Als wir uns die Welt versprachen (eBook)

Roman
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2021 | 1. Auflage
480 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491272-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Als wir uns die Welt versprachen -  Romina Casagrande
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Zwei Kinder, tausend Schicksale und eine unglaubliche Reise über die Alpen. Der internationale Bestseller von Romina Casagrande, so ergreifend wie humorvoll erzählt. »Ein wunderbarer Roman mit einer Protagonistin, in die man sich nur verlieben kann.« a3 kultur Als die Südtirolerin Edna in einer deutschen Zeitschrift ein Bild ihres Kinderfreundes Jacob sieht, macht sie sich auf den Weg über die Berge, um eine alte Schuld zu begleichen. Vor einem ganzen Leben mussten Edna und Jacob unter härtesten Bedingungen bei schwäbischen Landbesitzern schuften, wie Tausende arme Bergbauernkinder vor ihnen. Der Zweite Weltkrieg riss sie auseinander. Zu Fuß, mit Bus und Zug und ihrem Papagei Emil im Gepäck, beginnt Edna unbeirrt eine Reise voller berührender und überraschender Begegnungen. »Bewegend schreibt Romina Casagrande über die Geschichte der ?kleinen Sklaven? und auch über das Reisen als Bild für das Leben an sich.« Corriere della Sera

Romina Casagrande, geboren 1977, lebt in Meran in der Provinz Bozen in Südtirol. Ihre Mutter ist deutsch, ihr Vater Italiener. Mit ihrem Roman »Als wir uns die Welt versprachen« gelang ihr auf Anhieb der Durchbruch als Autorin; auch ihr zweiter Roman »Feuer auf den Bergen« wird in viele Sprachen übersetzt. Romina Casagrande hat klassische Literatur und Geschichte studiert, für Museen in Südtirol gearbeitet und unterrichtet als Mittelstufen-Lehrerin. Sie liebt die Natur, besonders die Berge; ihr Zuhause teilt sie mit ihrem Mann, drei Papageien und zwei Hunden.

Romina Casagrande, geboren 1977, lebt in Meran in der Provinz Bozen in Südtirol. Ihre Mutter ist deutsch, ihr Vater Italiener. Mit ihrem Roman »Als wir uns die Welt versprachen« gelang ihr auf Anhieb der Durchbruch als Autorin; auch ihr zweiter Roman »Feuer auf den Bergen« wird in viele Sprachen übersetzt. Romina Casagrande hat klassische Literatur und Geschichte studiert, für Museen in Südtirol gearbeitet und unterrichtet als Mittelstufen-Lehrerin. Sie liebt die Natur, besonders die Berge; ihr Zuhause teilt sie mit ihrem Mann, drei Papageien und zwei Hunden. Katharina Schmidt lebt in Frankfurt am Main und arbeitet als Übersetzerin, gern auch im Tandem. Ihre literarischen Wege führen sie nach Italien, England und Frankreich. 

voller berührender und überraschender Begegnungen.

Der Roman ›Als wir uns die Welt versprachen‹ von Romina Casagrande verbindet berührend historische Fakten und Fiktion.

Das Buch erzählt ergreifend aber auch humorvoll

Ein wunderbarer Roman mit einer Protagonistin, in die man sich nur verlieben kann!

Schwere Kost, die leicht erzählt wird. [...] Sehr lesenswert!

Vor allem jedoch schenkt Romina Casagrande dem Leser [...] eine ermutigende Botschaft: Es ist nie zu spät für eine Reise zu sich selbst.

Casagrande [...] erzählt eindringlich in Rückblicken von den Kindern Edna und Jacob; von Armut, harten Arbeitsbedingungen, Gewalterfahrung, Not und Hilfsbereitschaft.

1 Guten Morgen, Signora Edna


Es gab keinen verlässlicheren Kalender als ihren Garten, der sich im Laufe der Monate und Jahreszeiten veränderte, dachte Edna, während sie stolz die Luft einsog und ihre Lungen mit Melissenduft füllte. An der Farbe des Grases erkannte sie, wie die Zeit langsam und unversehens voranschritt, an der Art, wie die Zweige ihr Blätterkleid anlegten und sie vor der kräftigen Sonne schützten. Die Spuren der Wildtiere verrieten es ihr, die in der Sommerhitze den Schatten ihres Gartens suchten, oder die Schlupflöcher der Eidechsen und Igel, die in der weichen Erde vor Winterbeginn in Schlaf fielen, nur von einer dünnen Eisschicht beschützt.

Edna hatte die Vorhänge zur Seite geschoben und betrachtete den Rasen, seine harmonischen Linien, die im Ausschnitt des Fensterrahmens wie die Bildkomposition eines Malers wirkten. Jetzt in der Übergangszeit veränderte sich alles mit atemberaubender Geschwindigkeit.

Zwischen den Büschen lugten die ersten Rosen hervor und sorgten für weiße Tupfer, die Klematis mit ihren hartnäckigen Kletterranken überwucherte allmählich das Spalier mit winzigen rosafarbenen Blüten. Bald würde sie etwas Eisen besorgen müssen, um das Wachstum der Hortensien zu unterstützen.

Emil hörte als Erster die Fahrradklingel von Adele, einer Nachbarin, die Edna seit vielen Jahren kannte und die einmal die Woche bei ihr nach dem Rechten sah. Der Papagei schüttelte seinen großen roten Kopf und kratzte sich unruhig mit seinem faltigen Krallenfuß, während das Geräusch immer eindringlicher wurde, je näher es kam. Edna dagegen lächelte, als sie die Frau auf dem mit Taschen und Tüten vollbepackten Rad sah.

»Ein Glück, dass Sie zu Hause sind, Signora Edna«, sagte Adele keuchend, während sie die Einkäufe auf den Küchentisch wuchtete. »Ich habe völlig das Zeitgefühl verloren. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig ist, einen Wohnungswechsel zu organisieren. Die ganzen Papiere, die man so braucht, und dann die Behörden … Und glauben Sie bloß nicht, dass Max, dieser schrecklichste Ehemann von allen, mir irgendwie zur Hand geht«, seufzte sie und verdrehte die Augen.

Edna wusste jedoch, dass Adele diesen kleinen Mann förmlich anbetete, der nie um ein Wort verlegen war. Die Frau hielt größte Stücke auf ihn, obwohl sie selbst das nie begriffen hatte.

»Und dann ist da noch meine Tochter, die jeden Abend zur Probe muss, und mein Enkel Lukas würde am liebsten jeden Tag bei uns zu Abend essen. Ich komme mir vor wie damals, als ich dreißig war. Ich habe Ihnen doch erzählt, dass Lisa wieder mit dem Theaterspielen angefangen hat, oder?«, fragte Adele und blies die Strähne hoch, die sich in ihrer Augenbraue verfangen hatte.

Obwohl es noch früh am Morgen war, hatte Adele nicht auf ihren auffälligen Lidschatten verzichtet – »Blau mit einem Hauch Goldschimmer«, wie sie immer sagte, wobei ihr wohl nicht klar war, dass Blau eine Unzahl sehr unterschiedlicher Nuancen umfasste. Der Farbton ihres Lidschattens hieß Ultramarin. Adele war nicht gut im Beschreiben von Dingen. Auch »Wohnungswechsel« traf es nicht genau. Schließlich wechselten sie nicht nur die Wohnung, sondern zogen in einen anderen Ort, dessen Namen Adele bisher nur zweimal erwähnt hatte, näher an die Stadt.

Edna hatte sich auf die Küchenbank gesetzt und wartete geduldig darauf, dass Adele ihr zeigte, was sie mitgebracht hatte. Ihr gehörte der Lebensmittelladen im Dorf, und ohne dass Edna darum gebeten hatte, hatte sie irgendwann angeboten, ihr die größeren Einkäufe vorbeizubringen.

Umsichtig goss Edna ihr eine Tasse Melissentee ein, bevor sie Adele weiter dabei zusah, wie sie Dosen, Flaschen und anderes mehr auspackte. Die Tetrapaks mit Apfelsaft (zwei Stück, keine Schorle), eine Ausgabe des Stern (die neueste), Minzsirup und Pflanzenöl (im Blechkanister). So wie jeden Donnerstag, wie auf Rezept und ohne Abweichungen von der Regel.

»Frisches Brot für Sie, dann müssen Sie heute nicht mehr ins Geschäft kommen«, sagte Adele, während sie lächelnd die Nylontasche zusammenfaltete. »Zum Frühstück habe ich ein Stück Kuchen mitgebracht, damit Sie mal was anderes haben als Ihre Roggenbrote, und eine Mango und einen halben Granatapfel für Emil.« Sie holte eine Tüte und das Obst aus einer zweiten Tasche. »Nur die frischesten, wie immer«, sagte sie, sichtlich stolz. »Ich hab ja nie begriffen, wie dieser kleine Teufel so viel fressen kann.« Dann griff sie tief hinein in die Tasche. »Die hier sind auch für ihn, von meinem Enkel. Er weiß, wie verrückt dieser Vogel danach ist.« Sie ließ die Walnüsse auf den Tisch kullern, ehe sie sie ordentlich zu einem Häufchen zusammenschob.

Adeles Enkel war ein netter, aufgeweckter Junge. »Jedes Mal, wenn ich in den Laden gehe, bettelt er, ich solle doch nächstes Mal Emil mitbringen«, sagte Edna, während sie die Serviette einmal faltete und langsam unter die Untertasse schob. Die Keksdose stand auf dem Tisch und wartete wie immer auf Adele. Edna räumte sie nie weg: Sie stand immer genau in der Mitte des Tisches, neben der Glasvase mit den Goldknöpfchen.

Adele trank so hastig einen Schluck Tee, dass sie sich die Zunge verbrannte, und nahm sich schnell einen Butterkeks.

»Ach, wo habe ich heute nur wieder meinen Kopf!«, sagte sie dann mit einem verlegenen Lachen und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.

Edna lächelte. Das war ihr Donnerstagsspiel, das sie inzwischen nur zu gut kannte.

Adele schob das Exemplar des Stern auf den Tisch. Auf der aktuellen Titelseite hatte man Fotos zu einer Collage zusammengestellt. Im Leitartikel ging es jedes Mal um einen Skandal oder eine andere aufsehenerregende Enthüllung.

»Hier, für Ihre Sammlung!«, sagte Adele und deutete auf den wuchtigen Küchenschrank, in dem sich Dutzende Zeitschriften mit dem gleichen Schriftzug und dem weißen Sternlogo auf der Titelseite stapelten. »Eines Tages werden Sie mir verraten, warum Ihnen so viel daran liegt. Ich würde ja gern wissen, haben Sie jemals eine Ausgabe weggeworfen, nur eine einzige?«

»Ich habe die ganze Woche darauf gewartet«, bedankte sich Edna und ließ Adeles Frage unbeantwortet, während sie die Zeitschrift zur Tischkante schob, in sichere Entfernung zu den Teeflecken, die Adele in ihrer Unbeholfenheit hinterlassen hatte. Zwischen den Seiten lugte ein Prospekt hervor.

Adele räusperte sich. »Den soll ich Ihnen von Max geben. Dann können Sie sich schon mal einen Eindruck verschaffen. Keine Sorge, ich helfe Ihnen beim Packen. Wir sind ja noch ein paar Tage hier«, sagte sie lächelnd.

Max hatte ihr alles genau erklärt. Während Adele Wörter benutzte, die nie so recht passen wollten wie zu große oder zu kurze Tischtücher, verpackte Max die einfachsten Dinge in viele Lagen Blümchenstoff. Das verwirrte Edna zwar einigermaßen, aber er konnte sie nie ganz täuschen. Sie nannten es »Seniorenresidenz«, was sich ja zunächst gar nicht schlecht anhörte. Man bekam ein Zimmer mit Aussicht auf die Berge und dazu ein Eckchen im Gemüsegarten (was war mit ihren Blumenzwiebeln?). Es gab einen Pool, einen Massageraum und einen Koch, der für jeden einen individuellen Ernährungsplan zusammenstellte, aber mit ihr würde er kaum Extraarbeit haben (gut sechzig Kilo, fast Idealgewicht für eine Größe von einem Meter siebenundfünfzig – Stern, eine Septemberausgabe).

Bei jedem ihrer Einwände hatte Max den Kopf geschüttelt, war schnell zum nächsten Punkt übergegangen und meinte, sie solle sich nicht an Kleinigkeiten stören und immer nur nach dem Haar in der Suppe suchen.

Aber wenn das Ganze so etwas wie ein Erholungsurlaub war und sie dort wirklich tun und lassen konnte, was sie wollte, warum durfte sie Emil dann nicht mitnehmen?

»Sie wissen schon, dass es nur zu Ihrem Besten ist? Denken Sie doch mal daran, wie es Ihnen geht und was neulich passiert ist …«

Vielleicht meinte Adele ihr Hüftgelenk, das heftig protestierte, sobald die Abende feuchter wurden. Oder diese dumme Geschichte, von der Edna immer noch nicht so ganz überzeugt war. »Ich bin sicher, dass da wirklich jemand eingebrochen ist, Adele. In meinem Portemonnaie hat Geld gefehlt.«

»Das hatten Sie in dem Umschlag hinter dem Bild versteckt.«

(Zweites Bild, rechte Wand. Ja gut, nicht das vierte, wie sie erst gedacht hatte. So was konnte doch mal vorkommen.)

»Und was war, als ich Sie im Bad gefunden habe und die Tür abgesperrt war? Max musste sie aufbrechen.«

»Der Schlüssel ist nie wieder aufgetaucht«, entgegnete Edna trotzig, während sie sich bemühte, ihre Erinnerungen zu unterdrücken. Das Gefühl, eingesperrt zu sein und nicht hinaus zu können, war noch zu gegenwärtig und schnürte ihr nach wie vor die Kehle zu. Wochenlang hatte sie nur schwer einschlafen können, weil die Bilder im Traum immer wiederkehrten. Jeden Sommer, ja, wirklich immer im Sommer, wenn die gleißende Sonne alles schonungslos ans Tageslicht zerrte, zuckten Gedankensplitter in ihr auf, Bruchstücke aus der Vergangenheit, die sich im Lauf der vielen stillen Jahre zu einem immer klareren Bild zusammensetzten.

Adele konnte das nicht verstehen. Doch in einem hatte sie recht: Edna hatte sich tatsächlich wieder schutzlos gefühlt, nach so langer Zeit. Sie hatte sich überzeugen lassen. Das Gute an der Entscheidung war, dass sie nicht endgültig war. Man hatte nur ihren Namen in eine Warteliste eingetragen. Und jedes Kind wusste, dass noch nichts entschieden war, wenn man auf einer Warteliste stand. Als sie dann am anderen Ende der Leitung die Stimme der Sekretärin gehört hatte, war sie davon ausgegangen, dass es sich nach...

Erscheint lt. Verlag 10.3.2021
Übersetzer Barbara Neeb, Katharina Schmidt
Zusatzinfo 1 s/w-Abbildung
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • 20. Jahrhundert • Abenteuer • Achtsamkeit • Alpen • Alte Dame • Alte Frau • Arlberg • Ausbeutung • Bauern • Bauernhof • Berge • Bergland • Bergsalz • Bestseller 2021 • Bodensee • Bregenz • Corona • Einsamkeit • Elena Ferrante • Ewald Arenz • Flucht • Frauen-Alltag • Frauen-Schicksal • Freunde • Freunde fürs Leben • Freundschaft • Friedrichshafen • Geschenk Freundin • Harold Fry • Historischer Roman • Hof • Hoffnung • Hundertjähriger • ich bleibe hier • Isabel Allende • Italien • Jarka Kubsova • Karin Kalisa • Khaled Hosseini • Kinder • Kinder-Alltag • Kinderarbeit • Kindheit • Landwirtschaft • Liebe • Luca Di Fulvio • Marco Balzano • Oster Geschenk • Ostern • Österreich • Papagei • Ravensburg • Romane Bestseller 2020 frauen • Schicksal • Schicksale und Wendepunkte • Schwaben • Schwabenkinder • Schweiz • Selbstfindung • Südtirol • Tirol • Tobias Moretti • Tochter • Unterhaltung • Vorarlberg • Wandern • Weltliteratur • Ziele erreichen • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-10-491272-6 / 3104912726
ISBN-13 978-3-10-491272-1 / 9783104912721
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