Das Geheimnis von Zimmer 622 (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
672 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99843-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Geheimnis von Zimmer 622 -  Joël Dicker
Systemvoraussetzungen
10,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Vielschichtig und mitreißend - Was ging in Zimmer 622 vor sich?  In 'Das Geheimnis von Zimmer 662' entfaltet der Schweizer Bestsellerautor Joël Dicker auf über 600 Seiten eine abgründige und schillernde Geschichte aus Mord, Intrigen und der ganz großen Liebe.  Eine dunkle Nacht im Dezember, ein Mord im vornehmen Hotel Palace de Verbier in den Schweizer Alpen. Doch der Fall wird nie aufgeklärt. - Einige Jahre später verbringt der bekannte Schriftsteller Joël Dicker seine Ferien im Palace. Während er die charmante Scarlett Leonas kennenlernt und sich mit ihr über die Kunst des Schreibens unterhält, ahnt er nicht, dass sie beide in den ungelösten Mordfall hineingezogen werden. Was geschah damals in Zimmer 622, das es offiziell gar nicht gibt in diesem Hotel ... Nach seinen Bestsellern 'Das Verschwinden der Stephanie Mailer' und 'Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert' Diesmal fügt der Bestsellerautor seinem gekonnten Spiel mit doppelten Böden noch eine weitere Ebene hinzu: Er lässt sein Alter Ego auftreten und verwischt auf schwindelerregende Weise Fiktion und Wirklichkeit.   »Es ist nicht nur die Geschichte, die sich windende und wendende und überraschende Handlung, die dieses Buch - es ist mehr als ?nur? ein Krimi - zum Erlebnis macht.« Frankfurter Rundschau Krimi, psychologischer Thriller, Schurkenroman, Familiensaga, Liebesgeschichte: 'Das Geheimnis von Zimmer 622' bietet alles auf einmal. Derart vielschichtig und zugleich fesselnd schreibt Joël Dicker. Diese aufregende Mischung macht den Roman zum Pageturner des Jahres! 

Joël Dicker wurde 1985 in Genf geboren. Seine Bücher »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert« und »Die Geschichte der Baltimores« wurden weltweite Bestseller und über sechs Millionen Mal verkauft. Für »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert«, das in Frankreich zur literarischen Sensation des Jahres 2012 wurde und dessen Übersetzungsrechte mittlerweile schon in über 30 Sprachen verkauft wurden, erhielt Dicker den Grand Prix du Roman der Académie Française sowie den Prix Goncourt des Lycéens. Mit »Das Verschwinden der Stephanie Mailer« und »Das Geheimnis von Zimmer 622« konnte er an seine Erfolge anknüpfen und schaffte es ebenfalls auf die Bestsellerlisten.

Joël Dicker wurde 1985 in Genf geboren. Nach den Weltbestsellern "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" und "Die Geschichte der Baltimores", die sich weltweit mehr als 6 Millionen mal verkauften, ist dies Joel Dickers dritter ins Deutsche übersetzte Roman. Für "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" bekam Dicker den Grand Prix du Roman der Académie Française zugesprochen sowie den Prix Goncourt des Lycéens. Seit seinem Erscheinen im März dieses Jahres steht "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" auf Platz 1 der französischen Bestsellerliste. "Das Geheimnis von Zimmer 622" erscheint am 27. Mai in Frankreich.

Kapitel 1


Liebe auf den ersten Blick

Zu Beginn des Sommers 2018, als ich mich ins Palace de Verbier begab, ein exquisites Hotel in den Schweizer Alpen, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich meine Ferien damit zubringen würde, ein vor Jahren in diesem Haus begangenes Verbrechen aufzuklären.

Der Aufenthalt sollte mir nach zwei kleinen persönlichen Katastrophen, die mir gerade zugestoßen waren, etwas Ablenkung bieten. Doch ehe ich Ihnen erzähle, was in jenem Sommer geschah, muss ich zunächst einmal auf den Ursprung der ganzen Geschichte zurückkommen: den Tod meines Verlegers Bernard de Fallois.

Bernard de Fallois war der Mann, dem ich alles verdankte.

Mein Erfolg, meine Bekanntheit waren sein Verdienst.

Dass man mich der Schriftsteller nannte, war sein Verdienst.

Dass man mich las, war sein Verdienst.

Als ich ihn kennengelernt hatte, war ich nichts als ein unveröffentlichter Autor gewesen. Er hatte aus mir jemanden gemacht, dessen Romane in der ganzen Welt gelesen wurden. Bernard, der immer wie ein vornehmer Patriarch gewirkt hatte, war eine der herausragenden Persönlichkeiten der französischen Verlagswelt gewesen. Für mich war er ein Vorbild und vor allem, trotz der sechzig Jahre Altersunterschied, ein guter Freund gewesen.

Bernard war im Januar 2018 verstorben, in seinem 92. Lebensjahr, und ich hatte auf seinen Tod reagiert, wie es jeder Schriftsteller tun würde: Ich begann, ein Buch über ihn zu schreiben. Ich widmete mich diesem Projekt mit Leib und Seele, zurückgezogen ins Arbeitszimmer meiner Wohnung in der Avenue Alfred-Bertrand Nr. 13 im Genfer Champel-Viertel.

Wie immer, wenn ich schrieb, duldete ich nur einen Menschen in meiner Nähe, meine Assistentin Denise. Sie war meine gute Fee. Stets guter Laune, organisierte sie meine Termine, sichtete und sortierte die Leserbriefe, las und korrigierte, was ich zu Papier gebracht hatte. Nebenbei füllte sie meinen Kühlschrank und versorgte mich mit Kaffee. Und dann übernahm sie noch die Funktion eines Bordarztes, indem sie in mein Arbeitszimmer platzte wie in die Kajüte eines Kapitäns auf großer Überfahrt und mir Ratschläge für meine Gesundheit angedeihen ließ.

»Gehen Sie doch mal raus!«, befahl sie freundlich. »Drehen Sie eine Runde durch den Park, um Ihren Kopf zu lüften. Seit Stunden hocken Sie hier drin!«

»Ich war heute Morgen schon joggen«, erinnerte ich sie.

»Ihr Hirn braucht in regelmäßigen Abständen frischen Sauerstoff!«, beharrte sie.

Es war beinahe schon ein tägliches Ritual. Ich fügte mich und ging auf den Balkon vor dem Büro. Dort füllte ich meine Lungen mit ein paar tiefen Zügen kühler Februarluft, um mir dann mit einem amüsierten und herausfordernden Blick eine Zigarette anzuzünden. Sie protestierte empört:

»Wissen Sie was, Joël, ich werde Ihren Aschenbecher nicht ausleeren. Dann sehen Sie wenigstens, wie viel Sie rauchen.«

 

Jeden Tag hielt ich mich an eine mönchische Routine, die ich mir in den Schreibphasen auferlegte. Sie bestand aus drei unausweichlichen Etappen: im Morgengrauen aufstehen, eine Runde laufen gehen und bis zum Abend schreiben. Indirekt machte ich die Bekanntschaft von Sloane also dank dieses Buches. Sie war meine neue Etagennachbarin. Sie war vor Kurzem eingezogen, und seitdem war sie das Lieblingsthema sämtlicher Hausbewohner. Ich für meinen Teil hatte sie noch nie gesehen. Bis zu jenem Morgen, an dem ich ihr, bei der Rückkehr von meiner täglichen Trainingseinheit, zum ersten Mal über den Weg lief. Auch sie kam gerade vom Joggen, und wir betraten gemeinsam das Gebäude. Ich verstand sofort, warum Sloane in der Nachbarschaft auf so einhellige Begeisterung stieß: Sie war eine hinreißende junge Frau. Wir grüßten einander nur höflich, dann verschwand jeder in seiner Wohnung. Ich blieb mit einem verzückten Lächeln hinter meiner Tür stehen. Diese kurze Begegnung hatte mir genügt, um mich ein bisschen in Sloane zu verlieben.

Bald hatte ich nur noch eines im Sinn: Sloane kennenzulernen.

Zuerst versuchte ich, ihr übers Laufen näherzukommen. Sloane ging beinahe jeden Tag joggen, doch zu unregelmäßigen Zeiten. Ich irrte Stunden durch den Bertrand-Park in der verzweifelten Hoffnung, sie zu treffen. Dann sah ich sie plötzlich einen Weg entlangrennen. Meist hätte ich sie nie einholen können, ich lief also stattdessen zu unserem Haus zurück, um sie am Eingang abzupassen. Vor den Briefkästen trat ich von einem Bein aufs andere, und wenn Nachbarn kamen, tat ich immer so, als wollte ich gerade die Post holen, bis Sloane endlich auftauchte. Sie ging lächelnd an mir vorbei, was mich zugleich dahinschmelzen ließ und aus der Fassung brachte. Bis mir etwas Intelligentes einfiel, was ich hätte sagen können, war sie längst in ihrer Wohnung verschwunden.

Von Madame Armanda, der Concierge des Hauses, erfuhr ich schließlich etwas mehr über Sloane. Ihre Mutter war Engländerin, der Vater Anwalt, sie selbst war Kinderärztin und zwei Jahre lang verheiratet gewesen, doch die Ehe hatte nicht funktioniert. Sie arbeitete in der Genfer Universitätsklinik, mal tagsüber, mal hatte sie Nachtdienst, was erklärte, warum es mir so schwergefallen war, ihre Routinen zu verstehen.

Nachdem das mit dem Joggen gescheitert war, beschloss ich, es anders zu probieren. Ich erteilte Denise den Auftrag, das Treppenhaus durch den Türspion zu überwachen und mir Bescheid zu geben, wenn sie sie sah. Sobald Denises Schrei ertönte (»Sie verlässt ihre Wohnung!«), stürmte ich, geschniegelt und gestriegelt, aus meinem Büro und erschien meinerseits auf dem Treppenabsatz, als wäre es reiner Zufall. Doch wir wechselten nie mehr als einen Gruß. Meist ging sie zu Fuß hinunter, was jede Konversation im Keim erstickte. Ich folgte ihr, doch wozu? Auf der Straße angekommen, verschwand sie. Die wenigen Male, die sie den Aufzug nahm, blieb ich stumm, und betretenes Schweigen breitete sich in der Kabine aus. In beiden Fällen kehrte ich anschließend unverrichteter Dinge in meine Wohnung zurück.

»Und?«, wollte Denise wissen.

»Nichts und«, maulte ich.

»Sie sind wirklich eine Niete, Joël! Nun geben Sie sich doch mal ein bisschen Mühe!«

»Ich bin eben schüchtern«, erklärte ich.

»Also bitte, erzählen Sie mir doch nichts! In den Fernsehstudios wirken Sie überhaupt nicht schüchtern!«

»Weil Sie im Fernsehen den Schriftsteller sehen. Joël dagegen ist ganz anders.«

»Hören Sie, Joël, es ist wirklich nicht so schwer: Sie klingeln an ihrer Tür, schenken ihr Blumen und laden sie zum Essen ein. Oder sind Sie nur zu faul, zum Floristen zu gehen? Soll ich mich darum kümmern?«

Und dann kam der Abend im April, in der Genfer Oper, wo ich mir allein eine Aufführung von Schwanensee ansah. Als ich in der Pause hinausging, um eine Zigarette zu rauchen, stand sie plötzlich vor mir. Wir wechselten ein paar Worte, und da die Glocke zum zweiten Akt bereits läutete, schlug sie vor, nach dem Ballett noch etwas trinken zu gehen. Wir trafen uns im Remor wieder, einem Café ganz in der Nähe. So trat Sloane in mein Leben.

 

Sloane war schön, witzig und intelligent. Ganz sicher eine der faszinierendsten Personen, die ich je getroffen hatte. Nach unserem Abend im Remor führte ich sie ein paarmal aus. Wir gingen ins Konzert, ins Kino. Ich schleifte sie zur Vernissage einer unsäglichen Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die uns einen schlimmen Lachkrampf bescherte und von der wir flohen, um in einem vietnamesischen Lokal, das sie liebte, essen zu gehen. Wir verbrachten einige Abende bei ihr oder bei mir, hörten Opern, redeten und erfanden die Welt neu. Ich konnte nicht anders, als sie mit den Augen zu verschlingen. Ich fand sie einfach hinreißend. Wie sie den Blick senkte, sich die Haare aus dem Gesicht strich, lächelte, wenn sie verlegen war, mit ihren perfekt manikürten Fingern spielte, ehe sie mir eine Frage stellte … Alles an ihr gefiel mir.

Ich dachte bald nur noch an sie. Das ging so weit, dass ich vorübergehend sogar die Arbeit an meinem Buch vernachlässigte.

»Sie sind ja ganz woanders, mein armer Joël«, sagte Denise zu mir, als sie feststellen musste, dass ich keine Zeile mehr schrieb.

»Das liegt an Sloane«, erklärte ich, vor meinem ausgeschalteten Computer sitzend.

Ich wartete nur noch darauf, sie wiederzusehen und unsere endlosen Gespräche fortzusetzen. Ich hätte ihr stundenlang zuhören können, wie sie mir von ihrem Leben, ihren Leidenschaften, ihren Sehnsüchten und Zielen erzählte. Sie liebte die Filme von Elia Kazan und die Oper.

Eines Abends, nach einem Essen mit viel Wein in einer Brasserie im Pâquis-Viertel, fanden wir uns in meinem Wohnzimmer wieder. Amüsiert musterte Sloane den Nippes und die Bücher in den Wandregalen. Sie blieb lange vor einem Gemälde von Sankt Petersburg stehen, das ich von meinem Großonkel geerbt hatte. Dann inspizierte sie eingehend die Spirituosen in meiner Hausbar. Sie mochte das Relief eines Störs, das die Flasche Beluga-Wodka zierte, und ich servierte uns davon zwei Gläser auf Eis. Ich schaltete den Sender für klassische Musik ein, den ich oft abends hörte. Sie fragte mich herausfordernd, ob ich den Komponisten erraten könne, der gerade gespielt wurde. Nichts leichter als das, es war Wagner. Zum Klang der Walküre also legte sie die Arme um mich, zog mich an sich und flüsterte mir ins Ohr, dass sie mich begehre.

 

Unsere Liaison sollte zwei Monate dauern. Zwei wunderbare Monate. In deren Verlauf mein Buch über Bernard jedoch nach und nach wieder die Oberhand gewann. Zuerst nutzte ich die Nächte, in denen Sloane Dienst im...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2021
Übersetzer Amelie Thoma, Michaela Meßner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Autor • Baltimore • Banker • Bankgeschäfte • Bernard de Fallois • Bestseller • Buch • Bücher • doppelter Boden • Ebezner • Französische Literatur • französischer Autor • Genf • Harry Quebert • Hotel • Hotelzimmer • Internationale Literatur • internationaler Bestseller • Intertextualität • Joel Dicker • Liebesgeschichte • Madrid • metafiction • Mord • Schriftsteller • Spannung • Spannungsroman • SPIEGEL-Bestseller • Spion • Stefanie Mailer • Übersetzung • Verbier • Vereinte Nationen
ISBN-10 3-492-99843-7 / 3492998437
ISBN-13 978-3-492-99843-7 / 9783492998437
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 5,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99