der Feuerwehrwache wurde sogar eine Büste von ihm aufgestellt –, geändert hat das für ihn jedoch nichts. Als Pensionist lebte er in sich zurückgezogen, bekam zwar noch regelmäßig Besuch von ehemaligen Kollegen und besuchte auch ab und zu seinen Stammtisch im Bratwurst Glöckl, dem Wirtshaus am Frauendom, doch er war und blieb ein Eigenbrötler, saß meist stumm in seinem Sessel, löste Kreuzworträtsel und rauchte Rössli Sumatra. War die Schachtel leer, drückte er einem von uns Kindern zwei Mark in die Hand, mit denen wir schnurstracks zum nächsten Kiosk marschierten. Dort gab es fünf Stumpen in einer Schachtel für eine Mark fünfzig, für den Rest durften wir uns Süßigkeiten oder Eis kaufen. So hielt er uns Kinder ständig beschäftigt, ihn selbst brachte nur noch wenig vor die Tür.

Ganz anders dagegen seine Frau, meine Großmutter Franziska, die »Fanny von der Feuerwehr«. Oma Fanny strömte nur so über vor Lebensfreude, sie war eine wundervolle Köchin und Stammgast im Café Alte Börse am Marienplatz. Außerdem war sie bei den »Damischen Rittern«, einem Faschingsverein, dessen Mitglieder sich in der sogenannten fünften Jahreszeit als Ritter und Burgfräulein verkleideten, sich herrliche Fantasienamen wie »die Ritterin von Schneizelreut« gaben und es so richtig krachen ließen. Wenn ich meine Lust am Leben irgendwo herhabe, dann von meiner Oma Fanny, der die Lebensfreude aus allen Poren perlte.

Gefeiert wurde der Faschingsball der »Damischen Ritter« im Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz – noch heute eine Faschingshochburg –, und je größer das Gefolge desto ehrenvoller war das für den jeweiligen Ritter. Deshalb hüllte sich bei uns die ganze Familie in die wundervollsten Verkleidungen. Auf ihrer alten »Singer«-Nähmaschine nähte die Oma für uns alle die prachtvollsten Kostüme aus alten Vorhängen, Bordüren und Brokatstoffen. Glücklicherweise besaß sie noch immer die allerbesten Verbindungen, schließlich hatte sie jahrelang den Kurzwarenladen Schürzen-Ecke für »Wäsche, Trikotage und moderne Cravatten« in der Reichenbachstraße geleitet, wo ihre Verehrer sich mit schränkeweise Unterwäsche eingedeckt hatten, nur um bei der schönen Fanny einkaufen zu dürfen. Und so gereichte ich als eleganter Page mit weißen Strumpfhosen und gelb samtenem Wams meiner Oma in ihrem großen Hofstaat zur Ehre und spielte so lange mit, bis wir Kinder nach Hause mussten, während die Eltern bis zum Morgengrauen weiterfeierten. Der Opa saß derweil daheim, rauchte Rössli Sumatra und hielt die Stellung.

Ja, die Oma liebte das Leben und hatte einen unerschütterlichen Humor. Besonders im Fasching machte sie sich einen Spaß daraus, alle ein wenig an der Nase herumzuführen. Mit...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2022
Co-Autor Carina Heer
Zusatzinfo Mit farbigem Bildteil
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Autobiografie • Bayerischer Rundfunk • Bayerisches Fernsehen • Bayern • Bergdoktor • Biografie • BR • Der Bergdoktor • Dr. Stefan Frank • Familiengeschichte • Gertraud Mittermayr • Heidi • Helmut Dietl • Inga Lindström • Irgendwie und sowieso • Kir Royal • Meister Eder und sein Pumuckl • Monaco Franze • Mukoviszidose • München • Münchener Gschichten • Münchner Geschichten • Münchner Gschichten • Onkel Toms Hütte • Polizeiruf 110 • Pumuckl • Rosamunde Pilcher • Schauspielerbiografie • SOS Kinderdorf • Tatort • Zeitgeschichte
ISBN-10 3-492-60072-7 / 3492600727
ISBN-13 978-3-492-60072-9 / 9783492600729
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