Das Haus am Deich - Unruhige Wasser (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99984-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus am Deich - Unruhige Wasser -  Regine Kölpin
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Vergiss niemals zu träumen!   In ihrem Roman 'Das Haus am Deich - Unruhige Wasser' setzt SPIEGEL-Bestsellerautorin Regine Kölpin die dramatische Geschichte der Freundinnen Frida und Erna fort. Deren Träume von einer neuen Heimat, Liebe und einem erfüllten Leben machen diesen zweiten Band der dreiteiligen in Norddeutschland angesiedelten Saga zu einer fesselnden und atmosphärischen Lektüre.   1951: Das Wirtschaftswunder bringt für Frida, die mittlerweile mit einem Unternehmer verheiratet ist, zwar Wohlstand - doch Glück sieht anders aus. Nicht nur kriselt es in ihrer Ehe von Anfang an, sie ist auch ein goldener Käfig für Frida, die sich nach Unabhängigkeit sehnt. Ihre Freundin Erna muss ebenfalls schmerzhaft erfahren, dass die Zeit Frauen kaum Freiheiten erlaubt. Glück erleben die Freundinnen nur mit ihren Kindern, vor allem den Töchtern Meike und Sanne, und im Haus am Deich mit seinem üppigen Garten, ihrem selbst geschaffenen kleinen Paradies, in dem Wunder möglich scheinen.   Vor der atmosphärischen Kulisse Norddeutschlands entfaltet sich in 'Das Haus am Deich' das Schicksal zweier Frauen und ihrer Familien: wahrhaftig, atmosphärisch und bewegend! Band 1: Das Haus am Deich - Fremde Ufer Band 2: Das Haus am Deich - Unruhige Wasser Band 3: Das Haus am Deich - Sicherer Hafen

Regine Kölpin, geb. 1964 in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen). Die Autorin lebt seit ihrer Kindheit in Friesland an der Nordsee. Regine Kölpin schreibt für namhafte Verlage (mit Gitta Edelmann auch unter dem Pseudonym Felicitas Kind) Romane, Geschenkbücher und Kurztexte. Ihre Bücher waren mehrere Wochen auf der SPIEGEL- Bestsellerliste. Regine Kölpin hat einige Auszeichnungen erhalten. Unter anderem den Bronzenen Homer 2020 (mit Gitta Edelmann), den Titel Starke Frau Frieslands 2011, das Stipendium Tatort Töwerland 2010 u.v.m. Sie gehört dem PEN-Zentrum Deutschland und den Autorenvereinigungen Delia(Liebesroman) und Homer (Historischer Roman) an. Mit ihrem Mann Frank Kölpin lebt sie in einem kleinen idyllischen Dorf an der Küste. Dort konzipieren sie gemeinsam Musik- und Bühnenprojekte und genießen ihr Großfamiliendasein mit fünf erwachsenen Kindern und mehreren Enkeln oder lassen sich auf ihren Reisen mit dem Wohnmobil zu Neuem inspirieren. Mehr Infos unter: www.regine-koelpin.de

Regine Kölpin, geb. 1964 in Oberhausen (NRW), lebt seit ihrer Kindheit in Friesland an der Nordsee. Sie hat zahlreiche Romane und Kurztexte publiziert und ist auch als Herausgeberin tätig. Regine Kölpin wurde mehrfach ausgezeichnet. Mit ihrem Mann lebt sie in einem kleinen idyllischen Dorf. Dort konzipieren sie gemeinsam Musik-und Bühnenprojekte und genießen ihr Großfamiliendasein mit fünf erwachsenen Kindern und mehreren Enkeln.

Kapitel 1


Brauchst du noch lange?«, rief Horst von unten, und Frida hörte, wie der Kleiderbügel klapperte. Seine Stimme wurde ungeduldiger: »Der Film beginnt um acht Uhr. Erna will draußen vor dem Kino auf uns warten. Ein bisschen sollten wir uns sputen.«

Frida seufzte. Horst hatte ja recht, aber sie wusste einfach nicht, welches Kleid heute Abend das richtige war. Neuerdings brauchte sie eine Weile, um sich zu entscheiden, weil ein Großteil ihrer Kleidung zu eng wurde.

Ihr war zudem ständig übel, die neuerliche Schwangerschaft setzte ihr arg zu. Als sie mit der inzwischen neun Monate alten Meike in anderen Umständen gewesen war, hatte es sie nicht so sehr belastet wie jetzt.

Erwachte Frida in den Nächten, in denen sie ständig von ihren Albträumen heimgesucht wurde, ahnte sie, dass dieser Zustand mit ihrer großen Lüge zusammenhing. Eine Lüge, die sie wohl ihr ganzes Leben lang vertuschen und vor sich selbst verantworten musste.

Fridas Hand fuhr unwillkürlich zum Bauch, und sie strich sacht darüber, weil sie eben den Stoß des kleinen Fußes bemerkt hatte, so als wollte der Winzling ihr Trost zusprechen. »Wenn ich nur wüsste, wer dein Vater ist«, sagte sie leise. »Ist es Horst oder Focko?«

Frida dachte stets mit Wärme an die eine gemeinsame Nacht, die sie mit ihrer großen Liebe Focko hatte verbringen dürfen – und die vermutlich nicht folgenlos geblieben war.

»Horst darf nie davon erfahren«, murmelte sie, riss sich dann aber sofort zusammen, denn sie sollte sich wirklich beeilen. Focko war fort und schipperte Gerüchten nach irgendwo auf dem weiten Meer herum, weil sie ihn vertrieben und sich für die Ehe mit Horst entschieden hatte. Frida seufzte. Sie musste sich glücklich schätzen, in einem so schönen Haus wie dem ihren in Stollhamm zu leben!

Immerhin durfte sie sogar Klavier spielen. Denn im Flur stand ein Bechstein, den Horst ihr zu Weihnachten geschenkt und gegen das alte Instrument ausgetauscht hatte, obwohl dessen Töne noch immer wunderbar gewesen waren. Klavier zu spielen war Fridas große Leidenschaft. Sie war in Stettin sogar auf dem Konservatorium gewesen und hatte Pianistin werden wollen. Wäre nicht der Zweite Weltkrieg ausgebrochen und hätte alles zerstört.

»Liebes, bist du nun endlich so weit?« Horst verlegte sich inzwischen aufs Säuseln, doch es klang dennoch ungeduldig.

»Ich komme sofort!« Frida griff zu einem grauen Leinenkleid, das in der Taille etwas weiter geschnitten war.

Sie schlüpfte rasch hinein, schloss die weißen Knöpfe und fuhr sich mit den Fingerspitzen durchs Haar, das sie seit ein paar Wochen etwas kürzer und gestuft trug. Es war viel moderner als der langweilige Zopf, der sonst ihre Frisur ausgemacht hatte. Vor allem mit einem pfiffigen Hütchen verlieh es ihrem zarten Gesicht, das laut ihrer Freundin Erna dem von Ingrid Bergman glich, eine besondere Note.

»Ich warte!«, rief Horst.

Viel Lust verspürte Frida nicht, jetzt ins Kino zu gehen, weil sie es momentan vorzog, die Abende müde auf der Couch zu verbringen und ein paar Sachen für den Nachwuchs zu stricken.

»Liebes!« Horst schien mit den Fingerspitzen auf dem Geländer herumzutrommeln.

Frida warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und eilte die Treppen hinunter. Dabei stolperte sie über die eigenen Füße.

»Nicht so stürmisch!« Horst stand schon in schwarzem Mantel und mit Hut im Flur. Er breitete die Arme aus und wollte sie auffangen, aber Frida konnte sich gerade noch am Handlauf festhalten und das Gleichgewicht zurückerlangen. Horst hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

In der letzten Woche hatte er seine Horex verkauft und einen Opel Kapitän erstanden, während die meisten Menschen auf dem Land noch immer auf dem Zweirad oder mit ihren Fuhrwerken und Kutschen unterwegs waren. Sie aber konnten sich einen Wagen leisten!

Als Frida wegen des Opels die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hatte, war Horst ganz ruhig geblieben.

»Ich möchte ja nicht, dass meine schwangere Frau Motorrad fährt, und jetzt im Winter ist es zudem gefährlich, wenn nicht sogar oft unmöglich.«

Frida fand das sehr rücksichtsvoll, überhaupt erschien es ihr, als würde ihr Mann sich ernsthaft Mühe geben, damit ihre Ehe wieder funktionierte – und sie nahm es dankbar an. Horst half ihr mit einem liebevollen Lächeln in den dicken Wintermantel, obwohl er so lange hatte auf sie warten müssen. Draußen herrschten an diesem Februarabend Temperaturen um den Gefrierpunkt. »Nimm auch den Schal, wenn wir nach Hause kommen, wird es noch kälter sein.« Während ihr Mann das vorschlug, griff er zur Garderobe und reichte ihn ihr. »Schläft Meike?«

Frida nickte. »Tief und fest. Frau Voigt sitzt in der Stube und strickt. Ich habe ihr eine Sinalco und ein paar Salzstangen hingestellt.« Sie kicherte leise. »Aber wir sollten ihr nicht verraten, was wir uns im Kino ansehen, du weißt, wie sehr sie an den Lippen des Pastors hängt. Der hat sich am Sonntag von der Kanzel aus über Hildegard Knef sehr negativ geäußert. So wie du es schon erzählt hast. Nicht dass wir noch unser zuverlässigstes Kindermädchen verlieren. Das wäre schrecklich. Mir tut es ab und zu gut, mal frei zu haben. Die nächsten Jahre, mit zwei kleinen Kindern, werden noch anstrengend genug.«

Horst grinste nur und legte seinen Finger an die Lippen. »Ich schweige wie ein Grab. Lassen wir uns von diesem Skandal mal überraschen. Ich freue mich richtig darauf.«

Sie wollten sich heute nämlich im Metropol-Kino in Nordenham den Streifen »Die Sünderin« mit Hildegard Knef anschauen. Keiner konnte sagen, wie lange er noch im Programm blieb. Das war für Horst erst recht ein Ansporn, ihn anzusehen.

»Es sind so viele aufgebracht«, sagte er jetzt begeistert. »Vor allem die Kirchen laufen Amok und predigen sogar von den Kanzeln gegen dieses ›Sündenwerk‹.«

Er hatte Frida gestern erst erklären müssen, was an dem Film so furchtbar war.

»Er glorifiziert angeblich Prostitution, Sterbehilfe und Selbstmord! Davon will ich mir wirklich selbst ein Bild machen. – Es gab sogar Stinkbombenangriffe und Ähnliches auf etliche Kinos.«

Horst hielt seiner Frau die Tür auf, und gemeinsam steuerten sie auf den Opel zu, den er direkt vor dem Haus auf der Straße geparkt hatte. Ihr Atem verflüchtigte sich in der kalten Abendluft, als sie zum Wagen eilten.

Frida kletterte auf den Beifahrersitz, und Horst startete den Motor. Er musste langsam fahren, denn die Straße glitzerte. »Könnte glatt sein«, murmelte er.

Frida schloss die Augen und ruhte sich aus, bis sie am Metropol-Kino, das in der Hansingstraße lag, ankamen.

Erna wartete schon vor dem hellen Gebäude und strahlte sie an. Sie sah blass aus und wirkte viel zu dünn. Dass sie sich noch immer nicht selbst um ihre Tochter Sanne kümmern durfte, setzte ihr arg zu, und das würde vermutlich auch nicht besser werden. So viele Anfragen zum Sorgerecht waren schon gescheitert – es war, als liefen sie mit dem Kopf gegen eine Wand. Ein Schicksal, wie es viele alleinerziehende Mütter teilten.

»Hallo, ihr beiden. Das wird ein spannender Abend, denke ich!«, begrüßte sie Frida und nahm sie fest in den Arm.

»Ich freue mich, dass wir mal wieder etwas zusammen unternehmen!« Frida konnte ein Gähnen nicht verhindern, was ihre Antwort Lügen strafte. Erna musterte sie kurz, sagte aber nichts darauf, sondern drückte nur ihre Hand.

Horst ließ sie allein und ging zur Kasse. Er übernahm großzügig das Bezahlen. Die Platzanweiserin zeigte ihnen ihre Reihe mit säuerlicher Miene. »In den Film gehen nur junge Leute!«, schimpfte sie. »Alle ergötzen sich an der Nacktheit der Knef! Wie kann man als Schauspielerin bloß so tief sinken?«

Horst schenkte ihr ein freundliches Lächeln, aber keiner der drei erwiderte etwas. Das Kino war schon sehr voll, ihnen schlug der Duft von frischem Popcorn entgegen. Überall knisterte es, und leises Stimmengemurmel erfüllte den Saal. Fridas Herz schlug schneller, als sie die roten Samtsessel und die große Leinwand sah. Sie war vor dem Krieg mit ihrem Vater in einem Lichtspielhaus in Stettin gewesen und danach einmal hier mit Horst, als sie »Mein Freund Harvey« geschaut hatten. So gesehen war...

Erscheint lt. Verlag 2.12.2021
Reihe/Serie Das Haus am Deich
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. Jahrhundert • Adoption • Familiensaga • Fischerei • Frauenfreundschaft • Frauenschicksal • Frauenschicksale • Freundinnen • Freundschaft • Gärten • Heimat • Hoffnung • Kinder • Liebe • Neue Liebe • Norddeutschland • Nordsee • Waisenhaus
ISBN-10 3-492-99984-0 / 3492999840
ISBN-13 978-3-492-99984-7 / 9783492999847
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