Zeiten der Versöhnung (eBook)

Die Mallorca-Saga - Roman
eBook Download: EPUB
2023
512 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-27174-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zeiten der Versöhnung - Carmen Bellmonte
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Das große Finale der Delgado-Saga
Mallorca 1953: Noch immer schwelt der alte Hass unter den Delgados, der Familienfrieden ist noch lange nicht greifbar. Die Weingüter stehen in Konkurrenz zueinander, jahrelang gehütete Geheimnisse brodeln unter der Oberfläche, und fast jeder trägt eine heimliche Schuld mit sich. Können sie sich endlich gegenseitig vergeben? Oder wird der Clan endgültig auseinandergerissen?

Hinter Carmen Bellmonte stehen die Autorinnen Elke Becker und Ute Köhler. Zusammen bringen sie 35 Jahre Inselerfahrung auf Mallorca mit. Die beiden sind seit über zehn Jahren befreundet, lieben das Reisen und guten Wein und schreiben beide Bücher, die auf ihrer paradiesischen Balearischen Insel spielen. So lag es nahe, sich zusammenzutun und all ihre Vorlieben in einer großen epischen Geschichte zu vereinen.

1

Die milde Januarsonne Kaliforniens stand am wolkenlosen Himmel. Antonia Delgado sah zu ihrem Mann in den parkähnlichen Garten des Anwesens der Fitzgeralds, das in den letzten Jahren zu ihrem Zuhause geworden war. Federico schlief in der Hollywoodschaukel. Normalerweise legte er sich erst nach dem Mittagessen für eine Stunde hin. Nicht an diesem Tag. Das Packen für den Umzug nach Mallorca schien ihn erschöpft zu haben. Vielleicht auch das Fußballspiel mit Victor. Der Achtjährige kannte seinem Großvater gegenüber keine Gnade. Ihre Schwiegertochter Adriana hatte ihn zu etwas mehr Ruhe gemahnt. Die Bitte hatte der Junge innerhalb weniger Minuten vergessen, was Federico nun den Tribut eines vorgezogenen Schläfchens kostete.

»Mamá, du solltest dich ebenfalls ein bisschen ausruhen.« Adriana war unbemerkt zu Antonia auf die Terrasse getreten. »Es ist alles abholbereit.«

Antonia fühlte sich munter. Die Aussicht, in Zukunft bei Carla zu leben, hielt sie wach. »Erst das Mittagessen.« Sie legte den Arm um ihre Schwiegertochter. »Ihr kommt uns bald besuchen?«

»Versprochen.«

Die Hoffnung, David samt Familie zu einem Umzug nach Mallorca zu überreden, hatte sie längst aufgegeben. Sie waren im Napa Valley zu Hause. July und Liam arbeiteten nicht mehr in der Bodega. Seit zwei Jahren reisten sie viel. David übernahm das Weingut der Schwiegereltern in der kommenden Saison, was die Ambitionen für ein eigenes auf Mallorca eindämmte. »Ich werde euch vermissen.«

»Wir euch auch.«

Victor jagte einer Katze hinterher, die vor ihm in die Büsche flüchtete.

»Es ist ruhig hier seit Christophers und Isabels Aufbruch nach Mallorca.« Adriana zeigte auf das Wohnhaus. »Und es wird noch weniger los sein, wenn ihr auszieht.«

Aaron und Mary lebten im Anwesen mit ihren drei Kindern. Mary begeisterte sich sehr für den Weinanbau. Gemeinsam mit Aaron würden sie die Bodega führen. Christopher stünde ihnen als Ratgeber zur Verfügung, wobei er Mary längst all sein Wissen vermittelt hatte. Als Erstgeborenem stand ihm der Grundbesitz zu, doch die Ambitionen von Antonias Schwiegersohn drehten sich darum, erfolgreich ein eigenes Weingut zu erschaffen. Nach seinen Vorstellungen. Von der Pflanzung der Zöglinge an. Isabel verstand ihren Mann, hatte seine Idee unterstützt, obwohl sie Mallorca nie gesehen hatte. Ohne zu zögern, hatte sie ihre Kinder und Sachen gepackt, war in ein Flugzeug gestiegen und mit ihrem Mann ans andere Ende der Welt gereist, wie es Antonia vor vierzig Jahren getan hatte. Nach einigen harten Zeiten hatte sie ihr Glück gefunden. In Federico.

Erst war sie ihm zuliebe in Havanna geblieben, nun begleitete er sie aus Liebe in ihre alte Heimat. Antonia blickte über die zurückgeschnittenen Weinfelder. Die einzige Konstante in ihrem Leben blieb der Wein.

»Das Mittagessen ist fertig.« David umarmte Adriana. »Papá? Kommst du?« Dann pfiff er durch die Finger.

Victor kam angerannt wie ein gut trainierter junger Hund, was Antonia laut lachen ließ. »Wenn er irgendwann apportiert, geht ihr zu weit.«

»Hol deinen Abuelo, vale?« Adriana wuschelte ihm durch das lockige Haar.

»Vale.« Er rannte los, flog förmlich die Treppenstufen in den Garten hinunter und brachte mit seinem Hechtsprung an die Sitzfläche die Hollywoodschaukel zum Schwingen. »Abuelo, aufwachen.«

Antonia wunderte sich über Federicos tiefen Schlaf.

Victor rüttelte an seinem Großvater.

Nichts.

»Nicht so stürmisch«, rief Adriana.

»Er wacht nicht auf.« Victor sah zu ihnen hinüber.

Eine kalte Angst ergriff Antonia. »Holt den Jungen.« Sie eilte zu ihrem Mann.

David begriff. Er nahm zwei Stufen auf einmal, rannte über die Rasenfläche und erreichte die Schaukel vor Antonia. »Geh zu deiner Mutter.«

»Was ist mit dem Abuelo?«

»Geh, habe ich gesagt.«

Victor gehorchte.

Antonia kniete neben der Schaukelbank nieder, strich Federico über die Wange, fühlte den Puls.

Nichts.

David wiederholte die Kontrolle. Er hielt noch den Zeigefinger unter die Nase seines Vaters. David schüttelte den Kopf. Kein wärmender Atemzug, kein Herzschlag war zu spüren.

»Soll ich den Arzt anrufen?« Victor stand bei Adriana, die besorgt zu ihnen sah.

»Er kann für Papá nichts mehr tun. Ruf ihn trotzdem.« David setzte sich neben Antonia. »Er sieht friedlich aus.«

Sie nickte.

Ihr fehlten die Worte.

Federico.

Tot.

»Ich kann es nicht glauben«, sagte David. »Noch vor einer Stunde hat er mit Victor Fußball gespielt.« Er sprach das für Antonia Unaussprechliche aus.

»Was soll ich nun tun?« Sie betrachtete die schlaffen Gesichtszüge ihres Mannes. »Wie kannst du mich allein lassen?«

David schloss sie in die Arme. »Das wirst du nie sein. Wir sind hier. Deine Familie ist immer bei dir. Ob hier oder auf Mallorca. Das verspreche ich dir.«

Antonia sah ihrem Sohn an, wie er gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte, während sie selbst diesen Kampf verloren hatte. Unkontrolliert liefen sie ihr über die Wangen. Trotzdem rang sie sich ein Lächeln ab. »Weinen ist in Ordnung. Auch als Mann.«

Ihre Worte ließen seinen Damm brechen. Auf der Terrasse erschienen Peter und Caroline. Entsetzen stand in ihren Gesichtern. Behutsam näherten sie sich. Fast als fürchteten sie, Federico in seinem Todesschlaf zu stören und damit böse Geister zu rufen.

Sie blieben stumm neben Antonia und David stehen, bis Doktor Porter die Treppen herunterkam. »Mein Beileid.«

»Danke.« Sie erhob sich, um dem Arzt Platz zu machen.

David reichte ihr ein blütenweißes Taschentuch, um sich die Tränen zu trocknen. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen.

»Kann man feststellen, woran er gestorben ist?«, fragte Caroline.

»Gibt es einen Grund, warum Sie das fragen?« Doktor Porter öffnete seine Tasche, holte ein Stethoskop heraus und hörte den Brustkorb ab. »Ich nehme einige Untersuchungen vor, wenn Sie das wünschen.«

Es kam Antonia falsch vor. Er war mit Blick auf seinen spielenden Enkelsohn verstorben. Es gab nichts zu klären. »Nein. Tun Sie, was notwendig ist. Ich werde ihn waschen und für die Aufbahrung anziehen.«

»Lass mich dir helfen«, bot David sich an.

»Das ist Frauensache«, erwiderte Caroline.

Antonia schätzte die Gesten, doch sie wollte sich in Ruhe von ihrem Mann verabschieden. Allein. »Das übernehme ich.« Sie wandte sich an David. »Fährst du mich zum Bestatter? Um den Sarg auszusuchen und die Beisetzung zu planen?«

»Natürlich.«

Isabel würde sich vorwerfen, nicht geblieben zu sein, wie sie es angeboten hatte. Antonia hatte darauf bestanden, dass ihre Tochter dieses Mal ihren Ehemann begleitete. Eine so junge Familie sollte sich nicht über mehrere Wochen trennen. Möglicherweise war es vorherbestimmt. So erinnerte sich Isabel an ihren Vater als agilen und lebensfrohen Mann und behielte nicht das letzte Bild von ihm in einem Sarg im Gedächtnis.

Die kommende Zeit verbrachte Antonia wie durch einen Nebelschleier. Selbst der Tag der Beerdigung konnte ihr nicht vollständig die irrationale Hoffnung auf einen bösen Traum nehmen, aus dem sie nur aufwachen müsste. Jeden Morgen drehte sie sich zu seiner Bettseite. Ihre große Liebe war von ihr gegangen. Vielleicht war es gut, nach Mallorca zu gehen, wo sie so viele schöne Stunden verlebt hatten. So könnte sie die Erinnerung an ihn bewahren. Die Orte aufsuchen, die sie gemeinsam besucht hatten. Im Napa Valley gab es diese Erinnerungsorte nicht. Federico hatte die Bodega selten verlassen. Zu zweit hatten sie kaum etwas unternommen. Das hatte sich erst auf Mallorca wieder geändert. Und nun würde sie ohne ihn dort ihre letzte Lebenszeit verbringen. Doch zuvor musste sie eine Reise unternehmen. Der Jahrestag von Valentinas Tod stand an. Vor ihrem Umzug würde sie sich am Grab ihrer Tochter ebenfalls von ihr verabschieden. Von ihr und ihrem Schwiegersohn William.

Auch den Weg wollte sie allein gehen.

»Ich lasse dich ungern ohne Begleitung fliegen.« David, der sie zum Flughafen gefahren hatte, sah sie zweifelnd an.

Seit Valentinas Tod akzeptierte sie, wie wenig sie den Lauf der Welt beeinflussen konnte. Ihre Spielzeit auf Erden war endlich. Jeder Tag mit seinen Liebsten ein Geschenk. »Es ist in Ordnung.« Sie umarmte ihren Sohn. »Ich bin dankbar für alles, was mir im Leben zuteilgeworden ist. Valentina hätte ich mehr Zeit gewünscht. Mehr Zeit zum Leben und mit William.«

David sah sie nachdenklich an. »Ich hoffe, ich besitze deine Stärke.« Er drückte sie an sich, bevor sie sich aus der Umarmung lösten.

»Die hast du.« Antonia lächelte. »Ich muss los. Übermorgen bin ich wieder zurück.«

»Ich hole dich pünktlich ab. Grüße William von uns.« David winkte ihr zum Abschied.

Antonia hob die Hand, schritt durch die Sicherheitskontrolle und wurde von der Menge verschluckt. Erst jetzt ließ sie ihre wahren Gefühle zu. Ihre mühsam aufrechterhaltene Körperspannung fiel in sich zusammen wie die Kleidung einer Vogelscheuche, der man das hölzerne Gerippe entzog. Mit hängenden Schultern ging sie zum Abflugschalter und setzte sich in den Wartebereich. Die Tasche und ihren warmen Wintermantel auf dem Schoß, kauerte sie auf dem Sitz und starrte zu Boden. Natürlich hatte sie ihren Sohn nicht angelogen, sie war dankbar für all die glücklichen Tage, dennoch umklammerte die Trauer ihr Herz wie ihre Faust den Gurt ihrer Handtasche. Erst Valentina. Rodrigo blieb...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2023
Reihe/Serie Die Mallorca-Saga
Die Mallorca-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • Anne Jacobs • Bestseller 2023 • bücher für frauen • Das Gutshaus • eBooks • Erster Weltkrieg • Familiengeheimnis • Familiensaga • Frauenromane • Große Gefühle • Historische Romane • Kuba • Lesetipps zum Verschenken • Liebesromane • Mallorca • Marie Lacrosse • Marie Lamballe • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Spanien • Spanische Grippe • Weingut
ISBN-10 3-641-27174-6 / 3641271746
ISBN-13 978-3-641-27174-9 / 9783641271749
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