König Johann / Titus Andronicus (eBook)

Shakespeare-Umarbeitungen
eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
240 Seiten
Diogenes (Verlag)
978-3-257-60845-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

König Johann / Titus Andronicus -  Friedrich Dürrenmatt
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
»Die Bearbeitung des Shakespeare-Dramas König Johann ist unter Friedrich Dürrenmatts Hand ein sehr eigenständiges Werk geworden: Neu gespiegelt in der Einbildungskraft des modernen Autors, wird die barocke Bilderwelt transparent für Bezüge zu unserer Gegenwart. Das kompliziert verschlungene Originalwerk wandelt sich von einer dramatisierten Chronik zum Gleichnis: zur Komödie der Politik

Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte Philosophie in Bern und Zürich und lebte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel. Bekannt wurde er mit seinen Kriminalromanen und Erzählungen ?Der Richter und sein Henker?, ?Der Verdacht?, ?Die Panne? und ?Das Versprechen?, weltberühmt mit den Komödien ?Der Besuch der alten Dame? und ?Die Physiker?. Den Abschluss seines umfassenden Werks schuf er mit den ?Stoffen?, worin er Autobiografisches mit Essayistischem verband. Friedrich Dürrenmatt starb 1990 in Neuchâtel.

Friedrich Dürrenmatt wurde 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte Philosophie in Bern und Zürich und lebte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler in Neuchâtel. Bekannt wurde er mit seinen Kriminalromanen und Erzählungen ›Der Richter und sein Henker‹, ›Der Verdacht‹, ›Die Panne‹ und ›Das Versprechen‹, weltberühmt mit den Komödien ›Der Besuch der alten Dame‹ und ›Die Physiker‹. Den Abschluss seines umfassenden Werks schuf er mit den ›Stoffen‹, worin er Autobiografisches mit Essayistischem verband. Friedrich Dürrenmatt starb 1990 in Neuchâtel.

Northampton. Ein Staatszimmer im Palast.

König Johann, Königin Eleonore, Blanka, Pembroke, Chatillon.

KÖNIG JOHANN

Nun, Chatillon, sag, was will Frankreich uns?

CHATILLON

So redet Frankreichs König nach dem Gruß

Durch meinen Vortrag zu der Majestät,

Erborgten Majestät von England hier.

ELEONORE

Erborgten Majestät? – seltsamer Anfang.

KÖNIG JOHANN

Still, gute Mutter, hört die Botschaft an.

CHATILLON

Philipp von Frankreich sieht das Recht verletzt.

Drei Brüder starben dir, vor dir geboren:

Der erste Heinrich, Gottfried dann und endlich

Der edle Richard Löwenherz.

ELEONORE

Wir wissen.

Wir haben sie geboren. Laßt den Unsinn.

KÖNIG JOHANN

Still, gute Mutter. Chatillon, fahr fort.

CHATILLON

Philipp von Frankreich fordert an im Namen

Arthur Plantagenets, des Sohnes deines

Ums Reich geprellten ältern Bruders Gottfried,

Dies schöne Eiland samt den Ländereien

Von Irland, Poitiers, Anjou, Touraine, Maine.

ELEONORE

Arthur Plantagenet? Der kleine Arthur,

Kaum lernt er gehen, kaum ist er entwöhnt,

In Windeln noch, erhebt so großen Anspruch?

KÖNIG JOHANN

Still, gute Mutter. Chatillon, sprich weiter.

CHATILLON

Frankreich befiehlt: Gib frei das Erbe Arthurs,

Von dir geraubt und rechtlos ausgeplündert,

Damit dein Neffe es aus deiner Hand

Empfange als dein königlicher Herr.

KÖNIG JOHANN

Und wenn wir dieses weigern, was erfolgt?

CHATILLON

Krieg.

KÖNIG JOHANN

Wir haben Krieg für Krieg und Blut für Blut,

Zwang wider Zwang. Wir treffen in zwei Monden

Mit unserer Armee in Anjou ein

Vor Englands Stadt Angers, erwarten Frankreich.

Antworte Philipp das, und nun hinweg.

Gebt ehrliches Geleit ihm auf den Weg.

Besorg’s, getreuer Pembroke – Chatillon, leb wohl.

Pembroke geleitet Chatillon hinaus.

ELEONORE

Mein lieber Sohn, das war vorauszusehen.

Ich kenn den Ehrgeiz meiner Schwiegertochter

Konstanze von Bretagne. Mein Enkel Arthur

Soll Englands König sein, nicht du. Drum hetzt

Sie Frankreich und die ganze Welt auf uns.

Das Weib mit ihrem Söhnlein ist gefährlich.

KÖNIG JOHANN

Uns schirmt, was ich besitze und mein Recht.

ELEONORE

Uns schirmt, was du besitzest, nicht dein Recht,

Sonst müßt es übel gehn mit dir und mir,

Denn Recht hat Arthur ebenso wie du.

Warum so schroff mit diesem Chatillon?

Warum so schnell? Es wäre leicht gewesen,

Durch freundliche Vermittlung auszugleichen,

Was die Verwaltung zweier Reiche nun

In einen Krieg verstrickt, der schrecklich kostet.

KÖNIG JOHANN

Die Klöster und Abteien sollen zahlen

Die Kosten dieses Kriegs.

ELEONORE

Das kostet uns

Die Freundschaft Roms.

KÖNIG JOHANN

Es koste sie. Mich kostet

Der Krieg die Ehre und mein Land, fällt mir

Der Sieg nicht zu. Ich muß darauf bestehen,

Daß Frankreich mich als König anerkennt

Und nicht Arthur, ich brauche diesen Krieg,

Und wenn nicht einen Krieg, so doch den Sieg

Der Politik auf meine Drohung hin:

Denn bin ich vor Angers, lenkt vielleicht Frankreich,

Beeindruckt, doch noch ein. Ich muß es wagen.

Durch meines Bruders Richard genial

Verschlampte Heldenwirtschaft kam

Das Land in Unordnung. Der Adel murrt.

Er liebt nicht meine starke Hand. Er will

Die Freiheit, England auszuplündern,

Für sich allein, drum neigt er Arthur zu.

Die Kirche sucht mich zu erpressen, pocht

Auf ihre Pfründe, und des Himmels Gnade

Fließt bloß für bares Geld. Das Volk ist dumpf.

Gesund ist nur das Heer, und diese Waffe,

Bevor sie rostet, muß ich brauchen. Krieg

Den Lords wär Bruderkrieg, er schwächte mich,

Doch Krieg mit Frankreich eint die Nation

Und zwingt den Adel sich zu unterwerfen.

Pembroke kommt zurück.

PEMBROKE

Mein Fürst, hier ist der wunderlichste Streit

Vom Land vor Euren Richterstuhl gebracht,

Wovon ich je gehört. Bring ich die Leute?

KÖNIG JOHANN

Ihr Stand?

PEMBROKE

Landadliges Pack, Hoheit.

KÖNIG JOHANN

Schick sie fort.

ELEONORE

Bring sie her.

Komm, lieber Sohn, und setz dich wieder.

Ein Sheriff bringt den Bastard und Robert Faulconbridge.

KÖNIG JOHANN

Wer seid ihr beide?

BASTARD

Ich euer treuer Knecht, ein Edelmann

Aus Northamptonshire, und, nach meiner Mutter,

Der älteste Sohn des Robert Faulconbridge,

Den Richard Löwenherz zum Ritter schlug:

Nicht unbegreiflich, langsam schwant es mir.

KÖNIG JOHANN

Und du?

ROBERT

Der Erbe und der Sohn desselben Faulconbridge.

KÖNIG JOHANN

Ist das der ältere, der Erbe du,

So scheint’s, ihr seid von einer Mutter nicht.

BASTARD

Gewiß von einer Mutter, Majestät,

Das weiß man, ob wir auch von einem Vater,

Die Kenntnis dieses delikaten Punktes

Macht mit dem Himmel aus und meiner Mutter;

Ich zweifle dran, wie jeder Sohn es darf.

ELEONORE

Du schändest deine Mutter, grober Kerl.

BASTARD

Ich, Königin? Ich schände nicht, die mich

Gebar, noch schändet meine Mutter mich,

Mein feiner Bruder fühlt geschändet sich

Durch meine Mutter, die auch seine ist,

Und wenn er es beweist, so prellt er mich

Um mindestens fünfhundert Pfund im Jahr.

Gott schütz mein Land und meiner Mutter Ehre!

KÖNIG JOHANN

Und uns vor deiner Narrheit, Amen. Warum

Denn fordert nun der Jüngere dein Erbe?

BASTARD

Ihm schwant’s auch langsam, was mir langsam schwant.

Vergleicht nur die Gesichter, richtet selbst.

Gesetzt, der alte Herr, Sir Robert, zeugte uns,

Und diese Mißgeburt dem Vater gleicht:

Fällt auf die Knie.

O alter Robert, Vater! Siehe mich

Dem Himmel danken, denn ich gleich dir nicht!

KÖNIG JOHANN

Ein toller Wirrkopf schießt da aus dem Mist.

ELEONORE

Merkwürdig. Er gleicht meinem Sohne Richard.

KÖNIG JOHANN

Jetzt du, der andre Kerl, tritt vor und sprich:

Was forderst du des ältern Bruders Land?

ROBERT

Mein Fürst, kaum war mein Vater Faulconbridge

Mit meiner Mutter frisch getraut, als Euer

Erst jüngst verstorbner Bruder König Richard

Sir Robert plötzlich brauchte –

BASTARD

Ei, Herr, damit gewinnt Ihr nicht mein Land!

Erzählt uns, wie der Held in fernen Kriegen

Und fremden Ehebetten, Richard Löwenherz,

Die plötzlich brauchte, welche meine Mutter wurde.

ROBERT

Der König, plötzlich, schickte meinen Vater

Nach Deutschland, mit dem Kaiser zu verhandeln

Sechs Monde lang in wichtigen Geschäften.

Schief ging es aus, mein Vater war kein Diplomat.

Dem König war es einerlei. Er hatte

Sein Ziel erreicht, er nutzte flugs die Strecke

Von See und Land, die meine Eltern trennte,

Das frisch getraute Paar, verbrachte heimlich

In meines Vaters Hause Nacht um Nacht,

Und dieser muntre Herr da war erzeugt!

Wie solches möglich, schäm ich mich zu sagen.

Doch wahr ist wahr. Sir Robert selbst, im Sterben,

Trug mich als Erben ein ins Testament:

»Der, deiner Mutter Sohn, ist meiner nicht.

Und wenn er’s ist, so kam er in die Welt

An zwanzig Wochen vor der rechten Zeit;

An dieses Wunder, Gott, das meine fromme Frau

Und deine Pfaffen mich da glauben machten,

Vermag ich, todesmatt, nicht mehr zu glauben!«

So sprach mein armer Vater und verschied.

Drum gönnt mir jetzt, was mein ist, König Johann,

Des Vaters Land nach meines Vaters Willen.

KÖNIG JOHANN

Das Urteil. Euer Bruder ist ein echtes Kind:

Des Vaters...

Erscheint lt. Verlag 9.12.2020
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte 20. Jahrhundert • Altes Rom • Antike • Bearbeitung • Drama • Dramen • Dürrenmatt • Feldherr • Klassiker • Komödie • Literatur • Politik • Schweiz • Shakespeare • Theater • Theaterstück • Tragödie
ISBN-10 3-257-60845-4 / 3257608454
ISBN-13 978-3-257-60845-8 / 9783257608458
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 823 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Schauspiel in sechs Bildern

von Hansjörg Schneider

eBook Download (2021)
Diogenes (Verlag)
7,99