Die aufgehende Sonne von Paris (eBook)

In der Stadt der Liebe wurde sie zu Mata Hari, auf den Bühnen der Welt fand sie ihr Zuhause
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2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60009-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die aufgehende Sonne von Paris -  Eva-Maria Bast
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Sie war die Sonne von Paris, vom Dunkel verfolgt - In ihrem Roman beleuchtet Eva-Maria Bast die berühmt-berüchtigte Spionin Mata Hari, eine der schillerndsten Figuren ihrer Zeit, in neuem Licht. Paris, 1905. Margaretha Geertruida Zelle steht vor dem Nichts: ohne Mann, ohne Geld, ohne ihre geliebten Kinder. Alles, was ihr geblieben ist, ist ihre Schönheit - und ihr Hang zur Hochstapelei. Sie tanzt in den Salons der High Society, verkauft sich spärlich bekleidet als geheimnisvolle Exotin, zieht die Leute mit der Mischung aus Erotik und Eleganz in ihren Bann. Der Plan geht auf: Margaretha wird zum Mythos, zur Ikone, die mächtigen Männer der Welt liegen ihr zu Füßen. Und die Kunstfigur Mata Hari wird geboren, die »aufgehende Sonne« am Pariser Himmel. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten ... Die Journalistin Eva-Maria Bast ist Verlegerin, Autorin sowie Chefredakteurin der Zeitschrift Women's History - Frauen in der Geschichte. Für ihre Arbeiten erhielt sie bereits dreimal den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Eva-Maria Bast, geboren 1978, ist Journalistin, Verlegerin und Autorin. Für ihre Arbeiten erhielt sie diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte, und stand unter anderem mit dem Pseudonym Charlotte Jacobi (zusammen mit Jørn Precht) mehrfach auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt am Bodensee.

Eva-Maria Bast, geboren 1978, ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin von mehreren Sachbüchern, Krimis und zeitgeschichtlichen Romanen. Für ihre Arbeiten erhielt sie diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Die Autorin lebt in Würzburg und am Bodensee.

Prolog


Java 1899


Ich möchte so gern mit euch spazieren gehen.« Der kleine Junge schob seine fieberheißen Händchen in die seiner bekümmerten Eltern, die seit seiner schweren Erkrankung Tag und Nacht an seinem Bett weilten.

Margaretha MacLeod drückte die Hand ihres Sohnes ganz vorsichtig, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, ihm zu versichern, dass ein Spaziergang durch Javas bunte Blütenwelt genau das sei, wonach ihr ebenfalls der Sinn stand. Doch da sackte der Kopf des Kleinen zur Seite. Margaretha schrie erschrocken auf und wandte sich Hilfe suchend zu dem Arzt um, der etwas abseits gestanden hatte, um den Moment nicht zu zerstören. Sofort eilte Dr. Smith herbei, untersuchte den Jungen und erklärte mit bekümmerter Miene: »Er hat das Bewusstsein verloren.«

Margaretha schluchzte auf und presste sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Nein.«

»Das ist alles deine Schuld!« Die Worte, die ihr Mann John ihr entgegenschleuderte, waren wie Peitschenhiebe.

Margaretha starrte ihn nur stumm an. Reichte es nicht, dass er sie schlug, betrog, beschimpfte und misshandelte? Konnte er sich nicht wenigstens in einem Moment wie diesem zurückhalten? Absurderweise unterstellte er ihr stets, ihn zu betrügen, dabei war er es, der sein Bett jede Nacht mit einem der Dienstmädchen teilte. Alle sollten sie ihm zu Willen sein.

Margaretha sandte ihm einen hasserfüllten Blick, beschloss dann aber, nicht näher auf seine Unterstellungen einzugehen. Sie wollte ihre Kraft lieber ihrem Sohn geben, damit er gesunden konnte. So wie seine Schwester Jeanne-Louise, genannt Non, die im Nebenzimmer lag und inzwischen zumindest wieder auf dem Weg der Besserung war.

»Was können wir tun?«, fragte sie den Militärarzt.

»Im Augenblick nicht viel«, antwortete der Mann bedauernd. »Bleiben Sie einfach bei ihm, und halten Sie seine Hände. Das wird ihm Kraft geben.«

Margaretha nickte.

»Ich sehe nach Ihrer Tochter und bin gleich wieder bei Ihnen«, fuhr Dr. Smith fort. In der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte: »Eins noch. Versuchen Sie, Auseinandersetzungen vor dem Kleinen unbedingt zu vermeiden. Auch wenn er nicht bei Bewusstsein ist, könnte er das mitbekommen, und er sollte sich unter keinen Umständen aufregen. Das wäre fatal.«

»Natürlich«, versicherte Margaretha und warf ihrem Mann einen warnenden Blick zu, den dieser finster erwiderte.

Dann nahm sie Normans Hand wieder in die ihre und betrachtete liebevoll das schweißnasse Gesichtchen. In welcher Hölle war sie nur gelandet! Ihre Kinder waren vergiftet worden, ihr Mann hatte sich als eifersüchtiger und gewalttätiger Alkoholiker erwiesen, und wenn sie inzwischen auch etwas mehr in Niederländisch-Ostindien angekommen war und vor allem die Tänze und Bräuche der javanischen Frauen sie zu faszinieren begannen, war sie doch einsam, so fern von der Heimat. Dabei hatte alles so romantisch begonnen! Nachdem ihr Vater pleitegegangen war, hatte Margaretha Gertrudia Zelle nach einem Mann Ausschau gehalten, der in der Lage wäre, sie zu versorgen, und diesen Mann in dem zwanzig Jahre älteren John Rudolf MacLeod, der seinerseits per Zeitungsannonce nach einer Frau gesucht hatte, gefunden. Groß und stattlich war er gewesen, er hatte ihr gefallen in seiner Uniform, und was er ihr erzählte von dem fernen Niederländisch-Ostindien, in das er als Offizier der Kolonialtruppen bald reisen und sie mitnehmen würde, hatte paradiesisch geklungen. Sorgenfrei würden sie dort leben können, an langen Sandstränden unter Kokospalmen entspannen. Und Margaretha hatte sich nur zu gerne fortgeträumt. Dass er die Wahrheit sagte, wusste sie auch deshalb, weil überall in der Stadt Plakate hingen, die ein Leben in den Kolonien anpriesen und auf denen ebendas abgebildet war, was John ihr beschrieb: das Paradies.

Vor etwas mehr als zwei Jahren waren sie dann mit Norman an Bord des Linienschiffs SS Prinses Amalia gegangen. Ihrem Jungen, der jetzt so hilflos vor ihr lag. Sie schluckte, und während sie wieder sein liebes Gesichtchen betrachtete, verloren sich ihre Gedanken erneut.

Wie aufgeregt sie gewesen war! Leuchtend und verheißungsvoll lag die Zukunft vor ihr, und wenn John auch ohne Zweifel manchmal etwas einsilbig war, so war er doch ausgesprochen aufregend. In seiner Uniform fand sie ihn sehr attraktiv, im Bett verstanden sie sich hervorragend. Dem gemeinsamen Sohn war er ein zärtlicher und liebevoller Vater. Doch dann hatte sich das Blatt gewendet: Nach einem kurzen Aufenthalt in Batavia hatten sie die erste Zeit in Ambarawa verbracht, einem winzigen Dorf mitten im Dschungel. Margaretha hatte sich in dem winzigen Holzhaus furchtbar unwohl gefühlt. Nur eine weitere andere weiße Frau gab es in der Garnison, und die war schrecklich langweilig. Die Einheimischen, die sie sich in Holland so aufregend und exotisch vorgestellt hatte, waren ihr einfach nur fremd und unheimlich. Zu allem Überfluss war sie wieder schwanger und hatte grässliche Angst davor, mitten in diesem Urwald entbinden zu müssen. Doch dann hatte sich das Blatt noch einmal zu ihren Gunsten gewendet – zumindest kurz. John war nach Tumpang in der Nähe von Malang versetzt worden. Hier ging es zivilisierter zu, sie lebten in einem schmucken Haus im Kolonialstil, es gab Pferde, auf denen sie reiten konnte, und auf den Rücken der Rösser fühlte sie sich endlich wieder frei. Auch die Garnison war deutlich größer als die letzte, die Offiziere warfen ihr bewundernde Blicke zu, sie war jung, schön und fühlte sich ausgesprochen begehrt. Am 2. Mai kam ein entzückendes Mädchen zur Welt, und Margarethas Leben hätte eigentlich perfekt sein können, wenn John sich nicht immer merkwürdiger verhalten hätte. Damals begann seine Alkoholsucht – und seine Affären. Gleichzeitig hatte er sie aber immer wieder des Betrugs beschuldigt, und als sie bei einer Theateraufführung anlässlich der Krönung der niederländischen Königin Wilhelmina die Hauptrolle gespielt hatte und bejubelt worden war und ein Offizier sie anschließend zum Tanzen aufforderte, machte John ihr in aller Öffentlichkeit eine Szene und erhob in jener Nacht das erste Mal die Hand gegen sie.

Unter gesenkten Lidern musterte sie verstohlen den Mann, der auf der anderen Seite des Bettes saß und seinen Sohn ansah. Voller Verzweiflung war dieses vom Alkohol rot geäderte, sonst so zornige Gesicht nun. Dass er ihr die Schuld am Zustand ihrer Kinder gab, war absurd, denn die Gerüchte, die in Medan an der Ostküste Sumatras, wohin John vor einem Jahr versetzt worden war, kursierten, gaben ihm zumindest allesamt eine Mitschuld. Die eine Variante besagte, ein Eingeborener, der von John geschlagen worden war, habe die Kinder vergiftet. Die Leute erzählten sich aber auch, es sei die Amme gewesen, mit der ihr Ehemann ein Verhältnis hatte. Um bei ihr freie Bahn zu haben, habe er ihren Mann verhaften lassen, und sie habe sich auf diese Weise gerächt. In der dritten Version war deren eifersüchtiger Ehemann der Giftmischer.

Was für ein Verrat.

Oder hatte John am Ende doch recht? »Du hast die Kinder vernachlässigt«, hatte er ihr vorgeworfen. Und tatsächlich hatte sie die beiden nach ihrer Ankunft in Medan nur zu gern in die Obhut der Amme gegeben, die sie ja noch nicht einmal kannte, und hatte sich mit ausgebreiteten Armen ins Stadtleben gestürzt. Denn Medan pulsierte, im Gegensatz zu dem Ort, an dem sie zuvor gelebt hatten. Es gab Elektrizität, Häuser mit mehreren Stockwerken, in deren untersten Etagen sich kleine tokos befanden, Ladengeschäfte, in denen man nach Herzenslust einkaufen konnte, und reich verzierte Kutschen, auf denen sich feine Damen durch die Stadt ziehen ließen. Margaretha war ausgehungert nach Zivilisation und ein wenig Luxus gewesen und hatte endlose Einkaufstouren unternommen – misstrauisch beäugt von den anderen Frauen der Garnison, die fanden, sie benehme sich wie eine Königin. Aber ihr Kaufrausch war doch nur ein Ventil für die Respektlosigkeit, mit der John sie behandelte!

Dennoch, erkannte sie jetzt, es war ein Fehler gewesen. Sie hätte bei ihren Kindern sein müssen. Sie nicht einer Wildfremden überlassen, die sie nun … ...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2022
Reihe/Serie Bedeutende Frauen, die die Welt verändern
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bedeutende Frauen • Charlotte Jacobi • die die Welt verändern • Geheimdienst • historische Frauenromane • Historischer Roman • Künstlerin • Künstlerinnen • Margaretha Geertruida Zelle • Mata Hari • mutige Frauen • Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe • Nackttänzerin • reale Frauen • Reihe Schicksalsmomente • Spionage • Spionin • Starke Frauen in der Geschichte • Tänzerin • Tatsachenroman
ISBN-10 3-492-60009-3 / 3492600093
ISBN-13 978-3-492-60009-5 / 9783492600095
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