Die Panne (eBook)

Ein Hörspiel und eine Komödie
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2021 | 1. Auflage
192 Seiten
Diogenes (Verlag)
978-3-257-61231-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Panne -  Friedrich Dürrenmatt
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Weil sein Auto eine Panne hat, gerät Alfredo Traps in eine Villa, in der vier ältere Herren ein Gerichtsspiel abhalten, das ihnen ehemaligen Richtern, Staatsanwälten und Verteidigern zum Zeitvertreib dient. Traps übernimmt die Rolle des Angeklagten, und man versichert ihm, eine Schuld werde sich schon finden lassen.

Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte Philosophie in Bern und Zürich und lebte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel. Bekannt wurde er mit seinen Kriminalromanen und Erzählungen ?Der Richter und sein Henker?, ?Der Verdacht?, ?Die Panne? und ?Das Versprechen?, weltberühmt mit den Komödien ?Der Besuch der alten Dame? und ?Die Physiker?. Den Abschluss seines umfassenden Werks schuf er mit den ?Stoffen?, worin er Autobiografisches mit Essayistischem verband. Friedrich Dürrenmatt starb 1990 in Neuchâtel.

Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte Philosophie in Bern und Zürich und lebte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel. Bekannt wurde er mit seinen Kriminalromanen und Erzählungen ›Der Richter und sein Henker‹, ›Der Verdacht‹, ›Die Panne‹ und ›Das Versprechen‹, weltberühmt mit den Komödien ›Der Besuch der alten Dame‹ und ›Die Physiker‹. Den Abschluss seines umfassenden Werks schuf er mit den ›Stoffen‹, worin er Autobiografisches mit Essayistischem verband. Friedrich Dürrenmatt starb 1990 in Neuchâtel.

Leichte Schlagermusik. Ein fahrendes Automobil.

TRAPS

Dieser Wildholz! Der soll was erleben. Junge, Junge! Rücksichtslos gehe ich nun vor, rücksichtslos. Dem drehe ich mal den Hals um. Wird sich wundern. Unnachsichtlich! Kein Pardon, keine Gnade. Nee. Mir nicht. Meint wohl, ich sei bei der Heilsarmee. Fünf Prozent will er mir abkippen. Fünf Prozent! Ich rieche den Braten. Zum Glück, daß es mit Stürler klappte. Das ist ein Gewinnchen, den habe ich schön hereingelegt. – Nanu, was ist denn auf einmal mit dem Wagen los?

Wagengeräusche.

TRAPS

Steht. Nichts zu machen. Wenigstens eine Garage in der Nähe. He, Sie da!

GARAGIST

Was ist denn mit Ihrem Studebaker los?

TRAPS

Weiß der Teufel. Wollte eben diese kleine Steigung nehmen, da rührt er sich nicht mehr von der Stelle.

GARAGIST

Lassen Sie mich mal sehen.

Hantierungen.

GARAGIST

Aha. – Sehen Sie?

TRAPS

Tatsächlich! Scheint eine größere Reparatur zu geben.

GARAGIST

Meine ich auch.

TRAPS

Bis wann bringen Sie den Wagen in Ordnung?

GARAGIST

Morgen um sieben können Sie ihn holen.

TRAPS

Morgen erst?

GARAGIST

Es ist schließlich sechse abends.

TRAPS

Weit bis zum Bahnhof?

GARAGIST

Eine halbe Stunde.

TRAPS

Kann man im Dorf übernachten?

GARAGIST

Fragen Sie im ›Bären‹ nach.

TRAPS

Na gut. Nimmt mich nur wunder, was der Motor wohl hat. Was verstehe ich schon davon. Garagisten ist man ausgeliefert wie einst den Raubrittern. Der ›Bären‹. Der Dicke da ist wohl der Wirt?

Harmonikaklänge. Festlärm.

TRAPS

Zimmer frei?

WIRT

Tut mir leid. Alles besetzt. Der Kleinviehzüchterverband tagt.

TRAPS

Noch andere Gasthöfe im Dorf?

WIRT

Auch von den Kleinviehzüchtern besetzt. Doch gehen Sie mal zu Herrn Werge in der weißen Villa, die Dorfstraße geradeaus und dann links, der nimmt Gäste.

Die Handharmonikaklänge verwehen langsam.

TRAPS

Hätte doch den Zug nehmen sollen. Aber der fährt erst in einer Stunde, und dann müßte ich zweimal umsteigen. Zu faul dazu. Und den Wagen müßte ich morgen trotzdem holen. Das Dorf scheint angenehm zu sein. Kirche, Dorfeiche, Einfamilienhäuschen, wohl von Rentnern und pensionierten Beamten aus der Stadt, Bauernhäuser, solide, proper, sogar die Misthaufen sorgfältig geschichtet. Die Mühe, die sich die Leute geben.

Muhen. Glockengebimmel.

TRAPS

Kühe. Das auch noch. Eben auf dem Lande. Schöner Sommerabend, die Sonne noch hoch am Himmel, morgen der längste Tag. Vielleicht gibt es was zu erleben, manchmal ganz nette Mädchen anzutreffen in so einem Nest, eine Luise, eine Kathrine, wie neulich in Großbiestringen, war eine tolle Nacht, Evchen hieß sie. Die Villa, von Buchen und Tannen umgeben, ein größerer Garten davor, na schön, gegen die Straße hin Obstbäume, Gemüsebeete, überall Blumen. Komisch, daß die hier Gäste nehmen, scheint eine Art Pension zu sein. Leute, die Moneten bitter nötig haben.

Das Knarren einer Gartentüre.

TRAPS

Niemand zu sehen. Kieswege. Hallo!

RICHTER

Was wünschen Sie?

TRAPS

Herr Werge?

RICHTER

Bin ich.

TRAPS

Mein Name ist Traps, Alfredo Traps!

RICHTER

Erfreut.

TRAPS

Es wurde mir gesagt, man könne bei Ihnen übernachten. Habe eine Panne.

RICHTER

Kann man.

TRAPS

Wieviel verlangen Sie denn?

RICHTER

Nichts.

TRAPS

Nichts? Na, hören Sie mal. Sie scheinen wohl der Weihnachtsmann höchstpersönlich zu sein?

RICHTER

Treten Sie näher. Kommen Sie in die Veranda.

Stimmen.

STAATSANWALT

Da ist ja einer. Höchste Zeit!

VERTEIDIGER

So ein Dusel! Scheint ein Fabrikant zu sein.

STAATSANWALT

Unsinn, ein Geschäftsreisender.

PILET

Fein.

TRAPS

Oh, ich störe wohl.

RICHTER

Sie stören gar nicht. Ich bin allein, mein Sohn befindet sich in den Vereinigten Staaten, da bin ich froh, hin und wieder einen Gast zu beherbergen.

TRAPS

Aber Sie haben ja schon Gäste.

RICHTER

Freunde. Pensioniert, wie ich selbst. Hergezogen ins Dorf des milden Klimas wegen. Halten einen kleinen Herrenabend ab, mit Abendessen. Ich lade Sie ein, mitzumachen.

TRAPS

Mitmachen? So eine Gastfreundschaft gibt es doch überhaupt nicht mehr. Ist ja wie im Märchen.

RICHTER

Darf ich vorstellen: ein pensionierter Staatsanwalt –

STAATSANWALT

Mein Name ist Zorn.

TRAPS

Sehr erfreut.

RICHTER

Ein pensionierter Rechtsanwalt –

VERTEIDIGER

Gestatten: Kummer.

TRAPS

Habe das Vergnügen.

RICHTER

Herr Pilet.

TRAPS

Angenehm.

PILET

Fein.

RICHTER

Das ist Herr Traps, Simone. Er übernachtet hier.

SIMONE

In welchem Zimmer denn, Herr Werge?

RICHTER

Aber Simone, das müssen wir doch erst herausbringen.

SIMONE

Verstehe.

RICHTER

Unsere Gäste, Herr Traps, kommen nämlich je nach ihren Eigenschaften in das hierzu bestimmte Zimmer.

TRAPS

Originelle Idee.

RICHTER

Wünschen Sie etwas Vermouth?

TRAPS

Gerne.

RICHTER

Mit einem Schuß Gin?

TRAPS

Ich weiß gar nicht, womit ich dies alles verdient habe.

RICHTER

Sie erweisen uns nämlich durch Ihren Besuch einen Dienst.

TRAPS

Einen Dienst?

RICHTER

Sie können mitspielen.

TRAPS

Gerne. Was ist es denn für ein Spiel?

Verlegenes Lachen.

VERTEIDIGER

Ein etwas sonderbares Spiel.

TRAPS

Verstehe – die Herren spielen um Geld – da bin ich mit Vergnügen dabei.

STAATSANWALT

Nein – das ist nicht unser Spiel.

TRAPS

Nicht?

Verlegenes Lachen.

RICHTER

Es besteht darin, daß wir des Abends unsere alten Berufe spielen.

TRAPS

Ihre alten Berufe.

STAATSANWALT

Wir spielen Gericht.

TRAPS lacht

Direkt unheimlich.

RICHTER

Im allgemeinen nehmen wir die berühmten historischen Prozesse durch, den Prozeß Sokrates, den Prozeß Jesus, den Prozeß Jeanne d’Arc, den Prozeß Dreyfus, auch den Brand des Reichstagsgebäudes neulich, oder laden verschiedene geschichtliche Persönlichkeiten vor.

VERTEIDIGER

So haben wir gestern Friedrich den Großen für unzurechnungsfähig erklärt und in Gewahrsam genommen.

TRAPS

Das ist ja wirklich ein eigenartiges Spiel.

PILET

Fein, nicht?

STAATSANWALT

Am schönsten ist es natürlich, wenn wir am lebenden Material spielen.

TRAPS

Kann ich mir denken.

RICHTER

Deshalb haben denn Gäste hin und wieder die Freundlichkeit, sich uns zur Verfügung zu stellen.

TRAPS

Das versteht sich doch von selbst.

RICHTER

Sie brauchen aber nicht mitzuspielen, mein lieber Herr Traps.

TRAPS

Natürlich spiele ich mit.

RICHTER

Einen Whisky oder einen Wodka?

TRAPS

Whisky.

VERTEIDIGER

Zigarette?

TRAPS

Danke schön.

VERTEIDIGER

Feuer?

TRAPS

Habe selber. Dunhill. Geschenk von meiner Frau.

STAATSANWALT

Was nun Ihre Rolle betrifft, sehr geehrter Herr Traps, so ist sie nicht schwer zu spielen, jeder Stümper ist dazu fähig.

TRAPS

Da bin ich aber neugierig.

RICHTER

Den Richter, den Staatsanwalt und den Verteidiger haben wir schon, es sind dies ja auch Posten, bei denen eine Kenntnis der Materie und der Spielregeln notwendig ist. Nur die...

Erscheint lt. Verlag 26.5.2021
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Autopanne • Bestseller • Essen • Gericht • Handlungsreisender • Kriminalgeschichte • Richter • Schlemmerei • Schweizer Autor • Schweizer Literatur • Villa
ISBN-10 3-257-61231-1 / 3257612311
ISBN-13 978-3-257-61231-8 / 9783257612318
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