… und Olkowitz liegt doch am Meer. Schönheit ist des Teufels - Alois Springer

… und Olkowitz liegt doch am Meer. Schönheit ist des Teufels

Die Autobiografie eines Dirigenten

(Autor)

Buch | Softcover
412 Seiten
2021 | 1. überarbeitete Neuauflage
Fehnland Verlag
978-3-96971-032-6 (ISBN)
20,00 inkl. MwSt
Dies ist die wahre Geschichte eines großen Musikers und Dirigenten. Alois Springer erzählt seine eigene Geschichte wie eine Symphonie, jede Note benötigt die nächste.Der Dirigent geht mit seinem endlich wiedergefundenen Sohn auf die Suche nach den Ursachen seines dramatischen, zerrissenen, wahnsinnigen, umjubelten Lebens - auf den Grund des Meeres, seines Ursprungs. Er kehrt zurück an seinen Geburtsort Olkowitz, einem kleinen Dorf in Böhmen-Mähren, dem heutigen Oleksovice in Tschechien, aus dem er und seine Familie 1945 vertrieben wurden.Dabei durchlebt er noch einmal das Verlangen nach Schönheit, die Gewalten seines Meeres, die der Macht der Gefühle im Kampf mit der Vernunft gleichen: Qual und Lust der Liebe, Sucht nach Schönheit, höchste Höhen des Erfolgs, Überforderung, Absturz. Verlassenwerden, Verrücktheit, Abhängigkeit, Alkohol bis an den Rand des Todes, Gefängnis, psychiatrische Anstalten.Das Erkennen der Schönheit als "Teufelswerk", endlich die Begegnung mit Gott und sich selbst in der Musik und schließlich das Wunder seiner Auferstehung wie ein Phönix aus der Asche spiegelt sein Leben.Wenn du ganz unten bist, dann geh ins Nichts, geh ins Dunkel, aber geh, beweg dich - das ist das Geheimnis.

Springer, Alois Ein Leben zwischen Ruhm und Wahn - höchste Höhen und höllische Abgründe: "Die Schönheit ist des Teufels." Der Dirigent Alois Springer hat seit seiner Geburt 1935 in Olkowitz in Böhmen-Mähren, im heutigen Tschechien gelegen, alles erlebt, was zwischen diesen beiden Polen liegt. Mit 21 Jahren war er gleichzeitig junger Familienvater von zwei Kindern und gefeierter Violinist und Dirigent bis seine durch Überforderung und Trennung von Frau und Kindern entstandene Alkoholsucht ihn in einen Abgrund und in den Wahn stürzte. Was ihm blieb, war die Musik: Ob er als kleiner Junge mit einer böhmischen Zigeunerkapelle übers Land zog, als Dirigent Weltruhm erlangte oder als alkoholkranker Unbekannter in der Oper Stühle rückte, sich im Delirium mit Beethoven, Mozart und Paganini traf, verrückt komponierte, schrieb und malte - immer machte er Musik und die Musik machte ihn.In seiner tiefsten Katastrophe, vom Bann seiner hochsensiblen, eruptiven, künstlerischen Schaffenskraft und seiner Leidenschaft zu Schönheit angezogen, waren es nicht nur große Frauengestalten, die an ihn glaubten und durch ihre Liebe zu ihm und seiner Musik großen Einfluss nahmen. Der Jesuiten-Prediger Pater Leppich erkennt in ihm die Kraft, Menschen durch Musik zu Gott zu bewegen. "Du bist mit deiner Musik näher bei Gott als ich. Glaubst du?" Ist Schönheit des Teufels? Ein Zwiespalt. Und eine Frage, die ihm später Leonard Bernstein ebenfalls stellt: "Do you believe?"In seiner schonungslos offenen Autobiografie begibt sich Alois Springer mit seinem Sohn auf Spurensuche. Er kehrt auf den tiefen Meeresgrund zurück - den Ursprung von Vertreibung, Aufstieg, Sturz und Erfolg - zurück an seinen Geburtstort und in seine Familiengeschichte und forscht nach den Quellen der Zerrissenheit, die sein Leben bestimmte. Fazit seiner Reise auf den Grund seiner Vergangenheit ist das berauschende Glück der Heilung! Wie ein Phönix aus der Asche feiert Alois Springer - nach Jahrzehnten im Abseits - erneut als Dirigent Erfolge und wird für seine lebendigen und frischen Interpretationen von den Kritikern geliebt. Diese mitreißende Künstlerbiografie ist ein Wegweiser für unendliche viele Menschen in ähnlichen Gefahrenzonen.

Behutsam, als würden wir absinken in lang Vergessenes, näherten wir uns dem Dorf unten auf dem Grund. Der Motor schnurrte nur noch wie eine zufriedene Katze, aber die Sandkörner auf dem Weg schienen einzeln zu explodieren. Allmählich, im Diminuendo wichen die Akazien mit ihren weißen Blütenkerzen links und rechts respektvoll zurück, als hätten sie sich auf diesen Empfang lange vorbereitet. Vorsichtig wie Archäologen, die gerade im Begriff sind, einen Jahrtausende alten, unberührten Schatz zu heben, glitten wir den Sandweg hinab auf den Grund. Erste Häuser tauchten auf, grau, leblos, tot.Die lange Brunnsuttenstraße hinunter zum Glockenturm an der Kreuzung lag wie eine Schlange vor uns, eingerahmt von Häusern nach Art der Straßendörfer, dicht aneinandergedrängt nebeneinander, ihre Fronten der einzigen Straße zugewandt, mit dahinterliegenden Wirtschaftsgebäuden, Scheuern, Gärten und Feldern.Sollte ich mich an diese trostlose Straße erinnern, auf der damals Panzer siegessicher nach Osten zogen und einige Zeit später ganz andere Panzer siegreich heranrollten? Wie viele Völkerschaften mochten bereits diesen Weg gegangen sein, hin und zurück? Um 1250 herum, das hatte ich gelernt, sollen sie von Westen hergekommen sein, um in dieser Gegend sesshaft zu werden, denn es ist belegt, dass dieser Ort schon im Jahre 1192 eine Pfarre war. Die frühe Besiedlung ging der späteren Katastrophe von Unrecht und Vertreibung voraus.Immer wieder rücksichtslose Wechsel nationaler Machtansprüche, plündernde, brandstiftende Hunnen, Kelten, römische Legionen, Slawen, kaiserliche Truppen und ungarisches Kriegsvolk prägten diesen Landstrich, zerstörten und befruchteten es gleichzeitig.Mit diesen Gedanken beschäftigt erreichten wir den Glockenturm, bogen scharf links in die Moßkowitzer Straße ein, gelangten zum Markplatz, dem Binderplatz, und ließen die Räder ausrollen. Der Wagen blieb mitten auf dem größten Platz der Welt einfach stehen. Aus. Stille."Bis zur nächsten Stadt werdet ihr wohl kommen", hatte der Unheimliche von der Tankstelle gesagt. Wir aber waren am Ziel angekommen.Es war später Vormittag und strahlender Sonnenschein. Nichts bewegte sich um uns herum, das Dorf schien verlassen worden zu sein, wirkte wie ausgestorben. Aber wir hatten das beklemmende Gefühl, beobachtet zu werden, misstrauisch, ängstlich, hinter zugezogenen Gardinen und mit gespitzten Ohren.Mein "größter Platz der Welt", in der Form eines unregelmäßigen Vierecks, als Marktplatz das lebhafteste Zentrum meiner Kindheit, Ursprung all meiner grundlegenden, prägenden Kindheitserlebnisse, war geschrumpft auf 15 mal 15 m und lag ohne Leben vor uns.Erinnerungen an langhalsige Gänse und zweispännige Leiterwägen mit starken Rössern, an das Hüh und Hott von pfeifenrauchenden Bauern auf dem Kutschbock, ihr Peitschen in der Luft, an Kühe und Ochsenfuhrwerke mit ihrer Last, an das Aroma der Maulbeerbäume und an hochfliegende Schwalben wurden in mir lebendig.Nichts davon regte sich jetzt.Nur aus dem Schulgebäude kam, als wäre ich es selbst, ein etwa siebenjähriger Knabe, schaute kurz zum Lindenbaum hinauf - was suchte er da wohl? - lief dann verträumt, verspielt über die Straße zum Feuerwehrdepot hinüber, dann zur Milchgenossenschaft daneben, hinauf zum Kirchberg, dem abenteuerlichsten Hügel der Welt von mindestens zehn Meter Höhe, auf dem sich die altgotische Kirche von anno 1220, das massive, schlossähnliche Pfarrhaus von 1776 und der schon annähernd 700 Jahre alte, ummauerte Friedhof mit romanischem Beinhaus befanden. Hier, auf dem höchsten Berg der ganzen Gegend, setzten wir uns nieder und schauten auf den uns gegenüberliegenden Akazienhügel mit der darunterliegenden Mühle, dem letzten Gebäude vor den beginnenden Weinkellern, auf das Haus Nr. 94.Ich hatte den Weg des Knaben mit heftigster Anteilnahme verfolgt, und auch meine Blicke blieben an der Mühle haften. Mir war, als sei ich es selbst, der gerade aus der Schule käme, hätte sehnsüchtig zum Lindenbaum hinaufgeschaut nach mein

Erscheinungsdatum
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Maße 140 x 205 mm
Gewicht 549 g
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Essays / Feuilleton
Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeines / Lexika
Schlagworte Absturz • Alkoholismus • Biografie • Böhmen-Mähren • Boston Symphony Orchestra • Dirigent • dramatisch • Gott • Hadamar • Krise • Leberversagen • Leonard Bernstein • Musiker • Philharmonia Hungarica • Psychiatrie • tragisch • Tschechien • Vertreibung • Wunder
ISBN-10 3-96971-032-4 / 3969710324
ISBN-13 978-3-96971-032-6 / 9783969710326
Zustand Neuware
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