Sylt auf unserer Haut (eBook)

Ein Glücksroman

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2021 | 1. Auflage
288 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2521-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sylt auf unserer Haut -  Claudia Thesenfitz
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Stürmische Gefühle auf Sylt Maja ist gelangweilt - von ihrer Ehe, ihrem Mann Robert und ihrem Leben. Eigentlich ist alles gut - aber ist gut, gut genug? Der gemeinsame Urlaub auf Sylt mit einem befreundeten Paar verspricht ein bisschen Abwechslung. Die vier Mittfünfziger liegen tagsüber am Strand und führen abends rotweinlastige Gespräche über Träume und die in die Jahre gekommene Liebe. Und plötzlich beginnt es zwischen Maja und Bernd zu funken. Doch Maja wehrt ab, sie gehört zu ihrem Mann. Oder etwa nicht? Eine berührende Geschichte über Beziehungen, Träume und die harte Realität - und über einen magischen Sommer auf Deutschlands schönster Insel.

Claudia Thesenfitz lebt und schreibt an der Nordseeküste. Bevor sie ihre erfolgreiche Sylter Glücksroman-Reihe ins Leben rief, die mittlerweile zehn Bände umfasst, hat sie als Journalistin gearbeitet und die Autobiografien von und mit Nena (2005, Luebbe), Dieter Wedel (2008, Luebbe) und Uwe Ochsenknecht (2013, Luebbe) geschrieben. Ihre Glücksroman-Reihe hat sich bislang über 400.000 mal verkauft.

Claudia Thesenfitz kann auf eine lange journalistische Karriere zurückblicken, hat unter anderem festangestellt als Chefreporterin bei TEMPO und Petra gearbeitet, bevor sie sich 2001 als freie Autorin und Journalistin selbstständig machte. Sie schreibt für alle großen Frauenzeitschriften und Magazine (emotion, Brigitte, petra, Für Sie, Gala u.v.m.) und hat unter anderem die Autobiografien von und mit Nena (2005, Luebbe), Dieter Wedel (2008, Luebbe) und Uwe Ochsenknecht (2013, Luebbe) geschrieben.

Maja


Der prickelnde, fruchtig herbe Aperitif, dessen orange Farbe wie ein Vorgeschmack auf den Sonnenuntergang zu sein schien, tat seine Wirkung. Vermutlich, weil sie mittags schon Bier getrunken hatte, fühlte Maja schnell einen angenehmen Schwips in sich aufsteigen.

War Robert in sich gegangen? Seine spontane Einladung erstaunte sie sehr – und noch mehr, dass er nicht darauf bestanden hatte, sich erst umzuziehen. Es geschahen tatsächlich noch Zeichen und Wunder, dachte sie. Essen gehen, ohne sich korrekt dafür zu kleiden, das war zuletzt vor ungefähr 15 Jahren vorgekommen …

Sie schaute ihren Gatten an, dessen Gesicht schon ein wenig Farbe bekommen hatte, was ihm ausgesprochen gut stand. Das markante Kinn, die aristokratische Nase, der dunkle Teint – wie viel von dem Mann, in den sie sich damals verliebt hatte, erkannte sie noch in ihm? Sie nahm noch einen Schluck und versuchte, die alten Gefühle für ihn hervorzuholen. Vielleicht ließ sich ja wiederbeleben, was eingeschlafen war?

Als er sie damals mit dem Fahrrad umgerissen hatte, war Maja tief beeindruckt gewesen von dem 1,90 Meter großen Kerl, der so souverän und lebensbewältigend wirkte. Eine starke Schulter und ein Mann zum Aufschauen (er war 20 Zentimeter größer als sie) im wahrsten Sinne des Wortes.

Maja war 25 und Robert 28, als sie sich kennenlernten. Ein Jahr später war sie schwanger, und sie heirateten. Er hatte einen sicheren Beamtenjob, war grundanständig, und sie konnte sich jederzeit auf ihn verlassen – das war ihr viel wert. So viel, dass sie seinen Antrag damals sofort annahm.

Waren sie noch glücklich? Schon lange fühlte sie sich von Robert nicht mehr richtig wertgeschätzt. Sie hatten sich auseinandergelebt, lebten nur noch nebeneinanderher, wie eine gut eingespielte WG.

Die Kellnerin brachte ihre Gerichte. Maja hätte vor der Bestellung eigentlich gerne noch mal in die Karte geschaut, aber Robert hatte ja leider sofort über ihren Kopf hinweg entschieden, und sie wollte die Stimmung nicht zerstören. Außerdem hatte sie ja mittags schon reichlich gegessen.

»Guten Appetit, mein Engel!«, wünschte er ihr und stach mit der Gabel beherzt in ein Stück Huhn.

»Mein Engel?« Maja verschluckte sich fast an ihrem Aperol. So hatte er sie schon ewig nicht mehr genannt.

Sie liebte ihn doch, dachte sie, als sie ihm beim Essen zuschaute. Und sie würde auch gerne mal wieder mit ihm schlafen, um ihm endlich wieder nah zu sein. Aber vielleicht könnten sie ja mal etwas anderes ausprobieren als die eingeschliffene Routine. Wenn sie zum Beispiel mal oben sitzen würde … Oder sie sich vorher massieren würden … Bei Kerzenlicht und schöner Musik … Oder mal draußen, in den Dünen, bei Sonnenuntergang …

Verträumt schaute sie Richtung Meer. Irgendwie hatte das Baden in der Brandung sie aufgepeitscht, eine lange verstummte Sehnsucht in ihr wiedererweckt: Sehnsucht nach Leben, Rausch – Ekstase! Wie schön wäre es, wenn sie ihrer Beziehung mit Robert wieder Feuer und Verliebtheit einhauchen könnte. Wenn er sie mal wieder so anschauen würde wie früher. Mit dieser Wärme und Liebe in den Augen. Und den begehrenden Blicken, die er heute nur noch den jungen Dingern zuwarf. Der Kellnerin zum Beispiel, die gerade ihre Teller gebracht hatte.

Maja trank ihren Aperol aus und genoss den kleinen Schwips. Robert war fertig mit seinem Salat und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab.

Es war ein herrlicher lauer Sommerabend, und Maja wäre gerne noch am Strand entlanggeschlendert und hätte sich den Sonnenuntergang, der heute sicherlich spektakulär ausfallen würde, vom Strandkorb aus angeguckt. Mit einer Wolldecke und einer Flasche Wein … Aber Robert war ja leider so schrecklich unspontan! Er wollte unbedingt die Tagesschau und irgendeine Wirtschaftssendung sehen und mahnte zur Eile.

Während Robert im Wohnzimmer fernsah, setzte sie sich auf die Terrasse, trank einen Ingwertee und schaute der Sonne beim Untergehen zu. Wie immer beeindruckte sie das prachtvolle purpurne Farbenspiel am Himmel. Die rosa Heckenrosen, die den Garten säumten, dufteten, ein Hase flitzte über den Rasen, und in der Ferne hörte sie die Brandung rauschen. Wie herrlich es hier doch war …

Vor dem Zubettgehen blieb sie im Bad an ihrem Spiegelbild hängen und prüfte ihren Marktwert: Sie war eine etwas zu füllige, 1,70 Meter große, 52 Jahre alte Frau. Im Grunde war alles an ihr durchschnittlich: ihre Körpergröße, ihre halblangen braunen Haare, ihr Gesicht. Sie war nicht ausgesprochen hübsch – aber auch nicht hässlich. Schön waren ihr Mund und ihre warmen, großen braunen Augen.

Gegen die schlanke Karin kam sie sich allerdings vor wie ein gealtertes Michelin-Männchen mit deutlichem Celluliteproblem. Aber der Vergleich war ja auch unfair: Karin war über 20 Jahre jünger als sie.

Es nützte nichts. Eine Topmodel-Figur würde sie in ihrem Alter sicher nicht mehr erreichen. Sie musste mit dem vorhandenen Material arbeiten und das Beste daraus machen. Vielleicht schon heute Abend! Seltsam aufgeputscht, kletterte sie zu Robert, der konzentriert in seinem »Mies«-Buch las, ins Bett.

»Ich finde Bernd und Karin eigentlich ganz nett …«, setzte Maja an.

Robert klappte das Buch zu und schaute sie über den Rand seiner Lesebrille verärgert an. »Steaks grillen, Harley fahren und einen auf Easy Rider machen – ist doch lächerlich, wie der hier den wilden Mann gibt«, schnaubte er mürrisch. »Und natürlich musste er unbedingt auch noch nackt baden!«

»Ach, komm, Hase! Das hättest du doch auch machen können!«, säuselte Maja schmunzelnd und griff tollkühn in seine Pyjamahose. »Du brauchst dich doch wirklich nicht zu verstecken!«

»Lass das!«, rief Robert empört und schubste entsetzt ihre Hand weg. Sie erschrak. So vehement hatte er sie noch nie abgewehrt. War sie denn wirklich so unerotisch für ihn geworden?

Gekränkt drehte sie sich auf die Seite. Sex-Versuch interruptus. Sie fühlte sich plötzlich sehr ernüchtert. Robert las noch etwas weiter, platzierte dann Brille und Buch auf dem Nachttisch, pfriemelte sich seine Ohropax in die Ohren und löschte das Licht. Gruß- und Gutenachtkuss-los.

Kurze Zeit später hörte Maja ihn schnarchen. Und er behauptete immer, sie würde schnarchen, dieser Idiot!

Maja war fast eingeschlafen, als sie von nebenan eindeutige Geräusche hörte. Poltern, Stöhnen, Lachen, »Jajaja!!« und »Das ist sooooo guuuuhht!«-Rufe – und irgendwann mehrere spitze, ekstatische Schreie.

Bernd und Karin hatten offenbar Sex. Und zwar, wie es sich anhörte – sehr guten!

Maja wurde neidisch. Das Doppelhaus hatte zwar dicke Wände, aber ihre Schlafzimmerfenster lagen direkt nebeneinander – und die standen wegen der Hitze im Dachgeschoss offen.

Frustriert ging sie gedanklich ihre sexuelle Biografie durch. Vor Robert hatte sie nur drei Männer gehabt – und ihr »erstes Mal« war alles andere als vielversprechend gewesen: »Das passt nie!«, hatte sie schreckerfüllt gedacht, als sie den erigierten Penis von Malte sah, der ihr riesig und absolut überdimensioniert vorkam. Wie sollte diese Riesengurke in die Öffnung hineinpassen, die nur mit Mühe Mini-Tampons vertrug? Nach ein paar vergeblichen Versuchen hatte es dann irgendwie doch gepasst, aber es fühlte sich an, als hätte man ihr eine Aubergine eingeführt, auch wenn Maltes Penis im Nachhinein betrachtet lediglich die Größe einer mittleren Gewürzgurke gehabt hatte.

Es war schmerzhaft und hektisch gewesen, und sie hatte es einfach durchgestanden wie eine Zahnarztbehandlung ohne Betäubungsspritze. Denn es war niemand da, der ihren Schmerz ernst genommen hätte, so wie damals, als sie sich mit 14 den Mittelfußknochen gebrochen hatte und alle sich über sie lustig gemacht hatten.

»Das erste Mal tat’s noch weh, beim zweiten Mal nicht mehr so sehr«, hieß es in einem bekannten Schlager. Das war in ihrem Fall leider nicht so gewesen. Beim zweiten Mal war es genauso schlimm, deshalb sah sie verständlicherweise erst mal davon ab, einen dritten oder vierten Versuch zu wagen.

Dann trat Ralf in ihr Leben und überschrieb die Negativ­erfahrung. Er war manuell äußerst begabt und bescherte ihr den ersten Orgasmus ihres Lebens. Und auch die Penetration empfand sie plötzlich als äußerst lustvoll.

Es folgte Frank, ein eher mäßig begabter Liebhaber, und dann kam auch schon Robert …

Ihr gemeinsames Sexleben war nicht schlecht, aber Robert war weder besonders experimentierfreudig noch einfühlsam. Das Vorspiel fiel oft aus, und wenn er sich mal manuell um sie bemühte, traf er nie die richtige Stelle – und schon gar nicht das richtige Tempo.

Maja hatte es nichts ausgemacht. Sie hatte es trotzdem immer genossen, ihn zu spüren, ihm nah zu sein, denn sie fühlte sich von ihm begehrt und geliebt. Und alles andere erledigte souverän ihr Vibrator, den sie sich vor Jahren mal heimlich im Internet bestellt hatte. Das Ding surrte sie souverän zum...

Erscheint lt. Verlag 29.3.2021
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Affäre • betrogener Ehemann • Diät • Dick • Dünen • ewige Liebe • Kurven • Lebensfragen • Lebensmitte • Liebesroman • Meeresrauschen • Möwen • Neuanfang • Neue Liebe • Nordsee • Pärchenurlaub • Scheidung • Sylt • Übergewicht
ISBN-10 3-8437-2521-7 / 3843725217
ISBN-13 978-3-8437-2521-7 / 9783843725217
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