Mercury in München (eBook)

Seine besten Jahre

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
432 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-27653-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mercury in München - Nicola Bardola
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Freddie Mercury war eine der schillerndsten Figuren der Rockgeschichte. Exzentrisch und schüchtern, ausschweifend und bescheiden. Über kaum einen Rockstar wurde so viel berichtet wie über den Frontmann von Queen, doch über seine Jahre in München von 1979 bis 1985 ist wenig bekannt. Dieses Buch soll das ändern. Es schildert Monat für Monat, manchmal Tag für Tag Freddies genussvollen Lebensstil in der Isarmetropole. Die Münchner Freund*innen und Liebhaber*innen und die damals international bekannte Clubszene sowie Drogenpartys stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie seine musikalischen Ambitionen.

Mit 94 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 16-seitigem Farbbildteil und zwei Stadtkarten, auf denen Mercurys Stationen in München eingezeichnet sind.

Nicola Bardola, 1959 in Zürich geboren, studierte Germanistik und lebt seit 40 Jahren in und um München. Der Literatur- und Musikkritiker veröffentlichte vielbeachtete Biografien u.a. über Yoko Ono, John Lennon und Ringo Starr.

VORWORT

Flamboyant. Kein anderes Wort fällt im Zusammenhang mit Freddie Mercury so sehr auf. Es kommt aus dem Französischen: »Flamboyer« bedeutet aufleuchten, aufflammen, flammen. Die botanische Bezeichnung für den Flammenbaum lautet Delonix regia – Gärtner im deutschsprachigen Raum nennen ihn ganz einfach: den Flamboyant. Auf Englisch heißt er entsprechend »flame tree«. Die feuerroten Blüten der – ursprünglich aus Madagaskar stammenden – Zierpflanze sind auch in bayerischen Grünanlagen als Kübelpflanzen zu finden. Die Insel Sansibar, wo Freddie Mercury am 5. September 1946 als Farrokh Bulsara geboren wird, liegt keine tausend Kilometer Luftlinie nordwestlich von Madagaskar. Kein Wunder, dass der Flamboyant auch auf Sansibar allgegenwärtig ist. Dort blüht die Pflanze jedes Jahr zwischen November und Februar. Einige Hotels und Villen auf der Insel tragen ihren Namen.

Seit den Siebzigerjahren beschreiben Journalisten in aller Welt den Frontmann der Pomp-Rockband Queen wahlweise als bizarr, charismatisch, charmant, magnetisch, majestätisch, extravagant, exzentrisch, exzessiv, exaltiert, ekstatisch, maßlos, farbenprächtig, schillernd, frivol, lasziv, glamourös, grellbunt, divaesk, hyperaktiv – aber immer wieder und vor allem als flamboyant. Freddie leuchtet.

Freddie, ein Pfau, wie Medien ihn nennen, flammt im Juni 1979 an der Isar besonders auf: Beim Schaumbad in der Badewanne der hundertsechzig Quadratmeter großen Präsidentensuite des Hilton Hotels am Tucherpark hat er die Idee zum Song »Crazy Little Thing Called Love«. Die einfache Songstruktur und die Lyrics stehen in kürzester Zeit fest. Freddie verlässt seine Fünf-Zimmer-Suite im Fünf-Sterne-Hotel und fährt hinüber in die Musicland Studios im nahe gelegenen Arabella-Hochhaus, um wenig später gemeinsam mit dem Produzenten Reinhold Mack Gesang und Gitarre aufzunehmen. Es ist seine erste Zusammenarbeit mit Mack. Ein halbes Jahr später ziehen Queen – Freddie Mercury, Brian May, Roger Taylor, John Deacon – mitsamt Gefolge durch Münchens Innenstadt. Sie stehen an einem Kneipentresen, als ihnen jemand aus der Entourage sagt, dass »Crazy Little Thing« in den USA auf Platz eins ist. »Mehr Drinks«, ruft Freddie.

Freddies flamboyante Seite ist auch nach seinem Tod noch präsent. Schon 1978 hat er in »Don’t Stop Me Now« die Zeile »I’m a shooting star leaping through the sky« gesungen. Im Jahr seines Todes 1991 wird dann der Asteroid Nummer 17437 entdeckt. Sein Durchmesser beträgt dreieinhalb Kilo-meter, und er befindet sich zwischen den Planetenbahnen von Mars und Jupiter. 2016 wird der Himmelskörper zu Freddies siebzigstem Geburtstag von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) offiziell auf den Namen »17473 FREDDIEMERCURY« getauft. Dazu veröffentlicht die IAU dieses Statement: »Freddie Mercury (Farrokh Bulsara, 1946–1991) war ein britischer Songwriter und Leadsänger der legendären Rockgruppe Queen. Sein unverwechselbarer Sound und sein riesiger Stimmumfang waren Kennzeichen seiner Performance, und er gilt als einer der größten Rock-Sänger aller Zeiten.« Im Song »Don’t Stop Me Now« heißt es weiter: »I’m burning through the sky, yeah, two hundred degrees, that’s why they call me Mister Fahrenheit. I’m travelling at the speed of light (…) Don’t stop me now«. Niemand wird den Asteroiden aufhalten. Als Lichtpunkt zieht er seine Bahnen durch das Universum.

»Crazy Little Thing Called Love«, made in Munich, ist eine Verneigung vor Elvis Presley und erreicht als erste Queen-Single die Spitzenposition in den US-Charts. Mit bayerischer Leichtigkeit geht der Song Freddie, seinem neuen Produzenten Reinhold Mack und der Band von der Hand. Ein spielerisches Kunststück. Minimalistische Instrumentierung plus effizient-zielführende Studio-Technik. So harmlos wie Lüftlmalerei und doch so unverwüstlich wie das Münchner Kindl. Jetzt wird gefeiert.

Vier Briten haben, als Steuerflüchtlinge, mit geringem Arbeitsaufwand und mit viel Lebensfreude, von München aus im Nu den amerikanischen Kontinent erobert. Und sie kehren in den kommenden sechs Jahren immer wieder nach München zurück. Für Freddie wird die Isarmetropole in dieser Zeit zur zweiten Heimat. Gemeinsam mit Brian, Roger und John entstehen in den Münchner Jahren – jeweils von Reinhold Mack aufgenommen, abgemischt und koproduziert – die Alben The Game (1980), Flash Gordon (1980), Hot Space (1982), The Works (1984) und A Kind of Magic (1986). Mit Hits wie »Crazy Little Thing Called Love«, »Another One Bites the Dust«, »Save Me«, »Body Language«, »Radio Ga Ga«, »It’s a Hard Life«, »I Want to Break Free«, »Hammer to Fall«, »One Vision« oder »Who Wants to Live Forever«. Dazu werden in München Freddies Solosingle »Love Kills« (1984) sowie sein Soloalbum Mr. Bad Guy (1985) produziert.

Queen sind von Beginn an eine experimentierfreudige Band, die viel Zeit im Studio verbringt, um alle Möglichkeiten der Aufnahmetechnik auszureizen. 1975 führt dies zu einem der wohl elaboriertesten Songs der Rockgeschichte: »Bohemian Rhapsody«. Die musikalische Neugier bleibt bis zu Freddies Tod am 24. November 1991 in London bestehen. 1979 kaufen Queen mit den Mountain Studios in Montreux sogar ihr eigenes Studio. Dort improvisieren sie im Jahr darauf mit David Bowie: Aus der Songskizze »Feel Like« wird der Hit »Under Pressure«. Im selben Jahr entsteht, an verschiedenen Orten, der Soundtrack Flash Gordon mit Mack am Mischpult. Das Album The Works, ebenfalls mit Mack und mehrheitlich in Los Angeles aufgenommen, wird in den Musicland Studios in Bogenhausen abgemischt. Von solchen Eskapaden abgesehen sind München und die Musicland Studios zwischen 1979 und 1985 das musikalische Zentrum von Queen. Auch nach dem Auftritt bei Live Aid im Juli 1985 – für viele eine der legendärsten Rock-Shows überhaupt – geht die Band wieder nach München, um Songs für das Album A Kind of Magic (1986) aufzunehmen.

In einem über einstündigen Interview fragt die US-Radio-Journalistin Mary Turner (sie arbeitet damals für den Sender Westwood One in New York, wo sie ihre Sendung »Off the Record« moderiert) Freddie 1984 in München als Erstes, warum er immer wieder hier ist, warum er hier lebt und arbeitet statt in Montreux, New York, Los Angeles oder London. Turner will wissen, ob zwischen dem Ort, an dem ein Album aufgenommen wird, und seinem Sound ein Zusammenhang besteht. »Ja, sehr sogar«, antwortet Freddie. »Das einzige Studio, in das wir immer wieder zurückkehren, liegt in München.« Mary Turner will dann wissen, wie Freddie das Münchner Studio im Vergleich mit seinem eigenen in Montreux sieht. »Um ehrlich zu sein, ich hasse mein Studio (lacht). Die bringen mich um, weil ich das jetzt sage. Ich mag Montreux, aber nur ein paar Tage lang. Es ist landschaftlich sehr schön dort, der herrliche See, der Ausblick. Aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, dort ein komplettes Album aufzunehmen. Nicht einmal größere Teile davon. Die Studios hier mag ich, weil ich München mag. München ist so sauber, so sicher. Wenn du in New York lebst, denkst du ständig, dass sie dir das Auto klauen. Hier ist alles ganz anders. Mal abgesehen davon, dass sie Deutsch sprechen (lacht). Aber auch das ist okay. Ich lerne sogar ein wenig Deutsch.«

Im Juni 1985 gibt Freddie in London dem Sender BBC Radio 1 ein Interview, in dem noch deutlicher wird, wie wichtig München für ihn ist. »Mit München habe ich einen Ort gefunden, an dem ich in Ruhe durch die Stadt laufen kann. Es fühlt sich an wie ein kleines Dorf. Ich habe dort eine Menge Freunde. Sie wissen, wer ich bin, aber sie behandeln mich wie ein ganz normales menschliches Wesen. Sie akzeptieren mich so, wie ich bin, und das hilft mir sehr dabei zu entspannen.« Freddie arbeitet intensiv in München, erholt sich hier aber auch und feiert viel und gern.

In der Isarmetropole erstrahlt Flamboyant-Freddie von 1979 bis 1985 in vielerlei Hinsicht – menschlich und musikalisch. Bei den Bayern stürzt er sich wie nirgendwo sonst in Sex, Drugs und Rock’n’Roll, es gibt »big tits and misconduct«, wie Freddie in den Linernotes zu seinem Soloalbum Mr. Bad Guy schreibt. Freddie schätzt die Schwulenbars und Clubs des berüchtigten Münchner Bermudadreiecks im Glockenbachviertel. Er will ans Limit und darüber hinaus. Einmal bricht er im Studio zusammen, scheucht alle bis auf Mack hinaus, setzt sich im Kontrollraum auf den Boden, fängt an zu weinen und erzählt, dass er neulich in einem Müllcontainer aufgewacht ist. Er weiß nicht mehr, wie er da hineingeraten ist. Filmriss.

Mehrere Jahre lang ist Freddie in Winnie Kirchberger verliebt, den schnauzbärtigen Wirt vom Sebastianseck in der Münchner Altstadt. Die beiden leben als Paar in Winnies Wohnung. Zur selben Zeit vertraut sich Freddie wie keiner anderen Frau der Schauspielerin Barbara Valentin an. Sie ist fast sechs Jahre älter als er und stammt wie Winnie aus Österreich. Ende der 1950er-Jahre wird Valentin für den Film entdeckt, gilt lange als »Busenwunder« und »Sexbombe« und wird erst durch die Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder zur Charakterdarstellerin.

In München komponiert Freddie unermüdlich einige der besten Lieder seiner Laufbahn und nimmt sein einziges Solo-Studioalbum auf, das auch über fünfunddreißig Jahre später erstaunlich frisch klingt und sich als raffiniert polierter Edelstein...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Biografie • Biographien • eBooks • Freddie Mercury • Glamour • Glockenbachviertel • Homosexualität • Kunst • München • Münchner Nachtleben • Musik • Musikgeschichte • Queen • Rampenlicht • Rockmusik • Rockstar • Zeitgeschichte
ISBN-10 3-641-27653-5 / 3641276535
ISBN-13 978-3-641-27653-9 / 9783641276539
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