Problemzone Frau (eBook)

Von einer, die freiwillig zunahm, ihren Glauben befreite und Frieden mit sich selbst schloss.
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2021 | 1. Auflage
304 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-497-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Problemzone Frau -  Veronika Smoor
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Zu viele Frauen haben wenig Freude an sich selbst und ihrer Weiblichkeit. Sie fokussieren sich häufig auf ihre vermeintlichen 'Problemzonen' - seien sie körperlicher, seelischer oder geistiger Natur. Das Gefühl, den eigenen oder fremden Ansprüchen nicht zu genügen, ist oftmals übermächtig. Doch Frau soll die sein, die sie ist - mit allen Ecken, Kanten und Rundungen. Und sie darf ihren wahren, bunten, schwierig-schönen Alltag an Gottes Seite leben, ohne sich zu verbiegen oder jemandem etwas beweisen zu müssen. Das zu erkennen, ist ein Durchbruch zu mehr Freiheit, Gelassenheit und Freude. Ein ehrliches und befreiendes Buch, das Frauen Mut machen möchte, sich vom Selbstoptimierungszwang unserer Zeit zu verabschieden und stattdessen einen freien, lebensfrohen Glauben zu entdecken.

Veronika Smoor ist Autorin und freie Fotografin. Sie lebt mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann auf dem Land bei Heilbronn, wo sie in ihrer freien Zeit bloggt, kocht, fotografiert und von Dinnerpartys träumt. https://smoorbaer.wordpress.com/

Veronika Smoor, Jahrgang 1974, ist Autorin, Referentin und Bloggerin. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern auf dem Land in der Nähe von Heilbronn. Von Selbstoptimierung und Glaubensenge hält sie nichts und findet Gott in den Ecken und Winkeln ihres Alltags.

Kinderland, du Zauberland,

Haus und Hof und Hecken.

Hinter blauer Wälderwand

spielt die Welt Verstecken.

(Detlev von Liliencron)

Ich war ein Wunschkind. Das fünfte meiner Eltern. Ich wurde in eine laute, quirlige und traditionelle Familie hineingeboren. Meine große Schwester ist 12 Jahre älter. Als ich kam, war sie an der Schwelle zur Pubertät und hatte damit ganz andere Lebensthemen. An vielen Tagen war sie gezwungen, mich spazieren zu schieben, damit meine Mutter den restlichen Zirkus bändigen konnte, der sich nie wirklich zähmen ließ. Meine Schwester war wenig erfreut über ihre neue Aufgabe. Ihre Wut ließ sie beim Laufen aus. Hätte es damals bereits Jogger gegeben – sie wäre einen Marathon mit mir und dem Wagen gelaufen. Aber so rollte sie den schaukeligen 70er-Jahre-Kinderwagen zornig und in hohem Tempo über Felder und durch Wälder. Ich selbst fand es grandios und krähte ihr fröhlich ins bockige Teeniegesicht.

Anders hingegen mein großer Bruder. Er wich in den ersten Wochen und Monaten nicht von meiner Seite. Wenn ich gewickelt, gefüttert und bespielt werden musste, war er da. Meine Mama war eine pragmatische Mutter ohne Schnickschnack. Das hochgepriesene Milchpulver der 60er und 70er Jahre ließ sie mit strafender Nichtbeachtung links liegen und tat zu einer Zeit, in der Müttern ihre jahrtausendealte Intuition aberzogen wurde, das, was all ihre Vorfahrinnen auch getan hatten: Sie stillte. Ohne sich dafür zu entschuldigen, wählte sie den schmalen Weg. Obwohl man zuweilen hinter vorgehaltener Hand munkelte, sie wolle ihr Kind „umbringen“, stellte sie den Kinderwagen samt Baby ungerührt fürs Schläfchen in die dezemberliche Eiseskälte. Gut eingepackt natürlich. Ich hatte selten Schnupfen als Kind. Und dann der nächste Skandal (zumindest nach heutigem Standard): Damit ich auch endlich mal länger als zwei Stunden am Stück schlief, gab sie mir bereits mit acht Wochen Beikost in Form von zerdrückten Bananen. Den Job übernahm mein großer Bruder liebend gerne, während ich begeistert versuchte, ihm den bananenverklebten Löffel zu entreißen und in mein Auge zu stechen. So jedenfalls wurde mir berichtet.

So wuchs ich in unserem Zirkus auf. Zu ihm gehörten auch Katzen, immer haufenweise Katzen, die in schrecklicher Regelmäßigkeit überfahren wurden. Und Hühner, Traktoren, ein ganzer Maschinenpark, ein großer Gemüsegarten, Obstbäume und der Holzschuppen, in dem ich mich gerne mit einer Cornflakes-Packung versteckte und diese leerknusperte. Süßigkeiten waren Mangelware.

Viele Gäste gingen auf unserem Gutshof ein und aus. Und ich hängte mich an jeden, um Geschichten zu hören. Geschichten waren meine Lebensader. Ich saß still bei der Kaffeetafel und ließ mich von Gesprächen berieseln. Auf dem grünroten Sessel mit seinen wuchtigen Holzarmlehnen im Wohnzimmer trank die alte Oma Junk aus zarten Porzellantassen Tee. Sie schaute mit mir Bücher an und erzählte mir davon, dass sie als kleines Kind bei einer Parade dem letzten deutschen Kaiser zugewunken hatte. Aufrechtstehende und gehende Baroninnen, Pfarrersfrauen und Bäuerinnen hinterließen den Duft von 4711, Kompetenz und Witz in unserem Haus. Zwei Frauen aus Tansania wohnten ein paar Wochen bei uns. Sie waren Landwirtschaftsschülerinnen, die in unserem Betrieb lernen sollten. (Wie sich das Gelernte dann auf die so ganz anderen Agrarbedingungen in Tansania übertragen lassen sollte, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben.) Die stille Tula war hochgewachsen und dünn. Joyna war genau das Gegenteil. Klein und rund und fröhlich laut. Ich war fasziniert von der Welt, die zu uns nach Hause kam, und die so ganz anders war als das, was ich kannte. Vor meinem inneren Auge erhoben sich steile grüne Hänge, üppig bewachsen mit Tee, und die Weite der Savanne mit Zebraherden. Tula und Joyna trugen ihre Khangas, traditionelle farbenfrohe Tücher, die sie als Kopftuch oder Wickelrock verwendeten und neben denen die deutsche Kittelschürze wie ein hässliches Entlein wirkte. Aufrecht trugen sie ihre Tracht, ihre Cornrows, ihre Geschichte, während sie Hühner fütterten und Eier für den Verkauf wogen. Ich sollte erst sehr viele Jahre später lernen, dass Frauen in vielen Kulturen, in denen sie geringgeschätzt, massiv ausgebremst, diskriminiert oder sogar ermordet werden, tatsächlich die Lösung für eine ganze Reihe gesellschaftlicher Probleme sind. Kofi Annan, Generalsekretär der Vereinten Nationen von 1997 bis 2006, sagte, dass Frauen die Lösung für globale Armut wären. Die Lösung!

Zu meinen weiblichen Bezugspersonen gesellten sich Heldinnen aus Büchern und Fernsehserien: Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, Nesthäkchen, Anne auf Green Gables, Hanni und Nanni, Luzie, Heidi, die Rote Zora. Was alle meine realen Vorbilder und die Heldinnen der Geschichten gemeinsam hatten: Sie drehten sich nicht um ihr Aussehen, und sie missachteten Regeln, wie man sich als Mädchen und Frau zu verhalten hätte. Falls sie überhaupt jemals von Selbstzweifeln geplagt waren, überwanden sie diese, stemmten Pferde in die Höhe und verprügelten freche Jungs mit Kreidetafeln.

Nicht ein einziges Mal hörte ich als Kind eine Frau über ihr Gewicht klagen. Nicht einmal wurde mir vermittelt, dass es als Mädchen wichtig sei, immer hübsch auszusehen. Heute zucke ich jedes Mal zusammen, wenn ich im Schreibwarenladen an Topmodel-Malblöcken vorbeigehe und dem ganzen anderen hypersexualisierten und gegenderten Müll. Leider verpassen zu viele Mädchen, die durch dieses Frauenbild geprägt wurden, die Ausfahrt Richtung schöpferische Weiterentwicklung.

Idealisiere ich meine Erinnerungen und Prägungen? Bin ich in einer Power-Landfrauen-Blase groß geworden? Oder haben wir tatsächlich einen großen Rückschritt gemacht und Mädchen werden deutlich stärker als zu meiner Kindheitszeit auf ihre Äußerlichkeiten reduziert?

Nicht zum Sexysein, sondern zum Bravsein wurden wir Mädchen damals angehalten. „Willst du nicht ein braves Mädchen sein?“, war eine der Standardfragen von Erwachsenen. Bravsein bedeutete, niemandem zur Last zu fallen und niemandem Kummer zu machen (denn Kummer hatten die Erwachsenen genug mit den Altlasten aus dem Krieg). In den Köpfen und Lebensspuren der Menschen war der unbedingte Gehorsam den Eltern, den Lehrern und überhaupt allen Erwachsenen gegenüber noch tief verankert. Der Gehorsam auch gegen den eigenen inneren Instinkt. Wenn andere dich ärgern, dann halte still. Sei für andere kein Anstoß, kein Ärgernis, keine Peinlichkeit. Bravsein bedeutete, die eigenen Grenzen einzustampfen, und anderen zu erlauben, über dein eigenes Gelände zu trampeln und dort Schaden anzurichten. Bravsein bedeutete, dem eigenen Instinkt zu misstrauen. Im Patriarchat sind die Tugenden Bescheidenheit und Bravsein für Mädchen reserviert. Aber ich spürte die herannahende Bruchlinie zwischen der traditionellen Welt meiner Eltern und der Moderne sehr deutlich, was so manches Mal zur Zerreißprobe wurde.

Meine Eltern waren und sind tiefgläubige, praktizierende Christen. Eine eigenwillige Mischung aus nüchterner, intellektueller, evangelischer Landeskirche mit einer dreifachen Prise charismatischer Freikirchlichkeit mit all ihren typischen Begleiterscheinungen: Freies Beten, Handauflegen, Segnen, Lobpreis, der Einsatz der Geistesgaben, missionarischer Lebensstil.

Erst sehr viel später würde ich schockiert feststellen, dass in vielen christlichen Traditionen und Kulturen den Frauen untersagt ist zu lehren, zu prophezeien, zu leiten, das Wort zu erheben und – in ganz krassen Fällen – Hosen zu tragen. Ich hörte, dass Frauen das Einfallstor für die Sünde sind und dem Manne untertan sein müssen. Doch hatte ich das große Glück, fern solcher Gesetzlichkeiten und Glaubenstraditionen in einer Gemeinschaft von Christen aufzuwachsen, in der Frauen Leitungsämter und die Gabe der Prophetie und der Lehre ausübten. In unserer kleinen evangelikalen Nische wurden die kritischen Bibelstellen als historisch-kulturelle Besonderheiten durchgewunken. Sie waren unbedeutend. Sonst wären viele Ämter unbesetzt geblieben. Dafür waren andere Lehren von entscheidender Wichtigkeit: Niemals Sex vor der Ehe. Keine Scheidung und Wiederheirat. Und das große Modethema der 80er: Die Angst vor der Verseuchung durch New-Age.

Ich wuchs auf in Freiheit und Enge zugleich. Aber niemals, wirklich niemals redete jemand Weiblichkeit klein oder reduzierte die Frauen um mich herum auf gehorsame und stille Anhängsel.

Ich war ein unbekümmertes Mädchen, das lieber speckige Jeans als Rüschen trug, die Nachbarsjungen vermöbelte, mit seiner Mutter Marmelade einkochte und die Natur liebte. An unserem Hof führte ein Gehweg vorbei, auf dem sich Käfer und Kinder tummelten. Einmal zertrat ein Dorfjunge mit Genuss einen großen Käfer und ich war Augenzeugin. Empört baute ich mich vor ihm auf und verpasste ihm die Gardinenpredigt seines Lebens. Als Trumpfkarte spielte ich Gott als den großen Richter aus, der ihm für seine Untat die Hölle heißmachen würde. An mir ist eine großartige Theologin verloren gegangen. Um Worte war ich nicht verlegen. Und Mut war mir in die Wiege gelegt. Niemand in meiner Familie dachte daran, ihn mir wegzunehmen und kleinzureden. (Nur hätte ich vielleicht an meiner Wortwahl feilen können!)

Ich war umgeben von Frauen, die ihre Weiblichkeit lebten, aber nicht überbetonten, die tüchtig arbeiteten, sich wenig aus schicken Klamotten, Make-up und Frisuren machten, nachmittags mit herzhaftem Appetit Kuchen aßen und abends vor dem Fernseher, in dem gerade die Tagesschau lief, mit ihren Stricknadeln klapperten. Diese Frauen hatten ihren...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2021
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Altern • Bodyshaming • Echt • Geschlechterrollen • Selbstannahme • Selbstliebe • Selbstwert • Weiblichkeit
ISBN-10 3-96122-497-8 / 3961224978
ISBN-13 978-3-96122-497-5 / 9783961224975
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