Gezeitenflüstern (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
352 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-5067-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gezeitenflüstern - Debbie Macomber
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Der örtliche Privatdetektiv Roy McAfee und seine Frau Corrie genießen ihr Leben. Ihre Tochter arbeitet seit Kurzem in Cedar Coves neu eröffnetem Krankenhaus und scheint mit einem der Ärzte einer glückliche Zukunft entgegenzusehen. Und doch stehen Corrie und Roy vor einem Rätsel. Seit einiger Zeit bekommen sie mysteriöse Postkarten. Auf jeder steht nur ein handgeschriebener Satz: »Bereut ihr die Vergangenheit?« Beide haben sie keine Ahnung, was diese Nachrichten zu bedeuten haben. Aber was wäre Roy für ein Privatdetektiv, wenn er der Sache nicht auf den Grund gehen würde?



SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber hat weltweit mehr als 200 Millionen Bücher verkauft. Sie ist die internationale Sprecherin der World-Vision-Wohltätigkeitsinitiative Knit for Kids. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wayne lebt sie inmitten ihrer Kinder und Enkelkinder in Port Orchard im Bundesstaat Washington, der Stadt, die sie zu ihrer Cedar Cove-Serie inspiriert hat.

1. Kapitel

Corrie McAfee machte sich Sorgen, und sie wusste, dass es ihrem Mann Roy genauso ging.

Wie sollten sie sich unter den gegebenen Umständen auch keine Sorgen machen? Seit Juli hatte Roy, der pensionierter Polizist und nun Privatdetektiv war, eine Reihe anonymer Postkarten erhalten. Die Nachrichten darauf klangen zwar nicht offen bedrohlich, aber auf jeden Fall beunruhigend.

Auf der ersten Karte, die ans Büro geschickt worden war, stand etwas von Dingen, die er möglicherweise bereuen würde. In den folgenden Wochen waren weitere Karten eingetroffen. Corrie hatte sie so oft gelesen, dass sie jede einzelne auswendig kannte. Auf der ersten stand:

JEDER HAT ETWAS ZU BEREUEN. GIBT ES ETWAS, VON DEM SIE SICH WÜNSCHEN WÜRDEN, SIE KÖNNTEN DIE ZEIT ZURÜCKDREHEN UND ALLES ANDERS MACHEN? DENKEN SIE DARÜBER NACH.

Keine Unterschrift, weder auf dieser noch auf den anderen Karten. Eingetrudelt waren sie in unregelmäßigen Abständen, abgeschickt von verschiedenen Orten. Die kryptischen Botschaften gingen Corrie immer wieder durch den Kopf. Sie war heute, im Oktober, genauso schlau wie zu der Zeit, als sie die erste Postkarte gelesen hatte.

Die Kaffeemaschine gab ein letztes keuchendes Gurgeln von sich und verkündete damit, dass der Kaffee fertig war. Für einen Moment lenkte das Geräusch sie von ihrer Grübelei ab – lange genug, um aus dem großen Bürofenster zu schauen und den Ausblick auf die Innenstadt von Cedar Cove zu genießen. Es hatte Vorteile, als Roys Sekretärin und Assistentin zu arbeiten, manchmal und gerade jetzt aber auch Nachteile. Mitunter war Unwissenheit wirklich ein Segen, und die jetzige Situation gehörte auf jeden Fall in diese Kategorie. Sie könnte erheblich ruhiger schlafen, wenn sie nie von den geheimnisvollen Postkarten erfahren hätte.

Und dennoch – selbst wenn es Roy gelungen wäre, sie ihr zu verheimlichen, hätte sie doch davon erfahren, denn die letzte Nachricht war persönlich überbracht worden, direkt an ihre Haustür. Nicht ans Büro wie alle anderen, sondern an ihre Privatadresse. Spätabends war jemand vorbeigekommen und hatte die Veranda ihres Hauses betreten. An diesem Abend hatten sie zufällig Gäste zum Essen eingeladen. Als sie ihre Gäste verabschieden wollten, stellten sie fest, dass ein Unbekannter ihnen einen Korb mit Obst und einer schriftlichen Nachricht vor die Haustür gestellt hatte. Corrie überlief es eiskalt, wenn sie daran dachte, dass dieser Unbekannte ihre Privatadresse kannte.

»Ist der Kaffee endlich fertig?«, rief Roy aus seinem Büro zu ihr hinüber. Anscheinend wartete er bereits ungeduldig.

»Immer langsam mit den jungen Pferden – ich komme ja schon!« Corrie hatte gar nicht so schroff reagieren wollen. Normalerweise sah es ihr gar nicht ähnlich, so aufbrausend zu sein. Diese untypisch heftige Reaktion verriet, wie sehr sie die Ereignisse der letzten Monate mitnahmen. Seufzend schenkte sie den Kaffee in einen sauberen Becher und trug das dampfende Getränk in das Büro ihres Mannes.

»Na schön, jetzt reicht’s«, sagte sie und stellte den Kaffee auf seinen Schreibtisch. »Wir müssen reden.«

Völlig unbekümmert und entspannt lehnte Roy sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Sie waren jetzt seit fast dreißig Jahren verheiratet, und Corrie fand ihn immer noch genauso attraktiv wie damals auf dem College. Roy hatte Football für die University of Washington gespielt und war damals eine große Nummer auf dem Campus gewesen: hochgewachsen, breitschultrig, immer noch muskulös, hielt er sich gerade wie eh und je. Anscheinend, ohne etwas dafür tun zu müssen, blieb er auch heute noch fit, und Corrie beneidete ihn ein klein wenig darum, dass er nie an Gewicht zugelegt hatte. Seine dunklen Haare waren dünner geworden und wiesen graue Strähnen auf, aber das ließ ihn nur würdevoller und reifer erscheinen.

Auf dem College war er mit vielen Frauen ausgegangen, aber verliebt hatte er sich in sie. Dennoch hatte es in ihrer Beziehung auch Probleme gegeben. Damals trennten sie sich sogar, und es dauerte über ein Jahr, bis sie wieder zueinanderfanden. Letztendlich erkannten sie, wie sehr sie einander liebten, und alle Unsicherheiten und Zweifel an ihren Gefühlen waren wie weggeblasen. Kurz nach ihrem Collegeabschluss heirateten sie, und ihre Liebe hielt allen Prüfungen und Beschwernissen stand, in guten wie in schlechten Zeiten, und von beiden hatten sie reichlich erlebt.

»Worüber reden?«, fragte Roy lässig.

Seine scheinbare Gelassenheit konnte Corrie nicht täuschen. Ihr Mann wusste genau, was ihr durch den Kopf ging. »Sagt dir ›Irgendwie holt die Vergangenheit die Gegenwart immer ein‹ irgendetwas?«, murmelte sie und setzte sich auf den Stuhl, der normalerweise Klienten vorbehalten war. Roy sollte verstehen, dass sie nicht so leicht lockerlassen würde. Denn sie befürchtete, dass er mehr über diese Postkarten wusste, als er zugab. Womöglich versuchte er, sie zu schützen – das wäre nur zu typisch für ihn.

Er runzelte die Stirn. »Diese Postkarten haben nichts mit dir zu tun, also zerbrich dir nicht den Kopf darüber.«

Seine Antwort machte sie wütend. »Wie kannst du so etwas sagen? Alles, was dir zustößt, betrifft auch mich.«

Für einen Moment sah es so aus, als wollte er widersprechen, aber nach so vielen Jahren erkannte er doch, dass sie sich nicht mit wortgewandten Beschwichtigungen abspeisen lassen würde. »Ich weiß wirklich nicht, was ich dir sagen soll. Ja, ich habe mir Feinde gemacht, und ja, es gibt Dinge, die ich bereue, aber wem geht das nicht so?«

Während seiner Zeit bei der Polizei von Seattle war Roy bis zum Detective aufgestiegen. Aufgrund einer Rückenverletzung hatte er allerdings frühzeitig in den Ruhestand gehen müssen. Zunächst freute Corrie sich, ihren Mann zu Hause zu haben. Sie hoffte, dass sie nun gemeinsam reisen und einiges von dem unternehmen würden, was sie schon immer hatten tun wollen, aber es kam anders. Obwohl Roy nun jede Menge Zeit hatte, waren ihre finanziellen Möglichkeiten durch seine Frühpensionierung erheblich beschnitten worden: Ihnen blieben zwanzig Prozent weniger Geld zur Verfügung als vorher. Um Geld zu sparen, zogen sie aus Seattle fort auf die andere Seite des Puget Sound nach Cedar Cove. Die Immobilienpreise lagen im Kitsap County deutlich niedriger, und das Leben verlief hier obendrein geruhsamer. Als ihnen der Makler das Haus in der Harbor Street zeigte, mit seiner breiten Vorderveranda und der fantastischen Aussicht auf die Bucht und den Leuchtturm, hatte Corrie sofort gewusst, dass dieser Ort ihr neues Zuhause werden würde.

Also kehrten sie der großen Stadt den Rücken, und die Umstellung verlief sehr viel einfacher, als Corrie zunächst befürchtete. Die Leute hier waren freundlich, und sie gewannen schnell ein paar gute Freunde – zu denen vor allem die Beldons zählten –, mieden aber dennoch weitestgehend die Gesellschaft. Sie kannten die Namen der Nachbarn, und man grüßte einander, aber damit hatte es sich auch schon.

Zu Corries Enttäuschung hielt Roy es nicht lange im Ruhestand aus. Er langweilte sich sichtlich und war oft schlecht gelaunt. All das änderte sich, als er beschloss, ein Büro zu mieten und sich als Privatdetektiv selbstständig zu machen. Corrie unterstützte ihn bei diesem Entschluss. Schon bald hatte ihr Mann gut zu tun und freute sich auf jeden neuen Tag. Er nahm nur Fälle an, die ihn interessierten. Sie war stolz auf Roys Fähigkeiten, stolz auf seinen Erfolg und darauf, wie wichtig er seine Klienten nahm. Niemals wäre es ihr – oder Roy – in den Sinn gekommen, dass er eines Tages in eigener Sache würde ermitteln müssen.

»Du könntest in Gefahr sein«, murmelte sie ängstlich. Sie weigerte sich, ihre Gefühle zu verbergen und so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung, wenn dem nicht so war.

Roy zuckte mit den Schultern. »Das bezweifle ich. Wenn mir jemand etwas antun wollte, dann hätte er das längst getan.«

»Wie kannst du das wissen?«, fragte sie ärgerlich. »Jemand ist Bob gefolgt, und wir wissen beide, dass derjenige sich nicht für Bob interessiert hat. Bob fuhr deinen Wagen. Wer immer ihn verfolgt hat, war der Meinung, dir auf den Fersen zu sein.«

Ihren Freunden Bob und Peggy Beldon gehörte die örtliche Pension Thyme and Tide. Bob hatte sich an besagtem Tag Roys Auto geliehen und von unterwegs beinahe panisch angerufen, weil er sicher war, dass ihm jemand folgte. Daraufhin gab Roy ihm den Rat, sofort zur Polizeiwache zu fahren. Sowie Bob dort anhielt, machte sich der mysteriöse Verfolger aus dem Staub. Erst später war Roy und Corrie ein Licht aufgegangen: Wer immer Bob verfolgt hatte, muss der Meinung gewesen sein, Roy säße am Steuer.

»Im Brief steht, wir sind nicht in Gefahr«, erinnerte Roy sie.

»Natürlich! Genau das sollen wir doch glauben«, ereiferte sich Corrie. »Wer immer dahintersteckt, will, dass wir unvorsichtig werden.«

»Corrie, bitte –«

Sie fiel ihm ins Wort, wollte keine weiteren Beschwichtigungsversuche hören. »Der Präsentkorb auf unserer Veranda – dieser … Fremde ist direkt zu uns nach Hause gekommen und hat ihn dort abgestellt, und du willst mir weismachen, wir hätten nichts zu befürchten?« Ihre Stimme zitterte, und ihr wurde bewusst, dass sie kurz davorstand, die Beherrschung zu verlieren. Sie war es leid, sich zu fürchten. Leid, auf die nächste Nachricht – oder Schlimmeres – zu warten. Jeden Morgen beim Aufwachen erfasste sie sofort wieder die Angst vor dem, was an diesem Tag passieren könnte.

...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2021
Reihe/Serie Cedar Cove
Cedar Cove
Übersetzer Anita Sprungk
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel 50 Harbor Street
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7499-5067-9 / 3749950679
ISBN-13 978-3-7499-5067-6 / 9783749950676
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