Strandhotel Meeresbrise (eBook)

Ein Schweden-Roman
eBook Download: EPUB
2022
352 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-26723-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Strandhotel Meeresbrise - Caroline Säfstrand
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Tiefblauer Himmel, duftende Zimtschnecken und das beruhigende Rauschen des Meeres: Rundum-Wohlfühl-Unterhaltung aus Schweden!
Bei der Testamentseröffnung ihrer Mutter erfährt Sophie, dass sie unerwartet Besitzerin eines alten Kurhotels an der Küste von Schonen geworden ist. Sophie, die eigentlich in Berlin lebt und nie eine enge Bindung zu ihrer Mutter hatte, fasst den Beschluss, das »Strandhotel Meeresbrise« schnellstmöglich zu verkaufen. Doch das hübsche Haus mit der grünen Holzfassade hat zuvor eine Renovierung nötig, die Sophie nicht ohne Weiteres bezahlen kann. Stattdessen veröffentlicht sie eine Annonce, in der sie Handwerker sucht, die gegen Kost und Logis bei der Renovierung der alten Villa helfen. Und die drei Menschen, die daraufhin mit ihr in das »Strandhotel Meeresbrise« einziehen, werden nicht nur dafür sorgen, dass die Fassade des Kurhotels wieder repariert wird, sondern auch Sophies gebrochenes Herz.

Caroline Säfstrand ist Schriftstellerin und Journalistin, wohnhaft im südschwedischen Helsingborg. In ihrem Heimatland Schweden ist die Bestsellerautorin bekannt für ihre wunderschönen warmen Geschichten. Mit ihren Romanen will sie ihre Leser*innen ermutigen, wegweisende Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen. Denn die Kraft einer Geschichte ist größer, als man denkt.

Kapitel 1

Sophie kann nicht hören, was der Mann, der vor ihr steht, sagt, sie sieht nur, dass sich seine Lippen unter dem gepflegten Schnurrbart bewegen. Es rauscht in ihren Ohren, ihre Haut kribbelt. Anwalt Göte Sirlander versucht mit ihr zu reden.

»Du siehst blass aus, Sophie. Brauchst du ein Glas Wasser?«

Seine Bassstimme dringt durch das Rauschen, und sie nickt matt. »Gern.«

Ihre Stimme klingt rau, Sophie räuspert sich.

»Danke«, sagt sie, als er ihr das Getränk reicht.

»Ich kann verstehen, dass das für dich jetzt ein Schock ist. Aber das Haus hat wirklich Potenzial. Viele würden die Nachricht für einen Sechser im Lotto halten.« Und zusätzlich nickt er, um sie zu überzeugen.

Sophie betrachtet den Schlüsselbund, der auf dem Tisch liegt. Vielleicht sieht ein Lottogewinn wirklich so aus. Dreihundert Quadratmeter, eine grüne Holzfassade, eine rote Haustür, zwei Turmzimmer mit spitzen Baiserhäubchen-Dächern und hinter der Straße gleich das Meer. Aber es geht eigentlich gar nicht um das Haus selbst, es geht vielmehr um das, was seine Mauern verbergen. Warum hat ihre Mutter behauptet, sie hätte das Haus verkauft, gleichzeitig aber die Schlüssel verwahrt?

Sophie kann sich noch gut an die Trauerfeier zur Beerdigung ihres Vaters Lennart vor zehn Jahren und an das Gespräch mit ihrer Mutter erinnern. Während sie die leeren Kaffeetassen einsammelte, hatte Mona mehr oder weniger im Vorbeigehen zu Sophie gesagt: »Ich habe das Strandhotel Meeresbrise übrigens verkauft und das Geld in eine Wohnung in der Stadt gesteckt. Du hast dich für das Haus ja nie sonderlich interessiert, und für mich allein ist es viel zu groß.« Und dabei hatte sie sie nicht einmal angesehen.

Und das stimmte. Mit neunzehn war Sophie nach Berlin gegangen und hatte sich zu Hause nur noch sporadisch blicken lassen. Über die Zukunft des Hauses wurde nie ein Wort verloren.

Göte Sirlander schiebt den Schlüsselbund zu ihr hinüber.

»Du wirst doch sicher nicht vor morgen früh nach Berlin zurückfliegen, dann hast du ja noch Zeit, im Haus vorbeizuschauen.«

»Hat sich meine Mutter irgendwie geäußert, warum es ihr ein Anliegen war, dass ich das Haus erbe? Mir hat sie nämlich gesagt, es sei verkauft …«

Sirlander zieht ein Foto aus der Tasche und legt es auf die Tischplatte. »Nein, aber mit dem Schlüssel hat sie dir das hier hinterlassen.«

Sophies Hand zittert, als sie danach greift. Marit, Sophies Urgroßmutter, die das Strandhotel Meeresbrise vor langer Zeit als Kurhotel eröffnet hatte, steht da, ihre Tochter Margareta im Arm, die später den Betrieb übernahm und als Bed & Breakfast weiterführte. Mona, die auf dem Bild um die sechs Jahre alt sein muss, hockt auf der Treppe und streckt die Zunge heraus. Sophie packt den Schlüsselbund, das Testament und das Foto in ihre Handtasche und steht auf. Jetzt wünschte sie, sie hätte flache Schuhe angezogen. Sie schwankt besorgniserregend, als sie sich vorbeugt, um Göte Sirlander auf Wiedersehen zu sagen. Er hält ihre Hand fest:

»Ich bin von Zeit zu Zeit vor Ort gewesen und habe nach dem Rechten gesehen, seit Mona das Haus verlassen hat. Ich habe die Wasserhähne aufgedreht und im Winter die Heizung eingeschaltet. Ich habe mir auch erlaubt, es ein bisschen unter die Lupe zu nehmen, damit du weißt, was dich jetzt erwartet. Mein Protokoll liegt in der Küche. Die Bausubstanz ist gut. Natürlich müsste man sich um die Fassade kümmern, den ein oder anderen Dachziegel auswechseln, aber innen sind eigentlich nur Schönheitsreparaturen nötig. Um wieder ein bisschen Schwung reinzubringen. Mittlerweile steht das Haus ja jahrelang leer.«

Sophie zieht ihre Hand weg, nickt und verlässt das Büro.

»Viel Glück«, hört sie ihn noch rufen.

Nur ein paar Schönheitsreparaturen, seufzt sie und öffnet die Tür ihres Mietwagens. Die Fahrt von der Anwaltskanzlei in Ängelholm bis nach Skepparkroken, dem Fischerdorf, das sich mit den Jahren zum Badeort gemausert hat, dauert ungefähr eine Viertelstunde. Wie eine verlorene Perle liegt der Ort mitten zwischen den Badeparadiesen Skälderviken und Vejbystrand.

Als Sophie am Bahnhof vorbeifährt, beschleunigt sich ihr Puls. Sie nimmt den Fuß vom Gas und rollt langsam die Straße hinab. Wie eine Mondsichel breitet sich der Strand vor ihr aus. Sie tuckert an alten Häusern, Straßenschildern, die enge Gassen ausweisen, und einfachen Holzbänken mit gigantischem Blick aufs Meer vorbei. Seit sie das letzte Mal hier gewesen ist, scheint sich überhaupt nichts verändert zu haben. Hinter den zwei Fachwerkhäusern, genau am Ortsende von Skepparkroken, liegt das Strandhotel Meeresbrise. Sophie hält an und betrachtet das Haus durch das Wagenfenster. Man kann sich gut vorstellen, dass es vor langer Zeit einmal ein sehr beliebtes Kurhotel gewesen ist. Welche Menschenseele würde in dieser Umgebung nicht wieder aufblühen?

Sophie steckt den Schlüssel ins Schloss und dreht um. Wie früher schon klemmt es nach einer halben Umdrehung. Sie versucht es noch einmal ganz konzentriert und findet dann den Punkt, an dem es klickt. Die Tür springt auf. Sophie schlägt die Hand vor den Mund. Nie hätte sie gedacht, dass sie dieses Haus noch einmal wiedersehen würde. Das Haus, das sie geliebt und gehasst hat. Geliebt für seine lange Geschichte und die wunderschönen Zimmer, gehasst für die Zeiten, in denen es für sie ein Gefängnis war. Die Luft im Flur ist kühl, der Geruch von feuchtem Holz kitzelt in der Nase. Sie niest mit geschlossenem Mund. Obwohl ihre Mutter sie immer angehalten hat, genau das nicht zu tun. »Damit kannst du dein Gehirn sprengen«, hat sie geschimpft. Es gab so vieles, das Sophie lassen sollte. Doch das meiste hat sie trotzdem getan.

Ihre Absätze klackern auf dem Dielenboden. Sie sieht stur geradeaus, nimmt die geschlossenen Türen und die hellblaue Treppe nur im Augenwinkel wahr. Auf der Schwelle zur Küche bleibt sie stehen. Die Schwarz-Weiß-Fotografien an der Wand bilden einen grauen Nebel in der Peripherie. Ein leichter Seufzer, den sie nicht hört, aber spürt, entfährt ihr. Die abgenutzten, mintgrünen Küchenschränke mit den Porzellangriffen sind immer noch da. Jahrelang hatte Mona vorgehabt, sie gegen moderne Griffe von Ikea auszutauschen. Und vor der einen Wand steht noch der alte gusseiserne Holzofen, als wolle er daran erinnern, wie betagt das Haus ist. Sophie streicht über die unebene Oberfläche und duckt sich vor einem kunstvoll gesponnenen Spinnennetz. Es kommt ihr vor wie eine Reise in die Vergangenheit, in ein Leben, von dem Sophie sich schon vor geraumer Zeit verabschiedet hat. Die Luft steht still. Sophie wedelt mit dem Smartphone wie ein Fächer, als sie den Haken am Fenster löst und Sauerstoff hineinlässt. Es ist, als atme das Haus tief ein. Und Sophie tut das auch. Von hier aus hat sie Sicht auf die üppigen Blumen im Garten ebenso wie auf das Meer. Man merkt gleich, dass derjenige, der den Garten vor langer Zeit angelegt hat, einen Sinn fürs Visuelle gehabt haben muss, denn er hat die Sicht aus dem Küchenfenster berücksichtigt. Ein Ausblick, den Künstler lieben, pflegte ihr Vater zu sagen. Ihr Blick wandert weiter zum hohen Spalier: In ein paar Wochen wird sich dort das Wald-Geißblatt ranken. Erstaunt stellt sie fest, dass alles nahezu pedantisch gepflegt aussieht. Es ist wohl kaum möglich, dass die Nachbarin Ella sich noch immer um ihren Garten kümmert?

Sophie holt ihren Block heraus, auf den sie am Morgen alle To-dos geschrieben hat. Da bemerkt sie den Kaffeebecher auf dem Tisch. Ihr fällt sofort das Glockenblumenmuster auf, mit dem er verziert ist. Schon als Kind hat sie ihn geliebt. Vielleicht weil die Tasse immer auf dem obersten Brett in der Vitrine stand. Unerreichbar. Großmutter Margareta hatte sie selbst bemalt, und aus irgendeinem Grund war sie da oben auf ihrem Sockel gelandet und wurde nur am Muttertag heruntergeholt und nur von Mona benutzt. Am Becher lehnt ein unsauber abgerissener Zettel. Und darauf ist nur ein einziges Wort zu lesen: VERZEIH.

Sophie steht regungslos da und starrt auf diese sieben Buchstaben.

Die Handschrift ihrer Mutter erkennt sie sofort. Wann hat Mona diesen Zettel geschrieben? Und ist er für sie gedacht? Soll das eine Entschuldigung dafür sein, dass sie das Haus nun doch in Sophies Hände übergibt? Oder meint sie damit etwas ganz anderes? Ihr läuft ein kalter Schauer über den Rücken, ein Gefühl wie tausend eiskalte Fingerspitzen. Neben dem Zettel liegt das Besichtigungsprotokoll, das Göte Sirlander erwähnt hatte. Sie überfliegt es flüchtig, bleibt an einzelnen Notizen hängen. Feuchtigkeit in einem der Schlafzimmer, wenn sie es recht versteht, verursacht durch einen kleinen Defekt im Dach. Im Salon sind die Fenster undicht. Eine Reihe Schalter und Steckdosen müssen erneuert werden.

Sie wendet den Blick vom Protokoll ab und sieht stattdessen hinüber auf ihre Aufstellung. Mit jedem Punkt, den sie streichen kann, fällt ihr das Atmen leichter. Beerdigungsinstitut. Pflegeheim. Notar. Die zwei letzten Punkte bleiben: Gedenkstätte und Rückflug. Sie greift zum Stift und notiert einen weiteren Punkt. Haus verkaufen? Sie streift den Blazer ab, öffnet den obersten Knopf ihrer schweißverklebten Bluse und pustet sich Luft in den Ausschnitt, bevor sie sich ganz vorn auf die Kante des Küchenstuhls setzt. Die Bestattung ihrer Mutter, oder Einäscherung, wie es wohl heißt, wenn man jemanden ohne Zeremonie beisetzt, hatte schon vor ein paar Tagen stattgefunden, doch der Bestatter wollte Sophie gern noch einmal an der Gedenkstätte treffen, bevor sie wieder nach Hause flog. Sie...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2022
Übersetzer Stefanie Werner
Sprache deutsch
Original-Titel Villa Havsbris
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Berlin • Das kleine Café in Kopenhagen • Das kleine Hotel auf Island • Debbie Macomber • DIY • eBooks • Familiengeheimnis • feel good • Frauenromane • Gesundheit • Handwerker • Hotel • hygge • Julie Caplin • Kur • Küste • lagom • Liebesromane • Neuerscheinung • Renovieren • Romane für Frauen • Romantic Escapes • Schweden • Simona Arnstedt
ISBN-10 3-641-26723-4 / 3641267234
ISBN-13 978-3-641-26723-0 / 9783641267230
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