Morgen kommt der Weihnachtsmann-Azubi (eBook)

Roman

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
330 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98882-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Morgen kommt der Weihnachtsmann-Azubi -  Allie Well
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Weihnachtsmuffel am Nordpol - Chaos garantiert! Ein witziger, turbulenter Weihnachtsroman  »Der Mann in rot grinste mich an. ?Es ist Weihnachten und ich wollte durch den Schornstein ins Haus. Wer bin ich??  ?Als ich das letzte Mal in der Mall war, war der Weihnachtsmann alt und übergewichtig.?«  Cleya ist Weihnachtshasserin durch und durch, und das mit Stolz. Lars ist der zukünftige Weihnachtsmann - zumindest ist das sein Ziel, weshalb er Cleya davon überzeugen muss, dass er kein Krimineller und Weihnachten schützenswert ist. Blöderweise hat er sie zuvor entführt und zum Nordpol verschleppt ... »Eine süße Geschichte, die wenig mit Liebe zu tun aber, dafür aber mit Missverständnissen, Unverständnis, Freundschaft, Eisbären, bissigen Rentieren und auch Babysitten und ganz viel Weihnachten.« ((Leserstimme auf Netgalley)) »Ich musste so lachen. Es ist eine leichte Geschichte, die humorvoll Weihnachten einläutet.« ((Leserstimme auf Netgalley)) 

Allie Well schreibt am liebsten im Zug und meist humorvolle New-Adult-Romane. Wenn sie nicht gerade vor dem Laptop sitzt, unterrichtet oder Unmengen an Keksen backt, ist sie vermutlich spazieren. Glücklicherweise bietet ihre Heimat Bayern dafür ausreichend Möglichkeiten. 

Allie Well, geboren 2000, lebt in Bayern. Seit dem Abitur studiert sie Lehramt, womit sie ihre großen Leidenschaften Sprachen und Pädagogik vereint. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, ist sie vermutlich mit ihrem Hund in der Natur unterwegs.

29. November


Wenn ich mir den Baum jetzt ansah, fand sogar ich ihn abartig.

»Weihnachtsbäume müssen den Boden berühren, Cleya«, hatte meine Cousine gesagt, bevor ein Blick meiner Tante sie zum Schweigen gebracht hatte. Noch genoss ich eine Art Welpenschutz, was paradox war, denn meine Cousine war zehn Jahre jünger als ich. Aber wenn es bedeutete, dass ich mich nicht für Weihnachtsdekorationen, die ich aufhängte, rechtfertigen musste, nahm ich auch das in Kauf. War ja nicht so, als wäre der Rest der Gartenausstattung weniger kitschig. Trotzdem, die Kleine hatte recht. Weihnachtsbäume mussten den Boden berühren – etwas, was das Konstrukt vor mir nicht tat. Ich nahm die Hände vor den Mund und atmete verstärkt aus. Finger auftauen.

Hinter mir knackste etwas, und ich wirbelte herum. Die Augen zusammengekniffen, sah ich mich im Garten meiner Tante um. Alles wie immer. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich wieder auf die Baumproblematik vor mir. Im November die Weihnachtsdeko im Garten aufzubauen, war übertrieben. Vollkommen übertrieben, genau wie der Kram selbst. Aber nein, hier in Winterville war man Ende November spät dran. Leider wahr.

Wieder knirschte es hinter mir, und diesmal machte ich ein paar Schritte durch den Schnee, um die Ursache ausfindig zu machen. Nicht viel zu erkennen. Abgesehen von den weißen, blauen, roten, grünen und gelben Lichtern der Nachbargärten. Ich hielt den Atem an und bewegte mich nicht. Stille. Wahrscheinlich wurde ich langsam, aber sicher verrückt. In diesem Kaff kein Wunder. Winterville. Dämlicher Name, dämliche Leute und dämliche Jahreszeit. Ich machte einen Schritt auf den hängenden Baum zu und sank einige Zentimeter tiefer ein als erwartet. Scheißkalt! Wer hatte sich den Winter überhaupt ausgedacht? Und Weihnachten! Und überhaupt! Ich hüpfte auf einem Bein weiter und versuchte, den Schnee aus meinem anderen Schuh zu schütteln. Mit mäßigem Erfolg. Nach diesem Versuch lachte jemand hinter mir.

»Mick, geh wieder ins Bett«, fuhr ich meinen Cousin an.

Wieder ein Lachen.

»Es ist fast elf, du gehörst ins Bett!«

»Du gehörst ins Bett«, echote es hinter mir, und einmal mehr wechselte ich die Richtung. Ich erwartete, meinen dreizehnjährigen Cousin zu sehen, der sich amüsierte, wann immer ich mit diversen Dekoelementen hantierte. Was ich nicht erwartete, war ein rot gekleideter Fremder, der gerade versuchte, in unseren Schornstein zu krabbeln. Was zur Hölle? Die obere Körperhälfte war beinahe im Kamin verschwunden, die untere zappelte etwas haltlos in der Luft herum. Trotz dieser misslichen und wenig einschüchternden Lage ahmte mich der Einbrecher nach. Haha. Wahnsinnig witzig.

Ich straffte die Schultern. »Hey!«, rief ich. Trotz allem war er immer noch ein Fremder, der sich Zutritt zum Haus verschaffen wollte. »Was soll das?«

Sofort zog er seine obere Körperhälfte aus dem Schornstein.

»Man kriecht nicht in fremde Schornsteine!« Keine Ahnung, woher ich den Mut nahm, so mit ihm zu sprechen. Vielleicht aufgrund der Tatsache, dass er einige Meter über mir stand, vielleicht aber auch aus dem Fakt, dass ich nur kreischen musste, um Leute zu alarmieren. Der einzige Vorteil Wintervilles: Handys waren völlig überflüssig. Wenn man ein Gespräch führen musste, öffnete man nur das Fenster und rief laut. Der oder die Angesprochene würde es schon mitbekommen und zurückplärren. Nicht, dass meine Tante diese Vorgehensweise gut gefunden hatte. Wahr war es trotzdem. Wirkliche Verbrechen konnte es bei dieser Nachbarschaftsclique nicht geben, ohne dass es jemand mitbekam.

»Nicht?«, fragte der Einbrecher, eindeutig männlich.

Nicht. Definitiv nicht. »Dreh dich langsam zu mir um«, befahl ich. »Ich bin bewaffnet.« Schnell bückte ich mich und nahm mir eine Handvoll Schnee. Zu kalt.

»Okay, okay, ich bin ganz harml…«, setzte der Fremde an, ohne sich zu bewegen. Zumindest ohne sich für mich sichtbar zu bewegen.

Vielleicht war das hier doch keine so clevere Idee. Irgendjemandem Bescheid zu geben wäre doch nicht so überflüssig, schätzte ich. Jedenfalls nicht, wenn man bemerkte, dass ich ziemlich allein und nur alibimäßig bewaffnet hier draußen stand. Zu spät. Da musste ich jetzt trotzdem durch. »Dreh dich um«, wiederholte ich mit festerer Stimme. Meine Finger schlossen sich um den Schnee in meiner Hand.

Der Einbrecher reagierte nicht.

»Ich zähle jetzt bis drei. Eins …« Das war der Tonfall, den ich bei meiner Cousine nutzte, wenn sie gegen Notwendigkeiten wie Zähneputzen protestierte. Irgendwann war es genug, sogar meine Geduld war endlich. Besonders abends, wenn ich eigentlich fernsehen wollte, statt Grundschüler zu betreuen. Egal, was für einen Pimpf funktionierte, funktionierte auch mit einem Einbrecher. Hoffte ich. Jeder war mal Kind gewesen, und Kinder wussten, dass die Sache ernst wurde, sobald man zählte.

»Du versuchst es jetzt nicht ernsthaft mit dem Countdown, oder?« Langsam drehte er sich in meine Richtung. Zu seinem Glück beleuchteten ihn die bunten Lichterketten genug dazu. »Wie alt bist du? Zwölf?« Siebzehn, Idiot. So danebenliegen konnte man nicht mal mit begrenzter Beleuchtung. Sah ich etwa wie ein Kind aus? Ich war doch kein Dreikäsehoch mehr!

»Zwei.«

Das helle Haar fiel ihm ins Gesicht, und ich war mir sicher, dass sich irgendwo in seinem Gesicht belustigt funkelnde Augen befanden. Nur jemand mit eindeutig zu viel Selbstbewusstsein reagierte so darauf, ertappt zu werden. Jetzt besaß er die Frechheit, einmal mehr zu lachen, und das nervtötend angenehm. Warum hatte er kein peinliches oder hässliches Lachen?

»Letzte Warnung.« Ich ballte die Hand, so gut es mit zu Eiszapfen mutierten Fingern ging, zur Faust.

»Hör zu …«

»Drei«, unterbrach ich ihn und sah, wie er sich mir nun ganz zuwandte. Exakt in dem Moment, in dem er das tat, warf ich den Schneeball. Er traf seine Brust mit einem zufriedenstellenden Klatschen, bevor der Mann in Rot weit weniger zufriedenstellend das Gleichgewicht verlor. Mit seinem Hinterteil kam er hart auf dem Dach auf, dann sah ich ihn in Richtung Boden rutschen. Ich erstarrte. So hatte ich mir das nicht gedacht. Ich konnte nicht hinsehen, aber auch nicht wegsehen, als er einen Moment lang ohne Halt fiel und dann mit einem dumpfen Geräusch landete und sich nicht rührte.

Ohgottohgottohgott! Ich hatte gerade einen Menschen umgebracht. Mit einem verdammten Schneeball noch dazu. Schritt für Schritt wagte ich mich an den Körper heran. Roter Klecks auf weißem Grund. Na, wenn das mal kein furchtbares Omen war. Meine Schuhe füllten sich zunehmend mit Schnee, aber meine erfrierenden Zehen hatten gerade keine Priorität. Was, wenn er tot war? Oder schlimmer noch: lebendig? Ich war beim Erste-Hilfe-Kurs krank gewesen, Mund-zu-Mund kannte ich nur vom Küssen. Wo blies man da überhaupt hinein? Nase oder Mund? Hoffentlich Mund. Ich wollte keine fremden Nasen in den Mund nehmen. Igitt! Ich schüttelte mich. Na ja, es hieß bestimmt nicht ohne Grund Mund-zu-Mund. Kurz vor dem Körper blieb ich stehen. Da rührte sich nichts. Wie war das, wenn man in einer Situation wie dieser war? Sollte man die potenzielle Leiche schütteln, um zu sehen, ob sie wach wurde, oder sollte man das lieber nicht tun und das Rückgrat schonen. Ich sah auf. Drei oder vier Meter war er schon gefallen. Ugh. So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt. Falls er noch lebte, wollte ich nicht noch mehr kaputt machen, als ich es ohnehin schon getan hatte, also stieß ich das Knie des jungen Mannes leicht mit dem Fuß an.

Nichts.

Vorsichtshalber – am Ende war er noch nicht tot, sondern nur ohnmächtig, und ich ließ ihn erfrieren – trat ich etwas fester nach ihm, und diesmal reagierte er, als hätte ich ihm einen Eimer Wasser ins Gesicht geschüttet. Dem Himmel und allen Göttern, die es dort geben mochte, sei Dank! Ich war keine Mörderin. Er richtete sich auf, verlor das Gleichgewicht und fiel mir entgegen. Wie zur Hölle sollte ich ihn auffangen? Reflexartig machte ich einen Schritt zurück, um nicht auch zu Boden gerissen zu werden. Der Einbrecher versank wieder etwas im Schnee, und diesmal verzichtete ich darauf, mich zu vergewissern, ob er noch atmete. Wer fluchen konnte, war offensichtlich noch nicht tot. Langsam rappelte er sich auf und blieb aufrecht stehen.

»Sag mal«, brachte er heraus und spuckte halb geschmolzenen Schnee aus. Er pflückte sich etwas davon von der Zunge und stockte. »Hast du Kunstschnee im Schnee?« So, wie er es sagte, klang es, als sei das ein Verbrechen.

Defensiv verschränkte ich die Arme. »Und wenn?«

»Kunstschnee!«, betonte er. Das sagte natürlich alles. Was hatte er überhaupt für ein Problem? Wir hatten Kunstschnee gestreut, dann hatte es geschneit. Sollte vorkommen. Besonders in Winterville war das nicht ungewöhnlich. Er schüttelte den Kopf. »Sag mal, spinnst du? Du hättest mich umbringen können!« Der Fremde deutete zuerst auf mich, anschließend auf das Dach und zu der menschenförmigen Delle in der Schneedecke.

»Habe ich aber nicht.«

»Wie kommt man auf die Idee, jemanden mit einem Schneeball vom Dach zu schießen?«

Ich baute mich mit meinen eins zweiundsechzig vor ihm auf und stieß ihm den Zeigefinger in die Brust. Der Samtstoff seines Oberteils war komplett durchnässt. Pech. »Wie kommt man auf die Idee, in fremde Schornsteine zu klettern?«

»Warum kein Schornstein?«, konterte er.

»Der Ofen ist angeheizt, Idiot.« Ich nickte in Richtung Qualm. »Wie siehst du überhaupt aus!« Wie ein Teenager, der sein Taschengeld verbraten hatte und jetzt Weihnachtsmann im Kindergarten spielen musste, weil Kinder in diesem Alter noch nicht einschätzen konnten, ob man achtzehn oder achtzig war. Alles ab Schulkind war alt.

»Gut,...

Erscheint lt. Verlag 28.10.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Große Liebe • Humor • humorvoll • Jack Frost • Liebesroman • new adult deutsch • Nordpol • Rentier • Romane für den Winterurlaub • Weihnachten • Weihnachtsmann-Azubi • Weihnachtsmann zum Verlieben • Weihnachtsromane • Weihnachtsromane für junge Frauen • Weihnachtszauber • Winter • Winterromance
ISBN-10 3-492-98882-2 / 3492988822
ISBN-13 978-3-492-98882-7 / 9783492988827
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