Die Spur der Grausamkeit (eBook)

Die Josephine-Baker-Verschwörung
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
496 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99820-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Spur der Grausamkeit -  Veronika Rusch
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»Die Schwarze Venus«-Trilogie: Historische Spannung um eine legendäre Figur - Josephine Baker, Tänzerin, Vordenkerin, Kämpferin! Band 2 »Die Spur der Grausamkeit« spielt in Wien 1928: Bei Josephine Bakers Ankunft in der Stadt fällt ein rätselhafter Schuss. Als kurz darauf die grausam zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden wird, begreift Tristan Nowak, dass die Verschwörer noch nicht aufgegeben haben. Mit seinem Versuch, sie zu finden, bringt er nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern auch die Frau, die er liebt ...   In ihren historischen Kriminalromanen (Bd. 1: »Der Tod ist ein Tänzer«, Bd. 2: »Die Spur der Grausamkeit«, Bd. 3: »Die Dunkelheit der Welt«) macht Veronika Rusch die faszinierende Tänzerin und Sängerin Josephine Baker, die man auch »Die schwarze Venus« nannte, zur zentralen Figur einer groß angelegten Verschwörung. Die drei Bände führen die Leser in drei glamouröse Hauptstädte - Berlin, Wien und Paris - und von den goldenen Zwanzigern bis ins Paris des Jahres 1942: Drei Schicksale treffen wieder und wieder aufeinander, ein Mann, gezeichnet durch den Krieg, eine Frau, entschlossen, die Welt zu erobern, ein Gegner, gefährlich und unberechenbar ... »?Der Tod ist ein Tänzer? ist ein großartiger historischer Roman, eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion, unheimlich atmosphärisch und spannend bis zum Schluss. Dieser Roman macht unbedingt Lust auf Teil zwei und drei.« WDR 4 Die Josephine-Baker-Verschwörung Band 1: Der Tod ist ein Tänzer Band 2: Die Spur der Grausamkeit Band 3: Die Dunkelheit der Welt

Veronika Rusch ist Jahrgang 1968. Sie studierte Rechtswissenschaften und Italienisch in Passau und Rom und arbeitete als Anwältin in Verona, sowie in einer internationalen Anwaltskanzlei in München, bevor sie sich selbständig machte. Heute lebt sie als Schriftstellerin mit ihrer Familie in ihrem Heimatort in Oberbayern. Neben Romanen schreibt sie Theaterstücke für Erwachsene und Kinder sowie Dinner-Krimis. Für ihre Krimikurzgeschichte »Hochwasser« erhielt sie 2009 den zweiten Preis im Agatha-Christie-Krimiwettbewerb.

Veronika Rusch ist Jahrgang 1968. Sie studierte Rechtswissenschaften und Italienisch in Passau und Rom und arbeitete als Anwältin in Verona, sowie in einer internationalen Anwaltskanzlei in München, bevor sie sich selbständig machte. Heute lebt sie als Schriftstellerin mit ihrer Familie in ihrem Heimatort in Oberbayern. Neben Romanen schreibt sie Theaterstücke für Erwachsene und Kinder sowie Dinner-Krimis. Für ihre Krimikurzgeschichte "Hochwasser" erhielt sie 2009 den zweiten Preis im Agatha-Christie-Krimiwettbewerb. Unter dem Pseudonym "Franziska Weidinger" erschienen bayerisch-schräge Romane, in denen es um den ganz normalen Wahnsinn des Lebens auf einem Dorf, um Freundschaft und Poesie und immer auch ein bisschen um die Liebe geht. Mit ihrem ersten Roman in dieser Reihe, "Keine Sau hat mich lieb", wurde sie für den DeLiA-Romanpreis 2013 nominiert. Als "Fiona Blum" verfasst sie poetisch-warmherzige Romane über Freundschaft, Liebe und die Magie der alten Städte.

2


Wien, Dienstag, 14. Februar 1928


Als Tristan hinaus auf den Bahnhofsvorplatz trat, wehte ihm ein eisiger Ostwind entgegen, der direkt aus Russland zu kommen schien. Es lag kein Schnee, und der Himmel über der Stadt war sternenklar. Er kam Tristan höher und dunkler vor als zu Hause, und die Sterne funkelten stärker, was vermutlich daran lag, dass der Bahnhofsplatz nicht so hell strahlte, wie er es von Berlin gewohnt war. Zwar gab es auch hier überall elektrische Straßenbeleuchtung, hohe, elegant geschwungene Bogenlampen, doch ihr Licht war gedämpfter, diffuser, weniger aufdringlich. Fast schien es Tristan, als scheuten sich die Lampen, allzu grell zu leuchten, um nicht Dinge zu enthüllen, die lieber im Dunkeln blieben. Die Lichter von Berlin dagegen waren schamlos, sie legten das Schöne und das Hässliche, das Offensichtliche und das Geheimnisvolle gleichermaßen bloß. Er zog ein letztes Mal am Stummel seiner Zigarette, warf die Kippe achtlos in den Rinnstein und sah sich nach einem Taxi um. Die Zugpassagiere, die mit ihm angekommen waren, begannen sich bereits zu zerstreuen. Als Tristan auf den Taxistand zuging, fuhr gerade das letzte Auto mit dem schwarz-weißen Würfelmuster an den Türen weg. Er blieb stehen und fluchte leise.

»Brauchn S’ einen Träger, gnädiger Herr?«, sprach ihn jemand an. Tristan drehte sich um. Hinter ihm stand ein mickriges Männlein undefinierbaren Alters in einer schmuddeligen Jacke und mit einer Schiebermütze auf dem Kopf. Er hatte kohlschwarze, schlau funkelnde Augen, einen zerfransten Kosakenschnurrbart und einen Goldzahn, der hervorblitzte, wenn er sprach. Tristan musterte die dürre Gestalt, an dem die Kleider hingen wie an einem Kleiderständer, und schüttelte den Kopf. »Danke, nein.« Er hatte nur für ein paar Tage gepackt, seine Reisetasche war nicht schwer, doch selbst wenn, fiele es ihm mit Sicherheit leichter, sie zu tragen, als diesem schwindsüchtigen Klappergestell.

»Wissen S’ denn, wohin?« Der Mann trat einen Schritt näher. »Gestatten, Anton Lowatschek.« Er tippte sich an seine Mütze. »Nur für den Fall, dass Sie nicht wissen, wohin, wüsst ich nämlich, wo ich Sie zum Übernachten hinschicken tät.«

»Ach ja?« Tristan musterte den Mann. Er schien ihm nicht besonders vertrauenerweckend. »Ich suche ein Hotel, nicht allzu weit vom Zentrum …«

»Ja, eh! Da hab ich genau das Richtige für Sie. Ich führ Sie auch hin. Kostet Sie nur ein paar Groschen.«

Anton Lowatschek sah Tristan erwartungsvoll an, und als dieser nach kurzer Überlegung nickte, wollte er nach der Reisetasche greifen, aber Tristan schüttelte den Kopf. »Die trage ich schon selbst.« Er folgte dem kleinen Mann, der jetzt flink um den Bahnhof herumging und zielsicher in eine der Gassen einbog, die im rechten Winkel zum Bahnhofsgebäude verliefen. Dabei redete er ununterbrochen, gestikulierte, deutete hierhin und dorthin und lieferte offenbar Erklärungen zu der Gegend, in der sie sich befanden. Tristan verstand höchstens die Hälfte von dem, was Anton Lowatschek von sich gab, was zum einen an seinem ausgeprägten Wiener Dialekt lag und zum anderen daran, dass er fast so schnell redete, wie er dahinwieselte. Nach rund zehn Minuten bogen sie in eine weitere, nur spärlich beleuchtete und sehr lange Gasse ein, an deren Ende sich, soweit Tristan verstand, die angepriesene Herberge befinden sollte. Schließlich blieben sie vor einem schlichten, etwas in die Jahre gekommenen Haus im Biedermeierstil stehen. Es war ziegelrot gestrichen, mit weiß abgesetzten Fenstern. Über der Tür hing eine große, kugelrunde Milchglaslampe, und darüber stand: Hotel Vollmond.

»Da wär ma’s jetzt«, sagte Lowatschek und ließ dabei seinen Goldzahn aufblitzen. Er wirkte fast so stolz, als handle es sich um sein Hotel.

Tristan musterte das Haus. Es sah ganz passabel aus. Und seine Ansprüche waren ohnehin nicht besonders hoch. »Danke.« Er gab seinem Begleiter den vereinbarten Lohn. Dieser deutete eine Verbeugung an. »Wann S’ mich mal wieder brauchen, fragen S’ einfach am Bahnhof nach dem Lowatschek. Die kennen mich da alle. Und wenn’s Ihnen nichts ausmacht, tät ich mich freun, wenn Sie der gnädigen Frau Salminger sagen täten, dass ich Sie hergebracht hab.«

Tristan versprach es, Lowatschek tippte sich an die zerknautschte Mütze und eilte den Weg zurück, den sie eben gekommen waren.

Tristan wollte gerade die Eingangstür öffnen, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Er war es inzwischen so gewöhnt, auf das kleinste Detail, auf jedes Geräusch und jede unerwartete Bewegung in seiner Umgebung zu achten, dass er augenblicklich in Alarmbereitschaft versetzt wurde. Er ließ die Klinke los und wandte den Kopf. Reflexartig war er versucht, gleichzeitig nach seiner Pistole zu greifen, bis ihm einfiel, dass sich diese nicht unter seinem Jackett, sondern ganz unten in seiner Reisetasche befand. Lautlos trat er aus dem Licht der Lampe und fixierte den unbeleuchteten Hauseingang schräg auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo er die Bewegung wahrgenommen hatte. Kurz darauf trat ein Mann daraus hervor. Er hatte seinen Hut tief ins Gesicht gezogen und trug einen schwarzen Mantel. Einen Augenblick lang blieb er stehen, und Tristan hatte das deutliche Gefühl, dass der Mann direkt zu ihm herüberblickte, obwohl sein Gesicht im Schatten lag und er seine Miene nicht sehen konnte. Dann drehte der Mann sich um und ging gemächlich davon.

Tristan sah ihm einen Moment lang unschlüssig nach, dann schüttelte er den Kopf und schalt sich überreizt. Wie hatte er nur daran denken können, seine Pistole zu ziehen, nur weil jemand aus einem Hauseingang trat? Wer sollte ihm hier, unmittelbar nach seiner Ankunft in dieser ihm völlig fremden Stadt, etwas Böses wollen?

 

»Guten Abend, der Herr.« Die Stimme schien von nirgendwoher zu kommen. Das Foyer des Hotels war nur schummrig beleuchtet. Mit den zahlreichen gerahmten Bildern an der einen und einem deckenhohen, mit Büchern, Zeitschriften und allerlei Nippes vollgestopften Regal an der anderen Wand wirkte es ein bisschen wie das Wohnzimmer einer alten Dame. Der große Käfig mit dem grünen Papageienpärchen am Fenster verstärkte den Eindruck noch. Eine Sitzgruppe mit verblichenem Gobelinmuster stand vor einem offenen Kamin, in dem ein Feuer brannte, doch niemand saß dort, und die Rezeption war nicht besetzt. Die Luft war erfüllt von süßlich orientalischem Rauch, der jedoch nicht vom Kaminfeuer herrührte. Tristan sah sich um und bemerkte, wie sich hinter dem hohen Tresen der Rezeption etwas regte. Eine kleine Frau erhob sich aus einem Lehnsessel, und sie sah so steinalt aus, dass es ihn wunderte, dass sie sich überhaupt noch bewegte. Ihre spärlichen grauen Haare hatte sie am Hinterkopf zu einem walnussgroßen Dutt zusammengezurrt, und ihre Haut war pergamentartig, fast durchscheinend und von blauen Adern durchzogen. Die alte Dame war sorgfältig zurechtgemacht, trug ein elegantes grünes Kleid mit Schleife am faltigen Hals und ein Schultertuch, leuchtend orangefarbenen Lippenstift, Lidstrich, grünen Lidschatten und Ohrringe mit smaragdgrünen Steinen. Sie rauchte eine Zigarillo, was den intensiven Geruch erklärte.

»Sie wünschen?«, fragte sie, und ihre Stimme war für eine so gebrechliche Person überraschend klar und kräftig.

Tristan kam näher und erkundigte sich nach einem Zimmer, und da er vermutete, dass es sich bei der Dame um die gnädige Frau Salminger handelte, von der Anton Lowatschek gesprochen hatte, hielt er sich auch gleich an sein Versprechen und erwähnte, dass dieser ihn hergebracht habe.

Das Gesicht der Frau legte sich in tausend Falten, als sie lächelte. »Der Lowatschek. Ein guter Kerl. Bringt mir oft Gäste.« Sie nickte Tristan beifällig zu, als stiege er in ihrer Achtung allein deshalb, weil er sich von dem seltsamen Vogel hatte herbringen lassen.

»Er ist kein Dienstmann, oder? Er trägt keine Uniform«, sagte Tristan, neugierig geworden, was es mit seinem beflissenen Begleiter auf sich hatte.

»Er war mal einer. Aber sie haben ihm die Kommission abgenommen«, erwiderte die alte Frau, während sie sich eine Lesebrille aufsetzte, die an einer Kette um ihren Hals hing, und mit gichtgekrümmten Händen langsam in einem großen Buch blätterte. An fast jedem ihrer knochigen Finger prangte ein Ring. »Hat nicht viel Glück gehabt im Leben, der Anton. Zuerst war er im Waisenhaus, da war es schon schwer für ihn, überhaupt was zu werden, und dann, als er sich grad so aufgerappelt hatte, ist er in Hefn gekommen …« Als sie Tristans verständnisloses Gesicht sah, übersetzte sie ins Hochdeutsch: »Ins Zuchthaus haben sie ihn gesteckt. Danach war die Konzession als Dienstmann weg. Und jetzt schlägt er sich so durch, und seine alten Kollegen lassen ihn a bisserl was mitverdienen. Die meisten jedenfalls. Von mir kriegt er für jeden Gast eine Provision.« Frau Salminger beugte sich über den Tresen und tätschelte Tristans Hand. »Das haben Sie gut gemacht, dass Sie mit dem mitgegangen sind. Auf den Lowatschek kann man sich verlassen.« Sie reichte ihm einen Meldeblock und einen Stift. »Name und Anschrift«, sagte sie dann, jetzt ganz geschäftsmäßig. »Und dann bräuchte ich noch Ihren Ausweis.« Letzteres kam fast entschuldigend, so als erwarte sie, dass diese Bitte auf Widerstand stieß. »Die Stadt verlangt das, und wir sind ein anständiges Hotel.«

»Kein Problem.« Tristan griff in die Innentasche seines Mantels und legte ihr seinen Ausweis hin. Er war nagelneu. Und falsch. Tristan hatte ihn sich extra für diese Fahrt machen lassen, bei einem Fälscher, der ihm empfohlen worden war, und er hatte eine Stange Geld dafür bezahlt. Außer dem falschen Militärpass und der Geburtsurkunde mit seinem richtigen Namen hatte er bislang keine...

Erscheint lt. Verlag 31.5.2021
Reihe/Serie Die schwarze Venus
Die schwarze Venus
Die schwarze Venus
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte 1920er Jahre • 1. Band der Trilogie • Alex Beer • Babylon Berlin • Berlin 20er Jahre • deutsche Spannung • Film Bodyguard • Frauenemanzipation • gehobene Frauenunterhaltung • Gehobene Spannung • historische Krimitrilogie • historischer krimi berlin • Historischer Kriminalroman • Josephine Baker • Krimi für Frauen • Novitäten 2020 Frauenunterhaltung • Novitäten 2020 historische Romane • Novitäten 2020 Krimi • Roman Frauen zwischen Kunst und Liebe • Starke Frauen • Verschwörungsthriller • Volker Kutscher • Wien
ISBN-10 3-492-99820-8 / 3492998208
ISBN-13 978-3-492-99820-8 / 9783492998208
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