Gut Schwansee - Uns kann niemand trennen (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
368 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-25119-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gut Schwansee - Uns kann niemand trennen -  Jette Martens
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Eine Frau, die neu beginnen will. Ein Ort, der ihr eine Heimat schenkt. Die Chance auf eine unerwartete Liebe.
Als Mona das traumhafte Gut Schwansee zum ersten Mal erblickt, vergisst sie für einen Moment ihre Verzweiflung. Ihre neue Bleibe auf dem idyllischen Gutshof an der Ostsee soll der jungen Lehrerin helfen, den tragischen Verlust ihrer großen Liebe zu verschmerzen. Doch das fällt ihr schwer, denn ausgerechnet der attraktive Anwalt Erik Graf von Bardelow fordert sie zu einem Rechtsstreit um ihr Erbe heraus und lässt ihr keine Ruhe. Beim Schlittschuhlaufen und auf Kutschfahrten über schneebedeckte Felder tut er alles, um mehr über sie zu erfahren. Während Gut Schwansee in winterlichem Glanz erstrahlt und der alljährliche Weihnachtsmarkt näher rückt, versucht Mona, aus ihm schlau zu werden und muss gleich doppelt aufpassen: Nicht nur ihr Erbe steht auf dem Spiel - sondern auch ihr Herz.

Jette Martens, geboren 1963, liebt das Meer, ist seit ihrer Kindheit pferdeverrückt und mit Herz und Seele Familienmensch. Auf die besten Ideen für ihre romantischen Liebesromane kommt sie auf Ausritten an die Ostsee oder Spaziergängen in den Dünen. Zum Schauplatz ihrer idyllischen Gut-Schwansee-Trilogie hat sie sich von einem Gestüt inspirieren lassen, auf dem sie viel Zeit verbringt. Ihr Motto lautet: Folge deinen Träumen, sie kennen den Weg! Jette Martens lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Kiel.


1


Die Zweige der Weide raschelten leise im Wind. Eine Böe wirbelte Laub zu ihren Füßen auf und trieb es zu der Grabstätte, die von kniehohen Buchsbäumchen eingefasst war. Neben dem moosbewachsenen Stein wachte ein bronzefarbener Engel über die letzte Ruhestätte einer Familie. Mona hörte die Stimme des Pastors, der vor dem Grab auf der anderen Seite des sauber geharkten Sandweges für ihren Partner sprach. Die Trauergemeinde hatte sich im Halbkreis um die offene Aushebung versammelt. Mona erkannte aus der Ferne Judith, Gustavs Frau, und die beiden Kinder Frederik und Elena. Schulter an Schulter standen sie alle schwarz gekleidet in ihrem Schmerz über den Verlust ihres Familienoberhauptes zusammen. Für den außenstehenden Beobachter wirkte es jedenfalls so, aber Mona wusste, dass dies nur der schöne Schein war.

Gustav, ihr Dozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, hatte sie von Beginn an fasziniert. Zunächst hatte sie ihn nur als Lehrer bewundert und war später, nachdem sie ihren Master absolviert hatte, sogar seine Meisterschülerin geworden. Die Kunst hatte sie verbunden, aber an einem Abend in seinem Atelier hatten sie sich ineinander verliebt. Schon damals lebte Gustav nicht mehr in der Familienvilla in Hamburg-Blankenese, sondern in der gemütlichen Altbauwohnung in Winterhude, in die sie, nachdem sie beide ein Liebespaar geworden waren, ebenfalls eingezogen war.

Mona steckte die Hände in die Taschen ihrer Jacke. Eine zierliche Frau mit einem breitkrempigen Hut trat nach vorne, und ihre klare, schöne Sopran-Stimme erfüllte die Stille:

»And now, the end is near

And so I face the final curtain

My friends, I’ll say it clear

I’ll state my case of which I’m certain

I’ve lived a life that’s full

I traveled each and every highway

But more, much more than this

I did it my way …«

My Way von Frank Sinatra – das war Gustavs Lieblingslied gewesen. Mona spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Was würde sie darum geben, ihn noch einmal in den Armen zu halten? Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie ihn niemals wiedersehen würde und er von einem Moment auf den anderen durch einen Herzinfarkt unwiderruflich aus ihrem Leben verschwunden war. Als der Song zu Ende war, ließen zwei Männer den Sarg, der mit roten Rosen bedeckt war, hinab ins Grab gleiten.

Judith und die Kinder stellten sich jetzt in einer Reihe auf. Die Anwesenden kondolierten, nahmen die kleine Schaufel in die Hand, ließen Sand in das Grab rieseln und verließen nacheinander den Ort der Trauer. Manche von ihnen mit schnellen Schritten. Bestimmt waren sie froh, den Friedhof Ohlsdorf als Lebende wieder verlassen zu dürfen. Mona konnte es ihnen nachfühlen. Gerade jetzt, Ende Dezember, wirkte alles trostlos. Im Frühjahr und Sommer war der größte Parkfriedhof Europas ein Naturparadies. Sie war dort schon oft spazieren gegangen, auch mit Gustav, und besonders gern Anfang Juni, wenn die Rhododendren blühten.

Wenig später machten sich auch die engsten Familienmitglieder auf den Weg. Es fiel Mona schwer, sich fortzubewegen, es fühlte sich an, als seien ihre Füße auf dem Rasen festgefroren. Sie musste sich beeilen, denn sie wollte auf gar keinen Fall mit Gustavs Familie zusammentreffen. Sie würde an einem anderen Tag von ihrem Geliebten Abschied nehmen.

Noch ein letzter Blick in Richtung des Grabes, dann drehte sie sich abrupt um und kehrte auf den Weg zurück, der, in einiger Entfernung zum Hauptweg, zum Tor des Friedhofes führte. Kurz bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, kamen die Trauernden unerwartet um die Ecke, und Mona blieb erschrocken stehen. Judith stieß ihrem Begleiter den Ellenbogen in die Seite und deutete mit dem Kinn auf sie.

»Wie können Sie es wagen!«, zischte Gustavs Witwe ihr entgegen, und für einen Moment schien es Mona, als wolle die Frau sich auf sie stürzen. Der Mann, der Judith fast um zwei Köpfe überragte, sah sie unverwandt an, und Mona fühlte, wie ihr ein kalter Schauder über den Rücken lief. Seine schwarzen Haare waren vom Wind zerzaust, und er trug einen eleganten Mantel. Mona ließ ihren Blick über das markante Kinn und die leicht gebogene Nase gleiten. Attraktiv, dachte sie und schämte sich zugleich für den in dieser Situation vollkommen unangebrachten Gedanken. Der Mann legte beschwichtigend die Hand auf Judiths Unterarm und schob sie in Richtung Ausgang. Die Kinder folgten ihrer Mutter, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Erst als die Trauergemeinde aus ihrem Blickfeld verschwunden war, verließ auch sie in Windeseile den Friedhof.

Ein riesiges Containerschiff fuhr gerade vorbei, als Erik zum Fenster hinaussah. Er liebte das Hotel Louis C. Jacob in Hamburg-Nienstedten, das direkt an der Elbe lag. Judith hatte für das Kaffeetrinken nach dem Begräbnis ihres Ehemannes einen der kleineren Räume des Traditionshauses gewählt, denn nur die Familie und der engste Freundeskreis waren eingeladen. Erik saß zur rechten Seite der Witwe, gegenüber waren die beiden erwachsenen Kinder Frederik und Elena in ein leises Gespräch vertieft. Sie wirkten etwas verloren in ihrer Trauerkleidung, stellte Erik fest. Er nahm sich vor, nachher noch ein paar Worte mit ihnen zu wechseln, denn er hatte ihnen noch gar nicht in aller Form sein Beileid ausgesprochen.

Fahles Licht drang durch die hohen Seitenfenster in den Raum mit stuckverzierten cremefarbenen Wänden, und zwei Kronleuchter an der Decke sorgten für eine gemütliche Atmosphäre. Die Trauergäste hatten an einem langen, weiß eingedeckten Tisch auf den mit Hussen bezogenen Stühlen Platz genommen. Zwei Kellner servierten diskret und zuvorkommend Kaffee, Tee, Sandwiches und Gebäck.

Erik war seit vielen Jahren mit der Familie befreundet, vor allem mit Judith, die eine enge Vertraute seiner Mutter war. Seit er sich als Rechtsanwalt in Eckernförde niedergelassen hatte, betreute er sie auch in juristischen Fragen. Kurz nach der Testamentseröffnung hatte sie ihn angerufen, weil sie den Letzten Willen ihres Mannes anfechten wollte. Es könne doch wohl nicht rechtens sein, dass »diese Frau« das Haus auf Sylt erbe und sie noch dazu verpflichtet werde, ihr monatlich tausend Euro zu überweisen. Erik hatte dazu erst einmal nicht viel gesagt, sondern Judith nur versichert, dass er das Mandat sehr gern annehme. Er war zwar kein Fachanwalt für Erb- und Familienrecht, aber er würde sich schnell in die Thematik und Rechtsprechung dazu einarbeiten können. Auf jeden Fall würde er beweisen müssen, dass Mona Linau – so hieß die junge Frau – es nur auf Gustavs Geld abgesehen hatte, und das würde bestimmt nicht einfach werden. Als habe sie seine Gedanken erraten, hob Judith die Hand und deutete zur Tür. »Ich muss mit dir reden.« Sie strich einen unsichtbaren Fussel vom Revers des perfekt sitzenden dunkelblauen Blazers, zu dem sie trotz der winterlichen Temperaturen einen knielangen Rock und Pumps trug. Dann fügte sie hinzu: »Draußen.«

Sie erhoben sich von den Stühlen und verließen mit einem Kopfnicken zu beiden Seiten die Trauergesellschaft. In der Garderobe half Erik der Witwe in den Mantel, bevor er seinen vom Haken nahm. In solchen Situationen war er immer froh, dass er als zukünftiger Erbe des Familiengutes der von Bardelows in Waabs von seinen Eltern schon früh in alle Regeln der Etikette eingewiesen worden war, auch wenn er das als Kind und Jugendlicher natürlich in jeder Hinsicht verabscheut hatte. Eine kalte Windböe schlug ihnen entgegen, als er die Tür zur berühmten Lindenterrasse öffnete, deren gerade im Sommer außergewöhnlich schöne Atmosphäre Max Liebermann zu zwei seiner bekanntesten Werke inspiriert hatte.

Hier, unter den im Frühling und Sommer dicht bewachsenen Bäumen, ließ es sich wunderbar frühstücken, aber auch jetzt im Winter war die Aussicht auf die träge fließende, graue Elbe einmalig.

Judith drehte sich in seine Richtung und kam gleich zur Sache. Ihre zierliche Figur täuschte darüber hinweg, dass sie eine knallharte Geschäftsfrau war, stellte Erik wieder einmal fest.

»Ich erwarte, dass du dein Bestes gibst«, sagte sie mit Nachdruck und strich sich eine Strähne aus dem schmalen Gesicht. »Jahrelang haben wir auf Sylt Urlaub gemacht, vor allem, als die Kinder noch klein waren, und jetzt soll diese Person alles bekommen.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Das musst du um jeden Preis verhindern.«

Erik reagierte zunächst nicht. Sie befanden sich auf der Trauerfeier für Gustav, und er konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum sie nicht ein paar Tage hatte warten können, bevor sie wieder mit diesem Thema anfing. Doch er war professionell genug, um sich auf seine Rolle als Rechtsanwalt zu besinnen.

»Das ist keine einfache Angelegenheit«, erwiderte er schließlich. »Wenn Männer eine Geliebte als Erbin einsetzen, ist eine Anfechtung nur möglich, wenn sich eine Sittenwidrigkeit nachweisen lässt …«

»Was soll das hier denn sonst sein?«, unterbrach ihn Judith unwirsch. »Eine Studentin, die sich an einen verheirateten Mann heranmacht? Ich bitte dich …« Sie presste den Mund zu einer schmalen Linie zusammen. »Das ist doch ein Skandal.«

Erik hob beschwichtigend die Hand. »Ich kann verstehen, dass du verletzt bist, Judith. Trotzdem müssten wir nachweisen, dass Gustav Frau Linau nur als Erbin eingesetzt hat, um sie für ihr sexuelles Entgegenkommen zu belohnen – eine Hergabe für die Hingabe sozusagen.«

Judith wedelte mit der Hand, als verscheuche sie ein paar lästige Fliegen. »Das ist deine Aufgabe, mein Lieber, ich verlasse mich auf dich!«...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2021
Reihe/Serie Die Gut-Schwansee-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Eckernförde • Frauenromane • Gestüt • Gut Ludwigsburg • Gutshof • Jana Lukas • Jette Hansen • Karen Swan • kleine geschenke für frauen • Liebesroman • Liebesromane • Nicholas Sparks • Ostsee • Romane für Frauen • Romantik • Rosamunde Pilcher • Tabea Bach • Winterzauber
ISBN-10 3-641-25119-2 / 3641251192
ISBN-13 978-3-641-25119-2 / 9783641251192
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