Der Retter von Roth (eBook)

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2021 | 2. Auflage
437 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-152-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Retter von Roth -  Amalie Howard
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Der Marquis von Roth besitzt einen berüchtigten Club in London - das Bild eines treusorgenden Ehemannes würde dazu nicht passen. Deshalb bemüht er sich das Bild des Schürzenjägers um jeden Preis aufrechtzuerhalten, was dazu führt, dass er seine Ehefrau weit entfernt auf seinem Landsitz zurücklässt. Es war eh keine Heirat aus Liebe, sondern der Schlüssel zu seinem Erbe. Und er hat keinerlei Interesse an dieser Frau.

Lady Isobel Vance ist es leid auf ihren Ehemann zu warten. Seit Jahren sitzt sie nun auf ihrem Landsitz fest. Aus der einstmals schüchternen Braut ist eine selbstbewusste Frau geworden, die eine anonyme Kolumne in einer der bekanntesten Zeitungen des Landes schreibt. Dann beschließt Isobel, zu ihrem Mann nach London zu reisen, um ihn mit all ihren Verführungskünsten endlich für sich zu gewinnen  ...

Für alles Fans von 'Bridgerton'!



Amalie Howard ist USA Today- und Publishers Weekly Bestsellerautorin. Ihre Wurzeln liegen in Westindien und ihre Artikel über multikulturelle Belletristik sind in The Portland Book Review und auf Diversity in YA erschienen. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Colorado.

Kapitel Eins


England, 1819

War es nicht eigenartig, dass sie gar nicht das Gefühl hatte, verheiratet zu sein?

Ein Glas mit warmem Champagner in der Hand, den sie ganz vergessen hatte, blickte Lady Isobel Vance, die neue Marquise von Roth, zu dem hochgewachsenen wortkargen Adligen auf, der neben ihr auf der Terrasse stand. Der Marquis von Roth hätte ebenso gut eine Marmorstatue sein können wie ein Mann aus Fleisch und Blut. Bildschön. Unzugänglich. Undurchschaubar.

Ihr Ehemann.

Seine herabgezogenen Mundwinkel verliehen seinem nachdenklichen Gesicht mit den vollen Lippen einen finsteren Eindruck, und seine grauen Augen strahlten weniger Wärme aus als Steinsplitter. Er war alles andere als ein vernarrter Bräutigam. Bis auf das Ehegelübde hatte er nicht mehr als zwei Worte mit ihr gewechselt, seit sie aus der Kapelle getreten waren. Isobel kämpfte gegen ihr wachsendes Unbehagen und den Kloß im Hals an.

Sollte eine Braut an ihrem Hochzeitstag nicht zumindest ein Fünkchen Glück verspüren?

Andererseits war ihre Eheschließung mit Lord Roth recht plötzlich erfolgt. Während der vergangenen Monate, die sie mit ihrer Tante und ihrem Onkel in London verbracht hatte, war der Marquis ihr gegenüber charmant, höflich und zuvorkommend gewesen. Dass er sie nicht ganz unansehnlich fand, wusste sie. So wie sie den meisten Männern gefiel. Ihre Schwester Astrid hatte ihre Schönheit stets als Fluch beklagt, doch Isobel wusste sehr gut, dass Männer sich nach schönen Dingen sehnten. In ihrer Welt war Schönheit begehrt, ähnlich wie adelige Herkunft.

Und der Marquis von Roth war von außergewöhnlicher Herkunft.

Er war nicht nur betucht, gut aussehend und jung, sondern auch der Erbe des Herzogs von Kendrick. In jeder Hinsicht ein guter Fang. Und er war nicht der lüsterne Edmund Cain, Graf von Beaumont, der doppelt so alt war wie sie und schon versucht hatte, ihr den Rock zu lüften, seit sie im heiratsfähigen Alter war, vornehmlich nachdem er ihre eigene Schwester kompromittiert hatte. Die arme Astrid hatte damals London verlassen, bloß um sich seiner Rückkehr als Graf neun Jahre später – und seiner widerwärtigen Jagd auf Isobel – erwehren zu müssen, indem sie sich mit dem gefürchteten Herzog von Beswick vermählte.

Isobel hatte versucht, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und sich einen Ehemann zu beschaffen, der nicht der Graf war. Doch der Falle des Grafen vollends zu entgehen, war ihr lediglich mit Beswicks Hilfe gelungen. Astrids vernarbter Herzog hatte nicht nur den Prinzregenten überredet, Roths Werbung um sie zu befürworten, sondern ihnen auch eine besondere Heiratserlaubnis beschafft.

Das Wort Dankbarkeit wurde ihren Gefühlen ihm gegenüber nicht einmal annähernd gerecht.

Sie war Beaumonts Klauen entkommen und hatte sich mit dem Marquis eine beneidenswerte Partie gesichert. Mit einem Mann, der schön und heldenhaft war. Adlig und ehrbar. Der perfekte Gentleman. Auf bestem Wege, sich in ihn zu verlieben, hatte sie mädchenhaft-unschuldig von einer glückseligen Zukunft mit ihm geträumt, voller Lachen und Freude, von einer Familie mit Kindern. Dass sie überglücklich würden.

Trotz der vagen Gerüchte über seine Abneigung gegen die Ehe war ihre Vermählung für sie ein Segen gewesen, und was ihn zu seinem Antrag veranlasst hatte, war für sie nicht von Belang, sondern lediglich, dass er erfolgt war.

Jetzt jedoch runzelte Isobel die Stirn.

Warum hatte er auf einmal beschlossen, sesshaft zu werden?

Auf ihre Mitgift war Roth nicht angewiesen. Soweit sie wusste, würde er ein sehr solventes Herzogtum erben. Sie hatte den Klatsch und Tratsch gehört, dass der Marquis den Ruf eines notorischen Lebemanns hatte, aber welcher junge Adelige war kein Schwerenöter? Ihre Tante hatte stets betont, dass geläuterte Frauenhelden die besten Ehemänner abgäben.

Isobel wusste nicht, ob das bei Roth der Fall wäre, hoffte allerdings, dass seine lasterhaften Tage vorbei waren. Ihr Vater war ihrer Mutter treu gewesen, und auch wenn Isobel wusste, dass sich viele Männer der feinen Gesellschaft Geliebte hielten, behagte ihr die Vorstellung gar nicht. Nicht, dass sie dabei ein Recht auf Mitsprache gehabt hätte. Eine Dame der Gesellschaft hatte ihre Pflicht zu erfüllen und einen Erben zu gebären, und selbst wenn ihr Ehemann sich anderweitig nach sinnlichem Vergnügen umsah, war das nicht von Bedeutung.

Bei seinem attraktiven Gesicht war es nicht schwer, sich den schneidigen Marquis von liebedienernden, einfältig lächelnden Frauen umringt vorzustellen. Sie warf ihm durch ihre Wimpern einen verstohlenen Blick zu und war prompt hingerissen. Im Vergleich zu ihm sah der ehrwürdige Prinzregentenfreund Beau Brummell wie eine hutzelige Kröte aus. Groß, breitschultrig und in hervorragender körperlicher Verfassung war Roth der Traum einer jeden Frau. Ihrer auch, wenn ihr hämmerndes Herz ein Wörtchen mitzureden hätte. Sogar im Profil betrachtet erhitzte seine kantige maskuline Schönheit ihre Wangen. Wohlgeformte Lippen, hohe Wangenknochen, dichtes braunes Haar, das ihm lockig in die hohe Stirn fiel, und funkelnde Augen in der Farbe eines Gletschers in einem Wintersturm. Sein Vorname passte perfekt.

Winter.

Denn momentan verkörperte er die kalte Jahreszeit.

Isobel unterdrückte einen kleinen Seufzer, nippte an ihrem warmen Champagner und zuckte zusammen. Sie hätte alles für ein Glas von dem Whiskey ihrer Schwester gegeben. Oder für französischen Brandy. Etwas mit ein bisschen mehr Schärfe, um ihr nachlassendes Selbstvertrauen zu stärken. Oder um die Kühle dieses Eisbergs von Ehemann abzuwehren. Womöglich hatte er andere Sorgen, vielleicht geschäftliche Probleme?

Entschlossen, das Beste daraus zu machen, holte sie tief Luft.

»Fühlen Sie sich wohl, Mylord?«, erlaubte sie sich, ihn leise zu fragen.

Seine grauen Augen trafen ihre, für einen Moment verwirrt, als wüsste er nicht, wer sie war oder was sie hier tat, als wäre sie irgendeine Kreatur, die er nicht kannte. Doch dann hellte sich sein Blick auf und drückte Wiedererkennen aus. »Ja, natürlich. Und Sie?«

»Ich bin wohlauf, danke.«

»Gut.«

Betretenes Schweigen machte sich zwischen ihnen breit.

So viel zu geistreicher Konversation. Isobel zog den Kopf ein und trank hastig den Rest ihres faden Champagners, während ihr Blick zu dem festlichen Treiben hinter den Terrassentüren huschte. Lady Hammertons Ball war in vollem Gange, und Isobel wusste, dass Astrid dort drinnen wäre. Wenigstens das.

»Wir … wir sollten vielleicht hineingehen«, schlug sie vor.

Der Marquis warf ihr einen schwer zu deutenden Blick zu, auch wenn sich sein Mund mit dem leisesten Anflug von Resignation verzog. »Ja, die Show muss weitergehen, nicht wahr?«

Sie blinzelte verwirrt. »Die Show, Mylord?«

Dann beugte er sich herab, um ihre Wange leicht mit seinen Lippen zu berühren. Es war eine zarte Liebkosung, die im Widerspruch zu seinem ironischen Ton stand und sie überraschte. Er atmete tief ein, als ob er an ihrer Haut röche. Seine Nase glitt an der Rundung ihrer Kieferpartie herab, bis sein Mund über ihrem Mundwinkel schwebte. Isobels Lippen öffneten sich bebend wie von selbst, eine unausgesprochene Einladung, die er nicht annahm.

Küss mich, hätte sie am liebsten gefleht.

Aber sie tat es nicht. Doch um ihm zu zeigen, wonach sie sich sehnte, hob sie ihm das Kinn entgegen, und der Marquis zog den Kopf zurück und starrte sie mit einer seltsamen Mischung aus Verärgerung und Verlangen in seinen Augen an.

Isobel schluckte ihre Enttäuschung herunter. »Habe ich etwas falsch gemacht, Mylord?«

Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis der kurze Anflug von Begehren nicht mehr zu sehen war. Nicht ein Fünkchen Wärme lag in seinem teilnahmslosen Blick. Jetzt war es keine Verärgerung mehr, wurde ihr klar, sondern erzwungene Gleichgültigkeit. Was aber konnte der Grund dafür sein?

»Nein«, murmelte er. »Das ist nur neu für uns beide.«

»Die Ehe?«

Er verzog verächtlich den Mund. »Bis dass der Tod uns scheidet, Liebste.«

Dieser Gedanke und das Kosewort hätten ihre Ängste zerstreuen sollen, aber durch den Zynismus, mit dem er diese Worte sprach, klangen sie nicht nach der Verbindlichkeit und der ehelichen Vereinigung, für die sie stehen sollten, sondern eher wie ein Fluch. Dann jedoch, erneut wie im Widerspruch zu sich selbst, nahm er ihre Hand und hob sie an seine Lippen. Ganz langsam streifte er mit dem Mund über ihre behandschuhte Hand, bis sie in jeder Fingerspitze das Pochen ihres Herzschlags spürte. Die Behutsamkeit der Berührung machte all ihre Sorgen zunichte.

Wenn er sie so berührte, würde alles gut.

Winter lehnte sich an die Samtpolsterkissen seiner Kutsche und machte es sich für die Fahrt zum Stammsitz seines Vaters in Chelmsford bequem, der zugleich sein Elternhaus und der einzige Ort war, an den er eine Ehefrau bringen konnte.

Verdammt. Nicht eine Ehefrau. Seine Ehefrau.

Großer Gott, wie seine Schwester gekichert hätte, wenn sie den großartigen Winter Vance in Fußschellen erlebt hätte.

Ich werde niemals heiraten!, hatte er als Zwölfjähriger mit stolzgeschwellter Brust verkündet. Mädchen sind lästig, genau wie görenhafte kleine Schwestern.

Prue hatte sein männliches Imponiergehabe nicht beachtet. Dann verfluche ich dich, meinen Lieblingsbruder, den schönsten...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2021
Reihe/Serie Die Regency Rogues
Die Regency Rogues
Übersetzer Antje Althans
Sprache deutsch
Original-Titel The Rakehell of Roth
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Biest • Bridgerton • Bridgerton - Wie bezaubert man einen Viscount? • Club • Die Schöne und das Biest • Erbe • Isobel Vance • Journalistin • Julia Quinn • Landsitz • Liebe • London • Marquess • Narben • Narben+ • Netflix • Regency Romance • Rokesby • romantisch • Schürzenjäger • Stacey Reid
ISBN-10 3-96797-152-X / 396797152X
ISBN-13 978-3-96797-152-1 / 9783967971521
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