Madame Exupéry und die Sterne des Himmels (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
480 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-26792-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Madame Exupéry und die Sterne des Himmels - Sophie Villard
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Mit ihm lernten ihre Träume fliegen. Doch sie kamen den Sternen zu nah.
Paris 1930: Als die junge Malerin Consuelo auf einer Party Antoine de Saint-Exupéry kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick. Die temperamentvolle Mittelamerikanerin wird zur Muse des enigmatischen Piloten, der eigentlich viel lieber Schreiben und Zeichnen möchte. Aus seinen unsterblichen Gefühlen für sie entsteht »Der kleine Prinz«: Consuelo ist die über alles geliebte Rose, die der Prinz mit einer Glasglocke schützen möchte und an die er unentwegt denkt, auf welche fremden Planeten ihn seine Reisen auch führen. Das Buch macht Antoine in der ganzen Welt bekannt, doch das wahre Leben an seiner Seite ist alles andere als leicht. Consuelo kämpft mit seiner Untreue und dafür, als Künstlerin endlich aus dem Schatten ihres berühmten Mannes zu treten - bis Antoine 1944 zu einem schicksalhaften Aufklärungsflug über das Mittelmeer aufbricht ...

Sophie Villard ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Die gelernte Journalistin und Politologin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Dresden. Ihr Roman über die berühmte Kunstsammlerin Peggy Guggenheim stand auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Nach »Madame Exupéry und die Sterne des Himmels« und »Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe« widmet sie sich in ihrer neuen Saga nun dem aufregenden Leben der Familie Cartier.

Prolog


Geliebte Consuelo, meine Rose des Herzens dort im fernen New York,

ich schreibe Dir von meinem Feldbett aus, meinem einzigen Rückzugsort, seit ich von Dir fortgegangen bin, um der Rettung unseres geliebten Frankreich zu dienen. Die jungen Pilotenkameraden staunen weiterhin über meine Kartentricks und lauschen den Geschichten, die ich aus meinem Leben erzähle – von der Wüste, von den Vulkanen, von den Künstlercafés und von Dir. Ja, unsere Geschichte habe ich Ihnen ausführlich berichtet, mein Vögelchen, Deine und meine.

Ich bin nach meiner Genesung von dem dummen Treppensturz nun wieder für die Aufklärungsflüge eingeteilt. Morgen soll ich starten und die Küste vor Marseille fotografieren, die Küste meiner Familie. Die Küste unserer Liebe. Erinnerst Du Dich an unsere Zeit in El Mirador, als wir unter Pinien speisten und die Schiffe in der Bucht beobachteten? Für mich waren es die schönste Monate unserer Ehe, neben dem Sommer im Bevin House natürlich, im Haus des kleinen Prinzen, meinem möglicherweise letzten Paradies.

Du wunderst Dich sicher, warum ich so in der Vergangenheit schwelge. Nun, hier unter der gleißenden Sonne des Mittelmeers, zwischen den zwanzig Jahre jüngeren Kameraden, die sich die Zeit mit Liegestütze und Kniehebelauf vertreiben, bleibt einem nicht viel anderes, als sich in den Schatten des Lagers unter eine Zeltplane zurückzuziehen und zu träumen.

Meine liebe Rose, ich träume von Dir. Ich träume von uns. Was wir alles erlebt haben – in guten wie in schlechten Tagen. Ich bin Dir dankbar, meine Geliebte, dass Du es mit einem Träumer und Abenteurer wie mir so lange ausgehalten hast. Dreizehn Jahre, wer hätte das von uns gedacht?

Consuelo, wenn ich diesen Brief nun schließe, dann wisse, dass Du immer in meinem Herzen sein wirst. Du bist mein, und ich bin dein. Du warst und bist die Einzige. Die Einzige, die mein Herz bewegen konnte und mich zu Taten angespornt hat, die ich nicht für möglich hielt. Ich und mein Schweinehund, wir hätten es uns gemütlich gemacht, wenn Du nicht in mein Leben geplatzt wärst.

Mein Paradiesvögelchen, pass auf Dich auf. Ich werde bald zu Dir zurückkehren, sobald dieser furchtbare Krieg vorbei ist und Frankreich wieder unser Frankreich ist, befreit von den deutschen Barbaren. Dann werden wir endlich wieder am Boulevard Saint-Germain auf der Terrasse des Café de Flore sitzen und Pastis trinken, und dann werde ich Dir Millionen kleine Prinzen malen.

Aber meine Rose, falls mir dies nicht gelingt, wünsche ich mir eines von Dir: Bitte erzähle unsere Geschichte! So wie ich meinen jungen Kameraden von uns erzählt habe. Unsere Liebe soll den Menschen Ermutigung sein und zugleich auch Mahnung, wie schwer das Leben es uns manchmal macht. Sie soll zeigen, dass bei allen hochfliegenden Träumen und Plänen, bei allem Glamour und Ruhm, bei aller Wut und aller Zerstörung am Ende doch nur eines zählt: die Verbundenheit zweier Herzen in Liebe.

Ich liebe Dich, meine Rose. Bleibe behütet!

In ewig, Dein kleiner Prinz, Antoine

Alliierter Luftwaffenstützpunkt Borgo, Korsika, 30. Juli 1944

Im Haus des kleinen Prinzen,
Eaton’s Neck, Long Island,
Juli 1942


Der Condé-Bleistift mit der Kohlemine Nummer fünf huschte und kratzte über das Papier. Wie Consuelo dieses Geräusch liebte, que bonito, denn es bedeutete, dass Tonio endlich wieder mit Freude arbeitete! Sie trat an seinen Stuhl heran und ließ den Blick über die Palette von Bleistiften verschiedener Stärken auf der dunkelgrünen Lederunterlage des Schreibtisches vor ihm gleiten. Über das Notizbuch, den Kurbelanspitzer, den Wasserfarbmalkasten, die Pinsel bis zum Zeichenblock. Auf dem Teppich um den Papierkorb herum lagen zahlreiche zerknüllte Blätter – aber dort, auf dem obersten, frischen Skizzenblatt, an dem Tonio gerade zeichnete, lugte er doch schon hervor: dieser kleine Kerl, der stets ein wenig verloren in der Gegend herumstand. Der kleine Kerl mit dem blonden Strubbelhaar und der roten Schleife um den Hals: der kleine Prinz!

»Una taza de café!« Sie stellte das heiße, duftende Getränk, das sie unten in der Küche frisch für ihn gekocht hatte, neben die Remington-Schreibmaschine. Tonio lächelte dankend, griff sofort nach der Tasse und schlürfte gierig. »Das tut gut! Weißt du, ich komme ganz gut voran, aber irgendwie ist er noch nicht ganz richtig, unser Prinz. Er ist noch nicht flügge.« Den Kopf hin- und herwiegend, schaute er nachdenklich auf seine Zeichnung. »So wie er jetzt aussieht, kann ich ihn noch nicht auf seine Abenteuer schicken.«

Bevor Consuelo sich eine Meinung bilden konnte, ging die Tür einen Spaltbreit auf, und Hannibal streckte den Kopf mit dem faltigen Gesicht und der platten Schnauze ins Zimmer, setzte sein Hundelächeln auf und trabte mit seinen kurzen Beinchen freudig auf Tonio zu. Der stellte die Kaffeetasse mitten auf die letzte Zeichnung und beugte sich zu der Bulldogge hinunter, um sie zu kosen, dass die kleinen Ohren nur so flogen: »Na, Hanni, warst du schon draußen? Noch nicht? Dann wird es aber Zeit, was?« Hannibal sprang mit den Vorderfüßen auf seine Knie und versuchte, ihn abzulecken. Lachend ließ Tonio sich von der Sitzfläche auf den Teppich gleiten und balgte mit der Bulldogge, bis Consuelo rief: »Komm, Hanni, wir gehen Gassi an den Strand.«

Hanni hörte Gassi und flitzte durch die Tür hinaus, die Krallen kratzten über die Holztreppe. Wie schön das hier alles ist, dachte Consuelo und gab Tonio einen Kuss. Sie durften in Zeiten wie dieser das schneeweiße dreistöckige Holzhaus mitten auf der Landzunge Eaton’s Neck von Long Island bewohnen, an drei Seiten umgeben vom Meer, dessen Wellen sie gegen die Felsen schlagen hörten, wenn sie abends auf der Veranda saßen. Der schattige Garten mit seinen alten Bäumen und den üppigen Dahlien und den Rosenbüschen schien wie ein Märchenwald, der sie bewachte. Über seinen Wipfeln stand der Himmel, so blau und blank, als ob niemals mehr ein Wölkchen aufziehen würde.

Dabei waren sie durch schwere Gewitter geirrt, bis sie nun endlich hier angekommen waren. Und Consuelo wusste nur zu gut, dass der Wind bald wieder auffrischen würde, denn jenseits dieses kleinen Paradieses tobten die Stürme sehr wohl.

»Kommst du nach dem Spaziergang noch mal hoch? Vielleicht fällt uns gemeinsam eine Lösung ein, wie unsere kleine Hauptperson hier ganz und gar richtig wird.« Tonio drehte sich wieder zu seinem Schreibtisch um und spitzte den Bleistift an.

»Mit Vergnügen«, sagte Consuelo. Er hatte schließlich noch keines seiner Bücher selbst illustriert. Womöglich konnte ihm ihr künstlerischer Hintergrund helfen, und sie wollte ihm gerne zur Seite stehen, ihrem Abenteurer, ihrem Herrn der Lüfte, ihrem Ehemann seit – sie musste überlegen –, seit elf Jahren. Sie stieg die Stufen hinter Hanni hinunter. Was hatten sie nicht alles für Turbulenzen durchflogen in dieser Zeit – und genau deshalb war es nun jeden Morgen umso schöner, ihn am Schreibtisch sitzen zu sehen. Die Phase der wilden Abenteuer war doch wohl endlich vorbei, denn mit Anfang vierzig fühlten sie sich beide wahrhaftig nicht mehr jung und übermütig. Seit seinen diversen Flugzeugabstürzen plagten Tonio Rückenschmerzen, Gleichgewichtsstörungen und Ohrensausen. Und sie selber – nun ja, sie hielt sich mit Schwimmen und Gymnastik fidel, aber eine Brille hatte sie sich letztens doch anschaffen müssen. Selbstverständlich trug sie sie nur im äußersten Notfall. In ihrem Stammlokal, dem Café Arnold in Manhattan, brauchte sie sie für die Speisekarte zum Glück noch nicht. Sie wusste schließlich, was es dort gab.

Stammlokal. Sie stutzte bei diesem Gedanken. Nun war also ein Lokal am Columbus Circle direkt am Central Park ihr Stammlokal. Sie öffnete die Verandatür, und Hanni stürmte hinaus. Dabei war ihr Lieblingslokal doch das Les Deux Magots am Place Saint-Germain-des-Prés, mitten in Paris. Sie merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Wann – ja, wann, wenn überhaupt jemals – würde sie wieder auf der Terrasse an einem der runden Marmortischchen sitzen, einen Milchkaffee trinken und den Flaneuren zuschauen können? Momentan flanierten dort nur deutsche Uniformen und dralle, deutsche Bürodamen, die die Besatzungsverwaltung am Laufen hielten und sich in der Mittagspause bei Chanel die N° 5 kauften, um wie die Pariserinnen zu duften. Oder bei einem der Modehäuser versuchten, in ein Kleid zu passen, als ob ihnen das jemals die Eleganz der Pariserinnen verleihen könnte.

Schnell verdrängte sie die traurigen Gedanken und pfiff nach Hannibal, der hinter einem Rosenbusch schnüffelte. »Komm, Hanni. Ab geht’s an den Strand. Na los!«

Man konnte weglaufen vor diesen Gedanken, vor der Realität, dem Grauen.

Aber weit kam man nicht. Nicht einmal hier, auf einem anderen Kontinent, in einem Traumhaus am Meer, in dem Tonio endlich wieder arbeiten konnte. An einem Buch, das ihn begeisterte. An einer Geschichte, die ihm am Herzen lag, in die er alles hineinlegen wollte, was ihm wichtig war. Ein Weihnachtsmärchen für Kinder hatten sich die amerikanischen Verleger gewünscht. Die Abgabefrist war deshalb ganz schön knapp. Schon Ende September wollten sie das Manuskript haben, damit das fertige Buch noch vor dem Fest in den Buchläden liegen konnte. Ein immenser Druck für Tonio, den er sich bislang Gott sei Dank kaum anmerken ließ.

Sie jedenfalls hatte sich vorgenommen, ihm den Aufenthalt hier in Bevin House, dem Haus des kleinen Prinzen, wie sie es...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Antoine de Saint Exupéry • Bohème • Coco Chanel • Der kleine Prinz • Die Malerin • eBooks • Frankreich • Frida Kahlo • Goldene Zwanziger • Herbstzeit • Historische Liebesromane • Historische Romane • Liebesromane • Neuheiten 2021 • Paris • Starke Frauen • transatlantic
ISBN-10 3-641-26792-7 / 3641267927
ISBN-13 978-3-641-26792-6 / 9783641267926
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