Kurs NordWest (eBook)

Wie der Arzt Peter Döbler 45 km in die Freiheit schwamm

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
320 Seiten
hansanord Verlag
978-3-947145-55-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kurs NordWest - Rob Lampe
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Peter Döbler wuchs mit der Idee des Sozialismus und Kommunismus auf, fest eingebunden in das gesellschaftliche Gebilde der DDR, bis er erkennen musste, dass dort kein Platz für seine Vorstellung von Freiheit vorgesehen war. Er musste sich entscheiden und tat etwas, was noch niemand vor ihm gemacht hatte.
Ohne einen einzigen Schluck Trinkwasser bei sich zu haben, begab er sich im Sommer 1971 an den Kühlungsborner Strand und schwamm 45 km nach Fehmarn, vorbei an Grenzposten, Patrouillenbooten und Schießbefehl.
Es ist die längste Strecke, die jemals ein Mensch, allein und ohne Hilfsmittel, über die Ostsee geschwommen ist und gehört zu den spektakulärsten DDR-Fluchten überhaupt.
Doch was waren die Hintergründe?
Wie verliefen seine Vorbereitungen?
Welche Reaktionen der Partei gab es nach seiner Flucht?
Dieser Roman erzählt die Geschichte eines mutigen jungen Arztes, der Unvorstellbares geleistet hat, um endlich in der Freiheit seine Träume leben zu können.
Ein eindrucksvolles Stück deutsch-deutscher Zeitgeschichte.

Der in Hamburg geborene Autor schrieb bereits in seiner Schulzeit erste Kurzgeschichten. Während seines Studiums arbeitete er als Konzeptioner und Texter. Im Anschluss folgten weitere aufregende Jahre in der Medien- und Werbewelt in Hamburg, Berlin und München, unter anderem als stellvertretender Anzeigenleiter bei BILD im Axel Springer Verlag, als Marketing-Direktor im Hubert Burda Verlag und als Unit-Leiter für Content- Management und Redaktion im Bereich eCommerce. Rob Lampe ist Mitglied im SYNDIKAT, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Nach vier Krimis legt Rob Lampe mit Kurs NordWest seinen ersten Roman vor. Bisher erschienen: Unschuldig SCHULDIG Hamburger Blut Die Senatorin Elbmörder

<b>Prolog</b> <br><br> <i>SAL, KAPVERDISCHE INSELN - OKTOBER 1994</i> <br><br> Acht Stunden blieben ihm noch. Dann würde sein Flieger Richtung Hamburg abheben. Acht Stunden, in denen er überlegen konnte, ob er erneut einen Neuanfang starten wollte. Der Zeitpunkt schien ideal und lange herbeigesehnt. »Mit spätestens fünfundfünfzig machst du nur noch das, was dir Spaß macht«, hatte er immer gesagt. Und nächstes Jahr, im Sommer, würde er fünfundfünfzig. Im fernen Hamburg müsste er nur noch seine Sachen zusammenpacken, sich verabschieden. Von seinen Bekannten, seinen Freunden, seiner Freundin. Sie wäre für dieses Abenteuer nicht zu begeistern gewesen, das wusste er. Das hatte er schon immer gewusst. Die Sonne brannte erbarmungslos auf den feinkörnigen hellen Sandstrand, als Peter das Inseltaxi verließ und gedankenversunken die nächste Strandbar ansteuerte. Dass er dabei rhythmisch zur Musik der Einheimischen tänzelte, bemerkte er schon gar nicht mehr. So hatte er sich an seine neue Heimat gewöhnt. Hier auf Sal tanzte jeder. Seine 262 Escudos Wechselgeld fest in der Hand, dachte er: Das genügt für acht Stunden, und freute sich auf entspannte Bierchen mit gebratenem Fisch. Die Strandbar war noch leer. Alle Tische waren frei, sodass er sich einen in der hinteren Ecke suchte. Es war der einzige, der noch im Schatten stand. Zufrieden gab Peter bei einer Inselschönheit seine Bestellung auf und genoss die Aussicht. Dann füllten sich von einer Sekunde zur anderen die Tische. Entweder musste ein Reisebus Bleichgesichter angekommen sein oder in einer benachbarten Hotelanlage war ein Sportkurs zu Ende gegangen. Er schaute sich um und aß die letzten Stücke seines Thunfischsteaks, als er am Nachbartisch deutsche Gesprächsfetzen vernahm. Den Dialekt erkannte er sofort. Zur Begrüßung erhob er sein Bierglas. Es war bereits sein zweites Glas. Die drei Urlauber, die offenbar gerade erst angereist waren, hatten den Sportkurs noch vor sich. Sie hoben ebenfalls ihre Biergläser und signalisierten mit einer Handbewegung, er möge ihnen doch Gesellschaft leisten. Er schlang den letzten Bissen hinunter, nahm sein Bier und gesellte sich zu den Deutschen. »Ich bin Peter und nein, ich mache keinen Urlaub hier«, klärte er die drei auf, die sich als Andreas, Wolfgang und Hans vorstellten. »Im Gegenteil. Ich werde in wenigen Wochen hierher auswandern. Muss nur noch zuhause alles abschließen.« Ungläubiges Schweigen auf der anderen Seite des Tisches. »Gestern Abend erst«, fuhr Peter fort, »habe ich das Angebot erhalten, auf einer Nachbarinsel eine Lodge zu übernehmen und Angeltouren für Touristen zu organisieren.« Er strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Angeln Sie?« Die drei verneinten. »Da entgeht Ihnen aber was. Ich liebe das Hochseefischen, vor allem die Marline. Die sind seit jeher meine Leidenschaft. Meine Arztpraxis in Hamburg ist bereits verkauft.« Die Touristen, die tatsächlich gerade für zwei Wochen Pauschalurlaub auf der Insel angekommen waren, hörten Peter fasziniert zu, beeindruckt vor so viel Energie und Mut. Vom Arzt zum Angler. Chapeau! Das würde ihm keiner so schnell nachmachen. »Mein Vater hat immer gesagt«, schmückte Peter weiter aus, »es komme im Leben auf drei Dinge an: Freude an der Arbeit, Kompromissbereitschaft und ausreichend Freizeit.« Die drei Urlauber stimmten ihm zu. »Ich sehne mich immer noch nach grenzenloser Freiheit. Ich kann gar nicht genug davon bekommen.« »Das kennen wir gut«, bestätigte das graumelierte Bleichgesicht, das sich als Andreas vorgestellt hatte. »Sie kommen auch aus Norddeutschland?«, fragte Peter in die Runde und trank von seinem Bier. »Ja, aus Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Deshalb können wir Ihren Wunsch nach Freiheit mehr als nachvollziehen«, warf Wolfgang, das leicht untersetzte Bleichgesicht zur Linken, dessen Mundwinkel beim Zuhören die ganze Zeit rege auf und ab zuckten, ein. »Noch vor fünf Jahren hing der Eiserne Vorhang zwischen uns und unseren Träumen. Und genau diese versuchen wir jetzt nachzuholen. Deswegen sind wir hier.« Wolfgang hob sein Bierglas. »Hätte uns jemand im Sommer neunundachtzig gesagt, dass wir fünf Jahre später auf den Kapverdischen Inseln zusammen mit einem Auswanderer ein wässriges Bier trinken würden, wir hätten ihn für verrückt erklärt. Am Balaton - klar. Aber hier?« Peter verschluckte sich und grätschte dazwischen. »Aus Rostock? Das ist verrückt! Ich komme auch daher. Bin in Rostock geboren und habe lange dort gelebt«, sagte er und wischte sich mit der Serviette den Mund ab. »Bis ich schließlich einundsiebzig die DDR verlassen habe.« »Verlassen habe?«, fragte Andreas leise, während er sich nervös rechts und links umschaute. Auch nach fünf Jahren Mauerfall sank er bei gewissen Themen abrupt seine Lautstärke und hielt nach Stasi-Spitzeln Ausschau. »Ja«, antworte Peter ebenso leise. »Wie denn?« »Geschwommen. Bin geschwommen. Von Kühlungsborn nach Fehmarn.« Nun wurde der Graumelierte ernst und nachdenklich. Mit seiner rechten Hand fasste er sich über seine runzelnde Stirn. »Einundsiebzig, sagten Sie?« »Ja, richtig. Im Juli.« »Ich glaub's nicht«, flüsterte Andreas und schlug Wolfgang und Hans auf die Schultern. »Das ist er! Das ist der Kerl!« Wolfgang und Hans schauten einander ratlos an, als Andreas um den Tisch zu Peter ging und triumphierend sagte: »Dann müssen Sie der Arzt Peter Döbler sein!« Peter verschluckte sich erneut an seinem Bier. Nun half auch keine Serviette mehr - sein Hemd war hin. Wie ferngesteuert stand er auf und ließ sich von Andreas drücken, einmal, zweimal. Die anderen verstanden allmählich, was ihr Freund Andreas gerade angedeutet hatte. »Ja, ich bin Peter Döbler. Aber woher kennen Sie meinen Namen? Haben Sie über mich in den Zeitungen gelesen? Dachte nicht, dass die DDR das damals an die große Glocke gehängt hätte.« Andreas löste die Umarmung, ging einen Schritt zurück und musterte Peter von oben bis unten, als wolle er sich vergewissern, dass er wahrhaftig vor ihm stehe. Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich bin der Mann, der an diesem Abend einundsiebzig den Befehl erhielt, Sie zu suchen«, sagte er. »Sie waren republikflüchtig. Wir suchten Sie mit einem Großaufgebot an Kampfschwimmern und Grenzbooten. Ich war der Einsatzleiter. Hätten wir Sie gefunden, wären Sie drei oder vier Jahre in den Bau gegangen.« Stille. Peter lief ein kalter Schauer über den Rücken. 6.000 Kilometer von der Heimat entfernt auf einer kleinen Insel in einer noch kleineren Strandbar im Atlantischen Ozean. Ausgerechnet hier traf er auf den Mann, den er in dieser Nacht 25 Stunden lang im Nacken gespürt, dessen Schatten ihn in Angst versetzt und selbst Jahre später noch in seinen Alpträumen verfolgt hatte. Er musste sich setzen, nachdenken und versuchen, das Gehörte zu verarbeiten, während seine Finger nervös mit der Tischkante herumspielten. Er fühlte sich in ein Vakuum hineingezogen. Alles verstummte. Doch dieser Zustand währte nicht lange, denn plötzlich suchte ihn die bohrende Frage heim, die ihn immer und immer wieder gequält hatte. In Sekundenschnelle lief die Flucht vor seinem geistigen Auge ab. Suchscheinwerfer zu Land, Suchscheinwerfer zu Wasser, Schnellboote, Schießbefehl. Peters Mund wurde trocken, kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, sein Gesicht verhärtete sich. Er trank einen Schluck von seinem Bier. Dann beugte er sich zu Andreas über den Tisch, der sich wieder hingesetzt hatte, und fragte mit zittriger Stimme: »Hätten Sie ... auf mich ... geschossen?«

Erscheint lt. Verlag 6.9.2021
Co-Autor Peter Döbler
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arzt • Ausdauer • BRD • DDR • Deutsche Geschichte • Fehmarn • Flucht • Grenzposten • Kühlungsborn • Ostsee • Partei • Schießbefehl • Schwimmen • SED • Zeitgeschichte
ISBN-10 3-947145-55-1 / 3947145551
ISBN-13 978-3-947145-55-3 / 9783947145553
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