Unbreakable Heart. Unsere Liebe ist gefährlich (eBook)
326 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60761-1 (ISBN)
Lana Rotaru verliert sich seit frühester Kindheit nur zu gern in Büchern. Es ist also kein Wunder, dass sie inzwischen selbst Geschichten verfasst. Wenn sie nicht gerade an neuen fantastischen und romantischen Werken arbeitet, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit ihrem Mann und ihrem Sohn an der frischen Luft, wo sie neue Kraft und Inspiration findet.
Lana Rotaru verliert sich seit frühester Kindheit nur zu gern in Büchern. Es ist also kein Wunder, dass sie inzwischen selbst Geschichten verfasst. Wenn sie nicht gerade an neuen fantastischen und romantischen Werken arbeitet, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit ihrem Mann und ihrem Sohn an der frischen Luft, wo sie neue Kraft und Inspiration findet.
Abschied
»Mom, ich muss mich beeilen, sonst verpasse ich meinen Flug.« Genervt blickte ich auf meine Armbanduhr und sah, wie sich der Sekundenzeiger unnatürlich schnell zu bewegen schien, während in mir das Gefühl aufkam, dass meine Mutter und mein Vater zu Salzsäuren erstarrt waren. Zumindest wäre das eine passende Erklärung, wieso sie wie festgewachsen herumstanden, obwohl sie genau wussten, wie eilig ich es hatte.
»Emmi-Maus. Dräng uns doch nicht so. Wir sind auch nicht mehr die Jüngsten«, konterte mein Vater, während er nun mit dem großen überladenen Gepäckwagen durch die Hallen des Sea-Tac-Flughafens schlich. Ich war mir sicher, wenn ich jeden Koffer und jede Tasche einzeln zum Check-in bringen würde, wäre ich immer noch schneller gewesen als mein Vater mit diesem sperrigen und schlecht zu kontrollierenden Metallwagen.
»Emmi-Schatz, ich habe dir deinen kleinen Reisefernseher eingepackt, damit du dich nicht langweilst.« Meine Mutter klang ehrlich stolz auf ihre Worte und ich musste mir ein genervtes Stöhnen und Augenverdrehen verkneifen.
Ich wusste ja, dass sie es nur gut meinte, aber dachte sie wirklich, dass mir langweilig werden würde? Ein ganzes Semester in Venedig? Allein unter tausend anderen Studenten? In der wohl aufregendsten Stadt Italiens? Nun konnte ich mir ein verstörtes Augenrollen doch nicht mehr verkneifen.
»Ach Mom, das war nicht nötig«, sagte ich bestimmt.
»Ich weiß doch, wie gerne du deine Comicserien guckst«, erwiderte meine Mutter lächelnd, legte mir den Arm um die Hüfte und zog mich an sich, während mein Vater weiter mit dem Gepäckwagen kämpfte.
»Animes, Mom. Keine Comics«, seufzte ich entnervt und fragte mich selbst, wieso ich die Versuche, meiner Mutter den Unterschied zwischen Comics und Mangas zu erklären, nicht endlich aufgab. Meine Bemühungen bei diesem Thema waren ungefähr genauso Erfolg versprechend wie der Versuch, ihr Videostreams, das Internet mit seinen Möglichkeiten im Allgemeinen oder die Relativitätstheorie zu erklären.
»Papperlapapp. Ist doch alles das Gleiche.« Meine Mutter schüttelte den Kopf und die dunkelrot gefärbte Dauerwelle wackelte dabei herum.
»Mom, das ist nicht das Gleiche«, erwiderte ich, bereute es aber sofort. Diesen Kampf konnte ich nicht gewinnen.
»Aber natürlich! Es sind Comicfiguren mit zu großen Augen, die, wenn sie mal weinen, auf der Stelle das ganze Haus fluten.« Meine Mutter setzte ihre strenge Miene auf und ich wand mich mit einem verächtlichen Schnauben ab. Wieso hatte ich noch mal zugestimmt, dass sie mich zum Flughafen bringen durften?
»Ach Emmilein, wir werden dich so vermissen!« Meine Mutter –Magda – legte nun auch den anderen Arm um mich und zog mich in eine feste, liebevolle Umarmung, bis ich keine Luft mehr bekam. »Versprich mir, jeden Tag anzurufen. Und zieh dich warm an! Wegen des Wassers und des Winds ist es dort nicht so warm wie hier in Seattle.«
»Mom, wir haben Mitte März. Venedig ist nicht Alaska. Ich komm schon klar«, versuchte ich meine überbesorgte Mutter zu beschwichtigen, aber sie blickte mich nur mit tränenfeuchten Augen an und ich wusste, dass sie noch nicht überzeugt war. Also legte ich noch eins drauf. »Ich habe die letzten zwanzig Jahre auch irgendwie überlebt. Traust du mir nicht zu, drei weitere Monate durchzuhalten?« Die Frage sollte witzig gemeint sein und die drückende melancholische Stimmung auflockern, aber die dicken Tränen, die meiner Mutter bereits in den Augen standen, waren nun nicht mehr aufzuhalten.
Magda hielt mich auf Armeslänge von sich entfernt und musterte mich eingehend, als würde sie sich mein Äußeres genau einprägen wollen. Dabei hatte sie diesen ganz speziellen Blick drauf, der allen Müttern vorbehalten war, und der jedem – egal in welchem Alter man war – sofort das Gefühl gab, schrecklich undankbar und herzlos zu sein, wenn man es wagte, seinen Eltern zu widersprechen.
»Aber du warst noch nie auf dich allein gestellt, Spätzchen. Dein Vater und ich waren immer in der Nähe – und jetzt …« Meine Mutter zog ein altmodisches Stofftaschentuch aus ihrer Hosentasche, das auch schon bessere Tage gesehen hatte, und putzte sich damit geräuschvoll die Nase. »… jetzt fliegst du nach Europa. Ganz allein. Für drei lange Monate! Du hast doch bisher Washington noch nie verlassen …«
Jetzt fing diese Leier schon wieder an, dachte ich genervt und linste über Moms Schulter auf der Suche nach meinem Dad. Vielleicht hatte ich Glück und er würde mich aus diesem Gespräch befreien.
Mein Blick huschte durch das menschenüberfüllte Gate und ich brauchte einen Moment, bis ich den Kofferberg auf Rädern und wenige Schritte abseits davon meinen Vater fand, der sich gerade angeregt mit einem Flughafenmitarbeiter in einer gelben Warnweste unterhielt. Das war meine Chance! So herzlos ich mich deswegen sicherlich auch später fühlen würde, durfte ich auf keinen Fall mein Flugzeug verpassen.
»Mom! Guck mal, was Dad da wieder macht. Du solltest besser hingehen und ihm helfen, bevor man ihn noch für einen Terroristen hält und verhaftet.« Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass man meinen Vater mit El Kaida in Verbindung brachte, so hoch war wie ein Sechser im Lotto plus Zusatzzahl – und das zwei Mal hintereinander, schien ich doch die Zauberworte gesprochen zu haben, denn meine Mutter hob erschrocken ihr pausbackiges Gesicht und sah ängstlich zu ihrem Mann.
»Oh, Alfred!« Sie wollte sich bereits von mir abwenden und meinem Vater in seiner vermeintlichen Not zur Seite stehen, als ich nach ihren Händen griff und sie noch einmal schnell, aber innig umarmte.
»Ich liebe euch und ich werde euch vermissen.« Ich hauchte meiner Mutter einen Kuss auf die Wange, schenkte ihr ein herzliches Lächeln und schnappte mir meinen Trolley, der neben mir stand. Ich hatte meiner Mutter immer wieder gesagt, dass ich nicht mehr als diesen Koffer benötigen würde, aber sie wollte nicht auf mich hören. Jetzt würde ich doch allein mit diesem Gepäckstück nach Italien reisen!
»Wir lieben dich auch, Spätzchen. Pass auf dich auf!« Meine Mom winkte mir abgelenkt und lief bereits die wenigen Meter zurück zu meinem Vater.
Ich gönnte mir noch einen letzten Blick auf meine liebevollen, manchmal etwas peinlichen, aber wundervollen Eltern. Ja, ich würde sie sehr vermissen, doch wenn ich jetzt nicht endlich zum Check-in kam, würde ich meinen Flug verpassen. Und das könnte ich mir selbst nie verzeihen.
Auf meinem Weg zum Schalter A23 keimte das schlechte Gewissen auf, meine Eltern einfach so mit dem ganzen Gepäck, das sie mir andrehen wollten, allein gelassen zu haben. Aber ich brauchte wirklich nicht mehr als einen Bikini, ein paar Sommerklamotten und meine Flipflops. Dazu meinen E-Book-Reader und den Laptop. Und diese Sachen passten alle problemlos in den kleinen Koffer, den ich jetzt hinter mir herzog, als ich durch die überfüllten Gänge lief. Wenn ich später irgendwann mit meinen Eltern telefonierte, würde ich mich für mein überstürztes Verschwinden entschuldigen.
Ich folgte den Wegweisern, bis ich den Check-in-Schalter A23 fand. Dort hatten sich schon einige Leute versammelt und ich reihte mich mit aufgeregtem Herzklopfen hinter ihnen ein.
In weniger als einer Stunde würde ich meine Eltern, Seattle, ja dem ganzen amerikanischen Kontinent für die nächsten drei Monate entfliehen und völlig neue Menschen mit einer mir bisher unbekannten Kultur kennenlernen. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, keine Angst zu haben.
Die Warteschlange bewegte sich nur langsam vorwärts und es dauerte eine gute halbe Stunde, bis ich mein einziges Gepäckstück auf das Gepäckband stellen durfte und meine Check-in-Papiere erhielt.
»Sitz 14E. Fensterplatz«, näselte der adrett gekleidete Mann in Uniform und ich lächelte dankbar. Zum Glück durfte ich bei meinem allerersten Flug am Fenster sitzen und die Aussicht genießen!
Der hilfsbereite Flughafenmitarbeiter erklärte mir kurz, wo ich mein Gate fand und entließ mich dann mit einem perfekt trainierten Lächeln, das ich knapp erwiderte.
Ohne Koffer, dafür mit wachsender Nervosität und Aufregung im Gepäck machte ich mich auf den Weg zu dem genannten Gate, von wo aus ich meinem Auslandsabenteuer ein ganzes Stück näher kommen sollte.
***
Vierzehn Stunden später, inklusive eines Zwischenstopps in Amsterdam, stieg ich aus dem Flugzeug und atmete zum ersten Mal die salzige venezianische Luft ein – die leider gerade zum großen Teil von Kerosingestank überdeckt wurde.
Obwohl ich müde und hungrig war, katastrophale Kopfschmerzen hatte, weil ein kleines Kind auf dem Sitz hinter mir nonstop geweint, geschrien oder gegen meinen Sitz getreten hatte, fühlte ich mich in diesem Moment so frei und glücklich wie nie zuvor in meinem bisherigen Leben.
Ich hatte es wirklich gemacht! Ich war allein nach Europa geflogen. Weil ich es so wollte!
Auf der anderen Seite traf mich die Erkenntnis gerade wie ein Hammerschlag. Denn Angst und Unsicherheit mischten sich umgehend mit euphorischen Glücksgefühlen. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Ich war noch nie so weit von zu Hause weg gewesen. Und dann auch noch völlig allein. Außerdem war mein Italienisch gar nicht so gut, wie ich es mir einbildete.
Die Menschenschlange vor mir setzte sich in Bewegung, um die Gangway hinabzusteigen. Alle wollten vor dem leichten Nieselregen im Flughafengebäude Unterschlupf finden und schoben mich in einem gemächlichen, aber unaufhaltsamen Tempo voran.
Wir hatten den zwölften März und laut Wetterbericht sollten es zehn Grad und Sonnenschein sein. Aber anscheinend hatte das Wetter in Venedig einen ebenso...
Erscheint lt. Verlag | 15.4.2021 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Buch Liebesroman • cosy crime deutsch • Cosy Krimi • drama liebesroman • impress ebooks • Mafia Liebesromane • mafia romance • new adult bücher • Romantic Crime • Rotaru Crushed Trust • Sommerromane für Frauen • Venedig Roman • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-60761-0 / 3646607610 |
ISBN-13 | 978-3-646-60761-1 / 9783646607611 |
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Größe: 2,3 MB
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