Vom Angsthasen zum Liebesküken -  Luna Lavesis

Vom Angsthasen zum Liebesküken (eBook)

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
396 Seiten
Weltbuch Verlag
978-3-906212-87-6 (ISBN)
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Eigentlich lässt Annies Leben keine Wünsche off en. Sie hat einen gut bezahlten Beruf, ihre Freunde und Kollegen schätzen sie, das eigene Haus ist eben fertig geworden und die Hochzeit mit ihrem Kindheitsschwarm steht kurz bevor. Doch seit einiger Zeit fühlt sich Annie wie ausgebrannt. Je näher die langersehnte Eheschließung rückt, desto mehr breitet sich eine lähmende Angst in Annie aus - eine Angst, die sie sich überhaupt nicht erklären kann! Annie sieht keinen anderen Ausweg mehr, als die Hochzeit abzusagen. Unter dem verständnislosen Kopfschütteln von Familie und Freunden begibt sich Annie auf eine Reise, die alles verändert. Eine wahre Geschichte, die Flügel verleiht ...

Der Roman beruht auf wahren Begebenheiten und wird unter Pseudonym herausgebracht. Daher gibt es kein Autorenporträt.

VERLIERE DEN VERSTAND UND FANG AN ZU L(I)EBEN!


„Wow!“ Meine Freundin Ebrar saß mir auf meiner Couch im Wohnzimmer gegenüber und hielt mir ihren nackten Unterarm mit den aufgestellten Härchen entgegen. Ich bestaunte ihre Gänsehaut, die sich dort aufgrund ihrer emotionalen Ergriffenheit gebildet hatte, wie sie mir mit aufrichtiger Wertschätzung gestand. Es war Anfang November. Ich hatte gerade meine Bildschirmpräsentation geschlossen und die Generalprobe meines ersten Vortrags beendet, den ich in gerademal vierundzwanzig Stunden in Alims Bistro einem kleinen Publikum zum Besten geben würde.

„Klar unterstütze ich dich“, war Alims Antwort gewesen, als ich ihn vor einigen Wochen gefragt hatte, ob ich in seinem Lokal einen Vortrag halten dürfte. „Ist doch Ehrensache! Ich freu mich, wenn ich dir helfen kann, Annie.“

Obwohl ich die „Generalprobe“ soeben mit Bravour gemeistert hatte und das Feedback meiner Couchsurf- und Seelenfreundin äußerst positiv ausgefallen war, schnürte sich bei dem Gedanken an den bevorstehenden Event vor Nervosität meine Kehle zu. Angespannt schluckte ich den Kloß im Hals hinunter.

„Jetzt hoffe ich nur, dass morgen mit der Technik alles klappt“, brachte ich knapp hervor, aber Ebrar nickte ermutigend und ich dachte dankbar an meinen Bekannten aus dem ortsansässigen Musikverein, der jetzt wahrscheinlich bereits auf dem Weg zu Alim war, wo ich ihn in einer Stunde treffen würde, um mit ihm die Tontechnik zu überprüfen. Es rührte mich, dass ich nicht nur mit Ebrar eine Weggefährtin an meine Seite gestellt bekommen hatte, die mich beim Erreichen meiner Träume und Visionen so liebevoll unterstützte, sondern dass seit geraumer Zeit auf unerklärliche Weise immer die passenden Menschen im genau richtigen Moment auf der Bildfläche meines Lebens erschienen, um mir zu helfen. Zumindest fiel mir das zu dieser Zeit zum ersten Mal bewusst auf.

„Verliere den Verstand und fang an zu l(i)eben!“ war kurze Zeit später in großen Buchstaben auf der heruntergelassenen Leinwand in einem Nebenraum des Bistro zu lesen. Etwas weiter unten bereitete in etwas kleinerem Schriftzug der Untertitel auf die Karikatur eines ängstlich dargestellten Hasen vor, dem Schweißperlen von der Stirn tropften: „Ein Angsthase erzählt, wie aus einem Nein zur Hochzeit ein Ja zur Liebe wurde.“ Testweise klickte ich durch die Seiten meiner animierten Bildschirmpräsentation, die knapp und bündig die Thesen meines Vortages enthielt. Dabei hatte ich auf eine angemessene Schriftgröße geachtet und mich auf das Wesentliche beschränkt, um den Zuhörer nicht mit zu vielen Informationen zu überfordern. So zumindest hatte ich es während meines Lehramtsstudiums in einem Seminar über Moderations- und Präsentationstechniken gelernt.

„Werde dir deiner Gedanken bewusst!“, lautete mein erster Appell an das Publikum. Ich selbst hatte es vormals als große Befreiung empfunden, immer tiefer zu verstehen, dass zwischen meinen Gedanken und Gefühlen und dem, was sich unmittelbar ereignete, ein Zusammenhang bestand. Vieles in meinem Leben hatte sich schlagartig entspannt, als ich anfing, dem unkontrollierten Geplapper in meinem Kopf lediglich zuzuhören, ohne mich länger damit zu identifizieren. Jedes Mal, wenn ich mir meiner negativen Gedanken bewusst geworden war, stellte ich mir einfach einen Papagei auf meiner Schulter vor, dem ich freundlich zurief: „Danke fürs Teilen!“ Weiter hatte ich versucht, auftauchende unangenehme Gedanken so lange umzuformen, bis sich angenehmere Gefühle dazu einstellten. In der Tat hatte sich mein Leben trotz der anhaltenden Trauer um die abgesagte Hochzeit während des vergangenen Jahres recht positiv verändert, und das hauptsächlich seit ich meine Gedanken bewusst in Bahnen lenkte, die mich vergnüglich stimmten. Dass ich in weniger als vierundzwanzig Stunden meinen ersten Vortrag halten würde, um die Freude, die ich empfand, an andere weiterzugeben, war ein Resultat dieser veränderten Denk- und Lebensweise.

Da ich selbst begonnen hatte, meine über Jahrzehnte unterdrückten Gefühle zuzulassen und einige davon bereits erfolgreich transformiert hatte, fasste ich unter der zweiten Aufforderung „Höre auf deine Gefühle!“ meine wichtigsten Erkenntnisse der vergangenen Monate zusammen. Dabei waren meine Ausführungen über natürliche Gefühle und unnatürliche Reaktionen größtenteils angeregt durch die Inhalte der Trilogie Gespräche mit Gott. Die Lektüre von Neale Donald Walsch hatte ich nach meiner Rückkehr von Schottland während meiner täglichen Spaziergänge im Wald regelrecht verschlungen, und deren Anwendungsversuche hatten in den vergangenen Monaten tiefgreifende Transformationen und beglückende Veränderungen in meinem Leben bewirkt. Mehr als einmal hatten mich die Inhalte zu Tränen gerührt, weil sich meine Seele offenbar an eine Wahrheit erinnerte, die weit über das hinausging, was mir von meinen Eltern beigebracht worden war, was mich das Christentum gelehrt hatte und was die Gesellschaft dachte.

Um meine Ausführungen über die Entwicklung von einer Partnerschaft der Bedürftigkeit hin zu wahrer Liebe auf den Punkt zu bringen, hatte ich unter der dritten Anregung meines Vortrags Liebe deinen Partner! eine kleine mit Klaviermusik untermalte Animation integriert. Auf dieses Filmchen hatte mich eine Couchsurf-Besucherin aus Taiwan gebracht, die im Sommer im Zuge ihrer Europareise einen Zwischenstopp auf dem Weg in den Schwarzwald bei mir eingelegt hatte. An ihrer Seite war ich, neben einem köstlichen taiwanesischen Gericht nach dem Rezept ihrer Großmutter, auch in den Genuss einer beglückenden interkulturellen Lernerfahrung gekommen. So hatten wir in einer gemeinsam entwickelten Unterrichtssequenz die feinmotorischen Fertigkeiten meiner Schüler nicht nur durch den adäquaten Umgang mit chinesischen Essstäbchen trainiert, sondern auch durch das Erlernen chinesischer Schriftzeichen. Vor dem Hintergrund unserer beruflichen Tätigkeiten hatten wir neben unseren pädagogischen Ansichten auch unsere Auffassungen hinsichtlich partnerschaftlicher Beziehungen miteinander geteilt. So waren wir auf die Kindergeschichte The MISSING PIECE meets the BIG O von Shel Silverstein gestoßen, die von einem Dreieck handelt, das sich als verlorenes Teil eines Ganzen sieht und sich auf die Suche nach seinem Gegenstück macht, um vollkommen zu werden. Erst durch die Begegnung mit dem BIG O lernt es schließlich, dass dauerhaftes Glück nicht von einem Partner abhängig ist, mag er sich auch noch so gut in die „Lücke“ einfügen. Vielmehr geht es darum, die eigenen Ecken und Kanten „abzurunden“ und so schlussendlich selbstständig durch das Leben zu „rollen“. Die Reise des MISSING PIECE erinnerte mich an meine eigene Sehnsucht nach einem passenden Gegenüber, an dessen Seite ich freudig und glücklich mein volles Potenzial leben könnte. Dass ich bis zum Zeitpunkt der geplanten Hochzeit wie die meisten anderen Menschen irrtümlich gemeint hatte, dieses Glück in einer anderen Person finden zu können, zumal ich mir meiner eigenen Schatten nicht bewusst gewesen war, hatte ich mittlerweile durchleuchtet. Die Erfahrung des vergangenen Jahres hatte mich zumindest Ansatzweise gelehrt, dass Zufriedenheit immer zuerst in einem selbst gefunden werden kann, und weil mich die animierte Geschichte ermutigt hatte, daran zu glauben, dass auch ich eines Tages ebenso leicht durch das Leben „rollen“ würde wie das BIG O, wollte ich anderen diese frohe Botschaft nicht vorenthalten. Eines Tages, so hoffte ich, würde die Liebe zu mir selbst die Suche nach Befriedigung im Gegenüber vollständig ablösen.

Betroffene Stille herrschte am darauffolgenden Abend in den Zuhörerreihen, nachdem die Klaviermusik des Videos verklungen und ein abschließendes Zitat, gefolgt von einer Danksagung eingeblendet worden war. Dann setzte der Applaus ein und schallte durch den Raum, der bis auf den letzten Platz gefüllt war.

„Du warst großartig!“, hörte ich meine Mutter mit einem stolzen Lächeln zu mir sagen, nachdem sie aufgestanden und zu mir nach vorne gelaufen war. Liebevoll drückte sie meine beiden Hände und schaute mir in die Augen. „Wirklich ganz große Klasse!“

Auch die übrigen Zuhörer hatten sich mittlerweile erhoben und verweilten noch ein wenig, um sich auszutauschen.

„Ich bin so stolz auf dich, Annie!“, hörte ich plötzlich eine männliche Stimme dicht neben mir. Sie war mir erst seit Kurzem vertraut. Ich wandte mich abrupt von meiner Mutter ab und fühlte überraschend einen feuchten Kuss, begleitet von einem schmatzenden Geräusch, auf meiner Wange. Beinahe blieb mir unter dem Druck der Umarmung, die unmittelbar folgte, die Luft weg. Ich blickte in das strahlende Gesicht eines Mannes, den ich erst wenige Wochen zuvor an Alims Tresen kennengelernt hatte. Bei einem Glas Tempranillo hatten wir eine rege Unterhaltung über New-Age-Literatur geführt und diese in der darauffolgenden...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-906212-87-4 / 3906212874
ISBN-13 978-3-906212-87-6 / 9783906212876
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