Die Straße der Hoffnung (eBook)

Die Frauen von Hampton Hall - Roman
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2021 | 1. Auflage
416 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43840-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Straße der Hoffnung -  Felicity Whitmore
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Eine alte Villa. Eine große Liebe. Ein dunkles Geheimnis. Zweiter Teil der Trilogie über die starken Frauen von Hampton Hall - Die ergreifenden Schicksale zweier tatkräftiger und beherzter Frauen - Für Leserinnen von Lucinda Riley, Kate Morton und Katherine WebbDie Staatsanwältin Melody Stewart flüchtet vor ihren beruflichen und privaten Problemen in die Vergangenheit. Im idyllischen Stockmill hat sie ein Haus geerbt und folgt mit Dan Rashleigh den verschlungenen Wegen der gemeinsamen Familiengeschichte. Dreh- und Angelpunkt dabei ist ihre Vorfahrin, die mutige Lady Abigail Hampton, die bereit war, aus Liebe alles zu opfern. Um ihren Geliebten Oliver Rashleigh vor der Hinrichtung zu retten, floh sie im Jahr 1843 mit ihm nach New York. Und von dort weiter Richtung Westen nach Oregon, wo sie sich eine neue Existenz aufbauten. Doch ihr Glück war schon bald bedroht: Unbemerkt hatte sich ein gefährlicher Verehrer an Lady Abigails Fersen geheftet. Alle Bände der Serie: Band 1: Der Faden der Vergangenheit Band 2: Die Straße der Hoffnung Band 3: Die Heimat des Herzens Die Bände sind unabhängig voneinander lesbar.

Felicity Whitmore, Jahrgang 1977, hat vier große Leidenschaften: England, ihre Hunde und Katzen, das Theater und das Schreiben. Sie reist regelmäßig nach England und schreibt, wann immer sie Zeit dafür findet. In ihren Bestsellerromanen beschäftigt sie sich am liebsten mit den Geheimnissen alter Häuser.

Felicity Whitmore, Jahrgang 1977, leitet mit ihrem Mann ein freies Theater in Hagen, wo sie als Dramaturgin, Regisseurin und Schauspielerin arbeitet. Sie liebt ihre Hunde und Katzen, alte Häuser und das viktorianische England, wo ihre Bestsellerromane spielen.

Kapitel 1


Februar 2018

Haben Sie denn nichts geahnt?«, fragte die Ärztin, während sie mit dem Ultraschallgerät über Melodys Bauch strich.

Melody schüttelte kraftlos den Kopf. Sie lag starr auf der unbequemen Behandlungsliege. Das Gel auf ihrem Bauch war kalt und feucht. Die Geräte summten in dem abgedunkelten Zimmer, das nach Desinfektionsmittel roch. Melody war entsetzt. Ja, sie hatte sich müde gefühlt, erschöpft und gereizt. Doch das hatte sie zunächst auf ihre veränderte Lebenssituation geschoben. Die Trennung von ihrem Mann Philip, die neue Beziehung zu Dan und der anstrengende Job als Oberstaatsanwältin. Und nicht zuletzt vermisste sie ihre Töchter Mia und Miranda, die weit weg bei ihrem Vater in London lebten.

Vor ein paar Tagen hatte sie nicht mehr verdrängen können, dass etwas nicht stimmte. Ihre Periode war ausgeblieben, was sie zunächst auf den Beginn der Wechseljahre geschoben hatte. Immerhin war sie schon über vierzig.

»Für einen Abbruch ist es noch nicht zu spät«, erklärte Doktor Owen ihr gerade. »Sie sind erst in der dreizehnten Woche.«

Melody schloss die Augen. Das musste ein entsetzlicher Alptraum sein. Ein Baby? Jetzt? Das war einfach unmöglich. Sie konnte sich im Augenblick keine berufliche Pause leisten. Nachdem sie im letzten Jahr zur Oberstaatsanwältin in Stockmill ernannt worden war, hatte sie zunächst Schwierigkeiten gehabt, sich einzuleben. Ihre inzwischen fast fünfzehnjährigen Töchter lebten zwei Autostunden entfernt bei ihrem Vater, und Melody hatte Angst vor einer Entfremdung gehabt. Deshalb hatte sie einen Rückversetzungsantrag gestellt, den sie jedoch nach einer Aussprache mit ihren Töchtern zurückgezogen hatte. In den letzten Wochen hatte sie sich stark auf den neuen Job konzentriert und sich gut eingearbeitet. Wenn sie jetzt noch ein Kind bekam, würde das ihre Karriere zum Stillstand bringen.

Doktor Owen hängte das Ultraschallgerät in die Halterung und wischte Melodys Bauch mit einem Papiertuch trocken.

»Die Blutwerte sind morgen da.« Die Ärztin stand auf und schaltete das Licht wieder ein.

Melody rollte sich benommen von der Liege und starrte die ältere Frau an. Im Blick der Ärztin meinte sie den Hauch eines Vorwurfs zu erkennen. Oder bildete sie sich das ein, weil sie sich selbst vorwarf, nicht genug aufgepasst zu haben? Dreizehn Wochen. Sie rechnete hektisch nach. Das musste ganz am Anfang ihrer Beziehung zu Dan passiert sein.

Melody räusperte sich. Sie erkannte ihre eigene Stimme kaum, als sie fragte: »Wie riskant ist eine Schwangerschaft in meinem Alter?«

Doktor Owen lächelte. »Natürlich steigt das Risiko, je älter die Mutter ist. Aber Sie sind keine Erstgebärende.«

Melody nickte mechanisch.

»Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn Sie auf sich achten, sich ein wenig mehr Ruhe gönnen und mir sofort Bescheid geben, wenn Ihnen irgendetwas seltsam vorkommt, sehe ich keine Probleme.«

Melody hatte das Gefühl, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen. Sie konnte sich keine Ruhe gönnen. Schließlich hatte sie einen anspruchsvollen Job, den sie sich hart erarbeitet hatte. Sie hörte nur halbherzig zu, als die Ärztin ihr die nächsten Termine nannte und den Mutterpass aushändigte.

Sie konnte sich kaum an die Rückfahrt nach Hause erinnern. Als sie ihr Auto am Rande des kleinen Parks abstellte, der Abigail’s Place umgab, war Dans Wagen schon da. Melody schluckte. Was würde er dazu sagen? Dan hatte keine Kinder. Sie kannten sich erst relativ kurz, und Melody wusste so wenig über ihn. Wollte er Kinder haben? War er überhaupt zum Vater geeignet? Sofort fiel ihr Philip ein, der Melody vor den Augen ihrer gemeinsamen Töchter mit Emily, der Haushaltshilfe, betrogen hatte. Was, wenn Dan sich auch als Fehlgriff herausstellte? Eine solche Affäre hätte Melody Philip nie zugetraut, und ihn kannte sie immerhin schon seit vielen Jahren. Dan hingegen war sie erst vor wenigen Monaten begegnet. Wer war er? Wollte sie ihn als Vater ihres Kindes überhaupt haben?

Melody ging über den schmalen Weg zum Eingang des Hauses. Die Handwerker waren anscheinend schon nach Hause gegangen, sie hatten die alte Villa in eine Baustelle verwandelt. Melody hatte elektrische Leitungen verlegen und eine Heizung einbauen lassen. Die letzten Monate waren so kalt gewesen, dass sie oft bei Dan übernachtet hatte, weil es in Abigail’s Place eisig war. Das Haus hatte hundertsechzig Jahre lang leer gestanden, und es war ein enormer finanzieller Aufwand nötig, um das Gebäude komplett zu modernisieren. Doch inzwischen war die Villa viel gemütlicher und wärmer geworden. Nun musste Melody sie noch entrümpeln, ehe sie weitere Renovierungsarbeiten vornehmen konnte.

Nachdem sie die Haustür aufgeschlossen hatte, hielt sie einen Augenblick inne. Es roch nach frischem Putz, Mörtel und verbranntem Gummi. Darunter mischte sich der Geruch von Moder, Staub und Rauch. Plötzlich hatte sie Angst davor, Dan von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Wie würde er reagieren? Was, wenn er sie daraufhin verließe? Sie starrte auf die bunten Fliesen zu ihren Füßen, die seit über hundertsechzig Jahren diese Halle schmückten. Eigentlich brauchte Dan sie nicht einmal zu verlassen. Schließlich war ihre Beziehung noch in einem Stadium, in dem jeder sein eigenes Leben führte. Getrennte Wohnungen, regelmäßige Verabredungen. Zurzeit sahen sie sich eher selten, denn Dan hatte oft Bereitschaftsdienst bei der Polizei, und Melody kam immer erst spät nach Hause. Er müsste sich nur nie wieder bei ihr melden …

Melody schüttelte den Kopf. Sie selbst hatte darauf bestanden, es langsam angehen zu lassen. Immerhin war die Trennung von Philip noch frisch, und sie wollte sichergehen, dass nicht allein Dan der Grund dafür war. Aber jetzt? Die fehlende Verbindlichkeit lastete mit einem Mal schwer auf ihr. Melody wurde übel, als sie daran dachte, das Kind vielleicht allein großziehen zu müssen. Sie versuchte die aufsteigende Panik zu unterdrücken und atmete tief durch.

Dann rief sie nach Dan, und kurz darauf erschien sein Kopf wenige Meter über Melody am Treppengeländer. Über ihm erstrahlte das bunte Deckenfenster im Schein der Abendsonne, die das große Treppenhaus in ein warmes Licht tauchte.

»Hallo, Liebling, komm hoch, die Lampen funktionieren seit einer halben Stunde. Die Arbeiter haben den Strom freigeschaltet«, rief er. »Jetzt können wir endlich die ganzen Unterlagen aus den Kartons lesen, die deine Vorfahren hierhergebracht haben.«

Melody winkte ihm teilnahmslos zu und zog den Mantel aus. Sie war viel zu müde, verwirrt und verzweifelt, um in den alten Kisten zu wühlen, die ihre Verwandten nach dem Verkauf des Familiensitzes Hampton Hall hier in der Villa deponiert hatten.

Sie musste es Dan sagen. Aber wie? Sie stieg die Treppe hinauf bis unters Dach, wo Dan bereits auf sie wartete.

»Tada!«, machte er, als Melody eintrat. Er knipste den Lichtschalter an, und eine nackte Glühbirne leuchtete auf. »Ist das nicht der Wahnsinn? Plötzlich kann man jedes Staubkorn sehen.«

Melody lächelte halbherzig und ließ sich von ihm in die Arme ziehen.

»Schau mal«, sagte Dan und ging zu einem der vielen Umzugskartons, die im Raum standen. Er schien viel zu aufgeregt zu sein, um Melodys Verwirrung zu bemerken. »Das hier sind alles Briefe an Ebenezer.«

Melody nickte. »Ich weiß. Auf der Suche nach Abigails Tagebüchern habe ich diese Kisten ja schon mal durchgesehen.«

Nachdem sie im letzten Herbst auf die unglaubliche Geschichte ihrer Vorfahrin Abigail gestoßen war, hatte Melody monatelang versucht, mehr über sie und ihre Familie in Erfahrung zu bringen. Sie hatte sämtliche Winkel der Villa durchkämmt und schließlich eingesehen, dass sie wohl keine Informationen zu Abigails späterem Leben hier finden würde.

»Abigail und ihr Geliebter Oliver wollten nach Amerika fliehen. In Stockmill gingen alle davon aus, dass Oliver gehängt wurde und dass Abigail aus Kummer um ihn Selbstmord begangen hat«, sagte Melody und trat neben Dan.

»Außer Ebenezer«, warf Dan ein. »Er wusste, dass seine Mutter nach Amerika gegangen war.«

»Aber um sie zu schützen, musste er jeglichen Kontakt mit ihr vermeiden. Abigail hat ihm sicher nicht aus Amerika geschrieben, die Gefahr einer Entdeckung war einfach zu groß.«

Melody hatte lange nicht wahrhaben wollen, dass ihr Abigails weiteres Schicksal für immer verborgen bleiben würde. Erst als ihr klar wurde, dass Abigail die Verbindung zu ihrer Heimat England vollkommen hatte aufgeben müssen, um überleben zu können, hatte sie aufgehört zu suchen.

»Vielleicht sind sie damals auf der Überfahrt ums Leben gekommen«, überlegte Dan. »Schließlich war die Überquerung des Atlantiks 1842 noch sehr gefährlich.«

»Wer weiß …« Melody zögerte. Wenn sie es jetzt nicht endlich sagte, würde sie vielleicht nie den Mut dazu finden. »Dan?«

»Was denn?« Er zog eine dicke Ledermappe aus dem Karton und schlug sie auf. »Wahnsinn! Diese Briefe sind kurz nach Abigails Weggang an Ebenezer geschrieben worden.«

Melody wartete darauf, dass er sich ihr zuwandte, aber Dan war in die alten Papiere vertieft. Also trat sie neben ihn und sah ihm über die Schulter. Sie würde es ihm jetzt sagen. Kurz und schmerzlos.

»Dan, ich fühle mich in letzter Zeit nicht so gut …«

»So?« Er warf ihr einen kurzen Blick zu und blätterte dann vorsichtig durch die alten Papiere. Melody erkannte, dass es sich um Firmendokumente aus dem neunzehnten Jahrhundert handelte. »Du arbeitest zu viel, mein Liebling. Was hältst du davon, wenn wir ein paar Tage...

Erscheint lt. Verlag 23.7.2021
Reihe/Serie Die Hampton-Hall-Trilogie
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Adel • Baumwolle • Baumwollfabrik • bücher 2021 • Buch für den Urlaub • Die Frauen von Hampton Hall • England • Familiengeheimnis • Familiensaga • Frauenroman • Frauenschicksalsroman • Frauenunterhaltung • Geldadel • Lady Abigail Hampton • Liebesroman • Love and Landscape • Neuer Frauenroman • New York • Oregon • Romane 2021 • Roman verschiedene Zeitebenen • Schicksalsroman • Staatsanwältin • Staatsanwältin Melody Stewart • Urlaubslektüre • Urlaubsroman
ISBN-10 3-423-43840-1 / 3423438401
ISBN-13 978-3-423-43840-7 / 9783423438407
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