Der geheimnisvolle Mr. Hyde (eBook)

Thriller

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2804-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der geheimnisvolle Mr. Hyde - Craig Russell
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Dunkel und atmosphärisch - die andere Geschichte des Mister Hyde.

Edinburgh im 19. Jahrhundert. Edward Hyde, angesehener und zugleich gefürchteter Superintendent der Polizei, hat ein Geheimnis: Er leidet an Epilepsie und weiß oft nicht, wie er in eine bestimmte Situation geraten ist. Als er vor einem Toten steht, der nach einem keltischen Ritual ermordet worden ist, beschließt er, sich seinem einzigen Freund, dem Arzt Dr. Samuel Porteous, zu offenbaren. Doch dann wird auch Porteous ermordet - auf eine ähnlich mysteriöse Art und Weise. Hyde findet heraus, dass sein Freund nur zwei Patienten heimlich sah: ihn und jemanden, den er »das Biest« nannte. Hyde ahnt, dass er den Mörder finden muss, um sich selbst zu erlösen ...

»Stephen King trifft Robert Louis Stevenson ... eine Geschichte, die einem garantiert einen Schauer einjagt.« David Hewson.



Craig Russell, Jahrgang 1956, wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, seine Bücher wurden in 23 Sprachen übersetzt. Er lebt in der Nähe von Edinburgh. Im Aufbau Taschenbuch sind die Romane um den Hamburger Ermittler Jan Fabel lieferbar: »Blutadler«, »Wolfsfährte« und »Auferstehung«. Im Aufbau Taschenbuch ist darüber hinaus sein Roman über das Prag der dreißiger Jahre erschienen: »Wo der Teufel ruht«. Wolfgang Thon, geboren 1954 in Mönchengladbach, studierte Sprachwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Berlin und Hamburg. Er hat bereits etliche Thriller von unter anderem Brad Meltzer, Robin Hobb, Steve Barry und Paul Grossman ins Deutsche übertragen.

Zwei Jahre zuvor

KAPITEL EINS


Noch nie hatte man so etwas gehört.

Hoch, schrill und rau durchdrang es die Nacht, scharf, bebend, flatternd. Ein Geräusch zwischen einem Jammern und einem Schrei, und dennoch ähnelte es keiner Stimme. Es schien nicht menschlichen Ursprungs zu sein.

Eine mondlose Nacht hatte sich über die Stadt gelegt. Die Dunkelheit erklomm langsam die Flanken des Mound, sickerte durch die Zinnen und Schießscharten des Schlosses, kroch schleichend in die Altstadt und schob ihre dunklen Finger in die schmalen Gassen und engen Höfe; schwarz rieb sie sich an den eleganten Reihenhäusern und Crescents der Neustadt, an den luxuriösen Scheiben der breiten, hohen Fenster. Aber als wäre sie von einer düsteren Schwere, war die Nacht nirgendwo schwärzer als dort, wo sie in die Tiefen des Kanals gesunken war, der die Stadt durchzog und sauberes Wasser aus den Höhen der Pentlands dorthin transportierte, wo es bald schmutzig, dunkel und von Schaum überzogen durch die schattigen Abwasser der Mühlen strömte, die wie an einer Schnur den Water of Leith säumten.

Als jenes Geräusch an ihre Ohren drang, bewegte sich Nell McCrossan wie ein leichter, substanzloser Schatten durch die Dunkelheit. Sie war zierlich für ihre vierzehn Jahre, abgemagert, zart wie ein Vögelchen, und ihre Haut schimmerte in den schwachen Lichthöfen der spärlichen Gaslaternen so hell und weiß wie das Mehl, das die Mühle herstellte, in der sie arbeitete.

Nell war eine furchtsame Seele. Sie fürchtete den Fußweg zu ihrer Schicht, hatte Angst vor der Dunkelheit zwischen den Gaslaternen, ihr bangte vor den schwankenden Schatten der Ulmen und den Stimmen, die sie manchmal über das Rauschen des Flusses zu hören glaubte. Aber sie hatte gelernt, ihren Ohren zu misstrauen. Das Dröhnen und Klappern der Maschinen in der Mühle hatte ihr Gehör geschädigt, hallte in ihren Ohren nach wie geisterhaftes Läuten und verfolgte sie in ihrem Schädel mit geisterhaftem Dröhnen, lange noch, nachdem sie die Mühle verlassen hatte.

Ihre Familie war vor einer Generation aus den Highlands in die Stadt gezogen. Sie hatten aus der grünen Oase von Tälern, Bergen und Schluchten dem höheren Profit der Schafzucht weichen müssen. Die einzige Welt, die Nell je kennengelernt hatte, war die lärmende, beengte und rauchige Welt der Wohnblöcke, die Gassen und Höfe der Altstadt gewesen, und der harsche gutturale Sassenach-Dialekt von Edinburgh. Dennoch hatten das weiche Gälisch ihrer Eltern und die Geschichten einer unsichtbaren Feenwelt ihre Kindheit durchzogen. Als sie jetzt zügig über den von unheimlichen Schatten gesäumten Weg zu ihrer Arbeit in der Mühle hastete, schienen die bedrohlichen Geräusche des glatten tintenschwarzen Flusses aus dem Kanal neben dem Weg nach ihr zu greifen und beschworen in ihrer Erinnerung Geschichten von Seslkies und Kelpies und anderen bösartigen Wassergeistern herauf.

Aber als jener Laut zu ihr drang, fielen alle anderen Ängste von ihr ab, alle Geräusche, reale und eingebildete. Dieses schreckliche, kreischende Jammern schien ihre Haut und ihren dürren Körper zu durchdringen und in ihren Knochen zu klingen. Nell schrie selbst auf, als Furcht in ihr aufstieg und in die Nacht hinauszuströmen schien.

Wieder ertönte es, das bebende, rasselnde Kreischen, das im Kanal widerhallte und von den schwarzen Wänden der Mühlen zurückgeworfen wurde, bis es aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien.

Nell wimmerte, ein Kind allein in der Nacht, das verzweifelt die Dunkelheit nach diesem schrecklichen Wesen absuchte, das so fürchterliche Laute von sich gab, um herauszufinden, in welche Richtung sie fliehen sollte.

Ein drittes Mal ertönte dieses unmenschliche Klagen.

Nell fuhr auf dem Absatz herum und floh, rannte in die Dunkelheit zwischen den Laternenpfosten.

Und lief direkt hinein.

In der Dunkelheit war die Masse unsichtbar gewesen, plötzlich jedoch verfestigte sie sich, als hätten die Schatten sich zusammengeballt, um ein Hindernis für ihre Flucht zu bilden. Die Wucht des Zusammenpralls schleuderte sie zurück, so dass sie schmerzhaft auf dem Boden landete. Ihr Rücken krachte auf die feuchten Pflastersteine. Alle Luft wich aus ihrer Lunge, und sie rang verzweifelt und schmerzhaft nach Atem.

Sie bekam jedoch nicht genug Luft, daher konnte sie nicht um Hilfe rufen, als die Masse sich über sie beugte. Die Silhouette wurde größer, hob sich dunkler vor der schwarzen Nacht ab. Kräftige Hände packten sie, und Nell schrie erstickt auf. Sie hatte noch nicht genug Luft geschöpft, um laut zu schreien. Und immer noch blieb ihr Häscher nicht menschlich und formlos. Sie konnte weder ein Gesicht noch Einzelheiten erkennen.

Die dunkle Kreatur hob sie hoch, als wäre sie vollkommen substanzlos. Sie hielt sie an den Oberarmen gepackt, und Nell spürte, dass es dieses Monster keine Mühe kosten würde, ihr die Knochen zu brechen. Es trug die vollkommen hilflose Nell in den Lichtkegel einer Gaslaterne.

Plötzlich schufen Licht und Schatten ein Gesicht, das Nell erkennen konnte. Sie hatte Atem geschöpft, aber sie konnte immer noch keinen Schrei ausstoßen, laut um Rettung vor dieser rauen Bestie zu rufen, die sie jetzt gefangen hielt. Die Gesichtszüge des Mannes lösten trotz des Lichts Entsetzen in ihr aus. Grobe, harte Gesichtszüge, die abstoßend wirkten, obwohl sie auf eine brutale Art gut aussahen. Furcht. Entsetzen. Sie fühlte sich von einem Monster gefangen, vom Teufel selbst.

Dann erkannte sie ihn. Sie wusste, wer er war, aber diese Erkenntnis vermochte ihre Furcht kaum zu mindern.

»Geht es dir gut?« Seine tiefe Stimme war so samten und dunkel wie die Nacht. »Hast du dir wehgetan?«

Nell schüttelte den Kopf.

»Woher kam das?«, fragte er. Wieder schüttelte sie stumpfsinnig den Kopf, immer noch hypnotisiert von den leuchtend blauen Augen, die in dem grausamen Gesicht glitzerten. »Der Schrei, Mädchen«, drängte er sie ungeduldig. »Woher kam dieser Schrei?«

»Ich … weiß … nicht, Sir«, stammelte sie. »Er schien von überallher zu kommen. Aber beim ersten Mal …« Sie deutete vage in Richtung des Kanals neben ihnen.

»Weißt du, wer ich bin?«, wollte er wissen. Nell blickte ihm erneut ins Gesicht, in die funkelnden Augen unter dem Schatten von Hut und Stirn, betrachtete die groben Wangenknochen, sein massiges Kinn. Das Gesicht schien aus einem härteren Material als Stein gemeißelt zu sein. Sie nickte, immer noch furchtsam.

»Sie sind Captain Hyde, Sir.«

»Wie heißt du, Kind?«

»Nell, Sir. Nell McCrossan.«

»Arbeitest du in der Mühle, Nell?«

Sie nickte wieder.

»Dann lauf sofort dorthin und sage deinem Vorarbeiter, dass ich Männer brauche, die mir bei der Suche helfen. Und richte ihm aus, er soll jemanden zur Polizeiwache in Dean senden, damit die ein paar Constables herschicken.«

Sie blieb stumm und rührte sich nicht, sondern musterte immer noch regungslos und gebannt Hydes Gesicht.

»Lauf jetzt!«, befahl er ihr nachdrücklicher, als er beabsichtigt hatte. Aber seine harten Worte brachen den Bann, und sie rannte in Richtung Mühle davon.

Hyde zog eine Taschenlampe aus seinem Ulster-Überzieher und beleuchtete den Weg, die Bäume und den Fluss um ihn herum. Der Lichtkegel erweckte seine Umgebung zu einem bedrohlichen Leben. Das rauschende Wasser funkelte schwarz und ölig im Strahl der Lampe, die Schatten der Bäume und Büsche am Flussufer schwankten bedrohlich. Nichts deutete darauf hin, dass irgendetwas nicht stimmte.

Er verließ den Pfad und trat an den Rand des Flusses, folgte der Richtung, in die das verängstigte Mädchen gezeigt hatte. Der Fluss verwandelte sich in eine glatte Schlange, die sich ihren dunklen Weg zum fernen Leith und weiter zum Meer suchte, während die nächtlichen Geräusche hier immer lauter wurden. Hyde fuhr zusammen, als ...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2021
Übersetzer Wolfgang Thon
Sprache deutsch
Original-Titel Hyde
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Doktor Jekyll • Edinburgh • Epilepsie • Hypnose • Jan Fabel • Polizei • Psychiater • Ritualmord • Robert Louis Stevenson • Schottland • Superintendent
ISBN-10 3-8412-2804-6 / 3841228046
ISBN-13 978-3-8412-2804-8 / 9783841228048
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