Lupins letzte Liebe (eBook)
171 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77093-0 (ISBN)
Er ist wieder da: Arsène Lupin, galanter Gentleman und gerechter Dieb, der sich selbst aus den gefährlichsten Situationen mit Bravour und Leichtigkeit zu retten vermag. Er ist ein Meister der Verkleidungskunst und betört mit seinem unwiderstehlichen Charme die Damenwelt.
1921. Arsène Lupin hat sich zur Ruhe gesetzt und widmet sich wohltätigen Zwecken. Bei einem Diner lernt er Cora de Lerme kennen, eine reiche Erbin, die sich von einer Bande Diebe bedroht wird. Lupin beschließt, der reizenden jungen Frau beizustehen. Gleichzeitig verschwindet ein mysteriöses Buch, das einst im Besitz von Lupins Familie war und brisante Informationen über die französische Krone enthält ... Lupin und Cora finden sich plötzlich in Katz-und-Maus-Spiel über Ländergrenzen hinweg wieder, bei dem Lupins Kunstfertigkeiten einmal mehr gefragt sind.
Intrigen, falsche Fährten, Täuschungen und Verrat an jeder Ecke - all die Zutaten eines typischen Lupins sind in dieser Geschichte voller überraschender Wendungen vereint.
Maurice Leblanc (1864-1941) war ein französischer Schriftsteller. Er schrieb Kriminal- und Abenteuerromane sowie Kurzgeschichten. Über die Figur des Meisterdiebs Arsène Lupin schrieb er 20 Romane. Lupins letzte Liebe erschien posthum 2012.
Prolog
Ein Vorfahr von Arsène Lupin
»Hotelier, ist General Lupin da?«
»Jawohl, Herr Oberst. Er schläft, er war hundemüde, als er vorhin angekommen ist.«
Oberst Barabas steht keuchend im Flur, nachdem er die Treppen zum Gasthof in der Marne, in dem die Truppen Quartier bezogen haben, hochgestürmt ist.
»Er schläft? Weck ihn auf.«
»Unmöglich, Herr Oberst. Das wird ihm nicht recht sein.«
»Weck ihn auf, sag ich.«
»Ich traue mich nicht …«
»Es muss sein, es ist eilig.«
»Aber, Herr Oberst …«
»Kaiserliche Anordnung.«
»Anwesend!«, ruft eine entfernte Stimme.
Eine Tür wird mit Wucht geöffnet und ein hochgewachsener Mann im Nachthemd tritt auf die Schwelle. Er wiederholt: »Anwesend!«
Als er den Oberst erkennt, fügt er in einem herzlichen Ton hinzu: »Ach, du bist es, Barabas, was gibt es? Komm herein.«
Die beiden Männer betreten das Zimmer, in dem überall Militärkleidung herumliegt.
»Hast du geschlafen?«, fragt der Oberst. »Hast du gegessen?«
»Ich habe keinen Hunger.«
»Zieh dich an. Der Kaiser braucht dich.«
Bei diesen Worten fängt General Lupin sogleich an, seine Uniform anzuziehen, als würde ihm ein Ruck durch die Glieder fahren, während er den Besucher fragt: »Worum geht es?«
»Eine Mission, die nur du erfüllen kannst.«
»Sie kann bereits als erfüllt gelten.« Er öffnet die Tür und ruft: »Brichanteau!«
Die Ordonnanz tritt ein: »Herr General …?«
»Lass Kleopatra satteln. Es ist dringend! Und benachrichtige meinen Adjutanten Darnier, er soll sich fertig machen, er begleitet mich. Und er soll ein paar Männer aussuchen, die ebenfalls mitkommen. Ich bin auf dem Weg zum Kaiser, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Brichanteau läuft im Sturmschritt los.
Im Handumdrehen ist General Lupin vollständig angekleidet. Beim Hinabsteigen der Treppe bleibt er stehen und wendet sich besorgt an seinen Begleiter: »Barabas, die zuletzt gewonnene Schlacht, die ist doch nicht verloren?«
»Nein, Herr General. Ein vom Kaiser errungener Sieg verfestigt sich erst mit der Zeit.«
Vor dem Gasthaus scharren die angeschirrten Pferde mit den Hufen, die ausgewählten Offiziere treffen ein. General Lupin steigt in den Sattel und befiehlt: »Galopp!«
In einer Staubwolke galoppiert das Kommando zum Hauptquartier. Oberst Barabas führt sie in die kleine Stadt, in der der Kaiser logiert. General Lupin ist ihm zu Diensten.
Es ist Abend geworden und die beiden Männer reiten schweigend nebeneinanderher. Lupin beschäftigen noch die Gedanken von vorhin, er fragt: »Der Sieg ist also sicher?«
»Das weißt du doch! Du hast maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen! Der Kaiser hat es vorhin wiederholt: ›Ohne General Lupins Einsatz wäre Montmirail verloren gewesen … es würde jetzt nicht mehr zu Frankreich gehören.‹«
»So, so! Die Schlacht von Montmirail wurde also von einem Brigadegeneral gewonnen?«
»Nein! Du bist jetzt Generalmajor, das wirst du morgen offiziell erfahren.«
General Lupin nickt und kann eine gewisse Überraschung nicht verbergen: »Eine Wahrsagerin hat es mir kürzlich prophezeit. Sie hat auch gesagt, dass ich bald heiraten werde. Und dass einer meiner Nachkommen Arsène heißen und weltberühmt werden wird. Nun muss ich ihr wohl Glauben schenken.«
Oberst Barabas lächelt schweigend. Sie ziehen die Zügel an. Man hört nur noch das muntere, rhythmische Stampfen der Pferdehufe und einige friedliche Geräusche aus der Abendlandschaft.
Eine Dreiviertelstunde später erreicht das Kommando ein Provinzhotel, wo ein ungewöhnlich reges Treiben der Truppen herrscht. Viele Schaulustige haben sich auf dem Platz vor dem Hotel versammelt und blicken zu einem beleuchteten Fenster; dann werden lange Vorhänge zugezogen: Dort ist er, der Mann von Rang und Namen, der über das Schicksal des bedrohten Frankreichs entscheidet. Alle Hoffnungen sind auf ihn gerichtet.
Nach ein paar kurzen Unterweisungen steigt der Trupp ab. Barabas und Lupin begrüßen den Wachposten und eilen in den ersten Stock. Hier wird Lupin in ein Zimmer geführt, das zu einem Büro umfunktioniert wurde.
Der Kaiser ist allein. Er sitzt an einem Tisch im hinteren Teil des Raumes und arbeitet; vor ihm liegen ausgebreitete Karten. An diesem Abend Mitte Februar ist es noch recht kühl, im Kamin lodern Holzscheite. Auf einem Sessel liegen der legendäre Zweispitz und der berühmte graue Gehrock.
»Ah, Lupin, bist du es?«
»Zu Befehl, Sire. Bin ich zu spät?«
»Nein, nein … ich habe dich erst in einer Viertelstunde erwartet.«
Der General, der strammgestanden hatte, lockert seine Haltung. Napoleon ist aufgestanden und auf den Kamin zugegangen: Der Schein des Feuers trifft sein aufgedunsenes Gesicht. Er trägt Landbekleidung, eine grüne Jacke mit weißem Revers, weiße Reithosen; seine Stiefel klappern auf dem Boden, während er zu einer Anrichte geht.
Darauf steht eine offene Kiste mit Tassen und Tellern aus Silbergold, daneben eine Zwischenmahlzeit aus verschiedenen kalten Fleischsorten. Der Kaiser dreht sich um und fragt Lupin: »Hast du geschlafen?«
»Nein, Sire, das muss ich nicht.«
»Hast du Hunger?«
»Ich weiß nicht.«
Er deutet auf einen Stuhl und befiehlt ihm, sich an den kleinen Sockeltisch zu setzen: »Nimm Platz und iss, ich werde dir etwas auftun.«
Der General macht eine ablehnende Geste, aber der Kaiser stellt ihm bereits einen Teller hin. Er hat ihn aus seiner Feldausrüstung genommen und vier oder fünf Scheiben Fleisch darauf gehäuft.
»Iss«, wiederholt der Kaiser und reicht ihm Besteck, etwas Brot und ein Glas Rosé.
Lupin gehorcht. Um keine Zeit zu verlieren, fragt er nach seiner Mission: »Worum geht es, Sire?«
»Kennst du das Château d'Alsace, an der Grenze?«
»Führt mich meine Mission dorthin? Ja, ich kenne es und sogar den Gouverneur Lampathi.«
»Nun, in diesem Schloss wird ein Komplott geschmiedet.«
»Ich soll also die Komplottisten festnehmen?«
Napoleon gestikuliert Zustimmung und schreitet dann nervös im Zimmer auf und ab, während sein Gesprächspartner sein Essen hinunterschlingt. Als er aufgegessen hat, wischt sich Letzterer, der nachgedacht hat, mit dem Handrücken über seinen herabfallenden Schnurrbart. Dann steht er auf, stellt sich vor seinen obersten Befehlshaber und hält ihm schonungslos entgegen: »Verzeihen Sie, Sire, das wird aber nicht so eine Affäre wie beim Duc d'Enghien? Denn auf so etwas lasse ich mich nicht ein! Ich bin ein Soldat und kein Polizist. Und das Ganze würde für Sie genauso schlecht ausgehen wie für mich, das sage ich Ihnen ganz offen.«
»Keine Sorge, ich weiß, was ich tue!«, schreit Napoleon ihn an und tritt wütend gegen ein Holzscheit, aus dem ein Funkenregen fliegt.
Der Wutausbruch hält nur kurz an, denn die direkte Offenheit seines treuen Waffengefährten gefällt ihm. Er legt eine Hand auf seine Schulter und versichert ihm: »Nein, das wird nicht wie beim Duc d'Enghien, sei unbesorgt … Du wirst in dem Schloss auf die Comtesse de Montcalmet stoßen und ihr ein Buch entwenden, das sie immer bei sich trägt. Du wirst es mir bringen. Es ist die englische Ausgabe des französischen Buches, das du in deinem Besitz hattest, du weißt schon, das Buch der Vernunft der Montcalmets. Eine Art Erinnerungsbuch französischer Familien, in dem Ereignisse, Erfahrungen und intime Geheimnisse festgehalten und über Generationen weitergegeben werden. Ich brauche genau diese englische Ausgabe, weil sie Passagen enthält, die in der französischen fehlen – und zwar die Berichte der Jeanne d'Arc. Sie enthüllen die hohen Direktiven der englischen Politik, die Jeanne hier und da aufgeschnappt hat, während sie innerhalb der Truppen die Stellung gewechselt hat. Darin stehen Informationen wie etwa diese:
Wer die ganze Erde hat, hat alles Gold.
Wer das ganze Gold hat, hat die ganze Erde.
Wir müssen England zum Kap führen.
Das ganze südliche Afrika, wir müssen es haben.«
Erscheint lt. Verlag | 10.10.2021 |
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Reihe/Serie | Arsène Lupin | Arsène Lupin |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Angabe fehlt |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Historische Kriminalromane | |
Schlagworte | Charmeur • Diamant • Diamantendieb • Diamantenschmuggel • England • Frankreich • Île-de-France • insel taschenbuch 4898 • IT 4898 • IT4898 • Le dernièr amour d'Arsène Lupin deutsch • Lupin • Meisterdieb • Netflix • Omar Sy • Paris (Region) • Raub • reiche Erbin • Vereinigtes Königreich Großbritannien • Verführer • Verwandlungskünstler • Westeuropa |
ISBN-10 | 3-458-77093-3 / 3458770933 |
ISBN-13 | 978-3-458-77093-0 / 9783458770930 |
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