Where the Clouds Move Faster (eBook)
432 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60002-6 (ISBN)
Kathinka Engel kennt die Buchwelt aus verschiedensten Perspektiven: Als leidenschaftliche Leserin studierte sie allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, arbeitete für eine Literaturagentur, ein Literaturmagazin und als Redakteurin, Übersetzerin und Lektorin für verschiedene Verlage. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, trifft man sie in Craft-Beer-Kneipen, im Fußballstadion oder als Backpackerin auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Mit ihrem Debüt »Finde mich. Jetzt« schaffte Kathinka Engel es aus dem Stand auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Bei Instagram teilt sie unter @kathinka.engel ihre Begeisterung für Bücher.
Kathinka Engel kennt die Buchwelt aus verschiedensten Perspektiven: Als leidenschaftliche Leserin studierte sie allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, arbeitete für eine Literaturagentur, ein Literaturmagazin und als Redakteurin, Übersetzerin und Lektorin für verschiedene Verlage. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, trifft man sie in Craft-Beer-Kneipen, im Fußballstadion oder als Backpackerin auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Mit ihrem Debüt "Finde mich. Jetzt" schaffte Kathinka Engel es aus dem Stand auf die Spiegel-Bestsellerliste. Bei Instagram teilt sie unter @kathinka.engel ihre Begeisterung für Bücher.
1
That’s not what he said. Nein. Nope. Mh-mh. Unter keinen Umständen hat er das gerade gesagt. Das geht nicht. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein.
»Und ich weiß, dass dich das vielleicht überrascht und im ersten Moment überfordert. Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob du auf Männer stehst. Hab dich irgendwie noch nie mit jemandem zusammen gesehen. Also dachte ich, Erwin, fass dir endlich ein Herz, und sag ihr, was du fühlst. Denn vielleicht hab ich ja Glück, und dir geht’s auch so. Oder du denkst wenigstens drüber nach. Oder …«
Er sieht mich direkt an, und mein erschrockener Gesichtsausdruck bringt ihn für einen Moment aus dem Konzept. Zurückspulen.
»Okay, du wirkst nicht, als würde es dir auch so gehen«, sagt er etwas leiser. Betreten blickt er wieder auf die Tischplatte.
Erwin, spul zurück, und sprich es einfach nicht aus.
Ich beginne langsam den Kopf zu schütteln. Hin und her. Hin und her. Nein. Einfach nein. Bitte nein. Warum? Warum muss er alles kaputt machen? Warum kann er seine blöden Gefühle nicht einfach runterschlucken? Das ist natürlich ungerecht, das weiß ich. Trotzdem kann ich nichts gegen diese Gedanken tun. Denn das hier ist kein Happy End. Nicht für ihn, nicht für mich. Es macht alles kompliziert. Macht es anders. Macht es …
»Erwin …« Was tut man denn in so einer Situation? Schreiend wegrennen wird es wohl kaum sein. Was sagt man? Was kann man überhaupt tun? Wo ist diese Rewind-Taste?
Ich bin froh, dass Erwin einen öffentlichen Raum für dieses Gespräch ausgewählt hat. Der Hideout, unser Stammpub im Zentrum von Lerwick, ist die perfekte Mischung aus intimem zweitem Wohnzimmer und dennoch neutralem Gebiet. Auch wenn er ab jetzt für immer mit diesem Gespräch verknüpft sein wird. Unweigerlich. Mit Erwins brechendem Herz und meinem, das nun ebenfalls angeknackst ist.
»Effie, vielleicht darf ich noch eine Sache sagen? Bevor ich mich verkrieche?« Er versucht sich an einem Lächeln, aber es sieht so traurig aus, dass es in meinem Inneren richtig heftig sticht. Wie muss es dann erst in seinem aussehen? »Ich glaube, ich kenne dich ein bisschen. Und ich glaube, ich wäre richtig gut für dich. Wir zusammen. Wir wären richtig gut.« Ich kann sehen, dass da Hoffnung in seinem Blick ist. Hoffnung, gegen die er sich selbst wehrt. O Himmel, wie weh das alles tut!
»Aber wir waren doch schon gut zusammen«, sage ich halb erstickt.
»Zusammen zusammen. Richtig zusammen. Mit Küssen. Mit … Liebe.«
»Da war doch schon Liebe.« Meine Stimme ist ganz leise. Küsse. Es klingt so schön. Allerdings weiß ich gleichzeitig, dass das nicht geht. Es spielt keine Rolle, ob ich es will. Tatsache ist, dass ich es nicht kann. Und dabei bleibt es.
»Romantische Liebe, Effie. Ich glaube, ich könnte dich wirklich glücklich machen. Und ja, ich weiß, dass du gleich sagen wirst, du bist ja schon unverschämt glücklich. Aber ich würde jeden Tag versuchen, dich noch glücklicher zu machen. Ich würde alles für dich tun. Alles. Was immer du dir wünschst. Was immer du brauchst, ich gebe es dir. Ich bin ein echt guter Kerl, glaube ich. Zumindest versuche ich …«
»Das weiß ich«, unterbreche ich ihn. »Erwin, das weiß ich doch alles.« Ich sehe ihn an. Meinen wunderbaren Freund, der nun leidet. Meinetwegen. Ich will das nicht, aber es gibt keine andere Möglichkeit.
»Ja, ich weiß, dass du das weißt. Ich möchte nur, dass du außerdem weißt, dass du das volle Programm von mir kriegen würdest. Alles.« Er sieht wieder auf. Da ist immer noch ein bisschen Hoffnung in seinem Blick. Das macht es noch viel schlimmer. »Du kriegst alles. Und wenn ich es nicht habe, dann besorge ich es. Schaff’s mir drauf. Was immer.«
»Erwin …« Ich sehe den Schmerz in seinen Augen, fühle den Schmerz in mir.
»O Gott.« Seine Stimme bricht. »Jetzt passiert es, oder? Jetzt zerschmetterst du mich.«
Meine Eingeweide sind eine fest zusammengekrampfte Masse. »Ich will dich nicht zerschmettern. Ich will, dass es dir gut geht. Ich will, dass du der fröhliche Erwin bist. Mein fröhlicher Freund Erwin. Aber eben nicht mein fröhlicher fester Freund Erwin.«
»Shit.« Er nickt. »Es ist nicht so, als hätte ich nicht auch ein bisschen damit gerechnet.« Seine Schultern sacken herab, seine Nasenflügel beben, und er nimmt einen Schluck Ale. Dann atmet er tief ein, als müsste er sich überwinden, weiterzusprechen. Ich fühle es so sehr. Fühle so sehr mit ihm. Was immer ihn zerschmettert, zerschmettert auch mich. »Du musst mir nichts erklären. Nur wenn du willst. Aber … gibt es einen Grund?«
Ich rutsche auf dem knarzenden Stuhl herum. Denn es ist nicht so einfach. Es ist sogar ein bisschen verflixt. »Es ist kompliziert«, sage ich und weiß im nächsten Moment, dass dieser Satz in keiner Welt jemals ausreicht. Nicht, nachdem Erwin mir gerade sein Herz ausgeschüttet hat. Auf eine so bezaubernde Weise, dass ich wirklich, wirklich wünschte, ich könnte mit ihm zusammen sein.
Erwin lacht müde. »Es liegt nicht an mir, es liegt an dir?«
»Nein, so meine ich das nicht.«
»Wie denn dann, Effie?« Er fasst an seinem Pintglas vorbei über den glänzend lackierten Holztisch und legt seine Hand auf meine. Sie ist warm. Bekannt. Ich erwidere die Berührung, und unsere Finger verweben sich ineinander. Auf freundschaftliche Art.
»Ich kann nicht mit dir zusammen sein.« Ich schlucke. »Du bist mein Zuhause. Du bist meine Familie. Du und die ganze Insel.«
»Ich glaub, ehrlich gesagt, nicht, dass ich deine Familie bin«, erwidert Erwin. »Oder zumindest hoffe ich das, sonst wären die Gefühle für dich ziemlich falsch.«
Sind sie ja auch, würde ich am liebsten sagen, doch wie soll er das verstehen? Dennoch muss ich versuchen, es ihm zu erklären. Wenigstens das bin ich ihm schuldig. »Die Gefahr, dass es nicht gut ausgeht, ist zu groß.« Unsere Blicke treffen sich. Er sieht so niedergeschlagen aus, dass ich ihn am liebsten in den Arm nehmen würde. Aber vermutlich macht es das für ihn nur noch schlimmer. So begnüge ich mich damit, seine Hand einmal fest zu drücken.
»Das würde es nicht.« Er klingt so sicher. Aber er kann sich nicht sicher sein. Niemand kann das.
»Ich kann das Risiko nicht eingehen, Erwin.« Mein Blick flackert zur Bar. Flackert zu dem Platz, an dem mein Dad immer saß. Ganz links. Ihn dort zu sehen, vor meinem inneren Auge, ist mir eigentlich Mahnung genug. Und in diesem Moment sehe ich noch jemand anderen dort. Mich selbst. Mich, die endet wie er. Die Konsequenzen, wenn es nicht gut ausgeht.
»Meinst du das ernst?« Er klingt nicht verurteilend. Oder aburteilend. Er ist … einfach nur verwundert. Und ich kann es ihm nicht verübeln. Schließlich muss es ziemlich seltsam klingen, wenn man nicht in meinen Kopf gucken kann. Wenn man nicht weiß, was ich weiß. Wenn man nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt ist.
Ich nicke. »Ja.«
»Aber – und hier geht’s jetzt gar nicht mehr um mich, sondern ganz allgemein, Effie – verschließt du dich nicht vor etwas Schönem? Vor einem Happy End?«
»Gleichzeitig schütze ich mich vor einem Unhappy End.« Und ein Unhappy End kann ich nicht. Kann ich nicht ertragen, kann ich nicht durchmachen, kann ich nicht … Ich kann es einfach nicht. Punkt. Denn ich habe gesehen, was es mit Leuten wie mir macht. Mit Leuten wie mir und meinem Dad.
»Ist das der Grund, warum du nie mit jemandem zusammen bist?«, fragt er, und ich nicke langsam.
Ich fühle mich seltsam ertappt, aber gleichzeitig ist Erwin mein Freund. Er darf diese Dinge über mich wissen. Und in diesem Moment muss er sie vielleicht sogar wissen. »Für mich ist es wichtig, dass die Dinge bleiben, wie sie sind.« Wieder geht mein Blick zur Bar. Ich sehe seinen vor Trauer gebeugten Rücken. Sehe seine grauen, strähnigen Haare. Sehe die leeren, glasigen Augen. »Alle sollen genau da bleiben, wo sie sind.«
Erwin folgt meinem Blick, und ich glaube, er weiß, dass ich an meinen Dad denke. »Aber du musst doch nicht … Ich meine, ausgerechnet du …«
Ich weiß genau, was er sagen will. Ausgerechnet du, Effie. Du, die du immer guter Laune bist. Du, die du alle anderen mit deiner übersprudelnden Glückseligkeit ansteckst. Du,...
Erscheint lt. Verlag | 24.2.2022 |
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Reihe/Serie | Shetland-Love-Reihe | Shetland-Love-Reihe |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Bestsellerautorin • deutsche romance • Dorfgemeinschaft • Finde mich. Jetzt • Identitätssuche • Immobilienhaie • kleiner Dorfladen • Liebe auf den ersten Blick • Love is Loud • new adult deutsch • Pullover • raue Natur • Schafwolle • Schottland • Schwestern • Shetland Inseln • Stricken • zu-sich-finden |
ISBN-10 | 3-492-60002-6 / 3492600026 |
ISBN-13 | 978-3-492-60002-6 / 9783492600026 |
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