Zwölf Jungfrauen - Roman -  Hans Kuhnert,  Christina Martin

Zwölf Jungfrauen - Roman (eBook)

*****

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
214 Seiten
Verlag DeBehr
978-3-95753-816-1 (ISBN)
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VOR VIELEN HUNDERT JAHREN IN THÜRINGEN Der Mönch Franz begegnet einer höheren Macht und begibt sich in deren Dienste. Seine Aufgaben sind ausgesprochen delikater Natur, der Lohn ist das ewige Leben... ERFURT, HEUTE Ein Wanderer zwischen den Welt, eine höhere Macht, die nach Frauen gierte? Der junge Mann glaubte, sich verhört zu haben. Der seltsame Alte am Cafetisch ihm gegenüber jedoch meinte es tatsächlich ernst. Und die Summe, die er ihm anbot, machte das Hilfeersuchen ausgesprochen lukrativ für den gerade arbeitslos gewordenen Jacob. So schwer sollte der Auftrag, zwölf Jungfrauen zu finden, wohl nicht sein, auch in unserer Zeit. Und so begibt Jacob sich bald auf die turbulente Suche nach den noch unberührten Damen. Humor, Lebensweisheiten, Spannung und viel Wissenswertes über Thüringen verspricht dieser märchenhafte Roman für Erwachsene.

 

Die Begegnung

Ein unwirklicher Ort irgendwo im Thüringer Land. Ein einsamer Mönch streicht im Dunkel der Nacht durch den Wald.

Stopp – du bist der Meinung: ‚Hab ich schon gelesen, gesehen oder gehört‘ – langweilig? Das mag den Anschein haben, aber was ich jetzt berichte, ist wirklich und genau so passiert. Du wirst staunen und es wird dir wie ein Märchen vorkommen. Also, noch einmal von Anfang an.

Auf die Zeit, also das Jahr, kann ich mich nicht genau festlegen. Das Land war sehr dünn besiedelt und es gab viele Wälder, ja richtige Urwälder. Thüringen war im Prinzip reine Natur, ein grünes Land, nicht zu Unrecht spricht man noch heute vom ‚grünen Herzen Deutschlands‘. Von der Erderwärmung hatte man auch noch nichts gehört, denn es war zu dieser Zeit eklig nasskalt, ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür lässt, schon gar keinen Mönch.

Es musste schon einige Hundert Jahre her sein. Aber Mönche gab es schon. Einer von ihnen lief zu dieser Zeit durch den Wald. Er schien es ziemlich eilig zu haben, denn trotz Dunkelheit ging er zielstrebig seinen teilweise holprigen Weg. Äste peitschten ihm ins Gesicht, er stolperte über Wurzeln, er musste seine Füße aus dem Schlamm ziehen und er fiel in Pfützen. Das alles schien ihn nicht zu stören. Er lief, wie von Geisterhand getrieben, seinem Ziel entgegen. Seine Mönchskutte war schon völlig durchnässt und verdreckt. Wenn das Mondlicht kurzzeitig die Wolken durchdrang, konnte man das etwas rundliche Gesicht des Mönches unter der tief über die Stirn gezogenen Kapuze erkennen. Es schien von der Kälte dunkelrot zu sein und leichter Wasserdampf umgab seinen Kopf. Mit einer Hand hielt er die Kutte am Hals zusammen, um die Kälte nicht zum Körper vordringen zu lassen, mit der anderen Hand musste er die Äste beiseiteschieben oder wegdrücken. Trotzdem lief er unbeirrt weiter. Kein Mensch schien ihn aufhalten zu können. Im Wald herrschte eine unangenehme Stille. Nur der geräuschvolle und schwere Atem war zu hören, wenn der Mönch kurz zur Erholung stehen blieb. Aber wirklich nur kurz, dann ging er wieder in seine geplante Richtung und es waren nur noch seine schnellen, geräuschvollen Schritte zu hören.

Wer war nun der seltsame, ja mysteriöse Mönch? Woher kam er und wohin wollte er so eilig? Auf diese Antworten müssen wir wohl noch warten. Wir wissen nur, dass er sehr zügig unterwegs war; vielleicht wegen des schlechten und kalten Wetters oder er lief vor irgendetwas weg oder er wollte einfach nur schnell sein Ziel erreichen.

Auf einer kleinen Lichtung blieb er plötzlich stehen. Er schien außer Atem zu sein. Laut keuchte er, es fiel ihm schwer zu atmen. Eine Hand an die Brust gepresst, mit der anderen hielt er sich an einem kleinen Baumstamm fest, stand er gebeugt und versuchte sich kurz zu erholen. Um ihn herum war finstere Nacht, Wolken ließen keinen Lichtstrahl auf die Erde. Plötzlich horchte der Mönch auf. Es war absolute Stille. Nichts, aber auch gar nichts war zu hören. Kein Windhauch, keine Bewegung der Äste und der Blätter. Kein Lebewesen des Waldes gab einen Laut von sich. Es war unheimlich, richtig gespenstisch. So stellte sich der Mönch den Tod vor. Ängstlich schaute er sich um, so als würde er verfolgt, doch in der Dunkelheit war niemand zu sehen. Jetzt zogen sich die dichten Wolken auseinander und ließen Platz für ein paar Strahlen des Mondes. Der Mönch versuchte etwas im Mondlicht zu erkennen. Aber die unangenehme Ruhe, ja Stille, machte ihm jetzt noch mehr Angst, er konnte sich nicht richtig konzentrieren. An seinem Standort war zwar einiges zu sehen; Bäume, Sträucher und vereinzelte Erdhügel, aber das beruhigte ihn nicht. Im Gegenteil, seine Angst wurde immer größer, weil er die Gefahr nicht sah, die er befürchtete. Am ganzen Körper zitternd war er einer Ohnmacht nahe. In seiner Verzweiflung ließ er sich auf die Knie fallen und faltete seine Hände zum Gebet: „Heiliger Vater im Himmel …“ Der Mönch war plötzlich still, denn er glaubte, etwas zu hören oder bemerkt zu haben. Er stand entschlossen auf, um einem Angreifer zu begegnen, doch so sehr er sich auch umsah, er war allein. Wieder kniete er sich nieder und begann zu beten: „Heiliger Vater im Himmel…“

Jetzt hörte der Mönch aus dem Dunkel ein Flüstern, aber relativ laut, es kam ein lang gezogenes „Duuuu“. Er sprang auf und ballte mutig seine Hände zu Fäusten. Mit eisernem Willen und seinem ganzen Mut war er bereit, sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Aber wohin er auch immer blickte, er konnte keinen Angreifer, kein Lebewesen sehen, das ihm gefährlich werden konnte. Das ließ ihn wieder ängstlicher werden. Neben sich sah er einen kahlen Ast an einem Baumstumpf. Den versuchte er mit beiden Händen abzubrechen, um ihn als Waffe zu benutzen. Doch so sehr er sich auch bemühte, er bekam den Ast nicht ab. Er versuchte dagegenzutreten, aber auch das ohne Erfolg. Im Dunkel fingerte er dann am Boden, um etwas zu finden, mit dem er sich gegen eine Gefahr wehren konnte, doch vergeblich. Deshalb kniete er sich schnell nieder und begann mit seinem Gebet: „Heiliger Vater im Himmel, bitte …“

Ungeduldig unterbrach ihn die leise Stimme aus dem Nichts: „Lass das, du Mensch, und hör mir zu! Die Beterei wird dir nichts nützen.“ Langsam, sich verwirrt umblickend stand der Mönch auf. Als er stand und den Fremden nicht sah, wurde er etwas mutiger und fragte in den Wald hinein: „Wer bist du?“ Es kam keine Antwort. „Wo bist du?“ Wieder wurde nicht geantwortet. Jetzt hatte der Mönch genug und wollte entschlossen weitergehen. Er musste schnell überlegen: Von wo war er gekommen? Ein kurzer Blick und er kannte seinen Weg wieder. Als er sich in Bewegung setzen wollte, zischte die Stimme fast in einem Befehlston: „Bleib stehen, Mensch, du kannst mir nicht entkommen.“

„Ich kann dich nicht sehen.“ Der Mönch wirkte etwas trotzig, blieb aber stehen, um die Stimme zu hören und den Menschen dazu zu finden. Er drehte sich um dreihundertsechzig Grad und suchte vergeblich seine Umgebung ab. „Wenn wir uns ausgesprochen haben, werde ich mich zeigen.“ Der Mönch wollte sich von der Stimme wegdrehen, um zu zeigen, dass sie das mit ihm nicht machen konnte. Aber wovor konnte er sich wegdrehen. Es war ja niemand da. „Ich rede mit keinem, den ich nicht sehen kann.“ Der Mönch wirkte mehr als entschlossen. „Sieh dir die Bäume an.“ Die Stimme war jetzt normal zu hören und wirkte auch plötzlich nahezu menschlich. „Siehst du die Wassertropfen auf den Blättern?“ Der Blick des Mönches richtete sich auf die Blätter eines Baumes. Durch das Mondlicht, das sich nun einen breiten Platz zwischen den Wolken geschaffen hatte, leuchteten die Wassertropfen. Sie sahen aus wie kleine funkelnde Sterne. Wunderschön glänzten sie im Mondschein. Plötzlich begeistert von dem schönen Anblick sagte der Mönch nahezu bewundernd in die Nacht hinein: „Ja, die sehe ich.“

Er sah sich um. Nicht nur auf dem einen Ast, den er zuerst im Blick hatte, sondern auf allen Ästen der Bäume, die vom Mondlicht angestrahlt wurden, waren die kleinen funkelnden Sternchen zu sehen. „Du, Mensch …“ Der Mönch unterbrach die Stimme. Er machte seinem Ärger Luft und das mit scharfem Ton. „Sag nicht immer Mensch zu mir. Ich bin zwar ein Mensch, habe aber auch einen Namen.“ Der Unbekannte schwieg eine Weile, doch dann fragte er in einem ruhigen Ton: „Wie ist dein Name? Wie kann ich dich ansprechen?“ Die Frage hatte der Mönch nicht erwartet. Sie klang für ihn sehr menschlich. Etwas ängstlich, zögernd und stotternd antwortete er dann doch. „Franz, alle haben mich Franz genannt.“

„Gut, ich werde dich auch mit Franz ansprechen.“ Die Stimme wartete auf eine Reaktion. Franz, wie wir den Mönch jetzt auch nennen, bewegte seine Füße auf der Stelle, so als ob er liefe. Dabei drehte er sich um seine eigene Achse. Unsicher nickte er nur und presste ein gezwungenes „Ja“ heraus.

Die Stimme, die irgendwo herkam, wirkte nun noch ruhiger, fast vertraut. „Franz, sieh dir einmal die leuchtenden Wassertropfen auf den Ästen und Blättern an. Fällt dir da etwas auf?“ Nun kam Bewegung in Franz. Er machte einen Schritt auf einen Baum zu und sah sich die kleinen leuchtenden Sternchen genau an. So ging er von Baum zu Baum. Die Wassertropfen wurden durch das Mondlicht unterschiedlich angestrahlt und so leuchteten sie auch unterschiedlich. Manche flackerten stark und manche leicht. Vor einem Ast blieb Franz stehen. Da leuchtete ein Sternchen ganz hell und flackerte nicht, es sah auch nicht wie ein Wassertropfen aus. Franz erschrak, als er die Stimme wieder hörte – und zwar genau vor sich. „Du stehst jetzt genau vor mir.“ Franz versuchte hinter dem Geäst und den Blättern etwas zu erkennen. Aber da war nichts. „Ich sehe dich nicht.“ Franz wirkte verzweifelt. Mit großer Anstrengung versuchte er, irgendwo eine menschliche Gestalt zu sehen. Dazu wollte er einen Schritt weitergehen, aber die Stimme hielt ihn zurück. „Bleib stehen, du stehst genau vor mir.“ Das verwirrte Franz noch mehr, seine Blicke gingen in alle Richtungen und verzweifelt rief er: „Aber ich sehe dich doch nicht!“ Seine Augen richteten sich plötzlich, wie von Geisterhand erzwungen, auf das helle Sternchen. Wieder hörte er die Stimme, nun kam sie direkt aus seiner Nähe. „Du siehst mich jetzt.“ Franz kam das ziemlich komisch vor. Er sah vor sich den kleinen leuchtenden Stern und musste plötzlich verschmitzt lachen. „Du willst das Sternchen sein?“ Die Stimme wurde energisch, sie klang jetzt sehr verärgert, obwohl sie nicht lauter wurde. „Was gibt es da zu...

Erscheint lt. Verlag 3.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-95753-816-5 / 3957538165
ISBN-13 978-3-95753-816-1 / 9783957538161
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