Für Glück ist es nie zu spät (eBook)

Roman − Der neue Roman der Bestsellerautorin

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
352 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-25124-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Für Glück ist es nie zu spät - Heike Abidi
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Warmherzig, einfühlsam und voller Zuversicht: der wunderbare Wohlfühlroman der SPIEGEL-Bestsellerautorin
Johanna ist mit Anfang 50 plötzlich Witwe. Ihre Ehe war schon lange zerrüttet. Und doch fühlt sie sich plötzlich allein und verloren. Als sie die Trauerkarten durchgeht, findet sie ein leeres Notizbuch, das ihr eine frühere Freundin geschenkt hat. Sie hatte vergessen, wie gern sie als junge Frau Tagebuch geschrieben hat. Auch jetzt füllen sich schnell die Seiten, und Johanna merkt, dass sie neu anfangen muss, um sich selbst zu finden. Als Erstes will sie dieses schicke, aber seelenlose Haus loswerden, das ihr nie ein richtiges Zuhause war. Sie beauftragt einen Makler und ist vollkommen überrascht, als plötzlich ihr Exfreund vor ihr steht. Henry, mit dem sie vor ihrer Ehe eine kurze, aber intensive Affäre hatte. Henry, der sie an die junge, lebenslustige Frau erinnert, die sie einmal war - und der offenbar immer noch einen Platz in ihrem Herzen hat ...

Heike Abidi ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Sie lebt mit Mann, Sohn und Hund in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Heike Abidi schreibt vor allem Unterhaltungsromane und erzählende Sachbücher für Erwachsene sowie Geschichten für Jugendliche und Kinder. »Eine wahre Freundin ist wie ein BH«, das sie zusammen mit Ursi Breidenbach veröffentlichte, hielt sich monatelang auf den Bestsellerlisten. Zuletzt erschienen von den beiden Autorinnen »Geschwister sind wie Gummibärchen« und »Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss«.

2
Der erste Tag vom Rest des Lebens


Johanna war schon immer eine Frühaufsteherin gewesen. »Ich bin nun mal die geborene Lerche«, hatte sie früher gewitzelt. Zum Beispiel in ihrer WG-Zeit mit Ines, wenn die am Wochenende erst gegen Mittag aus den Federn kroch, während Johanna selbst nach einer durchtanzten Nacht schon seit Stunden wach war und bereits die Hälfte ihres Lernpensums für diesen Tag geschafft hatte.

Aber das war nur die halbe Wahrheit. Denn eigentlich brachte weniger ihr Biorhythmus Johanna zum frühen Aufstehen, sondern vielmehr ihr Wunsch, das Richtige zu tun. Beziehungsweise das, was sie dafür hielt.

In der Schule waren es ihre Eltern gewesen, die ihr eingeimpft hatten, dass man es nur mit Fleiß und Disziplin zu etwas brachte. Als Studentin hatte sie diese Einstellung so weit verinnerlicht, dass sie gar nicht weiter darüber nachdachte, ob es wirklich ihr eigener Ehrgeiz war, der sie so kompromisslos sich selbst gegenüber machte.

Später, mit kleinem Kind, war an Ausschlafen ohnehin nicht mehr zu denken gewesen. Und irgendwann hatte sich ihre innere Uhr so daran gewöhnt, dass sie nicht einmal mehr einen Wecker brauchte, um spätestens gegen halb sechs von selbst aufzuwachen.

So auch an diesem Tag – dem Morgen nach Renés Begräbnis.

Im ersten Moment wusste Johanna nicht, wo sie war. Sie fror, und als sie nach der Nachttischlampe tastete, um sie einzuschalten, griff sie ins Leere. Wo normalerweise die Digitalanzeige ihres Radioweckers hätte leuchten sollen, blieb alles dunkel. Sie tastete weiter und erkannte, dass ihre Bettdecke verschwunden war. Und ihr Lieblingskissen ebenso – es war schmal und fest und schmiegte sich perfekt an ihren Nacken. Stattdessen fühlte sie ein kleines quadratisches Kissen aus grobem Stoff und eine glatte, kühle Unterlage dort, wo eigentlich das weiche Jersey-Spannbettlaken sein sollte.

Da begriff Johanna, dass sie wohl auf dem Sofa eingeschlafen sein musste. In Straßenkleidung! Das war ihr ja noch nie passiert.

Fröstelnd rappelte sie sich auf und streckte sich. Den Weg ins Badezimmer fand sie mühelos im Dunkeln. Ihre Blase drückte. Kein Wunder, nach dem vielen Tee.

Nachdem sie, wie jeden Morgen, noch vor dem Duschen die Zähne geputzt hatte, um den schalen Geschmack der Nacht loszuwerden, zog sie sich aus und stopfte ihre Kleidung in den Wäschekorb. Da fiel ihr Blick auf die Badezimmeruhr. Viertel nach fünf. Spontan beschloss sie, den Rest ihrer Morgentoilette auf später zu verschieben. Sie hüllte sich in den Bademantel und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Warum nicht noch ein halbes Stündchen ausruhen? Jedenfalls so lange, bis sie einigermaßen aufgewärmt war.

Als Johanna das nächste Mal erwachte, war es halb elf. Wenn sie dem Wecker trauen konnte. Was sie nicht tat. So lange hatte sie seit ihrer Lungenentzündung nicht mehr geschlafen! Damals war sie siebzehn gewesen und hatte vierzig Grad Fieber gehabt.

Doch wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass nicht nur der Radiowecker, sondern auch ihre Armbanduhr kaputt war? Sie sank zurück in ihr perfekt geformtes Kissen und zog die kuschelige Decke bis zum Hals.

Am liebsten würde sie ewig so liegen bleiben. Aber das ging natürlich nicht. Sie musste ja …

Doch dann fiel ihr nicht ein, wie sie diesen Gedanken vernünftigerweise beenden könnte. Denn im Grunde gab es nicht das Geringste für sie zu tun. Sie hatte keine Termine. Keine dringend zu erledigende Aufgabe. Niemanden, den sie pflegen oder um den sie sich kümmern musste. Wenn wenigstens Annika gekommen wäre …

Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens, schoss es ihr durch den Kopf.

Ihre unglückliche Ehe war vorbei, Renés Leidenszeit ebenso. Sie war frei. Es sollte ein Neubeginn werden. Und den hatte sie nun verschlafen! Doch was noch schlimmer war: Sie hatte keine Ahnung, wie dieser Neubeginn genau aussehen sollte. Sie hatte sich das nie konkret vorgestellt. Es wäre ihr pietätlos erschienen, sich auszumalen, wie ihr Leben nach Renés Tod weitergehen würde, während er im Sterben lag. Das würde sich alles von selbst fügen, hatte sie geglaubt.

Doch offenbar fügte sich gar nichts. Im Gegenteil – ihr Alltag geriet aus den Fugen. Das, was sie von Kindesbeinen an für ihren angeborenen Rhythmus gehalten hatte, funktionierte nicht mehr.

Sie musste nachdenken.

Energisch schlug sie die Decke zurück, doch statt sich aufzusetzen und die Beine aus dem Bett zu schwingen, blieb sie liegen und deckte sich wieder zu.

Nachdenken konnte sie schließlich auch im Liegen.

Und mit geschlossenen Augen.

Diesmal war sie nur für eine halbe Stunde eingenickt. Und jetzt siegte auch Johannas Disziplin. Sie konnte schließlich nicht den ganzen Tag im Bett herumliegen. Wo sollte das hinführen? Am Ende würde sie noch vollends verwahrlosen! Das durfte sie nicht zulassen.

Johanna zwang sich, aufzustehen, auch wenn sie sich noch erstaunlich müde fühlte. Obwohl sie fast zwölf Stunden geschlafen hatte! Oder vielleicht gerade deswegen?

Die heiße Dusche tat gut, das kalte Abbrausen danach ebenso. Dann siegte die Lust auf Koffein. Die Haare konnte sie auch anschließend noch föhnen. Barfuß, nur in Jeans und T-Shirt, betrat sie die Küche. Es war zwar schon fast Mittag, aber sie hatte Lust auf Frühstück. Mit einem großen Milchkaffee und einer Scheibe Toast mit Mirabellenmarmelade setzte sie sich auf den Balkon.

Die Sonne schien, und die Geranien blühten prachtvoll. Johanna atmete tief durch und stellte fest, wie angespannt sie doch war. Kein Wunder nach all dem, was sie hinter sich hatte. Wann hatte sie zuletzt die Muße gehabt, in aller Ruhe eine Hummel zu beobachten, die sich auf einer Blüte niedergelassen hatte, die Sonne auf ihrer Haut zu spüren und ansonsten gar nichts zu tun? Einfach den Moment genießen – hatte sie sich das überhaupt jemals erlaubt?

Johanna beschloss, so lange hier sitzen zu bleiben, bis ihre Haare trocken waren. Ganz ohne Föhn und Stylingbürste. Völlig egal, wie ungepflegt das womöglich aussah. Sie erwartete schließlich keinen Besuch.

Die Kaffeetasse war noch nicht ganz leer, da wurde sie jedoch schon unruhig. Müßiggang ist aller Laster Anfang, sagte die mahnende Stimme ihres Gewissens, die auf verblüffende Weise an die ihrer Mutter erinnerte. Müßiggang ist eine Kunst, widersprach eine andere Stimme. Das hatte Ines damals immer gesagt. Daran hatte sie schon ewig nicht mehr gedacht!

Ob Ines diese Kunst noch immer beherrschte? Johanna jedenfalls war nach wie vor ganz schlecht darin, wie sie nun erkannte. Unruhig rutschte sie auf der Teakholzbank herum, und statt mit den Gedanken im Hier und Jetzt zu bleiben, grübelte sie darüber nach, wie sie den Rest dieses Tages am effektivsten verbringen könnte. Sie sollte mal wieder die Fenster putzen. Oder die Danksagungsanzeige entwerfen. Oder einen der anderen Punkte von der To-do-Liste des Bestatters erledigen. Was war das noch gleich? Ach ja: den Erbschein beantragen und den Grabstein aussuchen. Aber für beides musste sie wohl erst einmal einen Termin vereinbaren, und das würde heute schlecht möglich sein, schließlich war es Samstag, da hatten weder Ämter noch Steinmetzbetriebe geöffnet. Sie nahm sich vor, diese Punkte gleich am Montag anzugehen und das auch entsprechend in ihrem Küchenkalender zu notieren, damit sie es nicht vergaß.

Sie stand auf, denn sie wollte das gleich erledigen. Das Geschirr nahm sie mit, um es in die Spülmaschine zu stellen. Dann entschied sie sich um und stellte nur den Teller hinein. Eine zweite Tasse Kaffee konnte sicher nicht schaden. Die würde ihr beim Nachdenken helfen. Denn eigentlich hatte sie sich ja vorgenommen, den Rest ihres Lebens zu planen – nicht nur die nächsten drei Tage.

Automatisch lief sie damit ins Wohnzimmer statt wieder hinaus auf den Balkon. Nur mal eben nach René sehen, dachte sie – und erstarrte. Für einen kurzen Moment hatte sie vollkommen vergessen, dass er nicht mehr da war.

Johanna blieb im Türrahmen stehen, den dampfenden Kaffee in der Hand, und ließ den Raum auf sich wirken, als sähe sie ihn zum ersten Mal.

Sie betrachtete die holzvertäfelten Wände und Türrahmen, die kalten Marmorfliesen, das schwarze Ledersofa, den edlen Glastisch, die teuren Landschaftsgemälde mit ihren protzigen Rahmen …

René war stolz auf seinen erlesenen Geschmack gewesen, und Johanna hatte gar nicht mitbekommen, wie nach und nach alles, womit sie für ein bisschen Behaglichkeit sorgen wollte, ausgemustert wurde. Das geblümte Sofa ihrer Oma hatte er auf den Dachboden verbannt, ihre bunten Webteppiche in den Keller verfrachtet, ihre Bücher in das sogenannte Lesezimmer, das im Grunde nichts weiter als ein Abstellraum war. Dekoartikel waren meist nach einer kurzen Duldungsphase erst in die Garage und dann in den Müll gewandert – René hatte Kerzenständer, Vasen und Familienfotos als Firlefanz bezeichnet. Irgendwann hatte Johanna ihre Verschönerungsversuche aufgegeben und dabei gar nicht gemerkt, wie unwohl sie sich in ihrem Zuhause fühlte.

Nun würde sie den Räumen ihren eigenen Stempel aufdrücken können.

Irgendwann. Heute nicht.

Aber immerhin war das doch schon mal ein Plan!

Ihr Blick fiel auf das Ledersofa, auf dem sie unfreiwillig die Nacht verbracht hatte, und das Tagebuch, das neben der Mappe mit den Trauerkarten auf dem Tisch lag.

Unglaublich, dass Ines sie dazu gebracht hatte, sich alles von der Seele zu schreiben. Sie erinnerte sich daran, gestern Abend Seite um Seite gefüllt zu haben. Doch womit eigentlich? Was war da,...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestsellerautorin • eBooks • Frauenromane • Gabriella Engelmann • Große Gefühle • Herbstzeit • Her mit dem schönen Leben • Katharina Herzog • kleine geschenke für frauen • Liebesromane • Lucinde Hutzenlaub • Neuanfang • Neuheiten 2021 • Romane für Frauen • Spätes Glück • Tagebuch • Ursi Breidenbach • Wohlfühlroman • Zweite Chance
ISBN-10 3-641-25124-9 / 3641251249
ISBN-13 978-3-641-25124-6 / 9783641251246
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